Sony Pictures Releasing GmbH
Maximilian Brückner auf der Premiere von "Resturlaub"
Bayer mit Rhythmusgefühl
Interview: Maximilian Brückner musikalisch?
Maximilian Brückner ist vielseitig. Im Saarbrücker "Tatort" ist er Kriminalhauptkommissar Franz Kappl. "Sophie Scholl - Die letzten Tage" ist Brückners erstes historisches Drama. "Freche Mädchen 2" und "Resturlaub" zeigen ihn hingegen von seiner witzigen Seite. In letzterem spielt er den Protagonisten, der nach Argentinien flüchtet. Gegenüber Filmreporter.de erläutert Brückner, was er davon hält, dem eigenen Leben zu entkommen. Außerdem erklärt der sympathische Bayer, wie er nach Karriereende auf keinen Fall enden will.
erschienen am 11. 08. 2011
Sony Pictures Releasing GmbH
Maximilian Brückner in der Komödie "Resturlaub"
Ricore: Wie schwierig war es, sich in Pitschi hineinzuversetzen?

Maximilian Brückner: Ich hab mich nur wenig in Pitschi wiedererkannt. Ich finde es aber in Ordnung, wenn man im Alter von 30 Jahren heiraten möchte und Kinder haben will. In 20 Jahren ist es vielleicht wieder in Mode mit 20 zu heiraten und fünf Kinder zu bekommen. Das hat alles seine Phasen, wie Moden Phasen haben. Zur Zeit sagt man, dass man sich selbst verwirklichen möchte und erst spät an Kinder denkt. Aber mit 50 noch in der Disko zu tanzen und zu denken man sei 20, kann auch nicht erfüllend sein.

Ricore: Gehen Sie noch oft Tanzen?

Brückner: Manchmal. Als ich vor zehn Jahren aus meiner Heimatstadt wegging, kannte ich noch ein paar Leute. Heute kenne ich niemanden mehr, nicht mal den Barkeeper. Die Jugendlichen von heute gehen schon mit 13 oder 14 in die Disko, meist mit gefälschten Ausweisen. Aber das ist okay. Ich hätte es damals auch gemacht, wenn ich die technischen Möglichkeiten gehabt hätte. Heute möchte ich aber nicht mehr jedes Wochenende feiern gehen.

Ricore: Ein so wilder Draufgänger ist Pitschi auch nicht...

Brückner: Das ist ja das Lustige. Ich fand es schon immer amüsant, Tango zu tanzen. Als Europäer wirkt man etwas steif in der Hüfte. Man kann es zwar lernen, aber im Blut hat man das nie.

Ricore: Wieviele Versuche waren für die Tango-Szene nötig?

Brückner: Es wurde vorher viel geprobt. Dabei war es schwieriger, schlechten Tango zu tanzen, als guten. Bei einem gelungenen Tanz, kann man nachträglich gut an den Bildern arbeiten, um sie zu optimieren. Wir haben nicht so viele Takes benötigt, auch weil ich ein ordentliches Rhythmusgefühl habe. Dass ich mir den Fuß verknackst habe, war die einzige schlechte Erfahrung beim Dreh.
Anna Weinreich/Ricore Text
Die Premiere von "Resturlaub" mit Maximilian Brückner
Ricore: Woher haben Sie Ihr Rhythmusgefühl?

Brückner: Ich glaube, dass es grundsätzlich so ist, dass der eine musikalischer ist, als der andere. Ich habe zum Glück ein einigermaßen gutes Ohr mitbekommen.

Ricore: Sie spielen ja auch Tuba.

Brückner: Wenn man mal ein wenig Musik gespielt hat, weiß man natürlich, was Takt und Rhythmus ist.

Ricore: Kommen Sie noch dazu Tuba zu spielen?

Brückner: Ich spiele immer noch gerne. Mittlerweile gibt es auch ein Revival. Wir haben LaBrassBanda und Matthew Parker, da kriegt die Musik eine ganz neue Wertigkeit. Bei einer Live-CD von Parker, spielte eine Tuba anstatt eines E-Basses. Das ist großartig. Außerdem bin ich ein Fan von HMBC, dem holstuonarmusigbigbandclub. Man versteht zwar kaum ein Wort, aber es ist ganz toll. Vor zehn Jahren war es noch out, Tuba zu spielen.

