Constantin Film
Star Trek aufgepasst hier kommt Raumschiff Surprise!
Tramitz und Kavanian über Bullys größte Schwäche
Interview: Spießig ohne Ende!
Ausrottung der Menschheit nach sich ziehen könnte. Doch ist wirklich alles verloren? Nein! Denn Königin Metapha hat einen Plan: Die Besatzung von "(T)Raumschiff Surprise" soll via Zeitreise die Besiedlung des Mars rückgängig machen und damit die bevorstehende Invasion verhindern. Die Crew um Mr. Spuck hat freilich andere Sorgen: Sie steckt mitten in den Vorbereitungen für ihre Tanznummer anlässlich der "Miss Waikiki-Wahl". In München standen uns die Besatzungsmitglieder Christian Tramitz (49) und Rick Kavanian (33) Rede und Antwort.
erschienen am 19. 07. 2004
Constantin Film
Retten unsere Zukunft: Rick Kavanian, Christian Tramitz und Til Schweiger
Ricore: Christian, Rick, nach Schweiz, Österreich und zahlreichen deutschen Städten nähert sich eure Interviewtour nun dem Ende. Wie fühlt ihr euch?

Christian Tramitz: Ich hab mich schon darauf eingestellt, dass das nie mehr aufhört und mein ganzes Leben so weitergeht. Ich halte es nicht mehr aus. Immer dieselben Fragen, das ist doch irre. Ganz ehrlich: Dafür hab ich nicht die Geduld. Aber heute bin ich gut gelaunt.

Ricore: Kopf hoch! Wie sieht eure Arbeitsteilung aus?

Tramitz: Man kann nur sehr schwer sagen, was genau von wem stammt. Meistens entstehen unsere Gags in Zweierteams. Alleine sind wir unfähig. Wir haben es mal versucht, aber das Ergebnis war niederschmetternd.

Rick Kavanian: Wir sind eigentlich genauso wie die Besatzung vom "(T)Raumschiff Surprise".

Tramitz: Genau. Wir gehen uns auf die Nerven, aber ohne die anderen funktioniert es auch nicht.

Ricore: Ihr geht euch auf die Nerven?

Tramitz: Beim eigentlichen Dreh nicht. Aber beim Schreiben gibt es schon Auseinandersetzungen. Vor allem ich stelle mich gerne quer und nörgele an bestimmten Pointen rum. Zum Glück konnten wir uns bisher immer einigen.
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Rick Kavanian ist gleich in drei Rollen zu sehen, hier als Bösewicht
Ricore: Du hattest also Einfluss aufs Drehbuch, obwohl du nicht mitgeschrieben hast?

Tramitz: Klar! Bully und Rick haben es mir ganz scheu zugesteckt und meinten, ich solle mich bloß nicht aufregen. Nach der Sichtung war ich echt überrascht, was die beiden ohne mich zustande gebracht haben. (lacht)

Ricore: Rick, wie muss man sich eure Drehbuchsitzungen vorstellen?

Kavanian: Wir überlegen uns die groben Züge der Geschichte und tauchen dann in einem Wellnesshotel unter. Aber nur für die erste Fassung des Buches! Mit der dort gebunkerten Wellness kommen wir zurück. Bully sitzt am Laptop, Alfons Biedermann und ich mit Schreibblöcken gegenüber. Vom ersten bis zum letzten Buchstaben schreiben wir alles gemeinsam, bis die Wellness verbraucht ist. Dann sofort wieder zurück ins Hotel...

Ricore: Du hast offenbar die Gunst der Stunde genutzt und dir gleich den Bösewicht reserviert!

Kavanian: (lacht) Genau! Irgendwann meinte ich, dass ich Jens Maul spielen möchte. Die beiden haben mich daraufhin nur mit großen Augen angeschaut, aber ich konnte es ihnen schmackhaft machen. In einer etwas weniger mutierten Form gab es Jens ja bereits in der "Bullyparade". Jens und Jörg waren damals ein Fallenstellerduo aus Zwickau, das sich auf die Fabrikation von Leichtbodenkokosmatten spezialisiert hatte, um Menschen zu fangen. Mit demselben Wahnsinn ist auch Lord Jens Maul bestückt.

Ricore: Nebenbei spielst du noch zwei andere Rollen in "Traumschiff".

Kavanian: Ich habe schon immer in der "Bullyparade" herhalten müssen, wenn es um Frauen, Insekten und Ausländer ging. Im Traumschiff ist es genauso: Schrotty ist das Mädchen, Jens Maul das Insekt und Schiffsarzt Pulle deswegen der Ausländer, weil man seine sexuelle Orientierung so gar nicht einordnen kann.

Tramitz: Uns wird ja immer nachgesagt, dass wir uns mit Drogen und Alkohol zupfeffern, um dieses Zeug zu entwickeln. Dabei sind wir spießig ohne Ende! Im Februar hab ich sogar mit dem Rauchen aufgehört.
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Bleiben im All fit: die (T)Raumschiff Surprise-Besatzung
Ricore: Was macht euer Trio dann so erfolgreich?

