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James Marsden hat gut lachen
Mehr als ein Schönling?
Interview: James Marsdens Ambitionen
Verliert James Marsden seinen Verstand? Bei den Dreharbeiten zu seiner neuen Komödie "Hop - Osterhase oder Superstar?" sei er am Ende eines Tages jedenfalls nicht besonders normal geblieben. Im Interview mit Filmreporter.de erzählt er von Gesprächen mit imaginären Kollegen und einer seltsamen Begegnung mit Kodarsteller David Hasselhoff. Zudem verrät der attraktive Schauspieler, wie gutes Aussehen zum Problem werden kann und warum Brad Pitt es richtig macht.
erschienen am 30. 03. 2011
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James Marsden bemalt Ostereier
Ricore: Wie war es für Sie, in "Hop - Osterhase oder Superstar?" einen träumenden Faulenzer zu verkörpern?

James Marsden: Es hat Spaß gemacht. Ich habe eine Schwäche für jemanden wie Fred. Ich war selbst ein kleiner Faulenzer, als ich aufgewachsen bin. Bevor ich meinen jetzigen Beruf für mich entdeckt habe, hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte. Fred treibt es vielleicht ein bisschen auf die Spitze. [lacht] Er ist 30 und lebt noch zuhause. Aber er fühlt einfach, dass das Schicksal etwas Besonderes für ihn bereithält, also nimmt er auch keinen Job an, der ihm nicht gefällt. [lacht] Dennoch ist er liebenswert und wir haben viel Spaß an ihm.

Ricore: In Los Angeles muss es unzählige Leute geben, die vergeblich vom Durchbruch träumen.

Marsden: Ja, es gibt in Hollywood sehr viele davon. Es ist wie beim Glücksspiel in Las Vegas: Man sitzt lange Zeit am Spielautomaten mit der Absicht, irgendwann reich zu werden. Viele Leute folgen ihrem Traum oder ihrer Leidenschaft und warten auf den großen Moment. Ich habe mir selbst immer gesagt: Wenn es innerhalb eines Jahres nicht klappt, gehe ich wieder zurück auf die Schule und mache meinen Abschluss. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen.

Ricore: Bis wann haben Sie als Kind an den Osterhasen geglaubt?

Marsden: Bis zu einem Alter, an dem es wohl peinlich wird, etwa 14 oder 15. [lacht]

Ricore: Verstecken Sie Ostereier für Ihre Kinder?

Marsden: Ja, wir malen sie an und verstecken sie die Nacht, so dass die Kinder sie am nächsten Morgen suchen können. Es geht dabei ziemlich traditionell zu.
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Hop - Osterhase oder Superstar?
Ricore: Glauben Ihre Kinder noch an den Osterhasen?

Marsden: Ja, sie sind fünf und zehn Jahre alt. Als ich jung war, wollte ich es nicht in Frage stellen. Denn ich dachte, wenn ich es anzweifeln würde, bekäme ich die Süßigkeiten nicht. [lacht]

Ricore: Sie haben zuvor in "Verwünscht" gespielt, der auch zum Teil aus Animationen besteht. Inwiefern hat sich die Arbeit von der bei "Hop" unterschieden?

Marsden: Das war etwas ganz anderes. In "Verwünscht" gab es ein kleines animiertes Streifenhörnchen, das mir dauernd gefolgt ist, aber ich musste es die ganze Zeit ignorieren. Also musste ich eigentlich nicht mit ihm kommunizieren. Auch bei "X-Men" gab es viele Spezialeffekte und wir haben oft vor einer Green Screen gearbeitet. Aber da mussten wir meistens nur reagieren, zum Beispiel auf Explosionen oder andere Effekte. Aber wenn man mit einem unsichtbaren Kodarsteller einen Dialog führen und eine Verbindung zu ihm aufbauen muss, ist das komplett anders. Es war eine echte Herausforderung.

Ricore: Hatten Sie keinen Anhaltspunkt für die animierten Figuren?

Marsden: Nur ein Stück grünes Klebeband. Sie können sich ja die ganze Persönlichkeit eines grünen Klebebandes vorstellen. [lacht] Zudem spielte man Russell Synchronstimme ab. Es ist schwer genug, die Dinge als Schauspieler natürlich wirken zu lassen und hier war es ein sehr technischer Prozess.

Ricore: Ist es schwieriger, als das Spiel mit echten Kodarstellern?