Ricore: Pitschi liegt mit seinem Akkordeon-Spiel also voll im Trend?

Brückner: Ja, ein bisschen. Ich weiß nicht, ob es das beste Lied ist. Ich kann kein Akkordeon spielen und musste es daher vortäuschen. Den Bienchen-Song habe ich auch nicht selber geschrieben. Aber ich finde solche Dinge schön. Ich habe immer Tuba gespielt. Warum soll ich das als bekannter Schauspieler nicht mehr machen?
Anna Weinreich/Ricore Text
Maximilian Brückner auf der Premiere von "Resturlaub"
Ricore: Mögen Sie Pitschi Greulich?

Brückner: Natürlich mag ich ihn. Grundsätzlich muss man jeden Charakter den man spielt, irgendwie mögen, selbst wenn es ein Massenmörder ist. Das hört sich dämlich an, ist aber so. Allerdings bedeutet dies nicht, dass ich die Taten meiner Figur mögen muss. Es muss mich lediglich interessieren, weshalb er sie begeht.

Ricore: War die Szene am Flughafen eine Referenz an "Fight Club"?

Brückner: Die Szene auf die Sie anspielen, stand so auch in der Romanvorlage. Allerdings glaube ich, dass alle Ideen die man hat, irgendwann schon einmal da waren. Das Besondere ist, die altbekannten Elemente neu miteinander zu kombinieren. "Resturlaub" hat etwas davon.

Ricore: Wollten Sie - wie Pitschi - schon mal von Ihrem Leben Reißaus nehmen?

Brückner: Ich habe den Vorteil, dass ich eine große Familie und viele Freunde habe. Deshalb kann ich nicht so richtig auf die Fresse fliegen. Ich habe ein Netz mit doppeltem Boden, was mir eine gewisse Leichtigkeit gibt. Das soll sich nicht arrogant anhören, es ist einfach so. Da nehme ich auch meine Kraft her. Wenn es als Schauspieler mal nicht mehr klappen sollte, mache ich halt etwas anderes. Aber dann sind Freunde und Familie da, die mich stützen.

Ricore: Kehren Sie dann wieder in die Politik zurück?

Brückner: Mein Engagement in Riedering hat 2008 nur ein halbes Jahr gedauert. Wir wollten mit dem Gemeinderat den örtlichen Kindergarten ausbauen und für die Mülltrennung werben. Da ich nach sechs Monaten umgezogen bin, hat sich das für mich wieder schnell erledigt. Es war sehr interessant zu erfahren, wie solche Sachen ablaufen. Ich sage selber oft, dass dieses und jenes gemacht gehört. Dies wie gewollt umzusetzen, ist jedoch sehr kompliziert, weil es immer zehn andere Leute gibt, die etwas anderes wollen. Aber ich bin keiner, der sich später groß in der Politik engagieren möchte. Ich kannte damals einfach ein paar Leute und man beschloss zusammen etwas zu unternehmen. Heute bin ich froh, wenn ich Abends nach Hause komme. Außerdem baue ich derzeit mit meinen Brüdern unseren Bauernhof um. Das bedeutet jeden Tag harte Arbeit und macht viel Spaß.
SR/Manuela Meyer
Maximilian Brückner als Kriminalhauptkommissar Franz Kappl im "Tatort"
Ricore: Was bedeutet Heimat für Sie?

Brückner: Das Wichtigste ist die Familie, danach kommen die Freunde. Erst an dritter Stelle steht für mich der Ort, da man ihn auch im hohen Alter noch austauschen kann. Aber natürlich hat der Baum, unter dem du das erste Mal geknutscht hast, eine große Bedeutung.

Ricore: Wie ist es, sich selbst im Kino oder dem Fernsehen zu sehen?

