Michael Domke/Ricore Text
Channing Tatum bei Photocall zu "Für immer Liebe" in München
Stripper wird romantisch
Interview: Channing Tatums nackte Tatsachen
Die Zeiten als Stripper sind für Channing Tatum vorbei. Stattdessen hat sich der Nachwuchsdarsteller innerhalb weniger Jahre einen Namen in Hollywood gemacht. Seine romantische Seite zeigt Channing in "Für immer Liebe". In der Romanze versucht er mit allen Mitteln, das Herz von Rachel McAdams zu erobern. Im Interview mit Filmreporter.de erzählt er, wie er im wahren Leben seine romantische Ader zum Ausdruck bringt. Zudem wird klar, warum seine Zeiten als Stripper doch noch nicht ganz vorbei sind...
erschienen am 8. 02. 2012
Sony Pictures
Für immer Liebe
Ricore: Bei der Vergabe des Golden Globes für den besten Animationsfilm konnten Sie Steven Spielberg die Hand schütteln...

Channing Tatum: Ja, das hatte ich nicht erwartet. Ich war so nervös. Das war eine tolle Erfahrung.

Ricore: Wem würden Sie noch gerne persönlich begegnen?

Tatum: Es gibt so viele große Regisseure, etwa David Fincher oder Danny Boyle. Die Liste ist schier endlos.

Ricore: Ihre Zeit als Stripper wollten Sie von Nicolas Winding Refn verfilmen lassen.

Tatum: Ja, das wäre großartig gewesen, doch zu der Zeit hat er an "Drive" gearbeitet. Stattdessen habe ich es nun mit Steven Soderbergh gemacht, was auch nicht schlecht ist [lacht]. Nichtsdestotrotz würde ich liebend gern mit Nicolas arbeiten, ich habe alle seine Filme gesehen. Ich habe mich in "Bronson" verliebt und habe dann realisiert, dass ich auch schon "Pusher" gesehen hatte, lange bevor ich überhaupt geschauspielert habe. Er ist ein fantastischer Regisseur mit einer einzigartigen Handschrift.

Ricore: Wie ist die Zusammenarbeit mit Steven Soderbergh zustande gekommen?

Tatum: Ich habe in seinem Film "Haywire" eine kleine Rolle gespielt. Ich denke, dass er einer der größten Regisseure aller Zeiten ist und besonders für den Independentfilm große Bedeutung hat. Nach der Arbeit haben wir mal zusammen ein Bier getrunken und ich habe ihm dabei erzählt, dass ich mal Stripper war, etwa acht Monate lang, als ich 18, 19 Jahre alt war. Darauf sagte er, dass man daraus einen großartigen Film machen könnte. Ich dachte nicht wirklich, dass das möglich wäre. Doch dann las ich in einem Artikel, dass er daran interessiert wäre, bei dem Projekt Regie zu führen. Daraufhin trafen wir uns, aßen einen Hotdog und entschieden, den Film selbst zu finanzieren. Ich spiele die Hauptrolle und produziere und er führt Regie. Wir wollten es außerhalb des Studio-Systems machen, da es ein heikles Thema ist. Ich denke, Steven hat genug davon, sich von anderen Leuten sagen zu lassen, wie er seine Filme zu machen hat [lacht].
Sony Pictures
Channing Tatum und Rachel McAdams in "Für immer Liebe"
Ricore: Bereuen Sie es im Nachhinein, Stripper gewesen zu sein?

Tatum: Es ist nichts, auf das ich stolz bin, aber auch nichts, wofür ich mich schäme. Es war eine verrückte Zeit in meinem Leben. Ich würde es niemandem empfehlen, doch als 19-Jähriger hat es mir Spaß gemacht. Ich war pleite und wollte nicht meine Eltern nach Geld fragen, obwohl sie es mir anboten. Das Problem ist, dass viele nicht den Absprung schaffen. Doch ich hatte Glück.

Ricore: Haben Sie sich beim Strippen komplett nackt gezeigt?

Tatum: Nein, so talentiert bin ich nicht [lacht].

Ricore: Was war Ihr Lieblingskostüm als Stripper?

Tatum: Gute Frage. Mein Favorit war wohl ein Kostüm, das an "Uhrwerk Orange" angelehnt war, da es nicht den üblichen Klischees entsprach. Normalerweise ist man als Feuerwehrmann oder Polizist gekleidet. Bei meinem ersten Auftritt hatte ich ein Pfadfinder-Kostüm an, was ungeheuer erniedrigend war.

