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Franziska Schlattner in "Die Garmisch-Cops"
"New York ist meine Traumstadt"
Interview: Franziska Schlattner hat Fernweh
New York oder München? Für Franziska Schlattner ist das eine wichtige Frage, wie sie im Interview mit Filmreporter.de darlegt. Zudem spricht die Schauspielerin über ihre Rolle als resolute Staatsanwältin in der Serie "Die Garmisch-Cops". Dabei gesteht sie, dass sie einst ihre Schwierigkeiten damit hatte, den Sinn der Gesetzestexte zu durchschauen...
erschienen am 17. 10. 2012
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Franziska Schlattner und Thomas Unger verstehen sich trotz ihrer Trennung in "Die Garmisch-Cops"
Ricore: Sie spielen in der Serie "Die Garmisch-Cops" eine Staatsanwältin. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Franziska Schlattner: Ich habe viel mit einer Freundin geredet, die Anwältin ist, über Fachjargon und wie man Sachen sagt. Sie hat mir insbesondere den Fachjargon zugänglich gemacht. Wirklich zu wissen, wie eine juristische Situation zu bewerten ist, war mir natürlich sehr wichtig.

Ricore: Ist Ihnen auch mal passiert, dass Sie eine Rolle unvorbereitet spielten?

Schlattner: Ich habe einmal in meinem Leben eine Anwältin gespielt, das ist jetzt über zehn Jahre her, da hatte ich Gesetzestexte, die ich nicht vollständig verstanden habe. Die habe ich dann vor der Kamera eher aufgesagt und das Ergebnis war dann ungenügend, finde ich. Ist schon lange her…. Dann habe ich mir überlegt, egal was ich spiele, ich muss es von Grund auf verstehen. Das ist man seiner Figur schuldig und seitdem bereite ich mich sehr genau vor, egal auf welche Rolle.

Ricore: Die Staatsanwältin ist sehr durchsetzungskräftig. Sind Sie privat auch so resolut?

Schlattner: Ich glaube, ich bin schon sehr klar und zielgerichtet und habe sehr viel Temperament. Deswegen bin ich auch so schnell und rede privat viel und gerne, kommunikativ eben….

Ricore: Sehen Sie Parallelen zu Ihrer Rolle?

Schlattner: Ich glaube, worin wir uns ähnlich sind, ist die Klarheit. Bei mir weiß man immer, woran man ist. Und das ist bei ihr auch so, das gefällt mir. Sie hat so was unneurotisches.

Ricore: Inwiefern entwickelt sich Ihre Figur in den nächsten Folgen weiter?

Schlattner: In den nächsten Folgen wird sie sehr viel lockerer. Am Anfang muss man die Figur ja erst finden. Man setzt zuerst auf diese Strenge auf, denn das gibt einem ein bisschen Schutz. Aber irgendwann, wenn man sicherer wird, kann man sagen, jetzt fliegt schon mal die Robe in die Ecke und das ist auch nicht so schlimm. Ich habe das Gefühl, dass sich das in den letzten Folgen sechs bis zehn lockert, die Figur bekommt einfach mehr Facetten, und das ist gut, damit bleibt man als Schauspieler wach und frisch...
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Ricore: Ist der Krimi Ihr Lieblingsgenre?

Schlattner: Nein, nicht unbedingt. Ich mag es gerne, aber eigentlich ist es eher Zufall. Ich sage ja nicht zu meinem Agenten, ich möchte in Krimis spielen. Ich mag Krimis, ich mag aber auch Dramen, spiele gerne Komödien, ich liebe historische Filme...

Ricore: Wonach wählen Sie ihre Engagements aus?

Schlattner: Ich entscheide nach der Rolle, ob es eine Figur ist, die mich reizt, die mich anzieht, gut passt und was überhaupt gerade zur Verfügung steht. Ich bin viel kritischer geworden. Lieber verbringe ich ein bisschen Zeit mit meinem Kind, als Projekte anzunehmen, die mich nicht berühren oder interessieren.

