Universal Pictures (UPI)
Jason Bateman
"Es gefällt mir, Verantwortung zu tragen"
Interview: Jason Bateman ist erwachsen
Seine Rolle in "Unsere kleine Farm" beschert Jason Bateman in den 1980er Jahren den Durchbruch. Bald wird er als neues Teenie-Idol gehandelt. Die Erfolge beschränken sich aber zunächst aufs Fernsehen. Nachdem seine Karriere in den 1990er Jahren stagniert und Bateman zunehmend mit Alkoholproblemen kämpft, leitet "Arrested Development" 2003 die Wende ein. Die Serie schlägt beim Publikum nicht ein. Hauptdarsteller Bateman gelingt es aber, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Seither hat sich der 1969 geborene Amerikaner auf das Komödienfach spezialisiert. So auch in "Wie ausgewechselt", wo Bateman einen gestressten Vater und Anwalt mimt, der eines Morgens im Körper seines besten Freundes aufwacht.
erschienen am 12. 10. 2011
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Wie Ausgewechselt
Ricore: Was würde Charles Ingalls aus "Unsere kleine Farm" über die freizügigen Szenen in "Wie ausgewechselt" sagen?

Jason Bateman: (lacht) Ja, es ist definitiv kein Film für Leute, die gerne "Unsere kleine Farm" anschauen. Er richtet sich vielmehr an Menschen, die kein Problem damit haben, wenn im Film auch mal ein paar Regeln gebrochen werden. Manchmal sind wir vielleicht schon etwas über die Stränge geschlagen. Trotzdem macht der Film Spaß.

Ricore: Haben Sie für Ihre Rolle viel improvisiert?

Bateman: Ryan und ich haben uns ein paar Dialoge ausgedacht. Das haben wir dann mit den Produzenten und Drehbuchautoren abgesprochen. Was ihnen gefallen hat, wurde ins Drehbuch übernommen. Als Schauspieler hält man sich an die Vorgaben des Regisseurs und macht, was er einem sagt. Film ist zwar das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit. Aber letzten Endes hat der Regisseur das Sagen.

Ricore: Kennen Sie jemanden, mit dem Sie gerne mal tauschen würden?

Bateman: Als Schauspieler sieht man natürlich oft Filme, bei denen man sich wünscht, man hätte mitgespielt. Aber eigentlich bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben.

Ricore: Wissen Sie wie es Ihrem früheren besten Freund jetzt geht?

Bateman: Nein, ich weiß nicht, was er jetzt macht. In den meisten Berufen ist es so, dass man früher oder später der Boss ist, aber als Schauspieler ist man niemals der Boss. Man wartet immer, dass man für die nächste Rolle engagiert wird. Das ist aufregend, manchmal aber auch frustrierend. Aber ich hoffe für mich, dass es bei mir so gut weitergeht wie in den letzten Jahren.
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Jason Bateman
Ricore: Sie standen schon früh vor der Kamera. Haben Sie in Ihrer Jugend etwas verpasst?

Bateman: Nein, das denke ich nicht. Ich war ziemlich gut darin, darauf zu achten, dass ich neben dem Drehen genauso viel Zeit als Kind und Jugendlicher hatte. Ich konnte ganz gut das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben halten. Gewöhnlich habe ich am Tag gedreht und hatte am Abend Zeit für mich. Ich glaube, ich hatte das ganz gut im Griff.

Ricore: Sie würden Kindern also nicht abraten, vor die Kamera zu treten?

Bateman: Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Es ist schwer eine Schauspielkarriere am Laufen zu halten. Die Kinobranche ist unvorhersehbar, unbeständig und ungerecht. Abgesehen davon sind Kinder noch keine ausgereiften Persönlichkeiten. Da ist es problematisch, von ihnen zu erwarten, überzeugend andere Charaktere zu spielen. Kinder sollten erst zu sich selbst finden, bevor sie in fremde Rollen schlüpfen. Andernfalls könnte der Beruf für sie eine zu große Herausforderung werden. Bei mir war das jedenfalls so.

Ricore: In "Wie ausgewechselt" findet im Laufe des Films ein Rollentauch statt. Haben Sie bei dieser Prämisse gemeinsam mit Ryan Reynolds an der Rollengestaltung gearbeitet?

