Anna Weinreich/Ricore Text
Eva Padberg
TV-Junkie wird Super-Model
Interview: Eva Padberg im Pappkarton
Frisch vom Mittagessen erscheint Eva Padberg gutgelaunt zum Interview mit Filmreporter.de. Denn Hunger könne dem Model auf die Stimmung drücken, wie sie uns verrät. Außerdem berichtet sie von ihrer Kindheit, die sie lieber vor dem Fernseher verbrachte, als draußen zu spielen. Allein auf ihre Schönheit will sich Padberg nicht verlassen. Deswegen nimmt sie Schauspielunterricht. Außerdem formiert sie mit ihrem Mann Niklas Worgt das Elektro-Duo Dapayk & Padberg. Wir wollten wissen, was Padberg zu ihrem Auftritt als Walküre in "Wickie auf großer Fahrt" bewogen hat.
erschienen am 28. 09. 2011
Constantin Film
Wickie auf großer Fahrt 3D
Ricore: Sie waren schon in Ihrer Kindheit Wickie-Fan. Welche anderen Kinderserien mochten Sie?

Eva Padberg: Wickie war sehr wichtig. Das ist die einzige Serie, von der mir die Titelmelodie im Kopf hängen geblieben ist. Sonst mochte ich noch "Michel aus Lönneberga" und "Pippi Langstrumpf". Ich weiß nicht, was gerade angesagt ist im heutigen Kinderprogramm, weil ich keine Kinder habe. Aber ich glaube, das war alles ziemlich toll, was wir in den 1980er Jahren hatten. Das sind ja jetzt alles Klassiker. Ich glaube auch, dass sich heute jedes Kind wünschen würde, mit ein bisschen Reiben an der Nase zündende Ideen zu haben.

Ricore: Haben Sie auch die Bücher gelesen?

Padberg: Nein, da war ich noch zu jung für, als ich "Michel" und "Pipi" geguckt hab. Später habe ich aber dann die "Nesthäkchen"-Bücher gelesen. Das war ja auch eine tolle deutsche Kinderserie.

Ricore: War Wickie Ihre Lieblingsfigur oder hat Sie seine besserwisserische Art eher genervt?

Padberg: Ich hab mich schon mit Wickie identifiziert. Aber wie viele Kinder hab ich das Problem gehabt, dass ich nicht genau wusste, ob Wickie ein Mädchen oder Junge ist. Meine kleine Schwester wurde auch Wickie genannt und so hab ich mit dem Namen immer ein Mädchen verbunden. Außerdem hat er ja etwas längere Haare und war nicht so draufgängerisch, sondern eher sensibel. Aber ich war nicht so wahnsinnig selbstbewusst als Kind, deswegen fand ich seine schlaue Art gut.

Ricore: Und die anderen Figuren?

Padberg: Die erwachsenen Figuren hatten doch immer nur doofe Ideen. Und als Kind denkt man doch sowieso, dass man viel schlauere Ideen hat als die Erwachsenen. Bei Wickie wurde das ja immer bewiesen.
Anna Weinreich/Ricore Text
Jonas Hämmerle mit seinen Schauspielkollegen von "Wickie auf großer Fahrt 3D" auf der Münchner Premiere
Ricore: Die Familie hält ja trotzdem immer zusammen.

Padberg: Das ist das Schöne an der Serie. Als Kind ist einem noch nicht bewusst, dass dieser Zusammenhalt so wichtig ist. Ich hatte das Glück in einer tollen Familie groß zu werden. Ich habe ein enges Verhältnis zu meinen Eltern und Schwestern. Ich finde es schön, wenn so etwas in Kinderserien thematisiert wird. Jetzt gibt es öfter geschiedene Elternteile. Aber ich mag das, wenn in Kinderfilmen ein bisschen heile Welt gezeigt wird.

Ricore: Was mochten Sie noch an Wickie?

Padberg: Den Humor. Den hat man als Kind schon kapiert und das ist auch in den Filmen so. Es ist schwierig, böse zu gucken, wenn die Wikinger zu fünft vor einem stehen.

Ricore: Haben Sie als Kind viel Zeit vor dem Fernseher verbracht?

Padberg: Ja, ich war so eine richtige Fernsehratte. Ich bin ja im Osten groß geworden und bis zur Wende, da war ich neun Jahre alt, hatten wir nur zwei Ostprogramme und manchmal ARD und ZDF, wo Wickie lief. Ich mochte auch die tschechischen Märchenfilme, aber Zeichentrick kam uns damals wie Hightech vor. Das war toll.

Ricore: Was haben Sie draußen gespielt?

