Walt Disney Studios
Teresa Palmer
"Jeder fühlt sich manchmal fremd"
Interview: Ex-Alien Teresa Palmer
Den Raum betritt eine zierliche Person, die an eines der Püppchen erinnert, die sich auf Spieluhren drehen. Wespentaille, blonde Locken und ein strahlendes Lächeln. Ansonsten hat Teresa Palmer wenig mit Puppen gemein. Im Interview ist sie sehr offen, erzählt von ihrem imaginären Kindheitsfreund, warum sie glücklich ist, zur Zeit solo zu sein und von ihrer vierseitigen Liste der Kriterien, die Mr. Right erfüllen muss. Natürlich interessierte uns auch ihre Fahrt mit der Ducati in "Ich bin Nummer Vier"…
erschienen am 14. 03. 2011
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Ich bin Nummer Vier
Ricore: Im Film fahren Sie eine Ducati. Sind Sie früher schon Motorrad gefahren?

Teresa Palmer: Schon als Kind bin ich auf der Farm meines Vaters mit einem Quad herumgefahren. Aber es ist ein großer Unterschied zwischen einem Vierrad-Geländefahrzeug und einem Zweirad.

Ricore: Haben Sie vorher geübt?

Palmer: Ja, das Training begann sechs Wochen, bevor wir zu drehen anfingen. Ich begann mit einer 50er und arbeitete mich dann langsam hoch. In einer Szene fahre ich im Sand. Das fühlte sich seltsam an. Im Film sieht es so leicht aus, aber in Wirklichkeit drehte das Hinterrad durch und der Motor heulte auf. Es wirkt als wüsste ich, was ich tue, aber ich hatte keine Ahnung.

Ricore: Waren sie schon als Mädchen ein kleiner Wildfang?

Palmer: Ich vereine ziemlich viele Gegensätze in meiner Persönlichkeit. Einerseits bin ich ein Mädchen, aber ich kann auch sehr taff sein. Als Kind hab ich mit Puppen gespielt und bin genauso gern auf Bäume geklettert und durch die Gegend gerannt. Auf unserer Farm gab's ja auch immer Tiere.

Ricore: Stimmt es, dass Sie Kängurus als Haustiere hatten?

Palmer: Mein Vater hat ein privates Naturschutzreservat für Wildtiere. Normalerweise hat man ja Hunde und Katzen als Haustiere, aber ich hatte auch Kängurus.

Ricore: Wo sind Sie aufgewachsen?

Palmer: Ich komme aus Adelaide in Australien, der Stadt der Kirchen. Meine Familie wohnt immer noch dort. Ich versuche, sie so oft als möglich zu besuchen.
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Teresa Palmer in "Ich bin Nummer Vier"
Ricore: Warum?

Palmer: Na, um bei ihnen zu sein und meine Batterien wieder aufzuladen. Meine Heimat ist der einzige Ort in der Welt, an dem ich mich wirklich wie ich selbst fühle. Wenn ich sehr gestresst bin, fahre ich zu meiner Familie und tanke neue Kraft. Danach kann ich in Hollywood weiter arbeiten.

Ricore: Sie spielen ein Alien. Haben Sie sich anfangs in Hollywood auch wie eine Fremde gefühlt?

Palmer: Absolut. Da gibt es einige Verbindungen zu meiner Rolle der Nummer Sechs. Jeder fühlt sich manchmal fremd. Ich bin mit 18 Jahren nach L.A. gezogen, das war anfangs sehr einschüchternd und beängstigend. Vor allem im ersten Jahr hatte ich sehr zu kämpfen. Ich hatte keine Freunde. Aber irgendwann habe ich es geschafft mich zu überwinden und habe Einladungen zum Ausgehen angenommen. Und dann habe ich Freunde gefunden, wie z.B. Casey (zeigt zum Sofa, auf dem ihre Freundin sitzt), die mich überall hin begleitet.

