Constantin Film
Nick Romeo Reimann und Fabian Halbig
Kreischende Mädchen und fliegende Fetzen
Interview: Krokodile im Gespräch
Sie sind zwölf und 17 Jahre alt, und wirken dennoch wie alte Hasen im Filmgeschäft. Immerhin spielte Nick Romeo Reimann in drei Teilen der "wilden Kerle" mit, war in mehreren Werbespots zu sehen und erhielt in Christian Ditters "Vorstadtkrokodile" 2008 seine erste Hauptrolle. Fabian Halbig ist seit seinem neunten Lebensjahr in der Öffentlichkeit, als Schlagzeuger der Band Killerpilze. Nun standen die beiden für "Die Vorstadtkrokodile 2" zum zweiten Mal gemeinsam vor der Kamera. Mit uns sprachen die Jungs über Mädchen, Schule und darüber, dass am Set manchmal die Fetzen fliegen. Vor allem, wenn man sich so gut kennt.
erschienen am 22. 01. 2010
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Fabian Halbig auf der Premiere von "Vorstadtkrokodile 2" in Köln
Ricore: Am Sonntag, dem 17. Januar 2010, war die Premiere von "Die Vorstadtkrokodile 2". Gab es viele kreischende Mädels?

Nick Romeo Reimann: Nein, die haben nicht wirklich gekreischt.

Fabian Halbig: Es waren rund 600 Leute vorm Kino. Auf dem roten Teppich waren wie immer die Fotografen die lautesten, aber nach der Vorführung gab's schon viel Applaus!

Ricore: Habt ihr viele Autogramme gegeben?

Halbig: Ja, schon, die Leute, die da waren, haben alle Autogramme bekommen.

Ricore: Seid ihr noch aufgeregt, wenn ihr auf solche Premieren geht?

Halbig: Wenn ich über den roten Teppich gehe, bin ich nicht aufgeregt, aber bevor ich den Film dann sehe, bin ich schon aufgeregt. Am Sonntag haben wir den ja auch zum ersten Mal fertig geschnitten gesehen. Umso erleichterter ist man dann, wenn er so gut geworden ist.

Ricore: Wie ist es denn für euch, wenn ihr euch selbst auf der Leinwand seht?

Halbig: Am Anfang war es ungewohnt. Vor allem das erste Mal ist komisch. Aber wenn man im Kino sitzt und alles ist schön geschnitten und mit geiler Musik unterlegt, dann schaut man sich den Film einfach an. Das ist dann kein Problem mehr. Natürlich denkt man sich ab und zu, wie seh' ich denn da aus? Aber das ist ganz normal, denke ich.
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Nick Romeo Reimann versteckt sich
Ricore: Du spielst eine relativ schwierige Rolle: Du sitzt nämlich im Rollstuhl. Hast du dich darauf besonders vorbereitet.

Halbig: Ja, ich hatte einen Rollstuhltrainer aus der Unfallklinik Murnau. Wir haben uns zwei Mal getroffen, jeweils einen Tag. Er hat mir beigebracht, wie man mit dem Rollstuhl umgeht. Er hat mir auch gezeigt, wie man sich außerhalb des Rollstuhls bewegt. Das war meine Vorbereitung. Während der Drehzeit sitzt man sowieso jeden Tag drin und dann gewöhnt man sich auch schnell daran.

Reimann: Ich hab' mich sogar daran gewöhnt. In den Drehpausen haben wir uns alle darum gerissen, wer rein sitzen darf, denn der Rollstuhl war schon sehr bequem. Da konnten wir das am Schluss auch alle ganz gut.

Ricore: Hat es auch Schwierigkeiten gegeben? Musstest du beispielsweise manche Szenen oft wiederholen?

Halbig: Das Schwierigste waren die Bewegungen außerhalb des Rollstuhls. Wenn man drin sitzt, fährt man, das ist ok. Aber draußen muss man sich auf jede kleine Bewegung konzentrieren. Ich wollte es ja so gut wie möglich spielen. Aber das hat dann auch gut geklappt.

Ricore: Hattest du eine Lieblingsszene?

Halbig: Ich finde eigentlich alle Szenen geil, in denen Jorgo (Javidan Imani) einen Witz reißt.

Reimann: Ich finde die auch super.

Halbig: Toll ist auch die eine Stuntszene, wo ich mit dem Rollstuhl über diese Rohre drüber fliegen. Diesen Stunt durfte ich nämlich selbst machen. Das war eine super Erfahrung.
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Nick Romeo Reimann, sein Kumpel Fabian Halbig und seine Filmfreundin Leonie Tepe
Ricore: Habt ihr viele Actionszenen selbst gemacht?

Reimann: Wir wurden zum Teil gedoubelt. Aber nur wenig. Vielleicht nur fünf Prozent von allen Stunts. Den Rest durften wir selber machen. Wir hatten ein tolles Stuntteam, das uns alles gezeigt hat.