Ricore: Sie haben vor Ihrer Zeit als Fernsehschauspielerin auch Theater gespielt. Wie hat sich das bei Ihnen entwickelt?

Schlattner: Das war vor genau zehn Jahren. Da wusste ich, wenn ich jetzt dran bleibe, dann kann ich weiter Theater spielen. Doch dann habe ich begonnen, viel zu drehen und war dadurch zu absorbiert. Ich wollte zwar gerne wieder Theater spielen, wollte aber nicht fest an ein Haus. Das war eine klare Entscheidung. Bevor ich irgendwie zwei Jahre nach Ingolstadt gehe, will ich an kein Theater. Stückverträge hätte ich zwar gerne gemacht, aber ich habe mich auch nicht besonders darum gekümmert. Es ist zwar ein bisschen schade, ich mag Theater sehr gerne, aber jetzt ist es ok für mich. Vielleicht kommt es ja noch einmal dazu?

Ricore: Wer sind Ihre schauspielerischen Vorbilder?

Schlattner: Ich hab keine wirklichen Vorbilder, aber ich mag wahnsinnig gerne Cate Blanchett. Die ist für mich eine wahre Lady. Sie ist eine hochtalentierte, attraktive Schauspielerin, die eine ganz besondere Aura besitzt. Das ist eine Frau, die mir durch und durch gefällt.

Ricore: Sie wollten vor der Schauspielerei auch mal Filmredakteurin werden. Wie kam es dazu?

Schlattner: Ja, nach dem Abi. Da war ich 20. Ich habe Germanistik und Kommunikationswissenschaft studiert und wollte danach Journalistin werden. Mir war aber noch nicht ganz klar, ob fürs Fernsehen oder für die Zeitung. Und dann bin ich beim Radio gelandet. Danach habe ich bei einer Firma gearbeitet, die Trailer geschnitten hat. Ich war immer so ein Mensch, der viel ausprobiert. Und so wollte ich unbedingt mal nach New York und beim Film arbeiten, das war meine Traumstadt. Dort habe ich dann ein Praktikum bei einem Kinofilm in der Ausstattung gekriegt. Das lief ganz gut da. Da habe ich mir so ein bisschen angeeignet, wie man mit einem Hammer und einer Bormaschine arbeitet, zudem einfach viel über Film gelernt. Dann bin ich da also drei Jahre lang immer sechs Monate gewesen und habe bei Independent-Filmen gearbeitet und hier parallel mein Studium zu Ende gebracht.

Ricore: Wieso haben Sie sich dann dazu entschieden, doch vor die Kamera zu treten?

Schlattner: Ich habe gemerkt, dass mich wahnsinnig fasziniert, was die Schauspieler tun. Ich habe immer zugesehen, alles in mich aufgesaugt und mich häufig mit ihnen unterhalten. Dadurch habe ich die Angst vor dem Beruf verloren. Dann habe ich meinen Magister gemacht und bin eine Woche später nach New York gegangen. Dort habe ich mich für alle möglichen Unis und Schulen beworben und Schauspielunterricht genommen. Ich wollte unbedingt herausfinden, ob die Schauspielerei etwas für mich ist. Ich dachte mir, entweder finde ich die Arbeit doch nicht so reizvoll oder ich habe meinen Weg gefunden. Letzteres ist passiert. Ein großes Glück.
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Ricore: Was reizt Sie mehr? New York oder München?

