Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Kristen Stewart in "Adventureland"
"Es ist wie ein Zwang"
Interview: Kristen Stewart hat Biss
Seit der erste Teil von "Twilight" in die Kinos kam, ist Kristen Stewart ein gefeierter Superstar. Mit ihren gerade mal 19 Jahren hat sie sich bereits Filmgeschäft etabliert und weiß ganz genau, was sie will. Wie die Dreharbeiten zum zweiten Vampir-Abenteuer "New Moon - Biss zur Mittagsstunde" liefen und wie sie mit dem Medienrummel um ihre Person umgeht, erzählt sie in einem netten Gespräch.
erschienen am 27. 11. 2009
Concorde Filmverleih
Kristen Stewart leidet Höllenqualen
Ricore: Was ist das Beste und das Schlimmste an Bella?

Kristen Stewart: Ich bin es gewohnt, in Filmen mitzuspielen, die keiner sieht, es sei denn, sie sind außergewöhnlich. Es ist befriedigend zu wissen, dass etwas so persönliches, für das man alles gegeben hat, die Menschen auch erreicht. Ich habe zwei solche Filme in einem Jahr gemacht. Das kann natürlich poblematisch sein, da man nie die Chance hat, eine Pause einzulegen. Aber das ist mir egal. Ich bin jung. Ich bin 19. Die meisten Schauspieler arbeiten ununterbrochen, auch wenn sie ihren Beruf nicht als Arbeit betrachten. Beim Schauspielern interessiert man sich für andere Menschen und beobachtet sie. Genau das tue ich. Das Beste daran ist, dass man die Arbeit mit anderen Menschen teilen kann. Und sie erreicht viele Leute.

Ricore: Was geschieht mit Bella, als sich Edward von ihr trennt?

Stewart: Sie will nicht wahrhaben, dass Edward sie verlässt, bis er weg ist. Als ich das Buch gelesen habe, war mein erster Gedanke, dass die eigentliche Trennungsszene der Moment des Zusammenbruchs ist. Das ist die letzte verzweifelte Chance, an etwas festzuhalten, von dem man weiß, dass es verschwinden wird. Ich glaube, Bella ist so verwirrt, dass ihr die Trennung erst bewusst wird, als sie den leeren Wald vor sich sieht.

Ricore: Was ist Ihre Lieblingsszene?

Stewart: Die, in der Bella und Edward wieder zusammen kommen. Die Tatsache, dass sie sich wieder versöhnen, ohne miteinander zu reden. In Italien, als sie ihn schließlich aus dem Licht schubst und sein Leben rettet, ist jene Szene im Film, die am meisten ausdrückt, ohne ein Wort zu verlieren.
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Kristen Stewart in "Adventureland"
Ricore: Wie sehr haben Sie sich seit dem ersten "Twilight"-Film verändert? Als Schauspielerin und als Person?

Stewart: Ich bin erwachsener geworden, denke ich. Aber genau kann ich das nicht beschreiben. Ich war so damit beschäftigt, missverstanden zu werden, dass ich oft missverstanden wurde. Die größte Veränderung war demnach, mich zu öffnen. Man kann sein Privatleben schützen und doch gleichzeitig auch offen und ausdrucksstark sein. Das musste ich erst lernen. Ich habe in diesem Jahr viel von Taylor Lautner gelernt. Er hat so oft in Interviews gesagt, dass er sich nur Gedanken über Dinge macht, die er kontrollieren kann. Natürlich gibt es auch andere Sorgen und Belastungen, aber die stehen im Weg, wenn man sie nicht unter Kontrolle hat. Also sorge dich um das, was dir am Herzen liegt, erfinde keine Ausreden und sei einfach du selbst. Das habe ich gelernt.

Ricore: Gab es einen Wendepunkt?