Ricore: Also haben Sie in L.A. ein neues Zuhause gefunden?

Palmer: Ja, meine Freunde sind wie eine zweite Familie für mich. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun würde.

Ricore: Was war an der ersten Zeit in L.A. so schwierig?

Palmer: Nun, ich hatte Glück, dass ich schon einen Manager hatte, der mir kleinere Rollen besorgte. So musste ich nicht kellnern gehen. Aber ich fühlte mich sehr einsam, saß die meiste Zeit in meinem Zimmer und wollte nicht ausgehen. Ich hatte fürchterliches Heimweh. Es ist einfach schwierig, loszugehen und Freunde zu finden.
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Teresa Palmer bei der Premiere von "Ich bin Nummer Vier"
Ricore: Wie haben Sie es dann geschafft?

Palmer: Ich musste mich überwinden, Einladungen anzunehmen. Ich trinke nicht und gehe deshalb selten in Clubs oder auf Partys. Dinner-Einladungen habe ich schließlich angenommen. Dort habe ich auch meinen ersten Freund kennen gelernt. Je mehr ich ja gesagt habe, umso mehr Leute habe ich kennen gelernt. Doch ich musste mich wirklich überwinden. Man ist in einer sehr verletzlichen Position, wenn man so jung und fremd in einer Stadt ist.

Ricore: Im Film sind Sie Nummer Sechs. Für wen sind Sie die Nummer eins?

Palmer: Gute Frage. Für meine Familie. Ich habe zurzeit keinen Freund. Und natürlich für meinen Hund Luna Palmer und meine beste Freundin.

Ricore: Warum hat Luna Palmer keine Rolle im Film bekommen.

Palmer: (lacht). Sie ist nicht einschüchternd genug. Sie ist ein kleiner Shi-Tzu mit einem leichten Unterbiss und das eine Auge schielt nach rechts [versucht mit Mimik und Gestik zu zeigen, wie ihr Hund aussieht]. Ich denke, sie wäre nicht attraktiv genug fürs Kino.

Ricore: Wie kommt es, dass Sie keinen Freund haben?

Palmer: Ich hatte immer Freunde, war eigentlich nie Single. Aber jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben bewusst entschieden, dass ich für eine Zeit lang keinen Freund haben möchte. Natürlich fühle mich hin und wieder einsam, aber ich genieße auch meine Unabhängigkeit.
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Teresa Palmer in "Duell der Magier"
Ricore: Was können Sie ohne Freund machen, was Sie vorher nicht tun konnten?

Palmer: Wenn man unabhängig ist, muss man sich nicht immer mit jemandem abstimmen. Ich kann selbst entscheiden, wann und wo ich hingehe. Ich muss mit niemandem den Terminplan abstimmen. Ich kann reisen. Und das genieße ich. Obwohl ich selbst überrascht bin, dass es mir so gut gefällt. Aber natürlich möchte ich irgendwann den richtigen finden und heiraten und Kinder bekommen.

Ricore: Nicht, dass Mr. Right dann Probleme hat, Sie aus ihrer Unabhängigkeit zu reißen.

Palmer: Nein, nein. Wenn ich den richtigen treffe, bin ich schnell bereit, mich fest zu binden.

Ricore: Planen Sie, wie lange Sie Single bleiben wollen?

Palmer: Nur in meinem Tagebuch. Ich habe mir vorgenommen, es wenigstens mal ein paar Monate zu versuchen. Ich denke, es ist wichtig für eine Frau, Dinge auch alleine zu schaffen und sich nicht immer nur an jemanden anzulehnen - auch um sich weiterzuentwickeln.

Ricore: Inwiefern hat das geklappt?

