Paramount Pictures
Rick Kavanian auf Werbetour für Madagascar
Rick Kavanian zum ultimativen Zebra-Check
Interview: Ich war viel zu verbissen
Mit "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" war Rick Kavanian zuletzt in einem der erfolgreichsten deutschen Blockbustern zu sehen. Anstatt sich mit Bully auf den neun Millionen Kinozuschauern auszuruhen, verschlägt es den 34-Jährigen auf Abenteuerurlaub nach "Madagascar". In dem gleichnamigen Animationsfilm aus dem Hause DreamWorks ("Shrek") leiht der 34-Jährige seine Stimme einem quirligen Zebra, dem eine spektakuläre Flucht aus dem New Yorker Zoo gelingt. Wir besuchten den Darsteller in den Berliner Synchronstudios.
erschienen am 17. 07. 2005
Paramount Pictures
Rick Kavanian ist öfter im Synchronstudio als am Set
Ricore: Rick, als deutsche Synchronstimme von Austin Powers haben Sie beinahe mehr Filme synchronisiert als in ihnen mitgespielt!

Rick Kavanian: Ich liebe es. Bei "Madagascar" hab ich mich sogar aufgedrängt, weil ich unbedingt dieses afro-sentimental-pseudo-amerikanisch-intellektuelle Zebra Marty sprechen wollte. Das ist meine Rolle! Dass sie Chris Rock im Original spricht, ist auf einen klassischen Verwaltungsfehler zurückzuführen... Meine Agentin musste anrufen und fragen, ob man das nicht arrangieren könnte. Ich musste zur Stimmprobe, die Aufnahmen wurden in Hollywood abgesegnet, und siehe da: Heute stehe ich im Tonstudio!

Ricore: Sind Sie - genau wie unser Zebra - ein Herdentier?

Kavanian: Im Grunde meines Herzens schon, aber zeitweise fühle ich mich alleine auch sehr wohl. Der Anteil des Herdentiertriebs ist tief in meinem Innern aber auf alle Fälle größer als der Anteil meiner alleinigen Zweisamkeit. Auch wenn ich arbeite: Da fällt mir in der Gruppe meistens auch mehr ein.

Ricore: Die Geschlechtsreife erreichen Zebras bereits mit zwei Jahren.

Kavanian: Das war bei mir leider schon direkt nach der Geburt der Fall. Ich musste sogar aus dem Mutterleib evakuiert werden. Nein, im Ernst: Bei mir war das natürlich erst später, aber schämen brauche ich mich dafür nicht. Zebras werden nämlich nur zwanzig Jahre alt, während ich mich mit 80 in Testoronian umbenennen lassen werde.

Ricore: Wie sieht Ihr perfekter Rentneralltag aus?

Kavanian: Ein Haus am See, ich schäle mich mittags aus dem Bett. Da ich so schwerhörig bin, habe ich meinen Wecker schon vor Jahren weggeschmissen. Der Geruch von Kaffee steigt mir in die Nase, ich schlurfe ins Wohnzimmer, esse frische Brötchen, versuche die Buchstaben in der Zeitung zu entziffern und konzentriere mich dann doch lieber auf die fantastische Seeaussicht, die sich direkt vor mir ausbreitet, während aus den Lautsprechern Jazz tönt - das einzige, was ich dann noch hören werde... Das würde einem Zebra auch gefallen!
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Rick in Berlin auf Promotour für Madagascar
Ricore: Zumindest dienen seine schwarz-weißen Streifen zur Tarnung vor natürlichen Feinden. Gehen Sie auch manchmal verkleidet auf die Straße, um Fankontakt zu vermeiden?

Kavanian: Ach, eigentlich habe ich nichts zu verstecken - bis auf ein paar Pfunde vielleicht. Man muss sich im Supermarkt angewöhnen, Aktion und Text gleichzeitig durchzuführen. Während man sich hier und da kurz unterhält, wandert mit der Hand bereits die Milch in den Einkaufswagen, und schon fegt man weiter zu den Steaks, wo ich knappe drei Minuten nicht ansprechbar bin aber dann wieder. Wenn man seinen Job in der Öffentlichkeit ausübt, sollte man sich über das Interesse seiner Mitmenschen nicht beklagen. Von ein paar unsentimentalen Rabauken mal abgesehen.

Ricore: Zebras würden mit ihrer Sturköpfigkeit kontern.

Kavanian: Vor ein paar Monaten war ich noch sehr stur, aber diese Angewohnheit hat sich in eine seltsame Form von Milde verändert. Ich muss mittlerweile nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, sondern kann auch andere machen lassen, wenn es ihr Wunsch ist.

Ricore: Rührt diese Gelassenheit vielleicht von Ihrem wahnwitzigen Erfolg mit "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" her?

Kavanian: Ich hatte eine Zeit, bei der ich viel zu verkrampft an meinen Job herangegangen bin. Da musste alles sofort passieren, wenn mir eine Idee in den Sinn kam, ich hatte die Angst, sonst was zu verpassen. Ich wurde immer verbissener, wollte mir von niemandem in meine Arbeit reinreden lassen - und merkte es anfangs noch nicht einmal. Bis ich eines Tage einen Durchhänger hatte und mir ein paar Tage Abstand von allem gönnte. Mit der nötigen Distanz bemerkt man oft besser, wie dämlich man sich manchmal benimmt und wie albern diese Verbissenheit ist.

Ricore: Ist ein neues Kinoprojekt mit Bully Herbig und Christian Tramitz geplant?

Kavanian: Wie sagen nicht kategorisch nein. Mit Bully spiele ich ja auch in "Hui Buh - Das Schlossgespenst". Allerdings wird ein neues Projekt seine Zeit brauchen. Ich bin bis Ende des Jahres ausgebucht, schreibe momentan neue Sketche für unsere TV-Show "Bully & Rick" und arbeite - alle hergehört - an meiner ersten eigenen Bühnenshow, mit der ich nächstes Jahr auf Tour gehen möchte. Den ersten 20-Minuten-Auftritt habe ich Anfang des Jahres bereits hinter mich gebracht, und nach dieser Jungfernfahrt habe ich die Segel auf volle Fahrt gehisst. Und das Zebra kommt mit!
erschienen am 17. Juli 2005
Zum Thema
Rick Kavanian wird 1971 in München geboren. Er wächst multilingual auf, zuhause wird unter anderem Armenisch und Rumänisch gesprochen, Deutsch lernt er erst später. Nach dem Abitur studiert Kavanian Politikwissenschaft, Psychologie und Nordamerikanische Kulturgeschichte. Aus dem Nebenfach Psychologie steigt er aus, als in einem Kurs sein Kinderheld Batman in einer Analyse dekonstruiert wird. Lee Strasberg Theatre InstituteMichael Herbig zu sehen und zu hören. Mit 'Bully' und Christian Tramitz..
Madagascar (Kinofilm)
Marty, Alex, Gloria und Melman sind die verwöhnten Stars des New Yorker Central Park Zoo. Wenn da nur nicht der Ruf der Wildnis wäre. Das tierische Quartett büchst trotz seiner privilegierten Stellung aus dem Großstadtdschungel von Manhattan aus - und strandet auf dem Eiland "Madagascar". Das Ergebnis ist ein turbulentes, urkomisches Trickfilmabenteuer, dem man einen gewissen Mangel an Substanz gerne verzeiht. Es gilt: Die Pinguine sind an allem schuld!
2024