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Alexander Skarsgård
Zwischen Kalahari und Los Angeles
Interview: Weltbürger Alexander Skarsgård
Alexander Skarsgård hatte als Dreizehnjähriger die Nase voll von der Schauspielerei. Dem Kinderstar wurde alles zuviel. Nach sieben Jahren Abstinenz kehrte er 1997 zurück ins Filmgeschäft. Nun spielt der mittlerweile 34-Jährige eine Hauptrolle in der Vampir-Serie "True Blood" (ab 4. November 2010 läuft die dritte Staffel auf Syfy). Zudem hat sich der Sexiest Man Schwedens für das Titelblatt des Rolling Stone Magazine ausgezogen. Während er am Set Sexszenen dreht, in Uniform an Seilen hängt und von Ort zu Ort fährt, fehlt im nur eines: seine Heimat.
erschienen am 19. 11. 2010
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True Blood - Die komplette zweite Staffel
Ricore: "True Blood" ist wie "Twilight", aber mit mehr Sex und Blut. Wie empfanden Sie, als Sie zum ersten Mal von der Serie hörten?

Alexander Skarsgård: Ich habe nur gehört, dass ich einen Vampir spiele. Ich fand es zuerst etwas kitschig.

Ricore: Was haben Sie gedacht, als Sie die Sexszenen gelesen haben?

Skarsgård: Mir hat das gefallen. Wenn der Sinn der Geschichte und die Glaubwürdigkeit der Charaktere dabei erhalten bleiben, habe ich kein Problem damit. Im Gegenteil, es macht sogar Spaß.

Ricore: Gab es Momente, die besonders lustig waren?

Skarsgård: Es gab einige surreale Momente. In der dritten Staffel mussten ich und ein Kollege Uniformen aus dem Zweiten Weltkrieg anziehen. Wir sollten eine Actionszene drehen und hingen an Seilen. Es war morgens um sieben, wir haben uns angesehen und gedacht: "Ok, das ist unser Job".

Ricore: Kennen Sie Deutschland?

Skarsgård: Ja, ich war öfters in Deutschland und hatte ein Jahr Deutschunterricht an der Schule. Aber ich war nicht sehr gut.
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Alexander Skarsgård, Stephen Moyer
Ricore: Können Sie echtes Blut sehen?

Skarsgård: Ich falle nicht in Ohnmacht, wenn ich Blut sehe. Mein Bruder will Arzt werden. Das könnte ich allerdings nicht.

Ricore: Was benutzen Sie in der Serie, um Blut zu imitieren?

Skarsgård: Das ist eine dickflüssige Masse. Man könnte es trinken, aber es schmeckt widerlich. Wenn es trocknet, wird es sehr klebrig. Bei Szenen, in denen wir am ganzen Körper mit dem unechten Blut verschmiert sind, müssen wir danach samt der Kleidung unter die Dusche. Nur so können wir die Sachen wieder ausziehen. Ansonsten fühlt sich das an, als würde man die Beine wachsen.

Ricore: Sie haben nackt für das Cover des Rolling Stone Magazins posiert. Was haben Sie während des Shootings gedacht?

Skarsgård: Ich habe schon einige Shootings hinter mir. Das war das erste Mal, dass ich dachte: "Das werde ich irgendwann meinen Enkelkindern zeigen." Ich war sehr stolz, denn das war etwas Besonderes. Das Fotoshooting war zuerst ganz normal. Wir haben sechs Stunden angezogen vor der Kamera posiert. Erst am Ende des Tages sagte der Fotograf, dass er gerne etwas Ausgefallenes ausprobieren würde.

Ricore: Hatten Sie irgendwelche Einwände, als der Fotograf Ihnen sagte, Sie sollen sich ausziehen?

Skarsgård: Wir wussten, dass er ein erfahrener Fotograf ist. Er hat uns seine Idee erklärt. Nach sechs Stunden Shooting haben wir uns wohl gefühlt und daher sofort mitgemacht.
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True Blood - Die komplette 1. Staffel
Ricore: Wie können Sie sich den Erfolg der Serie erklären?

