Ricore Text
Chris Wedge strahlt
Ice Age - Macher kreieren Roboterwelt
Interview: Die Roboter kommen!
Mit seinem Animationsfilm "Ice Age" landete Regisseur Chris Wedge 2002 einen Erfolgshit. Allein in den USA spielte der bei jung und alt beliebte Zeichentrickfilm mehr als 176 Millionen Dollar ein. Das mit einem Vertrag an Fox Animation gebundene Studio "Blue Sky" war zuständig für die Produktion der in der Eiszeit spielenden Geschichte mit dem niedlichen Rattenhörnchen Scrat, Mammut Manfred und ihrer prähistorischen Freunde. Für Blue Skys neustes Projekt "Robots" führt deren Gründer Chris Wedge erneut Regie. Mit Rat und Tat zur Seite steht ihm dabei Blue Sky-Art Director Steve Martino. Die beiden Filmemacher berichten über die von Ihnen kreierte Welt, einer von Robotern mit Herz und Seele bevölkerten Fantasiewelt.
erschienen am 17. 03. 2005
20th Century Fox
Ist sie nicht schön? Fast Photorealistisch: Robot City
Ricore: Wie war es für Sie mit der Produktion von "Robots" beginnen zu dürfen?

Chris Wedge: Wir haben uns gefreut, dass wir "Robots" nun endlich realisieren dürfen. Wir stellten Fox die Idee vor, nachdem wir bereits mit der Produktion von "Ice Age" begonnen hatten. Da damals aber noch kein Drehbuch von Robots existierte, bestand Fox darauf, dass wir zunächst "Ice Age" produzierten. Falls wir damit Erfolg haben sollten, versprach das Studio "Robots" mit uns zusammen anzugehen.

Ricore: Wie unterscheiden sich die Figuren von "Ice Age" und "Robots"?

Wedge: In beiden Fällen war es uns wichtig, dass die Gestalten ihren eigenen Charakter haben und ästhetisch wirken. Unser Ziel war es, jeder einzelnen Figur eine eigene Persönlichkeit einzuhauchen. Die Figuren in "Ice Age" sind weich und pelzig. Um ihnen mehr Ausdruck zu verleihen, haben wir insbesondere ihre Augen hervorgehoben. Im Vergleich dazu sind Roboter natürlich kalte stählerne Maschinen. Fox schlug uns deshalb vor, ihnen Handschuhe oder Schals anzuziehen. Dadurch sollten ihnen etwas von ihrer äußerlichen Härte genommen werden. Unser Team hat dieses Problem aber lieber mit technischen Methoden bewältigt. Die Konstruktion der Roboter war eine große Herausforderung. Der Zuschauer soll vergessen, dass die Figur auf dem Bildschirm nur aus einem Stück Metall besteht.

Ricore: Welches der beiden Projekte, "Ice Age" oder "Robots", hat Sie mehr Arbeitsaufwand gekostet?

Wedge: Für "Ice Age" machte unsere Crew insgesamt 46 Überstunden, bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 9:00 - 18:00 Uhr. Für "Robots" investierten wir viel mehr Zeit. Die Produktion beinhaltet viel Detailarbeit. Die Welt der Roboter soll für das Publikum wirklich erscheinen. Es soll glauben, dass die Welt der Roboter tatsächlich existiert.
Ricore Text
Einer der Schöpfer der faszinierenden Welt der sympathischen Roboter: Steve Martino
Ricore: Haben Sie die Mimik der Figuren von lebenden Schauspielern abgeschaut?

Wedge: Nein, wir gestalteten die Roboter passend zu ihrer Umgebung. Erst nach ihrer Fertigstellung suchten wir geeignete Synchronstimmen,die möglichst die Charakterzüge des jeweiligen Roboters unterstützen.

Steve Martino: Wenn wir die Gebärden eines einzelnen Schauspielers auf die Zeichentrickfiguren übertragen hätten, wären uns bestimmt nie so viele unterschiedliche Gesichtsausdrücken und Gesten eingefallen.

Wedge: Unsere Ambition war es komplett neue Charaktere, sozusagen neue Schauspieler, zu erschaffen.

Ricore: Heutzutage kennt sich fast kein Kind mit mechanischer Technik aus. Glauben Sie, dass es riskant ist, sie mit etwas zu konfrontieren, dass sie nicht kennen? Meinen Sie, dass den jüngeren Zuschauern ihr Film allein wegen seiner Handlung gefallen wird?