Padberg: Ich hab gerne Hütten gebaut. Vielleicht ist das so ein Mädchending, auch draußen so einen Häuslichkeitsdrang auszuleben. Wir haben Baumhäuser gebaut, aber dabei musste mein Vater natürlich immer helfen. Als wir unseren Farbfernseher bekommen hatten, war ein riesiger Karton übrig. Den haben wir als Raumschiff eingerichtet und dann saß ich mit meiner Freundin zwei Tage nur in diesem Karton. Ich komme vom Dorf und da gab es keine Spielplätze, man musste sich immer selbst beschäftigen. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wär ich immer lieber vor dem Fernseher geblieben.

Ricore: Wie hat es sich dann ergeben, dass Sie schließlich doch in der großen weiten Welt gelandet sind?

Padberg: Das kam durch meinen Beruf als Model. Mit 15 Jahren habe ich bei einem Wettbewerb mitgemacht und wurde in eine Modelagentur aus München aufgenommen.
Constantin Film
Jonas Hämmerle und Valeria Eisenbart spielen in "Wickie auf großer Fahrt 3D"
Ricore: Das war die Bravo-Girl-und-Boy-Wahl, oder?

Padberg: Ja genau. Ich war das erste Mal eine Woche in München. Es hat etwas gedauert, bis ich mich an dieses Großstadtgefühl gewöhnt hatte, denn ich komme aus einem 800-Seelen-Dorf. Aber ich war als Kind schon sehr konsumgesteuert und das Landleben hat mir nicht gereicht.

Ricore: Sie wollten die Welt aus dem Fernsehen kennen lernen.

Padberg: Genau. Und jetzt bin ich froh, wenn ich mal nach Hause kann.

Ricore: Welche Jugendschwärme haben Wickie abgelöst?

Padberg: Take That natürlich, Johnny Depp in "21 Jump Street - Tatort Klassenzimmer" und "Beverly Hills, 90210".

Ricore: Wer war Ihr Liebling bei Take That?

Padberg: Jason Orange, der unauffälligste von allen. Ich hab sie dieses Jahr bei der Echo-Verleihung gesehen, das war ganz nett.

Ricore: Und wie fanden Sie sie?

Padberg: Ich finde es gut, dass sie das Comeback gemacht haben, das neue Album ist auch ganz gut. Aber ich bin zum Glück nicht mehr 14 Jahre und muss mir das nicht mehr jeden Tag anhören.
Buena Vista
Eva Padberg
Ricore: Sie haben auch eine musikalische Ader. Mit Dapayk & Padberg haben Sie zwei Alben veröffentlicht. Gibt es Pläne für weitere Alben?

Padberg: Wir sind kurz davor, das dritte Album fertig zu stellen. Wir haben jetzt zwei Wochen Urlaub und dann kommt der letzte Schliff. Aber das Album soll spätestens im Frühling nächstes Jahr erscheinen.

Ricore: Gibt es schon einen Titel?

Padberg: Nur einen Arbeitstitel. Wir haben bislang zehn Songs, aber auch die stehen noch nicht hundertprozentig fest. Die grobe Struktur steht. Im Urlaub sind wir immer kreativ. Letztes Jahr sind auf Bali auch einige Tracks entstanden. Mit etwas Abstand bekommt man immer noch einen neuen Blick auf das Ganze.

Ricore: Haben Sie Ideen beim Frühstück?

Padberg: Das ist unterschiedlich. Manchmal setzt man sich hin und sagt, wir machen jetzt drei Stunden nur das und dann passiert aber nichts. Manchmal fällt einem spontan was ein und das muss man dann im Handy abspeichern. Das ist so wie bei jemandem, der schreibt.

Ricore: Das passiert alles elektronisch?

Padberg: Ja, Niklas hat auch im Urlaub immer seinen Rechner dabei. Ich liege dann am Strand und er sitzt auf der Terrasse. Im Urlaub hat er endlich mal Zeit, kreativ zu sein, denn zu Hause kümmert er sich viel ums Label und am Wochenende ist er meistens unterwegs und spielt.

Ricore: Spielen Sie ein Instrument?

Padberg: Nein, nicht mehr. Während der Schulzeit habe ich mal zwei Jahre Saxophon gelernt. Cool, oder? Meine ältere Schwester hat im Schulorchester Saxophon gespielt und ich habe ihr das nachgemacht.
Constantin Film
Jonas Hämmerle, Valeria Eisenbart, Mercedes Jadea Diaz, Waldemar Kobus, Regisseur Christian Ditter am Set von "Wickie auf großer Fahrt 3D"
Ricore: Warum?