Skarsgård: Alan ist sehr gut darin, ein erfolgreiches Drehbuch zu schreiben. Die Strukturen und die Cliffhanger sind durchdacht. Er hat etwas für intelligente Zuschauer geschaffen. Es ist mehr, als nur eine Stunde Unterhaltung.

Ricore: Was glauben Sie, macht das Vampir-Genre so faszinierend?

Skarsgård: Vampire sind unsterblich. Die Menschen fühlen sich von ihnen angezogen, weil sie für Wissen, Erfahrung und Selbstbewusstsein stehen. Die Plattform für ein gutes Drama ist die Anziehungskraft. Es ist auch das Element der Gefahr. Sie könnten dich in Sekunden töten.

Ricore: Was halten Sie von "Twilight"?

Skarsgård: Ich habe weder die Bücher gelesen, noch die Filme gesehen.

Ricore: Sind Sie froh, bei "True Blood" dabei zu sein, als bei "Twilight"? Schließlich können Sie nun Sex haben, statt brav auf Distanz zu bleiben.

Skarsgård: Das kann nicht beurteilen, da ich die Filme nicht gesehen habe. Wir haben jedenfalls viel Spaß.

Ricore: Wenn Sie die Drehbuchautoren zwingen könnten, einen bestimmten Part hinzuzufügen, was wäre dies?

Skarsgård: Ich mag die Rückblenden. Wenn du ein Charakter spielst, der über tausend Jahre alt ist, hast du dafür viele Anlässe. Vielleicht China vor achthundert Jahren. Das wäre interessant oder Versailles - mit den Perücken und dem Puder.
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Alexander Skarsgård
Ricore: Sie wurden in Schweden fünfmal zum Sexiest Man gewählt. Hat das ein anderer Schauspieler bisher geschafft oder ist das der Rekord?

Skarsgård: Ich weiß nicht, ob ich der Rekordhalter bin.

Ricore: Wie viel anzügliche Fanpost erhalten sie?

Skarsgård: Ich habe einen Manager, der alle verrückten Briefe aussortiert. Er gibt mir nur die unschuldigen Briefe der 12- und 13-Jährigen mit Blümchen. Im Ernst: Die meisten Botschaften sind sehr nett. Sie enthalten Fotos oder die Fans wollen eine Unterschrift.

Ricore: ...oder machen Ihnen einen Heiratsantrag?

Skarsgård: Ja, das kommt manchmal vor [lacht].

Ricore: Wie reagieren Ihre Freunde auf Ihre Rolle als Vampir? Machen sie sich über Sie lustig?

Skarsgård: Die wissen, dass ich mir deswegen schon einiges anhören muss. Daher sagen sie nichts mehr. Sie schauen sich die Serie an und unterstützen mich. Ich hoffe, sie freuen sich für mich.

Ricore: Wie bereitet man sich auf eine Rolle vor, die tausend Jahre alt ist?

Skarsgård: Ich habe die ersten fünf Drehbücher gelesen. Ich wollte die Figuren und ihre Umwelt kennen lernen. Danach habe ich mir die alten Filme angeschaut, wie "Nosferatu" von Murnau und das Remake mit Kinski. Alles andere ist Vorstellungskraft. Das zusammen ist die Grundlage, um einen Charakter bilden zu können.
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Stellan Skarsgård
Ricore: Können Sie am Set eigene Ideen einbringen?

Skarsgård: Ja, auf jeden Fall. Jeder Regisseur, der das nicht zulässt, kann nicht das Beste aus seinen Schauspielern herausholen. Er würde die Darsteller in ihrer Arbeit einschränken. Sie sind Teil des kreativen Prozesses.

