Paramount Pictures
Paula Patton auf der "Mission: Impossible"-Premiere in Dubai (2011)
Schlagkräftiger Sonnenschein
Interview: Paula Patton in geheimer Mission
Als Paula Patton den Raum betritt, strahlt sie über das ganze Gesicht. Schwer vorzustellen, dass diese sympathische junge Frau zur tödlichen Kämpferin werden könnte. In "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" beweist sie das Gegenteil und teilt an der Seite von Tom Cruise kräftig aus. Im Interview mit Filmreporter.de spricht Patton über starke Frauenrollen in Hollywood und den spektakulären Dreh in Dubai. Ihr bezauberndes Lachen vergisst sie dabei nie. Erst beim Thema Wut blitzt einen kurzen Augenblick eine andere, verletzlichere Seite der Schauspielerin auf...
erschienen am 15. 12. 2011
Paramount Pictures
Paula Patton schießt sich in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" den Weg frei (2011)
Ricore: Wie gefällt Ihnen München?

Paula Patton: Wir haben hier die schönsten Hotelzimmer, die ich bei dieser Promotour bisher erlebt habe.

Ricore: Das sagen Sie doch in jeder Stadt, oder?

Patton: [lacht] Nein, die Zimmer hier sind wirklich spektakulär. Die Kronleuchter sind toll. Die meisten Hotelzimmer sind sonst eher schlicht gehalten.

Ricore: Wie war es, in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" zur schlagkräftigen Action-Heldin zu werden?

Patton: Das war unglaublich. Es hat einen Riesenspaß gemacht. Kurz zuvor war ich Mutter geworden. Mein Kind war erst fünf Monate alt, als ich die Rolle bekam. Ich war nicht in Topform und wie durch ein Wunder habe ich die Rolle trotzdem bekommen. Da habe ich mich sehr bestätigt gefühlt. Ich wollte meine Stunts alle selbst machen, aber ich habe das total unterschätzt. Jeden Tag habe ich zweieinhalb Stunden Kampfsport trainiert, um fit zu werden. Am Anfang war das sehr hart. Nach einem Monat hat es aber angefangen, richtig Spaß zu machen. Wenn ich eine neue Rolle spiele, suche ich mir ein reales Vorbild. Nach dem richte ich mich, um die Figur glaubwürdiger zu machen. Aber wenn man eine Spionin spielt, ist es schwer, ein solches Vorbild zu finden [lacht]. Das Training hat mir dabei geholfen, mich der Rolle zu nähern. Vorher hat sich das sehr aufgesetzt angefühlt.

Ricore: Der Dreh auf dem Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai muss sehr aufregend gewesen sein.

Patton: Ja. Es gibt eine Szene, in der ich Jeremy Renner vor dem Fall rette. Meine männlichen Kollegen hatten Klettergeschirre an, aber mein Kleid war so eng, dass ich keines tragen konnte. Also hatte ich ein Seil um den Knöchel gebunden und einen Stuntman hinter mir, der mich festgehalten hat. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, als ich aus dem Fenster geguckt habe. Während man solche Szenen dreht, ist man aber komplett in seiner Figur versunken. Erst hinterher denkt man sich: "Was zur Hölle habe ich da gerade gemacht?"
Paramount Pictures
Mission: Impossible - Phantom Protokoll
Ricore: Was hat ihr Mann zu dem Kuss mit Tom Cruise gesagt?

Patton: Wenn es in einem Film bloß beim Küssen bleibt, macht das den Partner sehr glücklich [lacht].

Ricore: Für "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" haben Sie in mehreren Ländern gedreht. Welches hat Ihnen am besten gefallen?

Patton: Der Dreh in Dubai war der spannendste. Ich war zuvor nie im Nahen Osten. Es ist ein unglaublicher Ort: die Naturwunder, die Wüste, die Kamele, die Sonnenuntergänge. So etwas sieht man als Stadtmensch ja nie. Nach einem Drehtag in der Wüste flog uns Tom Cruise mit dem Hubschrauber in die Stadt. Da sieht man den Übergang von der rohen Natur zu diesen unfassbaren Bauten. Das Burj Khalifa und die Palmeninsel sind einfach unglaublich. Dubai ist ein toller Drehort, es gibt so viel Abwechslung.

Ricore: Betrachten Sie "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" als bisherigen Höhepunkt Ihrer Karriere?

Patton: Das ist natürlich ein Traum, der wahr geworden ist. Aber jeder Film, den ich gemacht habe, liegt mir am Herzen. Ich würde nie einen einzelnen auf ein Podest stellen und die anderen damit entwerten. Doch es stimmt natürlich: "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" werden mehr Leute sehen, als die Filme, die ich bisher gedreht habe. Es war toll, mit Brad Bird zusammenzuarbeiten. Er ist ein Genie, was Bilder angeht. Natürlich ist das ein großer Moment für mich. Ich freue mich aber auch auf meine nächsten Projekte.

