Warner Bros.
Die Coolness in Person: Bruce Willis
Bruce Willis ist lustig
Interview: Zu beschäftigt mit dem Glück
Es benötigt nicht viele Worte, um Bruce Willis zu beschreiben. Er hat fast jedes Genre ausprobiert, war Geist, Polizist und auch Arthaus-Produktionen nicht abgeneigt. Nun verkörpert er in Kevin Smiths neuem Film erneut einen Gesetzeshüter. Allerdings wehrt sich der dreifache Vater, "Cop Out - Geladen und Entsichert" als Buddy-Action-Komödie zu sehen. Ihm sei es allein darum gegangen, witzig zu sein. Witzig war er auch in unserem Interview und spricht dabei mit so viel Wasser im Mund, dass das Gespräch eine ziemlich feuchte Angelegenheit wird. Wie dem auch sei. Bruce Willis ist und bleibt ein Actionhero, ob es ihm nun passt oder nicht.
erschienen am 15. 04. 2010
Warner Bros.
Cop Out - Geladen und Entsichert
Ricore: Es gibt zahlreiche Buddy-Movies und Polizistenthriller die alle nach dem gleichen Schema ablaufen. Was hat Sie speziell an diesem Film interessiert?

Bruce Willis: Fragen Sie das am besten unseren Regisseur Kevin Smith. Für mich hat es sich nie so angefühlt, als würden wir einen Polizisten-Buddy-Action-Thriller oder so etwas in der Art machen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie über das Genre nachgedacht. Es hat einfach nur Spaß gemacht. Und es war schließlich unser Job, die Leute, das Publikum zum Lachen zu bringen. Und außerdem erzählen wir ja auch eine Geschichte. Die wirkliche Geschichte zwischen mir und Tracy Morgan ist die, dass wir uns wahnsinnig angestrengt haben, lustig zu sein, und das Publikum jede Nacht zum Lachen bringen wollen.

Ricore: Haben Sie das Drehbuch beeinflusst?

Willis: Irgendwie schon. Unser erster Drehtag war ein Test, der uns aber nie wirklich als solcher präsentiert wurde. Die Produzenten und der Regisseur wollten sehen, wie Tracy und ich interagieren, ob die Chemie stimmt und ob wir gemeinsam lustig sein können. Damals waren wir tatsächlich lustig und die Chemie stimmte. Wäre das nicht so gewesen, würden wir jetzt sicherlich eine andere Unterhaltung führen.

Ricore: Haben Sie am Set viel improvisiert?

Willis: Das Drehbuch hat uns reichlich Spielraum für Improvisationen gegeben. Manchmal haben wir das genutzt, manchmal aber auch nicht.

Ricore: Dieser Film ist wie eine Vitrine voller Humor…

Willis: Natürlich kann man nicht die Vorlieben aller Zuschauer in einen 90-minütigen Film hineinpacken. Tatsächlich aber kenne ich fünf oder sechs Personen, die genau diesen Humor haben. Ich gehöre dazu! Letztendlich geht es hier auch um mehr. Der Film wird hoffentlich auch jene ansprechen, die mit Komödien nicht viel am Hut haben.
20th Century Fox
Bruce Willis in seiner Paraderolle: John McClain
Ricore: Es ist ein sehr jugendlicher Humor…

Willis: Klar, wir wollten diese jugendliche Sprache und ihre Witze nicht außen vor lassen (lacht).

Ricore: Lachen Sie heute über die gleichen Dinge wie damals, als Sie vielleicht zwölf Jahre alt waren?

Willis: Ich denke, dass die Zwölfjährigen genau unser Publikum sind. Allerdings ist es heutzutage schwierig, den richtigen Film zu finden. Filme angucken muss euch ja sowas von zuwider sein! Ich meine damit, dass es viele langweilige, langsame und ernste Filme gibt. Das ist zum Durchdrehen. Es gibt aber nur wenige, die das Publikum zum Lachen bringen wollen.

