Jean-François Martin/Ricore Text
Robert Rodriguez
"Die tanzen alle nach meiner Pfeife"
Interview: Robert Rodriguez zu "Predators"
US-Filmemacher Robert Rodriguez gilt als blutrünstiger König des modernen Grindhouse-Kinos, aber auch als Softie mit Faible für kassenfüllende Familienfilme. Mit "El Mariachi" startete er in den 1990er Jahren durch, heute besitzt der 42-jährige Texaner in seiner Heimat Austin ein eigenes Filmstudio. Wir folgten Rodriguez Einladung in seine Troublemaker Studios, und sprachen mit ihm anlässlich des Blu-ray Starts von "Predators" über die zunehmende Dominanz des Home Entertainment Marktes, Arnold Schwarzenegger und seine Leidenschaft für Bonusmaterial.
erschienen am 29. 11. 2010
20th Century Fox
Predators
Ricore: Mr. Rodriguez, der Home Entertainment-Markt ist Ihrer eigenen Aussage zufolge immer sehr wichtig für Ihre Filme. Inwiefern planen Sie bereits während des Drehs, was als Bonusmaterial auf die Blu-ray kommt?

Robert Rodriguez: Ich bin schon vor fünfzehn Jahren immer in den nächstbesten Laserdisc-Laden gegangen, um mir die Special Editionen meiner Lieblingsfilme zu kaufen. Als mein erster Film "El Mariachi" auf VHS veröffentlicht wurde, habe ich bereits damals eine kleine Dokumentation für Fans als Extra angeboten, auch wenn das damals noch wirklich nicht Gang und Gebe war. Die Kosten dafür habe ich selbst getragen, um meinen Verleiher nicht zu ärgern.

Ricore: Werden Sie heute besser von den Studios und Verleihern unterstützt?

Rodriguez: Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Fox hat mir bei "Predators" geholfen, weil Sie verstehen, dass vor allem bei Genre-Filmen wie diesem Fans jede Kleinigkeit sehen wollen. Sie wussten, wie wichtig mir die Extras sind und kamen somit sogar mit einigen guten Ideen auf mich zu. Bei einem solchen Film ist der Home Entertainment Markt schließlich mindestens genau so wichtig wie die Kinoveröffentlichung.

Ricore: Bei "Predators" waren Sie ausnahmsweise mal nur als Produzent tätig. Warum fiel Ihre Wahl des Regisseurs auf Nimród Antal?

Rodriguez: Nimród ist ein sehr begabter Filmemacher, der eine konkrete Vision hat und es versteht, ein Team zu führen. Außerdem hatte er bereits Erfahrung darin, mit sehr erfolgreichen Schauspielern zu arbeiten, was nicht ganz einfach ist. Wenn man sich mit einer Reihe von Leuten trifft, die alle den gleichen Job übernehmen sollen, kristallisiert sich normalerweise relativ schnell heraus, wer der Richtige für die Aufgabe ist.

Ricore: In "Predator" aus dem Jahr 1987 hat Arnold Schwarzenegger noch die Hautrolle gespielt. Haben Sie ihm Ihren neuen Film gezeigt oder irgendeine Art von Feedback von ihm erhalten?

Rodriguez: Ich habe ihn vor ein paar Monaten in einem Restaurant getroffen und ihm mitgeteilt, dass ich endlich den Film fertig hätte, an dem wir vor fünfzehn Jahren zusammen arbeiten wollten. Ich habe ihm versprochen, ihm den Film zu zeigen, dann aber keine Zeit gehabt, es persönlich zu machen.
20th Century Fox
Robert Rodriguez
Ricore: Stand jemals zur Debatte, "Predators" in 3D zu drehen?

Rodriguez: Nein. Wir hatten dafür einfach nicht genug Zeit, da der Film so schnell wie möglich fertig werden musste, um zum richtigen Zeitpunkt in die Kinos zu kommen. Außerdem haben wir gleichzeitig "Machete" bei uns im Studio hier in Texas gedreht.

Ricore: Apropos "Machete": war Danny Trejo sauer, dass Sie ihn in "Predators" so schnell sterben ließen?

Rodriguez: Nein, ich brauchte ihn schließlich für Machete. (lacht) Mein Traum war es immer, an zwei Filmen gleichzeitig zu arbeiten und dies war in gewisser Weise das erste Mal. Idealerweise würde ich aber bei beiden Filmen Regie führen und gleichzeitig einen Familienfilm und einen für Erwachsene drehen. Denn man könnte leicht die gleichen Sets für beide Filme benutzen, da das Publikum ein komplett anderes ist.

Ricore: Ihr erster Film "El Mariachi" hat nur ein paar tausend Dollar gekostet, sie mussten jeden Penny dreimal umdrehen. Hätten Sie sich jemals träumen lassen, dass Sie eines Tages ein eigenes Filmstudio besitzen?

Rodriguez: Ich habe "El Mariachi" damals mehr oder weniger aus meinem Apartment heraus gefilmt. Es war ein tolles Gefühl, einen Film zu drehen, von dem niemand etwas wusste und somit keiner versuchte, mir in irgendeiner Weise reinzureden. Mir war es also schon immer wichtig, Sachen so zu machen, wie es mir passt. Mittlerweile drehe ich größere Filme und brauche somit auch ein mehr Platz, um meine Visionen umzusetzen. Außerdem tanzt in meinem eigenen Filmstudio alles nach meiner Pfeife.

Ricore: Gibt es Pläne für eine weitere Fortsetzung des "Predator"-Franchise?

Rodriguez: Fox würde sehr gerne an einer weiteren Fortsetzung mit uns arbeiten, denn seltsamerweise haben wir es geschafft, unter dem Budget zu bleiben, das uns zugeteilt wurde. So etwas passiert in der Regel nicht und das hat wohl einen guten Eindruck hinterlassen. (lacht)
erschienen am 29. November 2010
Zum Thema
Predators (Kinofilm)
Arnold Schwarzenegger löste mit dem Science-Fiction-Horror "Predator" 1987 einen wahren Hype aus. Eine Fortsetzung und zwei Crossover-Ableger waren die Folge, die bei den Fans des Originals aber nicht so gut ankamen. Robert Rodriguez will dies ändern. Er engagiert einen namhaften Cast und schreibt das Drehbuch zu seinem "Predators" selbst. Nur die Regie überließ er einem anderen, nämlich dem ungarisch-amerikanischen Filmemacher Nimród Antal, der 2003 mit "Kontroll" zahlreiche Preise abräumte.
Der in Texas geborene Robert Rodriguez ist schon als kleiner Junge derart vom Filmemachen begeistert, dass er seine ganze Zeit damit verbringt. Für sein Debut "El Mariachi" (1992) engagiert er seine Freunde als Schauspieler, die Crew besteht aus ihm alleine und die Kamera ist geliehen. 7.000 Dollar kostet der Film, 3.000 davon verdient er sich durch das Testen von Medikamenten. Der Actionfilm verhilft ihm zum Durchbruch und lässt zur Legende in der Independent-Filmszene werden. In der Folge..
2024