Tramitz: Vermutlich ist es die Tatsache, dass wir alle komplett unterschiedliche Menschen sind. Wir haben einen anderen Humor, spielen anders, und atmen trotzdem gleich. Es gibt eine enorme Sicherheit, wenn man weiß, dass der andere während eines Sketches nicht versagen wird, sondern das perfekte Gegenstück ist. Von Anfang an gab es bei uns diese Routine...

Kavanian: ...die trotzdem immer wieder von plötzlichen Ereignissen unterbrochen wird. Wie etwa die Nebelmaschine, die sich mit den grünen Kontaktlinsen von Jens Maul einfach nicht vertragen hat. Ich musste den Drehtag trotzdem hinter mich bringen und lag am Abend mit schmerzenden Augen im Bett.

Ricore: Wie demokratisch verläuft euer Dreh? Offiziell ist immer von Bullys neuem Film die Rede.

Kavanian: Ein reines Verkaufsargument! In Wirklichkeit ist es ein Tramitz-Kavanian Film. (lacht) Unsere Namen klingen nur zu slawisch-poetisch, da haben wir uns lieber für das amerikanische "Bully" entschieden.

Tramitz: Bully ist am Set sehr geschickt und kann seine Begeisterung schnell auf neue Schauspieler und Teammitglieder übertragen. Außerdem ist er offen für alles und lässt kreativen Input immer gerne zu. Durch ihren engstirnigen Egoismus stellen sich viele andere Regisseure selbst ein Bein. Kurzum: Bully ist ein talentiertes Schwein. (lacht)
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Rick Kavanian und Christian Tramitz haben mit Bullys Ausnahmestellung keine Probleme
Ricore: Wo liegt Bullys größte Schwäche?

Kavanian: Ich kenne niemanden, der sich lauter und häufiger die Hände wäscht.

Tramitz: Außerdem kann er Sonne nicht ertragen und versteckt sich immer vollkommen unter Schirmen. Aber ob das wirklich eine Schwäche ist?

Kavanian: Hm. Vielleicht seine viel zu dünnen Beine!

Tramitz: Pst, die haben wir alle drei. Vielleicht ist das unser Erfolgsgeheimnis: Wir drei haben viel zu dünnen Beine.

Ricore: Stört es euch denn nicht, dass in erster Linie immer von Bully geredet wird?

Tramitz: Er ist so geisteskrank, dass er es sich verdient hat. Bully verbraucht Cutter wie andere Lutschbonbons. Von neun Uhr morgens bis spät in die Nacht sitzt er monatelang im Schneideraum. Wir dagegen nehmen nach Drehschluss unseren Hut und sagen Servus. Ich hätte gar nicht die Geduld, mir vierhundert Mal eine Szene anzuschauen. Ich würde durchdrehen.

Ricore: Christian, Rick, sind eure Filme subtiler als viele denken?

Tramitz: Was ist guter Humor? Was ist Hau-Drauf-Humor? Was sind Schenkelklopfer, und wo fängt ein Kalauer an? Die Diskussion ist sehr müßig. Im Grunde genommen wollen wir nur eines: tolle Situationen schaffen, die man toll spielen kann. Ob der Humor dann funktioniert, bleibt abzuwarten.

Kavanian: Klingt komisch, ist aber so.
erschienen am 19. Juli 2004
Zum Thema
Rick Kavanian wird 1971 in München geboren. Er wächst multilingual auf, zuhause wird unter anderem Armenisch und Rumänisch gesprochen, Deutsch lernt er erst später. Nach dem Abitur studiert Kavanian Politikwissenschaft, Psychologie und Nordamerikanische Kulturgeschichte. Aus dem Nebenfach Psychologie steigt er aus, als in einem Kurs sein Kinderheld Batman in einer Analyse dekonstruiert wird. Lee Strasberg Theatre InstituteMichael Herbig zu sehen und zu hören. Mit 'Bully' und Christian Tramitz..
Auch wenn man es ihm auf den ersten Blick nicht unbedingt ansieht: Christian Tramitz ist ein Vollblutkomiker. Seinen Durchbruch hat der am 13. Juli 1955 geborene Enkel von Paul Hörbiger und Cousin von Mavie Hörbiger an der Seite von Michael "Bully" Herbig und Rick Kavanian in der "Bullyparade". In der Fernseh-Comedy-Serie überzeugt er in unzähligen Sketchen mit seinem komödiantischen Talent, bevor er dann in Bullys Spielfilmen "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1"..
Mit seiner Westernparodie "Der Schuh des Manitu" gelang Michael Herbig ein Überraschungshit, der stolze 64 Millionen Euro in die kränkelnden deutschen Kinokassen spülte. Um diesen Erfolg zu wiederholen, wurde die Wahl des Folgeprojekts dem Publikum überlassen, das sich per TV-Voting fuer "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" entschied - eine homoerotische Persiflage auf alte "Star Trek"-Filme, die Figuren sind aus der erfolgreichen "Bullyparade" bestens bekannt.
2024