Ricore: Inwiefern beeinflusst es Ihre Arbeit als Schauspielerin, dass Sie früher selbst hinter der Kamera gestanden haben?

Patton: Ich habe eine Filmschule besucht und wollte Regisseurin werden. Früher habe ich als Produktionsassistentin gearbeitet, sozusagen ganz unten in der Hierarchie. Daher habe ich großen Respekt für die Filmcrew. Man braucht eine ganze Armee, um einen Film zu machen. Als Schauspieler sollte man nicht denken, dass man der wichtigste Teil der Produktion sei. Ein guter Film hängt von so vielen Faktoren ab: Beleuchtung, Sets, Kamera. All diese Leute arbeiten zusammen, um eine große Illusion zu erschaffen. Ich bewundere Brad Birds Arbeit. Als Regisseur hat man so viele Entscheidungen zu treffen.
Paramount Pictures
Paula Patton auf der "Mission: Impossible"-Premiere in Dubai
Ricore: Nach "Precious - Das Leben ist kostbar" spielen Sie in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" erneut eine starke Frau. Gibt es zu wenige starke Frauenrollen in Hollywood?

Patton: Ja, das stimmt. Es gibt immer noch mehr starke Männerrollen. Aber das bessert sich, denn das Publikum will starke Frauen sehen. Sehen Sie sich nur den Erfolg von "Salt" an. Der Film war nicht nur so erfolgreich, weil alle Angelina Jolie toll finden. Es ist interessant, eine Frau in einer solchen Rolle zu sehen. Schauspielerinnen sind heute mehr als ein bloßer Blickfang. Als Darstellerin ist es meine Aufgabe, dem Regisseur Vorschläge zu machen, wie man meine Figur komplexer machen könnte. Ein Schauspieler muss einer Figur Tiefe geben, das ist sein Job. Aber ich suche mir meine Rollen danach aus, ob mich das Drehbuch begeistert. Ich möchte Teil eines Kunstwerks sein und will, dass alles gut ist, nicht nur meine eigene Leistung.

Ricore: Sie haben also keine Probleme, Regisseure davon zu überzeugen, dass Sie mehr als ein Blickfang sind?

Patton: Regisseure sind Künstler und haben wie wir Schauspieler das Bedürfnis, die Zuschauer zu unterhalten. Je detaillierter man eine Figur ausarbeitet, desto interessanter wird sie für das Publikum.

Ricore: Wie war es, Teil einer gigantischen Produktionsmaschine wie "Mission: Impossible" zu sein?

Patton: Man fühlt sich nicht als Teil einer Maschine. Die Crew wird zu deiner Familie und man reist gemeinsam als Wanderzirkus durch die Welt. So fühlt man sich auch in der Fremde wohl. Während der Dreharbeiten darf man nicht an den Moment denken, wenn das Publikum den Film sieht. Man versucht seine Arbeit zu machen. Wenn der Film fertig ist, kommt das mulmige Gefühl sowieso. Genauso wie die Frage, ob das Endprodukt den Leuten gefallen wird.

Ricore: Gibt es schon konkrete Pläne für einen fünften Teil?

Patton: Ich weiß es nicht. Aber wenn ich gefragt werde, mache ich definitiv wieder mit.
Paramount Pictures
Paula Patton in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" (2011)
Ricore: Wollen Sie in Zukunft wieder hinter der Kamera stehen?

Patton: Ich will auf jeden Fall Filme produzieren. Regie möchte ich nicht ausschließen. Mein Respekt für Regisseure ist aber so groß, dass ich diesen Job niemals unvorbereitet übernehmen würde. Also ist die Antwort: vielleicht.

Ricore: Gibt es eine Art "Mission: Impossible" in Ihrem eigenen Leben?

Patton: Viele Dinge wirken im Vorfeld so, als seien sie unmöglich. Ich hatte großen Respekt vor diesem Filmprojekt, besonders da ich nun ein kleines Kind habe. Aber meine Mutter hat mich dazu ermutigt, die Rolle anzunehmen. Sie hat wieder zu arbeiten begonnen, als ich zwei Monate alt war. Man findet immer einen Weg, muss sich aber auf Schlafentzug einstellen. Als Schauspielerin muss man immer sehr lange am Stück arbeiten. Dann kommen aber auch lange Phasen, in denen man frei hat. Als Mutter legt man sich die Fähigkeit zu, viele Sachen gleichzeitig zu tun. Ich habe ständig zwischen Dreh und Erziehung hin und her gewechselt. Das hätte ich vorher sicher für unmöglich gehalten.