Palmer: Für die Rolle der Nummer Sechs musste ich viel trainieren, vor allem zu kämpfen. Ich bin jetzt fitter und sensibler dafür, wie mein Körper funktioniert. Ich achte auf meine Ernährung und esse nur noch Dinge, die meinem Körper gut tun. Zuerst dachte ich, dass ich nach Abschluss der Dreharbeiten wieder in meine alten Muster zurückfallen würde, aber ich bleibe wirklich dran.
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Teresa Palmer gibt Gummi
Ricore: Wie ernähren Sie sich jetzt.

Palmer: Ich bin Pescetarierin, das heißt, ich esse bis auf Fisch keine anderen Tiere. Ich verzichte auf alle Sachen, in denen raffinierter Zucker ist, sowie auf Weißmehlprodukte und frittiertes Essen. Das hört sich ziemlich langweilig an, oder? Aber ich fühle mich viel besser.

Ricore: Ist es nicht sehr kompliziert auf so viele Dinge zu achten?

Palmer: Für heute Mittag habe ich meinen Meeresfrüchtesalat schon bestellt, mit Avocado und Walnüssen, damit ich auch gesunde Fette zu mir nehme. Im Restaurant bin ich sehr wählerisch und verändere die Gerichte, bis sie mir passen. Für die anderen ist das immer etwas anstrengend. (Ihre Freundin lacht im Hintergrund).

Ricore: Welches Gericht haben Sie zuerst kochen gelernt?

Palmer: Stirr-Frys. Allerdings verzichte ich dabei jetzt auf die Nudeln. Und ich konnte sehr gut Chicken Parmigiana kochen, aber das esse ich jetzt auch nicht mehr.

Ricore: Nummer Sechs ist sehr sexy. Hat Ihnen das gefallen?

Palmer: Ich wollte sie nicht platt sexy anlegen. Sie sollte sexy aber auch cool sein. Sie ist befreit von der Unsicherheit und Verletzlichkeit, die viele Frauenfiguren in Hollywoodfilmen ausmachen. Sie ist eine Kämpferin und das finde ich sexy.

Ricore: Sie würden also gern eine Fortsetzung drehen?

Palmer: Definitiv, ja. Wenn das Publikum uns unterstützt, stehen die Chancen gut. Das zweite Buch heißt übrigens "The Power of 6". Im nächsten Film würde ich also im Mittelpunkt stehen. Ich denke die Figur bietet noch eine Menge Entwicklungsmöglichkeiten.
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Teresa Palmer lassen Explosionen kalt
Ricore: Sehen Sie lieber Actionfilme oder romantische Komödien?

Palmer: Als Mädchen bin ich natürlich ein Fan von Romantik. Aber ich denke dieser Film spricht ein großes Publikum an, weil er Romantik und Action vereint. Da ist die erste Liebe zwischen John (Alex Pettyfer) und Sarah (Dianna Agron), aber es könnte sich auch eine Dreiecksgeschichte mit Nummer Sechs entwickeln. Ich selbst stehe eher auf Science Fiction als auf pure Action. Als kleines Mädchen bin ich jede Woche zum Kiosk gerannt und hab mir die neue Ausgabe von "UFO Files" gekauft, einem Magazin über Autopsien von Außerirdischen und so Zeug.

Ricore: Was macht einen Mann sexy und wie sollte ihr Mr. Right aussehen?

Palmer: Mein Traumtyp sollte sexy, kreativ, weise und witzig sein, mit einem Hauch von Vernachlässigung. Außerdem sollte er sehr naturverbunden sein und einen gesunden Lebensstil haben. Und ich mag ältere Männer.

Ricore: Wie viel älter?

Palmer: Naja, soviel älter auch nicht. Höchstens 15 Jahre. Ich denke, Männer werden sehr viel langsamer erwachsen als Frauen. Um das auszugleichen, muss er also etwas älter sein.

Ricore: So ein Mann sollte nicht allzu schwer zu finden sein.

Palmer: Das hoffe ich. Mit einer Freundin zusammen, die sich auch gerade von ihrem Freund getrennt hat, habe ich Anfang des Jahres eine vierseitige Liste geschrieben, beidseitig beschrieben. Ich bin vielleicht etwas wählerisch (lacht).