Ricore: Wie sind Sie schließlich zur Schauspielerei gekommen?

Tatum: Ich habe die Stadt verlassen und bin nach Miami gezogen, weil ich dachte, dass das nicht so eine Party-Stadt wäre, was unglaublich bescheuert war. Doch ich dachte, dass es dort mehr Möglichkeiten geben würde. Zunächst habe ich drei Jahre gemodelt, was mich nach New York geführt hat und dann habe ich für einen Werbespot vorgesprochen. Ich sollte einen DJ spielen, obwohl ich nicht scratchen kann. Also tanzte ich einfach hinter dem Plattenspieler und habe die Rolle schließlich bekommen. Der Regisseur war Tarsem und es hat großen Spaß gemacht. Ich konnte mich selbst viel mehr einbringen als beim Modeln. Daraufhin besuchte ich einen Workshop in New York und entdeckte, dass es das ist, was ich für den Rest meines Lebens machen will.
Paramount Pictures
Stets in Aktion: Channing Tatum
Ricore: Und nun sind Sie mit fünf Filmen in diesem Jahr im Kino vertreten.

Tatum: Ja, doch das war nicht so beabsichtigt [lacht]. Das hat sich so ergeben.

Ricore: Denken Sie, dass Sie Ihre Frau in diesem Jahr noch sehen werden?

Tatum: Wir haben eine gute Regel aufgestellt und zwar, dass wir nicht länger als zwei Wochen voneinander getrennt sein dürfen. Manchmal ist das hart, etwa wenn wir gerade in verschiedenen Ländern sind und mehrere Stunden fliegen müssen, um uns zwischendurch sehen zu können.

Ricore: Wie fühlt es sich an, momentan mit so vielen Filmen vertreten zu sein?

Tatum: Es fühlt sich toll an, solange die Filme gut sind [lacht]. Aber ich mache mir schon darüber Gedanken, zu präsent zu sein. Es kann ermüdend sein, andauernd dasselbe Gesicht zu sehen [lacht]. Doch die Filme sind alle sehr verschieden, was auch für meine Charaktere gilt. Zudem habe ich das Glück, mit tollen Menschen zusammenarbeiten zu können. Ich bin über diese Entwicklung sehr glücklich.

Ricore: Finden Sie noch die Zeit, zu Hause Ihre Eltern zu besuchen?

Tatum: Ich war schon eine Weile nicht mehr dort und vermisse sie sehr. Ich habe vor, in den nächsten zwei Jahren hart zu arbeiten und mich dann etwas zurückzulehnen. Ich möchte keine Auszeit nehmen, doch in den letzten beiden Jahren war es recht aufreibend, dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin. Mit meinem Produktionspartner habe ich angefangen, an einigen wirklich guten Projekten zu arbeiten. Ich vermisse meine Familie, doch es ist alles Teil eines größeren Plans, von dem ich hoffe, dass er funktioniert.
Sony Pictures
Rachel McAdams und Channing Tatum in "Für immer Liebe"
Ricore: Ihre Familie ist wahrscheinlich sehr erleichtert, dass es momentan so gut für Sie läuft.

Tatum: Ich denke, Sie nehmen mich nicht so sehr als Schauspieler wahr. Ich weiß nicht, ob sie meine Karriere so genau verfolgen. Sie schauen meine Filme, doch sie kriegen nicht mit, ob es ein gutes oder schlechtes Jahr war.

Ricore: Schauen Sie sich Ihre eigenen Filme an?

Tatum: Ich schaue sie mir einmal an, bevor sie erscheinen und ein weiteres Mal am Tag der Premiere. Danach schaue ich sie mir normalerweise nicht mehr an. Wenn man sie zu oft sieht, dreht man durch [lacht]. Man muss sie sich anschauen, um zu verstehen, welche Entscheidungen man getroffen hat und was davon funktioniert und was nicht. Auf diese Weise kann man beim nächsten Mal besser einschätzen, wie man es machen soll.

Ricore: Welche Filme Ihrer Karriere würden Sie gerne aus Ihrem Gedächtnis streichen?

