Heiko Thiele/Ricore Text
Josefine Preuß am Set von "Das Adlon. Eine Familiensaga"
Mehr Dramen, weniger Komödien?
Interview: Josefine Preuß wird erwachsen
Im März 2012 feiert Josefine Preuß mit dem gleichnamigen Kinoableger der Comedy-Serie "Türkisch für Anfänger" einen Überraschungserfolg. Die Multikultikomödie ist mit über zwei Millionen Zuschauern einer der erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres. Im vom Publikum ebenfalls goutierten Fernsehdreiteiler "Das Adlon. Eine Familiensaga" zeigt sich die 26-Jährige von einer ernsteren Seite. Was sie an der Rolle fordert und welchen Beruf sie ursprünglich ergreifen wollte, berichtet die Schauspielerin Filmreporter.de im Interview am Set.
erschienen am 7. 01. 2013
Universal Pictures
Das Adlon. Eine Familiensaga
Ricore Text: Kam Josefine Preuß zum "Adlon", oder "Das Adlon" zu Ihnen?

Josefine Preuß: "Das Adlon" kam zu mir. Die Rolle ist ein großes Geschenk und eine große Herausforderung. Ich bin begeistert, dass ich in dem Film von Uli Edel mitspielen darf.

Ricore: Hat der Regisseur die Rolle Sonja Schadts für Sie geschrieben?

Preuß: Nein, das Buch existierte schon. Ich wurde ganz offiziell angefragt, ob ich bei "Das Adlon: Ein Hotel. Zwei Familien. Drei Schicksale." mitspielen möchte. Als ich davon hörte, habe ich sofort zugesagt.

Ricore: Worin besteht für Sie die Herausforderung?

Preuß: Die große Herausforderung ist, dass meine Figur über mehrere Jahrzehnte angesiedelt ist. Meine Figur altert, ich spiele Sonja Schadt sowohl als 15-Jährige, als auch im Alter von 55 Jahren. Privat bin ich 26. Das ist dann nicht nur Kostüm und Maske, es ist auch mein Spiel, das für die Glaubwürdigkeit der Figur eine große Rolle spielt. Denn als 55-Jährige bewege ich mich natürlich anders, als wenn ich 15 oder 26 bin. Durch die Rolle der Sonja, werde ich schauspielerisch erwachsener. Ich gehe weg von der Comedy und zeige in einem Drama darstellerisch eine andere Seite von mir.

Ricore: Wie haben Sie sich körperlich darauf eingestellt jemanden zu spielen, der älter als 50 Jahre alt ist?

Preuß: Ich muss das Tempo herausnehmen. Das ist die oberste Prämisse. Außerdem war ich zur Vorbereitung viel an öffentlichen Plätzen, um mir die Bewegungsabläufe älterer Damen zu veranschaulichen. Ich wollte sehen, wie sie sich hinsetzen, etwas aufheben, laufen und so weiter. Das habe ich dann versucht zu verinnerlichen.

Ricore: Kam der Erfolg von "Türkisch für Anfänger" für Sie überraschend?

Preuß: Sehr überraschend. Ich wusste zwar noch, dass die Serie damals ganz gut lief. Aber mit solch einem Erfolg des Films hätte ich nie im Leben gerechnet. Auch deshalb nicht, weil die Handlung von "Türkisch für Anfänger" nicht an die letzte Folge der letzten dritten Staffel anschließt, sondern ein Reboot ist. Da dachte ich: "Nehmen die Fans das an? Funktioniert das?"

Ricore: Was war der Reiz beim Kinoableger von "Türkisch für Anfänger" mitzumachen? Sie erzählen ja seit geraumer Zeit, dass Sie weg von der Comedy wollen, haben dann aber doch nochmal in einer mitgespielt.

Preuß: Ja, aber das war ja letztes Jahr.
Heiko Thiele/Ricore Text
Josefine Preuß am Set von "Das Adlon. Eine Familiensaga"
Ricore: Das heißt, der Entschluss das Genre zu wechseln, fiel erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2011?

Preuß: Sag niemals nie. Es kann natürlich sein, dass ich irgendwann wieder in einer Komödie mitspielen werde, zum Beispiel in einer möglichen Fortsetzung von "Türkisch für Anfänger". Aber grundsätzlich ist es schön, wenn man als Darstellerin so viele unterschiedliche Rollen als möglich spielen kann. Und die Sonja Schadt im Hotel Adlon, ist natürlich etwas ganz anderes, als die pubertäre Zicke Lena in "Türkisch für Anfänger". Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich in diesem Genre wieder zu sehen sein werde. Aber gerade jetzt, bei der Schwelle zum Erwachsenwerden, will ich auch in Filmrollen mal eine andere Seite von mir zeigen.

Ricore: Sie haben mal gesagt, dass es gar nicht schlecht sei, wenn man als Schauspielerin in einer Schublade feststeckt. Denn dann bekäme man wenigstens regelmäßig Angebote.

Preuß: Es ist nicht immer schlecht. Aber ich finde es trotzdem schön, wenn man auch zeigen kann, dass man aus der Schublade auch wieder rauskommt.

Ricore: Spielen Sie in "Das Adlon" selbst Klavier?

Preuß: Nein, ich hatte ein Fingerdouble [lacht]. Es war eine ganz tolle Konzertpianistin, die mir in der Vorbereitung immer gezeigt hat, in welchem Arrangement ich meine Hände beziehungsweise Arme halten muss. Ich habe die passende Haltung für das Klavierspielen dann immer angedeutet. Die Close Ups auf die Hände, zeigten dann aber ihre Finger.

Ricore: Haben Sie denn zu Testzwecken auf dem Klavier geklimpert?

Preuß: Nein. Klavierspielen wäre auch privat nichts für mich. Als Kind und Jugendliche, habe ich zwar Violine gespielt. Da bin ich aber ganz schnell weggekommen, als ich erwachsen wurde, da ich zu den nichtmusikalischen Menschen gehöre [lacht].

Ricore: Welchen Berufswunsch hatten Sie, bevor Sie Schauspielerin wurden?

Preuß: Ich wollte schon immer Gerichtsmedizinerin werden.

Ricore: Was interessiert Sie an diesem Beruf?

Preuß: Ich finde es interessant, dass man mit Hilfe von Witterungsumständen, Madenstadien und anderen Dingen herausfinden kann, wie ein Mensch zu Tode gekommen ist. Das hat mich schon immer interessiert. Deswegen gucke ich mir auch Sendungen wie "Autopsie - Mysteriöse Todesfälle" und "Medical Detectives" an. Aber der Beruf der Gerichtsmedizinerin, kommt für mich jetzt natürlich überhaupt nicht mehr in Frage. Ich müsste mein Abitur nachholen und zwölf Jahre Medizin studieren. Höchstens eine Gerichtsmedizinerin, wie in "Bones - Die Knochenjägerin", könnte ich noch verkörpern. Vielleicht passiert das ja irgendwann.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 7. Januar 2013
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Als Kind will Josefine Preuß Gerichtsmedizinerin werden. Tatsächlich landet die gebürtige Zehdenickerin aber beim Schauspiel und feiert mit der Kinder-Serie "Schloss Einstein" erste Erfolge. Einem größeren Publikum wird Preuß durch die Ethno-Comedy-Serie "Türkisch für Anfänger" bekannt, von dem 2012 ein erfolgreicher Kinoableger erscheint. Darin spielt sie die für sie typische Rolle des zickigen Teenagers, das auf Krawall gebürstet ist. Privat sei sie nicht so, beteuert Preuß im Interview mit..
2024