Wedge: Seit der industriellen Revolution hat sich die Menschheit von der Maschinen, über die Elektronik bis ins Informationszeitalter bewegt. In der heutigen Zeit sind Maschinen nichts besonders mehr, sondern gehören zum Alltag. Die Menschen sind von Maschinen, die sich bewegen können, fasziniert. Mein Ziel war es Roboter für Kinder zugänglich zu machen. "Robots " enthält komödiantische Szenen sowie Actioneinlagen. Damit möchte ich die jungen Zuschauer zum Lachen bringen und sie verzaubern.

Martino: Ich habe zwei Töchter. Sie haben die Entwicklung der Figuren vom ersten Zeichenstrich an beobachtet. Ihre Lieblingsfigur ist "Piper", das Mädchen mit Pferdeschwänzen. In ihr erkennen sie sich selber wieder. Meinen Töchtern fällt kaum auf, dass Piper eigentlich ein Stück Metall ist. Das ist genau das, was wir erreichen wollten. Die Kinder sollen glauben dass die stählernen Figuren tatsächlich lebendig sind. Sie sollen mit den Robotern fühlen, wenn sie sich in einer brenzligen Lage befinden und über die lustigen Erlebnisse im Leben der Roboter lachen können.
Ricore Text
Ice-Age Regisseur Chris Wedge ist stolz auf seine neue Helden aus Blech rund um Rodney Copperbottom
Ricore: Ist ihr Film auch für Erwachsenen geeignet?

Wedge: Man kann "Robots" von vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Meine Filme richten sich nicht nur an Kinder.

Ricore: Wie viele verschiedene Roboter haben Sie insgesamt erfunden?

Wedge: Im Laufe der Handlung treten ungefähr zwölf verschiedene Charaktere auf, dabei sind die zahlreichen "Statisten" allerdings nicht mitgerechnet.

Martino: Um die Städte belebt aussehen zulassen, benötigten wir viele Statisten. Für ihr Design dachten wir uns eine besondere Technik aus. Wir setzten verschieden aussehende Arme, Beine und anderen Körperteilen immer wieder neu zusammen.

Ricore: Wie viele Zeichner waren insgesamt an der Produktion beteiligt?

Wedge: Unser Team besteht aus ungefähr 30 Zeichnern. Mit Ihnen gemeinsam entwickelten wir die Charaktere Stück für Stück weiter. Jeder von Ihnen wusste wie sich ein bestimmter Roboter zu bewegen hat und kannte seine speziellen Eigenarten.
20th Century Fox
Wedges Roboter können alles, sogar singen!
Ricore: Wo stehen Sie im Vergleich zu ihrem großen Konkurrenten Pixar?

Wedge: Wir sind Ihnen natürlich Lichtjahre voraus (lacht). Im Großen und Ganzen sind ihre Technologien unseren sehr ähnlich. Viel von der Software, die wir bei Blue Sky verwenden, kann man im Handel kaufen. Natürlich haben wir aber auch spezielle Softwarelösungen entwickelt, die unsere Animationen besonders realistisch erscheinen lässt.

Ricore: Welche Stärken hat Blue Sky?

Wedge: Unsere Ästhetik liegen Elemente der Kinematographie zu Grunde und nicht die des Comicszeichnens. In "Robots" sehen die Lichtverhältnisse besonders real aus.

Ricore: In einem Interview zu "Ice Age" sagten Sie, dass Rattenhörnchen Scrat ursprünglich nur eine Nebenrolle spielen sollte. Erst im Laufe der Produktion entschieden Sie sich dafür die Figur "Scrat" weiter auszubauen. Gibt es bei "Robots" eine Figur, bei der es sich ähnlich verhalten hat?

Wedge: Scrat von "Ice Age" sollte eigentlich nur in einer ganz kurzen Szene erscheinen. Er fand aber soviel Anklang bei unserer Crew, dass wir ihn zu einer der Hauptfiguren machten. Bei "Robots" gab es dagegen Charaktere, die wir eigentlich ganz groß rauskommen lassen wollten. Am Ende schnitten wir manche davon völlig raus. Wir stellten fest, dass sie für unsere Geschichte doch nicht so wichtig waren.

Ricore: Wie viele Projekte planen sie für die Zukunft?

Wedge: Außer "Ice Age 2", sind derzeit noch zwei weitere Projekte in der Planung.
erschienen am 17. März 2005
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Art Director Blue Sky Studios ("Ice Age", "Robots")
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