Marsden: Es ist interessant. Auf der einen Seite hat man die kreative Kontrolle über die Szene, weil man die einzige Person ist, die agiert. Russell war in gewisser Weise der Kleber, der alles zusammenhielt. Schön war dabei, dass ich nicht darauf warten musste, bis mein Kodarsteller aus seinem Trailer kam. [lacht] Ich musste mich auch nicht mit den Egos anderer herumschlagen. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich imaginäre Konversationen mit meinem imaginärem Schauspielpartnern hatte. [lacht] Es war keine Erfahrung, bei der man am Ende des Tages besonders normal blieb.
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James Marsden in Berlin
Ricore: Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckt?

Marsden: In der Schule konnte man neben den Hauptfächern noch zusätzliche Wahlfächer nehmen. Ich war ein ziemlich schlechter Schüler mit schlechten Noten, so dass ich die Wahlfächer nahm, die mir am einfachsten vorkamen. So kam ich auf die Fächer Schauspiel und Musik. Dabei stellte ich fest, wie viel Spaß es mir machte. Neben der Leidenschaft, die ich dafür entwickelte, reagierten die Leute um mich herum sehr positiv darauf und sagten, dass ich gut darin war. Daraufhin überlegte ich mir, wie ich eine Karriere daraus machen könnte, was ein nicht besonders realistischer Gedanke ist. Aber ich war jung und wollte es versuchen. Also ging ich nach Los Angeles und es funktionierte.

Ricore: Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Rollen aus?

Marsden: Der Charakter steht bei mir im Vordergrund. Ich hatte Glück, dass ich mich in verschiedenen Bereichen austoben konnte. Zuletzt habe ich viel Comedy gemacht, was mir viel Spaß gemacht hat. Doch ich möchte mich nie auf nur ein Gebiet beschränken. In Hollywood will man dich immer nur für einen bestimmten Rollentyp besetzen, doch das möchte ich nicht. Ich will in keinem Film mitspielen, bei dem ich denke, dass ich meine Sache nicht gut machen würde. [lacht]

Ricore: Beim Remake von "Wer Gewalt sät" begeben Sie sich auf ein dunkleres Territorium, als gewohnt...

Marsden: Ja, das ist Absicht. Den Film habe ich vor "Hop" gedreht, so dass dann "Hop" eine erfrischende Abwechslung dazu war. In "Straw Dogs - Wer Gewalt sät" spiele ich die Rolle, die im Original von Dustin Hoffman verkörpert wurde, wobei wir sie etwas verändert haben. Im Gegensatz zu ihm spiele ich einen Drehbuchautor. Wir haben uns einige Freiheiten genommen, sind dem Original aber treu geblieben. Nach diesem verstörenden, düsteren und kontroversen Film, dachte ich, dass "Hop" ein witziger Film für meine beiden Kinder wäre.
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James Marsden kennt den Osterhasen
Ricore: Wie schwierig ist es für Sie, dem Schubladendenken entgegenzuwirken?

Marsden: Für die Rollen, die man wirklich haben will, muss man kämpfen. Ich gehe nicht davon aus, dass mich die Studioverantwortlichen auf Anhieb in der Rolle sehen. Ich möchte sie überzeugen. Sobald ich das schaffe, habe ich das Gefühl, dass ich die Rolle verdiene. Der Prozess des Vorsprechens ist manchmal schmerzhaft, doch ich mag herausfordernde Rollen, in denen mich die Leute nicht unbedingt erwarten. Allerdings nicht aus Gründen des Egos. Es wäre wohl einfacher, für die Rolle des gut aussehenden Typen in einer romantischen Komödie gecastet zu werden. Doch als ich aufwuchs, war ich überhaupt nicht so ein Typ. Ich habe mich immer eher als Charakterdarsteller gesehen. Ich suche Rollen, zu denen ich etwas beitragen kann und die mich kreativ ansprechen.

Ricore: Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere viele Rollenangebote abgelehnt?

Marsden: Ich schaue immer auf die Filme, die ich zuvor gemacht habe und versuche, eine Balance herzustellen. Ich will nicht immer dasselbe machen. Wenn ich das Gefühl habe, zu viele romantische Komödien gemacht zu haben, mache ich eben "Straw Dogs", etwas vollkommen anderes. Das ist das Interessante an der Schauspielerei, immer wieder unterschiedliche Charaktere zu verkörpern. Daher habe ich bereits einige Rollen abgelehnt, weil ich das Gefühl hatte, dass man mich auf einen bestimmten Typ festlegen wollte. Es geht dabei auch um Langlebigkeit. Ich möchte das machen, bis ich 80 bin. [lacht] Wenn aber man immer nur dasselbe macht, haben dich die Leute vor allem heutzutage schnell satt.