Stewart: Nein, aber ich habe ein Jahr lang ununterbrochen daran gearbeitet. Ich habe noch nie solange Zeit an einer Figur gearbeitet. Sonst lernte ich die Figur erst dann richtig kennen, wenn wir mit dem Film fertig waren. Dieses Mal drehen wir vier Filme, aber ich gehe die Sache an, als wäre es einer.

Ricore: Viele Schauspieler sind ausgeglichener, wenn sie ohne Rummel arbeiten können. Ist das bei Ihnen auch so?

Stewart: Ja, mein Lieblingsort ist das Set. Dort arbeite ich und kann das tun, was ich gerne tue. Zu unterscheiden, wann ich arbeite und wann nicht, ist schwierig. Ich habe das Gefühl, dass jeder schauspielern kann, wenn man keine Hemmungen und eine Story hat, die erzählt werden muss. Es ist wie ein Zwang. Ich höre nie auf, über Menschen nachzudenken. Ich glaube, man kann nur Filme machen, wenn man sich für Menschen interessiert und man mehr über sie wissen will. Sogar dieses Interview ist wirklich interessant für mich.
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Kristen Stewart am Boden
Ricore: Können Sie den Rummel um Sie herum ausblenden, wenn Sie arbeiten?

Stewart: Ich kann ihn ausblenden. Das ist auch notwendig. Ich bin nicht der Typ, der sich an vergangene Erlebnisse erinnert, um Emotionen zu wecken. Ich halte das für Manipulation und Lüge. Andrerseits denke ich auch viel über das nach, was da draußen passiert. Ich finde es wichtig, dass man sich Gedanken macht, nur nicht während der Arbeit.

Ricore: Was genau tun Sie, um den Rummel auszublenden?

Stewart: Das geschieht einfach. Ich habe keinen Schauspiel-Werkzeuggürtel. Ich glaube einfach an die Figuren, die ich verkörpere. Und ich verspüre ein brennendes Verlangen danach, Geschichten zu erzählen.

Ricore: Was haben manche Figuren, was andere nicht haben?

Stewart: Das kann ich nicht genau beantworten. Wenn man über bestimmte Figuren liest, fühlen sie sich so real an, wie wenn man plötzlich für sie verantwortlich wäre und sie echt wären. Es ist lächerlich, sich für Figuren verantwortlich zu fühlen, die im wahren Leben nicht existieren. Aber aus irgendeinem Grund habe ich diesen Zwang. Es ist der gleiche Grund, aus dem Künstler Bilder malen. Man spürt den Drang, sich auf diese Weise auszudrücken.

Ricore: Sie haben bereits drei "Twilight"-Filme gedreht. Wird es mit der Zeit einfacher?

Stewart: Nein. Schauspielern tut naturgemäß weh, wenn man es gut macht. Und es wird nicht einfacher. Die Möglichkeit, an Filmen mitzuarbeiten, gibt mir mehr Zeit, um über die Menschen und mich selbst nachzudenken. Dadurch werde ich immer besser. Es wird zwar nicht schwieriger, aber ich bin trotzdem mal besser, mal schlechter. Es ist ein Vor und Zurück. Ich schwanke jeden Tag zwischen den beiden und genieße das.
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Kristen Stewart in "Adventureland"
Ricore: Mussten Sie sich besonders vorbereiten? Zum Beispiel Dirt Bike fahren lernen?

Stewart: Nein. Bella ist ein Tollpatsch. Ich arbeite instinktiv. Die Vorbereitung dient dazu, dass alle dieselbe Geschichte erzählen. Körperliche Vorbereitung habe ich für Bella nicht gebraucht. Ich bin ein ziemlich normales Mädchen, wie Bella eben auch. Natürlich habe ich vorher die Bücher gelesen. Und Chris Weitz als Regisseur war großartig. Er gab mir das sichere Gefühl, dass ich nie einen Fehler machen könnte. Er ist sehr aufmerksam und auf die Gesamt-Story besonnen, dass ich wusste, wenn ich Details vergessen hätte, oder mein Spiel in einer Szene nicht gepasst hätte, hätte er mich daran erinnert und die Geschichte intakt gehalten. Ich konnte aufleben und atmen.