Bateman: Wir wollten nicht unbedingt, dass die Zuschauer darauf achten, wie ich und Ryan die Charaktereigenschaften unserer Figuren spielen bzw. imitieren. Das hätte das Publikum nur vom Wesentlichen abgelenkt und sie nur verwirrt. In einem Drama hätte das vielleicht funktioniert. In einer Komödie geht es um Gegensätze. Mitch ist ein einfacher Typ und Dave sehr intelligent. Es gibt nur eine Szene, wo wir versuchen, genau wie der andere zu sein. Das ist der Moment, als sie morgens aufwachen und im Körper des anderen ihre gewohnten Verhaltensweisen und Rituale durchführen.

Ricore: Für eine Hollywoodproduktion geht "Wie ausgewechselt" sehr weit, was die Darstellung freizügiger Szenen angeht. Hat "Hangover" da Türen geöffnet?

Bateman: "Hangover" und andere nicht jugendfreie Filme haben die Grenzen immer weiter ausgereizt. Ich denke, die Aufgabe der Unterhaltungsbranche ist es, Dinge zu zeigen, die man zuvor nicht gesehen hat. Manchmal fühlt man sich dabei vielleicht etwas unwohl, aber dann findet man es meistens doch lustig. Man geht doch ins Kino, um Dinge zu erleben, mit denen man sonst nichts zu tun hat. Das zieht sich durch alle Genres, egal ob ein Horrorfilm jetzt zu gruselig ist oder eine romantische Komödie zu kitschig. Dem einen gefällt es, dem anderen eben nicht.
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Jason Bateman
Ricore: In den USA wurde der Film für seine Direktheit kritisiert. Denken Sie, dass die Amerikaner für solche Filme zu prüde sind?

Bateman: In den USA gibt es Menschen, die diese Dinge gerne unterdrücken möchten. Anders als in Europa, wo es sogar in der Werbung nackte Menschen gibt. Das ist doch natürlich, wir sind jeden Tag unter der Dusche nackt. Andererseits gibt es in vielen Filmen extreme Gewalt. Der amerikanische Geschmack ist sehr kompliziert. Jeder hat seine eigene Toleranzgrenze.

Ricore: Im Film schlägt sich das eine Kind den Kopf an. Das war doch CGI, oder?

Bateman: (lacht) Ja, das war ein Fake. Ebenso als ich beim Windelwechsel alles ins Gesicht kriege und als eines der Kinder ein Messer wirft. Der Rest ist echt. Selbst die Szene, als ich die Babies kopfüber halte und die Treppe runtergehe, war echt. Dafür wurden Spezialanzüge angefertigt, an denen ich sie festhielt. Abgesehen davon waren die Eltern der Babies immer anwesend, so dass wir alles mit ihnen vorher absprechen konnten.

Ricore: Wenn Sie ein neues Filmprojekt auswählen, achten Sie da mehr auf den Charakter oder die Geschichte?

Bateman: Größtenteils kommt es auf die Leute an, die das Projekt realisieren. In "Wie ausgewechselt" arbeitete ich mit David Dobkin, dem Regisseur von "Die Hochzeits-Crasher", und den Autoren von "Hangover". Das war ein wunderbares Team. Ich wusste, dass sie nicht die familienfreundlichste Komödie drehen würden und dass es ganz schön heftig zugehen würde. Insofern freute ich mich auf die Zusammenarbeit, sie verstehen wirklich etwas von ihrem Fach.

Ricore: Wie schwierig ist es, Menschen zum Lachen zu bringen?

Bateman: Ich glaube, dass Komödien definitiv schwieriger sind als Dramen. Ich bin sicher nicht er erste, der das sagt. Bei Dramen gibt es immer Bezugspunkte, da sie auf das wirkliche Leben verweisen. Komödien spielen sich hinter der Realität ab. Sie zeigen eine übertriebene Realität. Das Schwierige ist, dass man in einer Komödie einerseits realistisch spielen muss und andererseits der Realität etwas hinzufügen muss. Für mich ist so etwas auf jeden Fall schwieriger. Aber ich mag solche Herausforderungen.
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Jason Bateman
Ricore: Stimmt es, dass es eine Kinoversion von "Arrested Development" geben wird?