Ricore: Überrascht es Filmemacher sehr, dass Sie eine bestimmte Vorstellung Ihrer Rollen haben?

Marsden: Ja, ich denke manche sind überrascht. Ich gehe davon aus, dass alle den bestmöglichen Film machen wollen. Doch das ist nicht immer der Fall. Manche Darsteller verlieren sich in ihrem Prominenten-Status. Man wird zu einer Persönlichkeit, anstatt zu einem Schauspieler. Manche Regisseure denken bei mir vielleicht, dass ich keine Ambitionen habe, mehr zu sein, als nur der junge, gut aussehende Typ oder was auch immer. Daher ist es immer schön, wenn Regisseure sehen, dass du ein echter Schauspieler bist, der Filme machen will.
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James Marsden läuft in "Hop" um sein Leben
Ricore: Haben Sie in der Hinsicht Vorbilder?

Marsden: Brad Pitt macht das sehr gut. Er spielt beispielsweise den romantischen Protagonisten in "Legenden der Leidenschaft" und macht dann einen Film wie "12 Monkeys". Er ist ein Charakterdarsteller, der dadurch zeigt, dass mehr in ihm steckt. Er ist besser und inspirierter in diesen Rollen. Leonardo ist auch ein gutes Beispiel. Paul Newman auch, er war einer meiner Helden, als ich aufgewachsen bin. Er war jemand, für den es leicht gewesen wäre, immer nur als gutaussehender Typ gecastet zu werden. Aber er zeigte, dass er ein sehr guter Schauspieler war.

Ricore: Wo wir gerade bei Vorbildern sind, was bevorzugen Sie: "Knight Rider" oder "Baywatch"?

Marsden: [lacht] Ich weiß, worauf Sie anspielen. Die Antwort ist einfach: "Knight Rider". "Baywatch" war wohl nicht für mich gedacht. [lacht]

Ricore: Wie war es, in "Hop" mit David Hasselhoff zu spielen?

Marsden: Es war witzig, wir haben eine Szene zusammen gedreht, bei der ich auf der Bühne stand, während er beim Publikum saß. Dadurch war eine Distanz zwischen uns, so dass ich ihm nie gegenüberstand, um mit ihm zu reden. Vor etwa zwei Wochen fuhr ich dann Fahrrad in den Malibu Hills und mitten im Nirgendwo erschien auf einmal ein Truck, hinter dem ein Auto fuhr. Wie sich herausstellte war es David Hasselhoff, der ein Musikvideo drehte. Ich hatte mein komplettes Fahrrad-Outfit an, mit Helm und Brille. Wir hielten an und der Freund, der mit mir fuhr, sagte zu ihm: "Hey, du spielst in "Hop". Und er: "Ja, den Film solltet ihr euch anschauen". Dabei erkannte er mich in meinem Fahrrad-Outfit gar nicht wieder. Es war irgendwie bizarr, wie Hasselhoff eine Woche vor Kinostart auf einmal irgendwo mitten in den Bergen auftauchte. [lacht]
Walt Disney
James Marsden ist "Verwünscht"
Ricore: Welche Projekte stehen bei Ihnen als nächstes an?

Marsden: Ich arbeite an einem Film, über den ich allerdings noch nichts sagen kann, weil es noch nicht offiziell ist. Es ist ein Remake. [lacht] Alle Filme sind heutzutage Remakes. Wir haben keine neuen Ideen. Das Original ist von einem belgischen Filmemacher und heißt "The Loft".

Ricore: Sie haben vor kurzem in der Serie "Modern Family" einen Auftritt gehabt. Ist aufgrund mangelnder Ideen im Hollywood-Kino das amerikanische Fernsehen momentan interessanter?

Marsden: Das war eine tolle Möglichkeit, die sich ergab und die Spaß gemacht hat. Das Filmgeschäft ist sehr gut zu mir gewesen. Im Fernsehen gibt es großartige Werke, aber die gibt es auch beim Film. Die Grenzen verschieben sich momentan etwas. Ich würde nicht Film und Fernsehen gegeneinander ausspielen. Oft gibt es interessantere TV-Projekte und ich würde dazu nicht nein sagen, nur weil es im Fernsehen läuft. Ich habe mich immer nach Qualität gerichtet, nach guten Rollen und guter Arbeit.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 30. März 2011
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2024