Padberg: Es gab nicht so viel. Orchester oder Tanzgruppe. Und dafür war ich zu groß.

Ricore: Und warum haben Sie mit dem Saxophon nicht weiter gemacht?

Padberg: Ich habe gemerkt, dass mir das zu anstrengend ist. Ich bin dann in den Chor gewechselt und das habe ich bis zum Abi gemacht.

Ricore: Wie lange nehmen Sie schon Schauspielunterricht?

Padberg: Seit mehreren Jahren immer wieder in Pausen, wenn ich dafür Zeit habe. Drei Jahre lang jeden Tag auf einer richtigen Schauspielschule in den Unterricht zu gehen, ist mit meinem Job als Model leider nicht vereinbar. So nehme ich hin und wieder Sprechunterricht und mache Kameratrainings. Das bringt mir auch viel. Dabei lerne ich viel über mich.

Ricore: Inwiefern?

Padberg: Man muss bei solchen Trainings nach seiner eigenen Persönlichkeit suchen. Denn wenn man nicht weiß, wer man selber ist, kann man auch niemand anderen darstellen.

Ricore: Wen haben Sie beim Schauspieltraining gefunden?

Padberg: Ich habe verschiedene Persönlichkeiten entdeckt (lacht). Nein, man wird einfach dazu gezwungen, mehr über seine Handlungen nachzudenken. Etwa warum man auf Dinge so reagiert, wie man reagiert.
Anna Weinreich/Ricore Text
Eva Padberg
Ricore: Fast wie in einer Therapie?

Padberg: Ein bisschen. Man hat schlechte Laune und fragt sich, warum hab ich eigentlich schlechte Laune. Meistens ist die Antwort ganz einfach, aber man verdrängt im Alltag so viel. Das Ziel in der Schauspielerei ist ja, die Emotionen nicht zu verdrängen, sondern ungefiltert rauszulassen.

Ricore: Haben Sie etwas Überraschendes über sich erfahren?

Padberg: Nein, es haben sich keine Abgründe aufgetan. Was ich beim Spielen gelernt habe, ist, Emotionen rauszulassen. Das versucht man im alltäglichen Leben ja eher zu unterdrücken.

Ricore: Als Model müssen Sie ja auch schauspielern.

Padberg: Naja, als Model ist das Ziel immer, schön auszusehen. Das trifft auf die Schauspielerei nicht zu. Da muss man lernen loszulassen und nicht darüber nachzudenken, wie man gerade aussieht.

Ricore: Fällt Ihnen das schwer, auch mal nicht schön zu sein?

Padberg: Nein, Gott sei Dank nicht. Ich bin sehr froh, dass ich nicht so befangen bin. Obwohl ich hinterher manchmal denke, dass etwas nicht so schön aussieht. Bei Wickie spiele ich eine sehr kämpferische Figur, was ich in Wirklichkeit nicht bin. Aber da muss man dann Momente für sich raussuchen, wo man wirklich angepisst war.

Ricore: An welche Situationen denken sie dann?

Padberg: Ach, jetzt beim Dreh war es gut, dass es so kalt war. Ich krieg nämlich echt schlechte Laune, wenn mir kalt ist. Das konnte ich gut an den Wikingern auslassen. Wenn ich friere und wenn ich Hunger hab, werde ich ungehalten.

Ricore: Dann ist es ja gut, dass Sie vor dem Interview beim Mittagessen waren.

Padberg: Ja, da haben Sie Glück gehabt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 28. September 2011
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Eva Padberg wird am 27. Januar 1980 in Bad Frankenhausen geboren. Nach dem Abitur arbeitet sie unter anderem in Paris, Tokio und New York als Profi-Model. Im Jahr 2005 wählten sie die Leser der Zeitschrift FHM zur Sexiest Woman of the World. Neben ihrer Modelkarriere ist sie als Jurorin, Laudatorin und Schauspielerin zu sehen. Für ihr karitatives Engagement bei UNICEF reist sie in die Krisengebiete der Dritten Welt. Das Mitglied des Techno-Duos Dapayk & Padberg heiratet im..
Dass aus Wicki (Jonas Hämmerle) einmal kein starker Wickingerkrieger wird, ist Halvas (Waldemar Kobus) größte Sorge. Wicki kann seinem Vater jedoch erneut beweisen, was in ihm steckt. Halva wird vom schrecklichen Sven (Günther Kaufmann) entführt. Mit seinem schlauen Köpfchen findet Wicki sicher den richtigen Weg. Dabei dürfen die starken Männer nicht fehlen. Für Wickies zweites Kinoabenteuer übernahm für Christian Ditter von Michael 'Bully' Herbig die Regie.
2024