Tatum: Das ist eine wirklich gute Frage [lacht]. Ich weiß nicht, ob ich wirklich welche streichen will. Doch ich würde einige definitiv anders machen [lacht]. Jeder Film ist eine Art Sprungbrett. Ich könnte in einem Film nicht besser werden, wenn ich bei einem anderem nicht versagt hätte. Bei "Der Adler der Neunten Legion", den ich liebe und nie streichen würde, wünsche ich mir dennoch, dass wir einige Dinge anders gemacht hätten. Wir hätten beispielsweise Dialekte sprechen sollen, um nicht wie Amerikaner in Rom zu wirken. Ich denke nach wie vor, dass das eine seltsame Entscheidung war, die wohl nicht so angekommen ist, wie wir uns das gewünscht hatten.

Ricore: Ist das der Grund, warum Sie nur noch in Filmen spielen wollen, die Sie auch selbst produzieren?

Tatum: Ich werde schon noch in Filmen spielen, die ich nicht selbst produziere. Doch ich spiele lieber in Filmen, die ich mit produziere, da ich denke, dass ich in diesen Filmen besser bin. Als Schauspieler ist man stärker involviert, wenn man bei den einzelnen Phasen der Entstehung dabei ist. Dadurch wird es bedeutungsvoller für mich.
Kinowelt Filmverleih
Channing Tatum in "Das Leuchten der Stille"
Ricore: Fällt es Ihnen generell schwer, Kontrolle abzugeben?

Tatum: Nein, denn ich bin ja nicht der Regisseur. Ist man Schauspieler und Regisseur zugleich, funktioniert das meist nicht. Ein Film spiegelt das Wesen des Regisseurs wider. Wenn er die wahre Liebe nicht wirklich kennt, wird sich das im Film zeigen. Sein Kleidungsstil kann sich wiederum in der Ästhetik des Films ausdrücken. Wenn man versucht, selbst die Kontrolle über diese Aspekte zu übernehmen, schadet das der Vision des Regisseurs. Meiner Meinung nach sollte die Perspektive des Regisseurs maßgeblich sein.

Ricore: In "Für immer Liebe" tun Sie alles, um Ihre Beziehung zu retten. Würden Sie sich im wahren Leben auch als Kämpfer bezeichnen, wenn es um Liebesdinge geht?

Tatum: Ja, ich denke schon. Rachel und ich haben viel darüber geredet. Für mich ist Liebe ein weiterer Ausdruck für Kreativität. Wenn man jemanden wirklich liebt, tut man alle möglichen Dinge, um es zu zeigen. Ich selbst albere gerne herum und mache Witze, um es zum Ausdruck zu bringen.

Ricore: Was war das romantischste, was Sie je für eine Frau gemacht haben?

Tatum: Oh Mann, ich hasse diese Frage [lacht]. Es fühlt sich einfach so prätentiös an, das zu beantworten, so als ob man sagen würde: 'Oh, seht nur wie toll und romantisch ich bin.' Meine Frau hatte mir mal erzählt, dass Hawaii für sie der schönste Ort der Welt ist. Als ich mit ihr das erste Mal ihren Geburtstag gefeiert habe, erzählte ich ihr zunächst, dass wir ins Restaurant gehen. Stattdessen habe ich ihre Tasche gepackt, wir sind zum Flughafen gefahren und haben das Land verlassen. Dabei wurde mir klar, dass ich nicht für eine Frau hätte packen sollen [lacht]. Ich habe eine Menge Dinge vergessen, die ich wohl besser auch eingepackt hätte. Doch es hat Spaß gemacht und es war eine tolle Zeit.

Ricore: Wie haben Sie gewusst, dass Ihre Frau die Frau fürs Leben ist?

Tatum: Sie hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich wollte besser werden, um mit ihr zusammen zu sein, um sie glücklich zu machen und mich als würdig zu erweisen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 8. Februar 2012
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Paige (Rachel McAdams) und Leo (Channing Tatum) sind verliebt und erst seit kurzem verheiratet. Doch dann wird das junge Glück jäh zerstört: Nach einem Autounfall kann sich Paige nicht mehr an ihren Ehemann erinnern! Dieser tut fortan an alles, um das Herz seiner Liebsten aufs Neue zu erobern. Die Romanze von Michael Sucsy beruht auf der wahren Geschichte von Kim und Krickitt Carpenter. Die Adaption ihrer Geschichte ist zwar zuweilen kitschig, aber dennoch gelungen. Dies ist vor allem den gut..
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