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Kurzer Auftritt in: Die Bourne Verschwörung
Traummann, Flugangst und Klischees
Interview: Potente: Es war nicht immer leicht
Als Franka Potente (30) mit Regisseur Tom Tykwer gleich doppelt der Durchbruch ("Lola rennt") gelang, schwärmte ganz Deutschland von dem charmanten Traumpaar. Dann ging die Beziehung in die Brüche, Tykwers ehemalige Muse dampfte ab nach Hollywood. Zuerst spielte Sie kleinere Rollen, brillierte dann aber an der Seite von Matt Damon in "Die Bourne Identität". Schließlich suchte sie Trost bei Frodo-Jüngling Elijah Wood. Ob wahre Gefühle oder ausgeklügeltes PR-Kalkül: Seit ihrem Techtelmechtel mit dem Hobbit hat Franka auch in Übersee einen Namen. Der Terminkalender ist prall gefüllt. Beim Interview in Los Angeles verriet sie uns, warum die Zeit des Suchens nun ein Ende hat.
erschienen am 22. 10. 2004
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Matt Damon und Franka Potente wieder vereint...
Ricore: Frau Potente, wie schwierig ist es heutzutage, das Publikum mit einem großen Hollywood-Film zu überraschen? Franka

Potente: Das hängt davon ab, inwieweit sich Regisseur und Produzent von den gängigen Klischees lösen können. Heutzutage scheint ja jeder nach einem bestimmten Regelkatalog zu arbeiten, der vorschreibt, was man tun darf und was nicht. Zumindest lässt das die Einfältigkeit der meisten Storys vermuten. Der Aufbau ist fast immer derselbe: Hübscher Held trifft scharfe Frau, nach spätestens dreißig Minuten wird gevögelt. Eine ziemlich vorhersehbare Angelegenheit.

Ricore: Vielleicht sollten Sie einfach wieder deutsche Filme drehen?

Potente: Das entscheide ich nicht bewusst, sondern lasse es lieber auf mich zukommen. Ich will gute Filme drehen, ganz egal wo. Meine nächsten drei Projekte sind auf alle Fälle ziemlich unterschiedlich. In Prag drehe ich mit einem britischen Team "Therese Raquin", einen Historienfilm nach einer französischen Novelle. In Deutschland arbeite ich an der Verfilmung des Bestsellers "Elementarteilchen" von Michel Houellebecq, und danach gehe ich nach Bolivien, um mit Steven Soderbergh und Benicio Del Toro das Leben von Che Guevara zu verfilmen.

Ricore: Stimmt es eigentlich, dass Sie vor schwierigen Szenen gerne ein Schlückchen Jägermeister trinken, um sich aufzulockern?

Potente: (lacht) Manchmal mache ich das ganz gerne, aber sicher nicht immer. Meine Nervosität lässt sich durch Alkohol nicht beruhigen.

Ricore: Und wie steht es mit Ihrer Angst vor Geistern?

Potente: Wer hat denn das bitte geschrieben?

Ricore: Ihre Fansite...

Potente: Ich würde mit vielleicht erschrecken, wenn ich einem begegnen würde, aber ansonsten bin ich furchtlos. Bis auf meine Flugangst.

Ricore: Wie verträgt sich Flugangst mit Ihrem Beruf?

Potente: Ich habe bestimmte Rituale und versuche nach Möglichkeit, immer Lufthansa zu fliegen. Beruhigungspillen nehme ich nicht, die könnten mich im Falle des Falles ja außer Gefecht setzen. Mit Matt Damon hab ich mich oft über das Thema unterhalten.
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Privat wieder in der Balance: Franka Potente
Ricore: Sie tragen einen interessanten Ring am Finger. Ein Glücksbringer für Ihre Karriere?

Potente: Ein Glücksbringer fürs Leben! Ich kümmere mich gar nicht so stark um meine Karriere wie Sie vielleicht denken. Ich bin glücklich darüber, versuche auch alles in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber oberste Priorität hat mein Beruf nicht. Warum kommen Sie also immer wieder auf meine Karriere zu sprechen?

Ricore: Weil Sie so ungern Auskunft über Ihr Privatleben geben!

Potente: Über mein Privatleben spreche ich schon, nur nicht über meine Beziehungen. Ich möchte meine engsten Freunde schützen und nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Aber ansonsten spreche ich über fast alles mit Ihnen. Über mein Leben, über Filme, über "Die Bourne Verschwörung", oder über Michael Moores "Fahrenheit 9/11".

Ricore: Sie meinten vorhin, dass Ihre Karriere nicht oberste Priorität besitzt. Was steht denn an erster Stelle?

Potente: Die richtige Balance zwischen Arbeit und Leben zu finden. Ich bin im Juli dreißig geworden und habe zwei ereignisreiche aber auch sehr düstere Jahre hinter mir. Vor zwei Jahren ging meine Beziehung in die Brüche, was den Ausschlag für meinen Umzug nach Hollywood gegeben hat. Ich habe mich in eine Art Winterschlaf begeben, um erstmal mein eigenes Leben zu sortieren und mir über alles im Klaren zu werden. Ganz ehrlich: Es war nicht immer leicht für mich.

Ricore: Läuft Ihr Privatleben inzwischen wieder in geregelten Bahnen?

Potente: Ja, momentan befinde ich mich in der richtigen Balance. Ich führe keine Beziehung, bin aber wieder offen für alles und zufrieden mit mir selbst. Mein dreißigstes Lebensjahr ist nur eine Zwischenstation. Mir stehen noch alle Möglichkeiten offen. Falls ich nicht mehr Schauspielen möchte, kann ich jederzeit etwas anderes tun.

Ricore: Wollen Sie uns einen Ausblick auf die nächsten zehn Jahre geben?

Potente: Ich habe keine Ahnung. Momentan genieße ich einfach nur dieses Gefühl von Freiheit. Ich lasse alles offen.

Ricore: Wie stellen Sie sich Ihren Traummann vor?

Potente: Er sollte nicht jünger als dreißig sein, humorvoll, elegant, mutig, zuverlässig und offen fürs Neue. Ich weiß, so einer ist schwer zu finden. Aber Sie haben nach dem Ideal gefragt, richtig? (lacht)
erschienen am 22. Oktober 2004
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2024