Ricore: In einem Interview sagten Sie mal, dass Sie eine Menge Wut im Bauch hätten. Woran liegt das?

Patton: Das Leben kann sehr schmerzhaft sein. Menschen tun einem weh. Ich mag es, friedlich zu sein. Im Leben geht es oft darum zu lächeln, obwohl man im Inneren leidet. Man freut sich, wenn man ein Ventil für diese Gefühle hat. Als Schauspieler hat man die Möglichkeit, diese schmerzhaften Emotionen zu verarbeiten.

Ricore: Wenn Tom Cruise, Produzent J.J. Abrams und Regisseur Brad Bird am Set sind, wer ist da eigentlich der Chef?

Patton: Mein Regisseur ist immer mein Chef. Ich habe aber auch großen Respekt vor Tom. Er gibt sich immer viel Mühe, dass alle an seiner Seite ebenfalls glänzen. Tom teilt das Rampenlicht mit seinen Kodarstellern. Deshalb sind seine Filme so beliebt. Wenn es nur um ihn ginge, wäre das sicher nicht so.

Ricore: Bei einer so großen Produktion muss es doch auch Spannungen am Set geben.

Patton: Ich will gar nicht über die geschäftlichen Verhandlungen der Produzenten nachdenken. Das wird von den Schauspielern ferngehalten. Wenn wir darüber nachdenken müssten, könnten wir unsere Arbeit nicht mehr machen. Die Crew versucht, das Set zu einem freundlichen Ort zu machen. Wir Schauspieler waren in der tollen Situation, dass wir uns alle mochten. Am Anfang macht es immer Spaß, aber mit der Zeit kann es menschlich schwierig werden. Wenn man sieben Monate überstanden hat und sich immer noch mag, dann ist das etwas Besonderes.
Paramount Pictures
Paula Patton in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" (2011)
Ricore: Tom Cruise meinte, sie seien ein wenig schusselig. Stimmt das?

Patton: Absolut. Ich stolpere ziemlich oft. Wenn es irgendwo eine Stolperfalle gibt, finde ich sie. Zudem schnaube ich, wenn ich lache. In der Beziehung bin ich ziemlich schusselig, ja.

Ricore: In Ihrem Leben soll der Film "Do the Right Thing" eine wichtige Rolle gespielt haben.

Patton: Ja, ich wollte immer Schauspielerin werden, schon als kleines Mädchen. Als ich in die Schule ging, war die Rollenauswahl für schwarze Frauen sehr begrenzt. "Do the Right Thing" hat mich umgehauen. Als ich den Film gesehen habe, verstand ich zum ersten Mal die Arbeit des Filmemachers. Spike Lee hat mich inspiriert. Damals dachte ich erstmals daran, selbst Filme zu machen und interessante Rollen für andere zu kreieren. Später hat sich die Leidenschaft für die Schauspielerei dann doch durchgesetzt.

Ricore: Hat sich die Lage für afroamerikanische Schauspieler seit ihrer Schulzeit verändert?

Patton: Sie hat sich verbessert. In Hollywood muss sich aber noch viel ändern. Das gilt für alle Minderheiten. Man sollte mehr ethnische Vielfalt zulassen. Wir teilen alle die gleichen Emotionen.

Ricore: Welcher Film steht bei Ihnen als nächstes an?

Patton: Ich habe gerade einen Independent-Film namens "Disconnect" mit Alexander Skarsgård gedreht. Das ist ein ganz anderer Film als "Mission: Impossible", aber nicht minder herausfordernd.

Ricore: Viel Erfolg und danke für das Gespräch.
erschienen am 15. Dezember 2011
Zum Thema
Kurz nach ihrem Studium an der Medical Diaries". Als Schauspielerin ergattert sie 2005 in der Komödie "Hitch - Der Date Doktor" eine erste kleine Leinwandrolle. Bereits im Jahr darauf spielt sie einen größeren Part im Science-Fiction "Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit". Nachdem sie Kritiker im Precious - Das Leben ist kostbar" überzeugt, ist sie 2011 als Hauptdarstellerin in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" zu sehen.Robin Thicke. In dessen Videoclip zu "Lost Without You" übernimmt..
Als ein Bombenanschlag auf den Kreml die Sicherheit der Welt erschüttert, werden die Mitarbeiter der "Mission Impossible Force" um Ethan Hunt (Tom Cruise) für den Terrorakt verantwortlich gemacht. Weil der US-Präsident mit dem "Phantom Protokoll" die MIF verleugnet, sind ihre Agenten fortan vogelfrei. Um sich der Verantwortung zu entziehen, müssen Hunt und Co. die wahren Drahtzieher des Terroranschlags zur Strecke bringen. Für "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" wurde mit Brad Bird einer..
2024