Ricore: Im Film ergibt sich der Humor auch aus der Eifersucht. Sind Sie selbst eifersüchtige?

Willis: Ich denke, ich habe das Thema Eifersucht für mich abgeschlossen. Klar bin ich eifersüchtig auf den neuen Mann an der Seite meiner Ex-Frau, aber das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte. Ein Wegweiser, der die Geschichte am Laufen hält, bis der ganz große Lacher kommt.

Ricore: Sie haben einen Punkt in Ihrer Karriere erreicht, bei dem Sie nichts und niemanden mehr etwas beweisen müssen. Die Eifersucht, ob sie nun beruflicher oder privater Natur ist, wurde sie im Laufe Ihrer Karriere geringer?

Willis: Klar. Wenn man länger in diesem Business arbeitet, findet man eine kleine Nische, die man für sich erobern kann. Da kann man sich seine eigene kleine Welt, sein Königreich aufbauen. Meistens macht man dann sehr ähnliche Filme, manchmal kommen auch andere Drehbücher. Vielen Schauspielern gelingt der Absprung einfach nicht. Ich persönlich kenne nicht viele, die eifersüchtig sind. Vielleicht ist dies unter Frauen eher verbreitet als unter Männern.
Tiger/Ricore Text
Bruce Willis auf Promotiontour zu: Ab durch die Hecke
Ricore: Nun ja, ältere Schauspielerinnen bekommen ja auch weniger Rollenangebote, das ist klar.

Willis: Ja, in dieser Beziehung haben wir Männer es einfacher (lacht).

Ricore: Sie haben kürzlich erst gesagt, dass Sie sich derzeit in der glücklichsten Phase Ihres Lebens befinden. Ist das ein Resultat Ihres Alters?

Willis: Nein. Es ist ganz einfach so, dass ich mich noch nie glücklicher gefühlt habe als jetzt. Nicht mehr und nicht weniger.

Ricore: Sie nähern sich an einen Punkt, an dem Ihre Töchter ins heiratsfähige Alter kommen. Erschreckt Sie das?

Willis: Ich und sie haben noch ein bisschen Zeit. Aber wenn es passiert, passiert es eben. Das ist der Lauf der Zeit. Aber ich vertraue ihr. Sie weiß schon, was sie tut.

Ricore: Legen Sie sich eigentlich einen Notgroschen zur Seite? Denn wie wir erfahren haben, kostet eine Hochzeit heutzutage ja satte 45.000 Dollar?

Willis: Ich bin ein gebrochener Mann (lacht). Ich wollte eigentlich fragen, ob ich mir von Ihnen ein bisschen Geld borgen kann. Reichen Sie einfach den Hut herum und legen Sie einige Bonbonschalen hinein. Nein, das Gute ist, dass die Mütter für Hochzeiten zahlen (lacht)...

Ricore: Gibt es einen Grund, warum Sie jetzt so glücklich sind?

Willis: Ich habe mich letztes Jahr wiederverheiratet. Meine Frau ist einfach nur wunderbar. Das macht mich jede Sekunde glücklich.
Jean-François Martin/Ricore Text
Bruce Willis in Cannes 2006
Ricore: Frauen lieben solche Aussagen!

Willis: Ja.

Ricore: Brauchen Männer wahre Kumpels? Im Film gibt es ja ziemlich viel Bromance?

Willis: Nun ja, es ist hilfreich, wenn man einen wahren Kumpel hat, jemand, der auf deine Flügel aufpasst. Jeder braucht das!

Ricore: Ist das ein Bild, um ihre Beziehung zu Freunden zu beschreiben? Lachen Sie viel gemeinsam?

Willis: Jeder lacht gerne. Oft rede ich bewusst dummes, blödes Zeug, nur um andere zum Lachen zu bringen. Lachen macht glücklich und gesund. Ich kann Ihnen sogar einige Witze beibringen. Wenn man Wasser im Mund hat und gleichzeitig versucht zu reden, ist das ziemlich witzig.