Brückner: Absurd. Gestern saß ich mit meinen Freunden vor dem Fernseher und habe den Trailer zu "Resturlaub" gesehen. Das war schon komisch. Aber im Grunde nehme ich so etwas nicht so sehr wahr. Für meine Freunde ist es umso lustiger.

Ricore: Die Frauenfiguren im Film sind schon sehr schwach, oder?

Brückner: Ich weiß was du meinst, aber ich glaube das passt schon im Film. Mit der Zeit bemüht Pitschi sich ja auch um Biene.

Ricore: Geben Sie Menschen eine zweite Chance?

Brückner: Das weiß ich nicht. Das kann ich nicht sagen. Es kommt darauf an. Aber das behalte ich lieber für mich. Ich weiß nur, dass Frauen generell sehr viel aushalten. Sagen sie aber einmal nein, hast du keine Chance mehr, sie zurück zu bekommen.
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Maximilian Brückner auf dem "Filmfest München 2008"
Ricore: Haben Sie die Romanvorlage zu "Resturlaub" vor Drehbeginn gelesen?

Brückner: Ich nicht, aber mein Bruder. Als ich Fernsehen gucken wollte, hörte ich nebenan immer sein Lachen. Nach einiger Zeit ging mir das ziemlich auf die Nerven, weshalb ich aufstand und ihn fragte was er da macht. Er erzählte mir, dass er Tommy Jauds neuen Roman lesen würde und dieser total witzig sei. Ich meinte darauf nur, dass ich für die Verfilmung des Buches morgen ein Vorsprechen habe.

Ricore: Welche Szene mussten Sie beim Casting spielen?

Brückner: Die Hochzeitsrede. Sie liest sich wesentlich amüsanter, als sie zu spielen ist. Das was ich sage ist so knallhart, da kann man besoffen sein wie man will. Es ist ein großer Unterschied, wenn du etwas liest oder es gespielt siehst. Dargestellt, wirkt es kaum noch komisch. Mir gefällt es allerdings, wenn einem das Lachen im Hals stecken bleibt.

Ricore: Liegt der Unterschied nicht einfach darin, dass das Buch deutlich mehr Raum für eigene Gedanken zulässt und das Gehirn daher die Wahrenhmung der bitteren Szene wesentlich abschwächen kann?

Brückner: Stimmt. Im Buch sind es keine echten Figuren. Wenn die Figuren dann allerdings 'real' werden, wirkt das Ganze schon wesentlich härter. Mir hat an "Resturlaub" gefallen, einfach mal was anderes auszuprobieren und einen Bestseller auf die Leinwand bannen zu können.

Ricore: Sie haben mal gesagt, dass Sie keinen Film drehen, wenn Ihnen das Drehbuch nicht gefällt. Können Sie sich das auch beim "Tatort" erlauben?

Brückner: Ganz einfach. Dann diskutieren wir, bis eine Lösung gefunden ist. Das dauert auch mal länger. Aber in gewisser Weise ist man natürlich schon gebunden. Das Schöne am "Tatort" ist, dass man sich darauf verlassen kann, dass die Skripte ein gewisses Niveau haben.
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Maximilian Brückner in der Komödie "Resturlaub"
Ricore: Haben Sie unter Ihren bisherigen Rollen einen Lieblingscharakter?

Brückner: Den Boanlkramer, das ist der Tod im "Brandner Kaspar", mag ich gern. Das ist genau mein Ding. Ein bisschen herumhüpfen und viel Komik.

Ricore: Was halten Sie vom Bully-Pendant?

Brückner: Bully ist ein ganz hervorragender Schauspieler. Dessen Film geht mit der literarischen Vorlage allerdings anders um, als wir. Man kann es nicht miteinander vergleichen. Herr Herbig war mal bei uns im Theater, um sich das Stück anzusehen. Danach haben wir kurz darüber gesprochen. Ansonsten gab es keinen Kontakt.

Ricore: Welche Projekte möchten Sie in der Zukunft verwirklichen?

Brückner: Ich bin froh, wie es derzeit läuft. Wenn es so weitergeht, bin ich zufrieden.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 11. August 2011
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