Jean-François Martin/Ricore Text
George Clooney
Einzug ins Weiße Haus?
Interview: George Clooney politisch engagiert
Als Schauspieler und Frauenschwarm hat sich George Clooney zu einem der gefragtesten Stars Hollywoods entwickelt. Seit seinem Regiedebüt "Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind" im Jahre 2002 hat er auch hinter der Kamera die Gunst der Kritiker für sich gewonnen. Bei "The Ides of March - Tage des Verrats" zeichnet Clooney erneut für die Inszenierung verantwortlich. Zudem spielt er die Rolle eines aufstrebenden Politikers, der es bis ins Weiße Haus schaffen will. Im Interview mit Ricore Text spricht der politisch engagierte Künstler über die moralische Dimension seines Dramas und den feuchtfröhlichen Dreh in der Industriebrache Detroit.
erschienen am 21. 12. 2011
Tobis Film
The Ides of March - Tage des Verrats
Ricore: Was für ein Typ sind Sie als Regisseur?

George Clooney: Derselbe Typ, der ich als Schauspieler bin. Dieselbe Größe, dieselbe Frisur. Ich arbeite gern mit Schauspielern zusammen, die meine Ideen auf ein höheres Level heben. Ich denke, das habe ich bei diesem Film erreicht.

Ricore: Wie bringen Sie andere Schauspieler dazu, für Sie zu arbeiten?

Clooney: Ich hatte kompromittierende Bilder von ihnen. Aus diesem Grund haben sie sich dazu entschlossen, für mich zu arbeiten [lacht].

Ricore: Ihr Film "The Ides of March - Tage des Verrats" vermittelt eine zynische Botschaft. Wollen Sie wirklich, dass die Bürger im Wahljahr eine zynische Haltung einnehmen?

Clooney: Filme geben der Gesellschaft nicht den Weg vor. Wir reflektieren bloß die Stimmungen in unserem Land und in der Welt. Der Film ist wie ein Spiegel, der den Zynismus zeigt. Ich denke nicht, dass das unbedingt schlecht ist. Aber es war auch nicht meine Absicht.

Ricore: Ihr Film hat auch eine moralische Dimension. War das beabsichtigt?

Clooney: Jeder von uns hat schon mal jemanden getroffen, der sich mit bestimmten moralischen Fragen auseinandersetzen muss. Jeder muss moralische Entscheidungen im Leben treffen. Das ist beispielsweise in der Arbeitswelt der Fall. Dort kann es dazu kommen, dass man seinem Chef in den Rücken fällt, etwa wenn man einen anderen Job annimmt. Es kann jedem passieren, dass man auf dem Weg nach oben jemanden verletzt. So ist das Leben nun mal.

Ricore: Das Frustrierende an Politikern ist, dass sie scheinbar alles sagen, um den Bürgern zu gefallen. Denken Sie, dass sich das jemals ändern wird?

Clooney: Das ist zyklisch, Dinge ändern sich. Die Wahlen im Jahre 1800 waren ziemlich brutal. Doch ich bin nach wie vor hoffnungsvoll. Ich denke, dass sich die Dinge durch unseren neuen Präsidenten geändert haben.
Tobis Film
George Clooney in "The Ides of March - Tage des Verrats"
Ricore: Sind Schauspieler klug?

Clooney: Nicht jeder Schauspieler ist intelligent. Das können Sie mir glauben.

Ricore: Sie haben den Film in Michigan gedreht. Wie war es, in eine Stadt wie Detroit zu kommen, eine Stadt, die durch die Rezession verwüstet wurde?

Clooney: Wir waren am St. Patrick's Day dort. Das war perfekt für mich. Jeder trank Bier, es war toll. Wir waren sehr gerne in Detroit. Man findet eine Stadt vor, die dafür kämpft, wieder zu den Gewinnern zu gehören. In so einer Stadt gibt es eine Energie, die aufregend ist. Auf das kalte Wetter könnte ich allerdings gut verzichten.

Ricore: Was ist schwieriger: Regie zu führen oder Dates zu haben?

Clooney: Ich wusste, dass Sie diese Frage stellen würden. Es ist nicht einfach, diese Frage zu stellen und nun können Sie nach Hause gehen und Ihrem Chefredakteur sagen, dass Sie Ihr Bestes gegeben haben.

Ricore: Was bedeutet, dass Sie diese Frage nicht beantworten werden, nicht wahr?

Clooney: Genau das bedeutet es. Über mein Privatleben wird ohnehin so viel berichtet, dass ich nichts mehr dazu zu sagen brauche. Schauen Sie sich die Bilder an [lacht].

Ricore: Sind Sie von den Oscar-Gerüchten genervt?

Clooney: Ich bin davon so genervt, das können Sie sich gar nicht vorstellen [lacht]. Nein, natürlich nicht. Wie könnte man von so etwas genug bekommen? Es ist großartig, ich fühle mich sehr geehrt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 21. Dezember 2011
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2024