Ricore: Ihr Vater ist ebenfalls Schauspieler. Gab es eine Zeit, in der Sie rebellierten und einen anderen Weg als Ihr Vater einschlagen wollten?

Skarsgård: Es ging nicht darum rebellisch zu sein. Ich war mit dreizehn Jahren in Schweden ein Kinderdarsteller. Ich fühlte mich durch die ganze Aufmerksamkeit unwohl, unsicher und paranoid. Es ist ein seltsames Alter, um berühmt zu sein. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich das nicht mehr. Daher habe ich mich sieben Jahre zurückgezogen. Erst mit einundzwanzig habe ich es vermisst und wollte wieder vor die Kamera.

Ricore: Was hat ihr Vater dazu gesagt?

Skarsgård: Mein Vater hat mich ermutigt und unterstützt. Er hat mir gesagt, dass es ein toller Job sei und er ihn liebe, aber dass es auch sehr hart sei. Man muss diese Arbeit mit Leidenschaft machen, ansonsten ist es das Ganze nichts wert. Ich bin sehr froh, dass er so reagiert hat. Wenn man in Hollywood die Eltern sieht, die davon leben, ihre Kinder berühmt zu machen... Diese ganzen Kinderstars sind verkorkst und es war nicht einmal ihre Entscheidung, sie wurden dazu gedrängt. Wenn du nicht glaubst, dass die Schauspielerei das Einzige ist, das du tun willst, dann mach etwas anderes.

Ricore: Leben Sie noch in Schweden?

Skarsgård: Es ist immer noch mein Zuhause, aber wir drehen siebe Monate ohne Pause an einem Ort. Danach fahren wir normalerweise fünf Monate durch die Gegend und sind an verschiedenen Drehorten. An einem Tag bin ich auf Hawaii, dann muss ich nach Louisiana und dann wieder zurück an den Set von "True Blood".
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Alexander Skarsgård
Ricore: Sie haben derzeit also kein Zuhause?

Skarsgård: Nein, das Hotel ist mein Zuhause [lacht]. Wenn wir die sieben Monate in Los Angeles drehen, ist es fast so, als hätte ich ein normales Leben.

Ricore: Vermissen Sie Schweden?

Skarsgård: Ja, ich komme von der Insel Södermalm, die mitten in Stockholm liegt. Dort ist es sehr städtisch, überall sind Menschen auf den Straßen. Es gibt viele Geschäfte und Bars. Meine Freunde wohnen alle in der Nähe und man trifft ständig Leute, die man kennt. Das passiert mir in L.A. nicht, da muss ich alles mit dem Auto machen. Selbst wenn ich mir nur einen Kaffee holen will.

Ricore: Gefällt Ihnen Los Angeles trotzdem?

Skarsgård: Ich möchte mich nicht beschweren, Kalifornien ist schön, mit den Bergen und dem Meer. Aber ich weiß es wirklich zu schätzen, wenn ich wieder nach Europa kann. Ich vermisse es.

Ricore: Ihr Vater liebt es, für die ganze Familie zu kochen? Kommen Sie überhaupt in den Genuss?

Skarsgård: Selten. Ich weiß fast nie, wann ich das nächste Mal wieder Zeit habe, meine Familie zu besuchen. Einmal habe ich meine Mutter angerufen und gesagt: "Ich bin die nächsten sieben Monate in der Kalahari Wüste, wir sehen uns dann an Weihnachten." Daher fliege ich immer nach Hause, wenn ich die Chance habe.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 19. November 2010
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Alexander Johan Hjalmar Skarsgård ist Sohn des Schauspielers Stellan Skarsgård ("Ein Mann von Welt"). Er wird am 25. August 1976 in Stockholm geboren. Der Schwede hat vier jüngere Brüder, sowie eine Schwester. In der 1980er Jahren arbeitet er als Kinderdarsteller, hat aber bald genug von dem Geschäft. Acht Jahre lehnt er alle Angebote ab. True Blood".
True Blood (Kinofilm)
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2024