Ricore: Wirklich?

Willis: Wollen Sie es sehen? Sogar Sie können das. Das ist ein guter Witz! (Er steht auf, trinkt ein Schluck Wasser und redet dabei. Das Wasser spritzt ihm aus dem Mund)

Ricore: Ist nicht manchmal das Unerwartete lustiger als vorbereitete Witze?

Willis: Das ist während der Dreharbeiten tatsächlich einige Male geschehen. Beispielsweise bei Seann William Scott. Seine Figur war von den Cullen Brüdern wirklich sehr gut geschrieben. Sie sind lustige, gemütliche Typen, mit dem richtigen Gespür für Situationskomik. Es war also nicht notwendig, etwas hinzuzufügen, da das Drehbuch wirklich außerordentlich war. Aber Seann hat seine Zeilen genommen und etwas Eigenständiges daraus gemacht. Manchmal hat er so lustige Sachen gesagt, dass wir es nicht glauben konnten. Er hat es einfach riskiert. Das war großartig.

Ricore: Wie hat sich in Ihren Augen die Figur des Polizisten im Film über die Jahre hin verändert? Angefangen bei den "Stirb langsam"-Filmen bis heute?

Willis: Ich mag keine Polizisten mehr spielen. Das nervt. Deshalb habe ich diese Rolle angenommen. Ich wollte einen lustigen Cop spielen. Es gibt so viele Filme, in denen Leute mit Waffen in den Händen die Straße runter laufen, schreien, schießen und alles ernst nehmen. Buddy-Komödien, Cop-Action-Filme, oder eben auch Buddy-Cop-Action-Komödien hat es immer schon gegeben, seit es Filme gibt. Zuerst hießen sie Western, dann Kriegsfilme, dann Gangsterfilme, nach "French Connection - Brennpunkt Brooklyn" hießen sie dann Cop-Filme. Aber es ging immer um ein Duo, das zwischen den Guten und den Bösen stand. Es wurde nur variiert. "Cop Out - Geladen und Entsichert" ist auch nur eine Variation. Alles im Film ist arbeitet nur auf die Pointe hin. Es geht uns nur darum, das Publikum zum Lachen zu bringen.
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Ein unschlagbares Duo: Bruce Willis und Tracy Morgan
Ricore: Haben Sie viele echte Freunde?

Willis: Ich habe meinen Freunden gesagt, dass ich mich einige Jahre von meinem Sozialleben zurückziehen werde um die Zeit mit meiner Frau zu genießen. Sie haben damit kein Problem. Wenn man sich sieht, ist es ok. Viele meiner Freunde arbeiten ja auch im Showbusiness, so dass wir uns ohnehin nur selten sehen, da entweder sie weg sind oder ich. Manchmal treffe ich auch Freunde in der Bar George V in Paris. Das ist dann ganz lustig.

Ricore: Was ist so besonders am George V?

Willis: Alle Amerikaner gehen dorthin.

Ricore: Obwohl Sie einen weißen Polizisten spielen und Tracy Morgan schwarz ist, wurde Witze über ethnische Unterschiede ausgelassen. Leben wir heute in einer Zeit, in der Witze über ethnische Differenzen überflüssig sind?

Willis: Sind Sie etwa überrascht, dass in einem Film ein weißer und ein schwarzer Polizist ein Team bilden?

Ricore: Nein, allerdings hält diese Tatsache in vielen Filmen als Basis für den Humor her. Hier allerdings fehlen ethnische oder kulturelle Anspielungen komplett.

Willis: Es war nicht notwendig. Das Drehbuch und die Geschichte waren schon so lustig, dass wir dieses Thema ausgespart haben. Und ich denke, das ist ein Schritt vorwärts. Großartiges Drehbuch, großartige Regie, großartige Geschichte.
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Bruce Willis in seiner Paraderolle: John McClain
Ricore: Sind Leute manchmal überrascht, dass Sie auch lustig sein können?