Ricore: Es geht um Freundschaft, Liebe und Bandenzugehörigkeit. Hattet ihr auch mal eine Bande?

Reimann: Nein, eigentlich nicht. Als ich bei "Die Wilden Kerle" mitgemacht habe, habe ich versucht, eine Fußballgruppe aus meinen zwei Nachbarsfreunden zusammen zu stellen. Aber zu dritt klappt das nicht so gut. Ansonsten bin ich halt mit meinen Kumpels zusammen.

Ricore: Am Set arbeitet man ja als Kollegen zusammen. Seid ihr auch Freunde geworden?

Halbig: Ja, auf jeden Fall. Dadurch dass man sich zwei Monate lang jeden Tag sieht, miteinander abhängt und dreht oder in den Drehpausen miteinander redet, ist klar, dass man sich immer besser kennenlernt und besser versteht.

Ricore: Fabian, du schauspielerst und machst Musik. Wenn du dich entscheiden müsstest, wie würde deine Wahl lauten?

Halbig: Ich würde mich klar für die Musik entscheiden, denn das mache ich auch schon länger. Durch die Band bin ich ja auch erst zum Film gekommen. Das ist halt so meine Herzensangelegenheit. Ich bin aber total dankbar, dass ich das alles beim Film auch mal mitmachen und erleben durfte.
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Fabian Halbig kommt nicht aus dem Bett
Ricore: Hattet ihr während der Dreharbeiten Heimweh?

Reimann: Ja schon. Der Plan war aber, dass wir Kinder jedes Wochenende nach Hause fliegen. Das ging nicht immer, weil manchmal noch was gedreht werden musste. Aber wir haben fast jedes Wochenende unsere Eltern gesehen. Unter der Woche hatte man dann schon manchmal Heimweh. Aber dadurch, dass die ganze Bande immer da war und man sich mit allen gut verstanden hatte, war das kein Problem.

Halbig: Es war sehr familiär am Set. Ich persönlich hatte jetzt kein Heimweh, aber bei den Jüngeren ist es ja selbstverständlich, dass man manchmal Heimweh hat. Vor allem wenn man zwei Monate am Stück weg ist und seine Eltern immer nur kurz sieht.

Ricore: Tut es einem leid, wenn alles vorbei ist, oder ist man auch froh, dass das alles auch mal vorbei ist?

Reimann: Beides, oder?

Halbig: Klar. Dieses Mal war der Dreh sehr anstrengend, da ist man auch froh, wenn er vorbei ist. Aber wir waren zwei Monate jeden Tag zusammen, und auf einmal ist man wieder daheim und man sieht keinen von den anderen, bis zur Premiere. Dann ist man auf der anderen Seite schon auch ein bisschen traurig.

Reimann: Und sich privat mal zu treffen, ist bei den meisten sehr schwierig, weil alle irgendwo wohnen. Ein paar sind in Köln, andere in München, in Berlin, in Dillingen. Da ist es schwierig, in Kontakt zu bleiben. Man kann ja jetzt nicht einfach mal für einen Tag nach Berlin fliegen, um jemanden zu besuchen. Ich denke aber, jedes Mal, wenn wir zusammen sind, verstehen wir uns dann sehr gut.

Ricore: Gibt es in eurem Umfeld auch Neider, die euch den Erfolg nicht gönnen?

Halbig: Neider gibt es immer. Das kenne ich auch schon von der Band. Aber bei mir daheim ist das mittlerweile voll akzeptiert. Die meisten finden es total geil, dass eine Band oder ein Typ aus ihrem Landkreis Erfolg hat, auch international. Das ist schon cool, dass dies auch Leute von Zuhause anerkennen. Aber das ist immer so. Jeder erfolgreiche Mensch wird immer irgendwelche Neider haben. Aber das ist ja kein Problem, das darf man dann halt nicht zu ernst nehmen.
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Nick Romeo Reimann
Ricore: Hast du Pläne für die Zukunft?

Halbig: Ich will auf jeden Fall mein Abitur richtig gut machen. Das ist ein gutes Standbein. Das habe ich auch durchgezogen, als es damals mit der Band losging. Das war auch die Bedingung meiner Eltern. Wir können zwar im Prinzip tun und lassen was wir wollen, aber in der Schule muss es einigermaßen passen. Ich will auf jeden Fall mein Abitur machen, dann wird man weitersehen. Danach konzentriere ich mich als allererstes auf die Band. Das ist das Wichtigste!

Ricore: Und die Schauspielerei?

Halbig: Wenn da ab und zu mal eine ansprechende Rolle kommt und es zeitlich reinpasst, kann ich mir das gut vorstellen, das wieder zu machen.

Ricore: Nick, du spielst Gitarre. Hast du dir musikalisch Tipps von Fabian geholt?

Halbig: Bandmäßig hat er sich Tipps geholt. Wie es so in der Band ist.