Schlattner: Das lässt sich schwer sagen. Damals war meine Traumstadt immer New York, ich habe auch ständig in der Green Card-Lotterie mitgespielt und wollte auswandern. Gleichzeitig habe ich aber auch angefangen, hier in München zu spielen. Das lief ganz gut und ich hatte mich sehr gut etabliert. 2004 hatte ich mich jedoch in einen Amerikaner verliebt und dann war ich natürlich auch wahnsinnig viel dort. Da stand das Ganze eben auf der Kippe, ich konnte entweder hier bleiben oder zurückfahren. Und plötzlich dachte ich mir, Moment mal, du hast dir doch schon was aufgebaut. Und als ich dann längere Zeit da war, war plötzlich alles so anstrengend und laut und mir wurde schnell klar, dass New York als Stadt auch sehr hart sein kann. Teuer, competitive, die Konkurrenz ist immens, es ist keine Stadt, die es einem einfach macht in beruflicher Hinsicht. Zudem habe ich gemerkt, dass ich doch in vielem sehr europäisch bin, Dinge fingen an, mir zu fehlen. Eine gewisse Lebensart und -kultur. Und dann habe ich mich dafür entschieden, dass New York zwar immer meine Lieblingsstadt bleiben wird, ist, die mir nie verloren gehen wird, bin aber zurückgegangen. Ich war gerade erst wieder dort und es war großartig, aber es ist stimmig, dass ich dort nicht mehr lebe.

Ricore: Würden Sie Ihrem Sohn raten, Schauspieler zu werden?

Schlattner: Nein. Es ist ein wunderschöner, aber auch ein sehr anstrengender Beruf, man muss schon sehr geerdet und stabil sein, denn man hat sehr viel mit Ablehnung zu tun. Es ist zwar ein sehr erfüllender Beruf, aber das Business ist hart. Wenn es aber der Traum seines Lebens sein sollte, wäre ich natürlich nicht dagegen, sondern würde ihn darin unterstützen.

Ricore: Wir haben gehört, Sie reisen gerne. Stimmt das?

Schlattner: Ja, ich reise sehr gerne. Aber jetzt haben wir ein Kind und mit Kind reist man ganz anders. Früher bin ich Wochenlang durch Indien oder Mexiko gereist. Das geht nicht mehr so einfach mit einem kleinen Kind. Aber wir verreisen trotzdem oft, bald z.B. fahren wir zusammen nach Rumänien und nach Korsika. Ich möchte die Zeit nutzen, bevor er in die Schule kommt, um noch viel mit ihm zu erleben.

Ricore: Reisen Sie noch oft in Ihr Heimatland Rumänien?

Schlattner: Ja, da fahre ich noch regelmäßig hin. Ich habe dort auch geheiratet, auf dem Land mit meinem Onkel als Pfarrer in einer schönen alten Kirche.

Ricore: Sie sind mit einem Yoga-Lehrer verheiratet? Lernen Sie von ihm auch Entspannungs- oder Konzentrationstechniken für die Schauspielerei?

Schlattner: Ja, schon. Aber ich habe Yoga gemacht, lange bevor ich mit ihm zusammen war. Ich habe ihn damals in seinem Studio kennengelernt. Mit ihm zusammen mache ich privat öfter Yoga. Aber ich besuche seine Stunden nicht so oft. So eine Lehrer-Schüler-Dynamik finde ich nicht so toll in einer Partnerschaft. Deswegen gehe ich tatsächlich öfter zu anderen Lehrern in seinem Studio (lacht). Aber Yoga ist tatsächlich eine sehr gute Möglichkeit, um Körper und Geist zu schulen. Ich hatte früher ziemliche Rückenschmerzen, die habe ich durch Yoga in den Griff bekommen und ich bin ruhiger, entspannter geworden durch regelmäßiges Yoga üben. Und wenn ich nervös bin, mache ich Atemübungen, etwa vor Castings.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. Oktober 2012
Zum Thema
Franziska Schlattner wächst in Rumänien auf. Mit acht Jahren übersiedelt die Familie nach Deutschland. Nach dem Studium der Germanistik und Kommunikationswissenschaften geht sie nach New York und nimmt privaten Schauspielunterricht. 1998 debütiert sie in dem Kurzfilm "Laura liebt das Geld". Sie spielt in Komödien wie "Crazy", "Mädchen Mädchen!" und "Vorne ist verdammt weit weg".

Zudem wirkt sie in zahlreichen Krimiserien mit. Privat ist Schlattner mit Yoga-Guru Patrick Broome..
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