Willis: Nur jene, die vergessen, dass ich fünf Jahre lang fürs Fernsehen gearbeitet habe. Da war es mein Job, lustig zu sein. Aber die meisten Menschen haben nur ein Kurzzeitgedächtnis. Ich war auch in "The Sixth Sense" und "Stirb langsam" lustig, aber das wird gerne vergessen.

Ricore: Welche Schauspieler bringen Sie zum Lachen?

Willis: Manchmal ist es so, dass man mit jemanden ein Gespräch führt, und dein Gegenüber plötzlich irgendetwas sagt, das überhaupt nicht mit dem zu tun, was man gerade besprochen hat. Ein Wort, ein Satz, das aus dem Nichts kommt und dich komplett umhaut.

Ricore: Können Sie Namen nennen?

Willis: Ja, Tracy Morgan (lacht).

Ricore: Wie waren die Dreharbeiten zu "The Expendables" mit Sylvester Stallone?

Willis: Ich musste Geheimhaltung schwören. Ich glaube nicht, dass ich hier dazu etwas verraten kann und das ist gut so. Sly ist sehr glücklich mit dem Film. Ich habe ihn noch nicht gesehen habe aber gehört, dass er sehr gut sein soll.

Ricore: Was macht Ihre Musikkarriere?

Willis: Davon habe ich mich zurückgezogen.
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Bruce Willis mimt erneut den coolen Cop
Ricore: Warum?

Willis: Ich war zu beschäftigt damit, glücklich zu sein.

Ricore: Sie können nicht glücklich sein und gleichzeitig Musik machen?

Willis: Ich spiele nicht mehr so viel wie früher. Ab und zu besuche ich die Allman Brothers Band, aber das war's auch.

Ricore: Genießen Sie noch die Schauspielerei?

Willis: Ja, schon. Manchmal genieße ich es mehr, manchmal weniger. Aber mir gefällt es nach wie vor, ein 110-seitiges Drehbuch auf die Leinwand zu bringen. Etwas daraus zu machen und lustig zu sein. In diesem Fall war nicht alles aufgeschrieben. Wir hatten mit dem Drehbuch eine tolle Basis, konnten uns aber selbst viel erarbeiten.

Ricore: Spüren Sie, wenn etwas nicht funktioniert?

Willis: Ja, ich denke schon. Hier aber hat alles gestimmt. Wenn man abschweift, einige Kurven nimmt und dann später zum Drehbuch zurückkehrt und die Szene trotzdem geschafft hat, hat man das Gefühl, seinen Job richtig erledigt zu haben.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 15. April 2010
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Schon seit Jahren arbeiten die Polizisten Jimmy (Bruce Willis) und Paul (Tracy Morgan) auf New Yorks Straßen, um die Stadt sicherer zu machen. Doch dann wird ausgerechnet Jimmy Opfer eines Überfalls. Gestohlen wird nicht Schmuck oder Geld, sondern seine wertvollste Baseball-Sammelkarte, mit deren Verkauf er die Hochzeit seiner Tochter finanzieren wollte. Dies kann Jimmy natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Er beginnt eine gnadenlose Jagd auf den Gangster. Paul ist ihm nur eine bedingte..
Bruce Willis beginnt seine Karriere in Werbespots und auf New Yorker Bühnen. Ab 1985 spielt der in Idar-Oberstein als Sohn eines amerikanischen GIs und einer deutschen Mutter geborene Schauspieler eine Hauptrolle in der TV-Serie "Moonlighting - Das Model und der Schnüffler", nebenbei ist er aber auch als Sänger tätig. 1988 gelingt ihm mit "Stirb langsam" der internationale Durchbruch. Noch lange versucht er, sein Actionimage wieder los zu werden, scheitert jedoch zunächst mit anderen..
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