Ricore: Fühlt sich Bella wie eine zweite Haut an?

Stewart: Ja.

Ricore: Welches Buch mögen Sie am liebsten?

Stewart: Ich mag "New Moon" am liebsten, da Bella darin innerlich am meisten wächst. Sie wird im zweiten Film zur Frau, die sie für den Rest der Serie ist.

Ricore: Halten die Leute Sie manchmal für Bella?

Stewart: Ja. Ich glaube zwar, dass sie wissen, dass ich nicht sie bin. Aber manchmal ist es schwierig.
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Kristen Stewart mit ihren Fans
Ricore: Was sagen Sie Ihnen dann?

Stewart: Ich lächle und sage Hallo. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Leute Probleme haben, zwischen einem Menschen und einer Figur zu unterscheiden, die man seit Jahren anhimmelt. Die Bücher gibt es ja schon eine Weile. Wenn jemand fragt: "Bist Du Bella?", ist das das größte Kompliment. Es bedeutet, dass sie dir die Rolle glauben.

Ricore: Wie unterscheidet sich die Arbeit mit Taylor Lautner zu der mit Robert Pattinson?

Stewart: Zum Glück habe ich zu Taylor eine sehr einfache Beziehung, und die sollen wir auch im Film haben. Es fällt mir leicht, in seiner Gegenwart zu lachen, und ich habe schon viel von ihm gelernt. Manche Leute finden, dass ich wie seine große Schwester bin, die ihn beschützen will. In Wirklichkeit sind wir auf einem Level. Ich respektiere ihn sehr und habe sehr viel Spaß mit ihm. Er ist ein guter Schauspieler und es macht Spaß, mit ihm am Set zu spielen. Natürlich und einfach. Rob hat als Schauspieler eine völlig andere Rolle. Ich vergleiche nicht gerne den Arbeitsstil anderer Leute. Man kann das nicht definieren.

Ricore: Unterstützen Sie sich gegenseitig am Set?

Stewart: Das Tolle am Filmemachen ist, dass man mit Menschen zu tun hat, mit denen man normalerweise nie rumhängen würde. Dass man zusammen geworfen wird und sich diese Beziehungen erkämpfen muss, weil man weiß, dass der Film dann besser wird. Bei "Twilight" erwartet man, dass wir alle gut miteinander klar kommen. Zum Glück hat es funktioniert. Daher war es auch leicht, zurück zu kehren und dort weiter zu machen, wo wir aufgehört hatten, obwohl eine lange Zeit dazwischen lag. Aber das war Glückssache, dass wir uns alle mögen.

Ricore: Was ist der härteste Teil Ihrer Berühmtheit? Ist es jemals so aus dem Ruder geraten, dass Sie bereuen, diese Rolle angenommen zu haben?

Stewart: Nun ja, wir bekommen alle Möglichkeiten, die ein Schauspieler sich wünschen kann.

Ricore: Wie sieht es mit verrückten Paparazzi aus?

Stewart: Das ist es wert. Für einen Außenstehenden muss es verrückt aussehen, aber es ist nicht so schlimm wie es aussieht. Wirklich nicht.

Ricore: Dann bleiben Sie weiterhin bei Verstand?

Stewart: Oh ja, das werde ich.
erschienen am 27. November 2009
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Bella (Kristen Stewart) und Edwards (Robert Pattinson) Liebe hängt an einem seidenen Faden. Der Vampir hat seine Geliebte just an deren 18. Geburtstag verlassen, um keine Gefahr mehr für sie darzustellen. Doch Bella kommt über den Verlust nicht hinweg und bringt sich immer wieder selbst in Lebensgefahr. Auch freundet sie sich mit Jacob Black (Taylor Lautner) an, der sich allerdings zusehends in einen Werwolf verwandelt. Und die Werwölfe sind wie wir aus dem ersten Teil wissen, die Erzfeinde..
2024