Reimann: Ja genau. Ich find alle drei "Killerpilze" cool. Ich hab mich viel mit dem Gitarristen Max unterhalten. Über Gitarrensachen und so.

Ricore: Spielst du viel Gitarre?

Reimann: Ich habe erst vor kurzem damit aufgehört, weil es einfach viel wird mit der Schule und so. Aber so bald ich kann, fang ich damit wieder an. Es ist einfach ein schöner Ausgleich.

Ricore: Möchtest du eventuell sogar mal eine Band gründen?

Reimann: Nein, das ist derzeit nicht geplant. Vielleicht, wer weiß, irgendwann.
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Nick Romeo Reimann
Ricore: Haben dich deine Eltern in deinem Bestreben, Musik oder Schauspielerei zu machen, unterstützt?

Halbig: Meine Eltern waren zum Glück immer cool. Als wir die Band gegründet haben, war ich erst neun Jahre alt. Da muss man als Eltern auch erst bereit sein, den Sohn durch Deutschland touren zu lassen. Aber sie waren immer offen und haben uns unterstützt. Sie haben uns aber nicht gepusht und gesagt, ihr müsst jetzt berühmt werden und viel Erfolg haben. Sie haben uns zu den Bandproben und den Konzerten gefahren und hatten selbst auch Spaß dabei, uns zuzusehen. Genauso ist es mit der Schauspielerei. Meine Mutter hat immer gesagt, ich kann es machen, wenn ich Bock darauf habe. Sie hat es komplett mir überlassen. Ich habe mich dann entschieden, es zu machen. Jetzt sind sie sehr stolz darauf, wenn sie die Filme sehen.

Ricore: Gab es am Set auch mal Streitereien, flogen mal die Fetzen?

Halbig: Klar, wenn man sich jeden Tag sieht, geht man sich irgendwann mal auf den Wecker. Aber das ist ganz normal, wie bei Geschwistern auch.

Ricore: Nick, du hast ja auch eine Liebesszene gehabt. War das schwierig für dich?

Reimann: Ich habe Mädchen noch nie doof gefunden, wenn Sie das meinen. Ich habe mich schon immer für sie interessiert. Es klingt jetzt komisch, aber eine Liebesszene zu spielen, fällt mir jetzt nicht so schwer, wie zu spielen, dass ich traurig bin. Es fällt mir leichter zu zeigen, dass ich verliebt bin.

Halbig: Das haben sie aber auch gut gemacht finde ich. Das muss man auch erst mal können, sich mit elf und 14 Jahren vor ein 50-Mann-starkes-Team zu stellen und das so durchzuziehen.

Ricore: Wie ist das bei euch privat?

Halbig: Ich hab keine Freundin. Ich möchte aber auch nicht zu viel darüber reden, da mir meine Privatsphäre schon wichtig ist.

Reimann: Geht mir genauso.

Ricore: Seid ihr schon an dem Punkt, wo ihr sagt, ihr trennt Privates und Berufliches?

Halbig: Das muss auch so sein. Es gibt immer Leute, die Gerüchte verbreiten. Dann muss man das gut trennen, denn das eine hat mit dem anderen relativ wenig zu tun. Klar bin ich Musiker und Schauspieler, aber das ist mein Beruf und Hobby. In meinem anderen Leben gehe ich zur Schule wie jeder andere auch. Es gibt natürlich auch Leute, die ihr Privatleben in die Öffentlichkeit tragen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 22. Januar 2010
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Acht Jahre alt ist Nick Romeo Reimann bei seinem Kino-Debüt "Die Wilden Kerle 3". Bis dahin hatte der Kinderschauspieler für zwei Werbespots und kleinere Fernsehrollen vor der Kamera gestanden. 2008 übernimmt er in "Vorstadtkrokodile" erstmals eine Hauptrolle. Nick Romeo Reimann spielt in seiner Freizeit Gitarre und Fußball.
Fabian Halbig ist neun Jahre alt, als er mit seinem älteren Bruder Johannes und zwei Schulfreunden die Band Killerpilze gründet. Seit einem Ausstieg besteht diese nach noch aus drei Mitgliedern. Obwohl viele die Pop-Rock-Band mit Tokio Hotel vergleichen, distanzieren sich die drei Musiker entschieden von den Kollegen. Bislang publizierten die Vorstadtkrokodile" zu verkörpern.
Die Fortsetzung der erfolgreichen Neuverfilmung des Kinderbuchbestsellers von Max von der Grün, "Vorstadtkrokodile", ließ nicht lange auf sich warten. Regisseur Christian Ditter bedient sich auch hier dem erfolgreichen Rezept aus dem ersten Teil: Probleme wie Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot werden angesprochen. Daneben geht es aber auch um Liebe und wahre Freundschaft. Mit dabei sind erneut Maria Schrader, Nora Tschirner, Smudo und Dietmar Bär.
2024