Ricore: Was tun Sie für ihr Aussehen?

Palmer: Für den Film musste ich sehr viel trainieren. Jetzt gehe ich nur noch drei Mal pro Woche ins Fitnessstudio. Aber ich mache viele Spaziergänge mit Luna Palmer. Ich möchte nicht zu dünn werden, wie viele andere Schauspielerinnen in Hollywood. Ich denke, das gibt den Leuten auch einen falschen Eindruck von Realität und davon, was schön ist. Ich finde Hungerhaken nicht attraktiv.
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Alex Pettyfer und Teresa Palmer
Ricore: Wo haben Sie ihren Hund her?

Palmer: Ich habe sie aus dem Tierheim. Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich sie dort gesehen habe.

Ricore: Sie sagten, Sie trinken keinen Alkohol. Aus gesundheitlichen Gründen?

Palmer: Früher habe ich natürlich schon hin und wieder was getrunken. Aber jetzt nur noch selten. Ich mag den Geschmack einfach nicht. Außerdem bin ich ohnehin sehr lebendig und brauche keinen Alkohol um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ich kann mit meiner natürlichen Energie genug Spaß haben. Warum sollte ich also ungesundes Zeug in mich schütten?

Ricore: Waren Sie schon immer so selbstbewusst?

Palmer: Früher war ich schüchtern und ein bisschen seltsam. Ich hatte imaginäre Freunde und hab mir meinen Freunden Geistergeschichten erzählt. In der High School versuchte ich, populär zu sein. Aber irgendwie hat das nicht meinem Wesen entsprochen, ich war nicht cool. Und so bin ich zu meinen verschrobenen Wurzeln zurückgekehrt. Und schließlich aufgeblüht (lächelt).

Ricore: Wer war Ihr bester imaginärer Freund?

Palmer: Hammy. Ich habe ihm immer einen Platz neben mir freigehalten, auf den sich niemand setzen durfte. Wir waren befreundet, bis ich elf Jahre alt wurde.

Ricore: Wo ist Hammy jetzt?

Palmer: Keine Ahnung, Vermutlich im Himmel mit den anderen Engeln. Ich bin froh, dass er nicht zurückgekommen ist. Meine Eltern würden sich sonst vielleicht Sorgen machen...
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Teresa Palmer in "Bedtime Stories"
Ricore: Was für Musik hören Sie?

Palmer: Das hängt von meiner Stimmung ab. Ich bin vielseitig und mag Florence and the Machine, The XX, Adele, aber auch Nirvana, Pearl Jam oder Gangsta Rap von Dr. Dre oder Big L. Heute morgen bin ich aufgewacht und habe Moby gehört.

Ricore: Gehen Sie gerne Shoppen und wer ist Ihr Lieblingsdesigner?

Palmer: Natürlich. Auch hier bin ich vielseitig. Ich liebe die australische Designerin Kym Ellery, Alexander Wang, Emilio Pucci und das Label Versace Versus.

Ricore: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Palmer: Oh, ich habe viele Pläne. Ich interessiere mich für alle Facetten des Filmemachens. Ich habe eine Produktionsfirma gegründet und ich möchte auch Regie führen. Aktuell arbeite ich bereits an einem Projekt. Für mich selbst möchte ich weiter daran arbeiten, ein guter Mensch zu sein, zu heiraten, Kinder zu kriegen. Ich möchte es schaffen, einerseits eine tolle Hollywoodkarriere zu haben, aber auch ein reiches persönliches Leben zu führen.

Ricore: Wie viele Kinder möchten Sie haben.

Palmer: Eine ganze Schar. Mindestens drei. Aber wenigsten von jeder Sorte eins. Wenn ich schon sieben Jungs hätte, würde ich es auch noch ein achtes Mal versuchen, damit ich auch ein Mädchen bekomme.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 14. März 2011
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