Bateman: Ja, es sieht so aus, als würde es dazu kommen. Bisher ist aber noch nichts unterzeichnet oder verhandelt. Aber das Drehbuch ist fast fertig und jeder will das Projekt realisieren. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ich hoffe jedenfalls, dass wir nächstes Jahr mit den Dreharbeiten beginnen können.

Ricore: Von den Kritikern wurde die Serie sehr gelobt, die Einschaltquoten waren aber nicht ganz so, wie es sich viele erhofft hatten. Ist es vor diesem Hintergrund nicht etwas zu riskant, aus dem Stoff einen teuren Kinofilm zu machen? Oder könnte das Konzept im Kino besser funktionieren?

Bateman: Das ist eine gute Frage. Die Serie haben an die fünf Millionen Menschen geschaut. Wenn man diese Menge ins Kino locken könnte, dann käme der Film auf ein Einspielergebnis von 50 Millionen US-Dollar. Wenn man bedenkt, dass die Produktionskosten nur ein Bruchteil der Einnahmen betragen würde, dann wäre die Gewinnspanne immer noch groß. Wir müssten also die Produktionskosten möglichst gering halten, da auch das potentielle Publikum recht klein ist. Ich denke, das Projekt eignet sich sehr gut fürs Kino. Drehbuchautor Mitchell Hurwitz ist bekannt für seine subtilen und vielschichtigen Geschichten. Dafür ist der Kinosaal besser geeignet, als das Wohnzimmer, wo die Zuschauer von Kühlschränken oder Telefonen abgelenkt werden. Im Kino können sie sich besser auf den Film konzentrieren.

Ricore: Stimmt es, dass Sie seit zehn Jahren keinen Alkohol mehr getrunken haben?

Bateman: Ich weiß nicht, ob es genau zehn Jahre sind. Ich habe nicht darauf geachtet, wann ich aufhörte. Alkohol war früher Teil meines Lebens. Es war durchaus eine schöne Zeit. Heute passt dieser Lebensstil nicht mehr in mein Leben. Außerdem würde er mit vielen anderen Dingen kollidieren, die ich heute gerne mache.

Ricore: Erinnern Sie sich an den Tag, an dem Sie sich dazu entschieden aufzuhören?

Bateman: Es gab keinen besonderen Moment, wo ich sagte: "Jetzt musst du aufhören!" Für mich war es einfach eine Frage des Erwachsenwerdens. Es gibt eine Zeit, in der solche Dinge akzeptabel sind. Heute machen mich einfach andere Sachen glücklich.
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Jason Bateman und seine Frau Amanda
Ricore: Zum Beispiel?

Bateman: Vater und Ehemann zu sein. Eine tolle Karriere zu haben. Als ich noch ein Kind war, habe ich meine Karriere nicht so sehr zu schätzen gewusst. Wahrscheinlich, weil man als Kind erst lernen muss, wer man ist. Es gefällt mir, für meine Familie Verantwortung zu tragen und eine erfolgreiche Karriere zu haben.

Ricore: Wie bringen Sie ihre Rolle als Vater und ihren Beruf unter einen Hut?

Bateman: Zeitmanagement ist die größte Herausforderung. Oft hat man nicht genügend Zeit, um das zu tun, wozu man Lust hat. Da meine Frau auch sehr hart arbeitet, unterstützen wir uns gegenseitig so gut es geht, so auch in der Erziehung unseres Kindes. Wir sind ein tolles Team.

Ricore: Welche Projekte stehen bei Ihnen als nächstes an?

Bateman: Vermutlich werde ich in einer kleinen Arthaus-Komödie mitspielen, die zunächst auf Festivals laufen wird. Anfang 2012 kommen dann wieder größere Studioproduktionen hinzu, darunter auch Komödien.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 12. Oktober 2011
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Dave (Jason Bateman) und Mitch (Ryan Reynolds) sind beste Freunde. Der eine ist erfolgreicher Anwalt und Familienvater, der andere alleinstehender Schauspieler und Frauenheld. Überdrüssig ihres Daseins, wünschen sie sich, das Leben des anderen zu führen. Als sie nach einem wilden Trinkgelage in einen öffentlichen Brunnen pinkeln, wachen sie am nächsten Morgen in den Körpern des andern auf. Es dauert nicht lange, bis sie sich ihr früheres Leben zurückwünschen. "Wie ausgewechselt" ist eine wenig..
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