Julia Nothacker/Ricore Text
Florian David Fitz beim Interview zu "Jesus liebt mich"
Ich würde nichts anders machen!
Interview: Weltuntergang mit Florian David Fitz?
Florian David Fitz ist weder religiös noch glaubt er an den Weltuntergang in naher Zukunft. Trotzdem hat er darüber eine Komödie gemacht. In seinem Regiedebüt "Jesus liebt mich" verliebt sich Jessica Schwarz als etwas tollpatschige Marie in Gottes Sohn. Fitz führt nicht nur Regie, sondern schreibt auch das Drehbuch zur Romanverfilmung und spielt die Titelrolle. Wie sich Fitz bei seiner ersten Regiearbeit angestellt hat und warum er keinen Widerspruch zwischen Jesus und der erotischen Liebe sieht, verrät er im Interview mit Filmreporter.de.
erschienen am 19. 12. 2012
Warner Bros.
Jesus liebt mich
Ricore: Wie lautet Ihr Fazit zum Debüt? Werden weitere Regiearbeiten folgen?

Florian David Fitz: Das kommt darauf an, ob das jemand sehen will (lacht).

Ricore: Aber Sie haben Blut geleckt?

Fitz: Ja, definitiv. Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Ricore: Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht, das Regieführen oder die Hauptrolle zu spielen?

Fitz: In erster Linie bin ich immer noch Schauspieler. Aber wenn man Regie macht, ist das erst mal wichtiger als die Schauspielerei.

Ricore: Wie sind Sie mit der Doppelbelastung umgegangen?

Fitz: ich habe alles nacheinander gemacht. Bei einem Dreh ist man sehr auf die Klappe konzentriert. Wenn ich die Szene abgedreht habe, kann ich darüber sprechen. Ich nehme ja trotzdem noch wahr, was in der Szene passiert. Wenn ich aber in der Szene nicht spiele, kann ich mir die Aktion direkt auf einem Bildschirm ansehen.

Ricore: Anfangs waren Sie nur als Hauptdarsteller vorgesehen. Was hat Sie an dem Stoff gereizt, dass Sie auch die Regie übernommen haben?

Fitz: Ich fand die Idee toll und auch ein bisschen was gewagt. Eine Liebesgeschichte zu machen, die am Ende bei Gott endet, ist zumindest etwas, das wir alle noch nicht so oft gesehen haben. Entweder gibt es Leute, die haben keinen Bock auf Jesus haben oder Leute, die keinen Bock auf den Film haben. Erst mal habe ich mich mit dem Mensch Jesus beschäftigt. Da muss man aufpassen, denn es könnte auch lächerlich rüberkommen. Ich wollte mit den Ebenen spielen, was ist Realität, was Metapher und was Traum.

Ricore: Ihr Inszenierungsstil ist sehr romantisch und bildreich. Ist das ein Stil, den Sie weiterführen möchten?

Fitz: Ich habe einfach versucht, für die Geschichte einen Weg auf die Leinwand zu finden. In dem Film gibt es eine Liebesgeschichte, es geht aber trotzdem auch um den Weltuntergang. Das heißt, es werden philosophische Fragen gestellt, aber dennoch in einer Komödie. Wie vereine ich diese Komponenten auf die Leinwand? Das geht nur, indem ich für die Geschichte Bilder finde. Der Film fängt mit wenigen Bildern an und wechselt in eine bildhaftere Sprache. Das steigert sich, umso mehr Marie in diese fremde Welt stolpert. Mein Stil ist Ausdruck des Metiers, in dem ich mich befinde. Es kann sein, dass der nächste Film wieder anders wird. Bei meinem eigenen Stoff würde ich versuchen, ein bisschen trockener zu sein.
Warner Bros.
Florian David Fitz spielt Jesus in "Jesus liebt mich"
Ricore: Haben Sie Befürchtungen, Gläubigen auf den Schlips zu treten?

Fitz: Die Frage wurde mir auch bei "vincent will meer" oft gestellt. Natürlich gab es bei Betroffen Vorbehalte. Letztendlich war der Trick ein ganz einfacher. Wie kann man über jemanden lachen, der behindert ist? In dem Moment, wenn ich ihn ernst nehme, kann ich auch über ihn lachen. Der Film macht sich über die Verpackung lustig, nicht über den Inhalt.

Ricore: War es trotzdem schwer, die Thematik mit der Komik zu verbinden, ohne dass Menschen beleidigt werden?

Fitz: Natürlich gibt es Leute, die das wörtlich nehmen und sich beleidigt fühlen. Ich sehe ja auch die Kommentare bei dem Trailer. Einige Leute meinen, das dürfte man nicht machen. Ich finde es dennoch gut, dass die Kirche heutzutage schon so weit ist, dass sie Kritik ertragen kann. Ich finde, man darf durchaus auf Widersprüche in der Institution Kirche hinweisen. Zu behaupten, dass der Pabst von Gott erwählt wurde, ist ziemlich ja ziemlich gewagt, oder? Da behaupten Menschen, in diesem Fall Kardinäle, Gott spräche durch sie. Bei uns wird darauf angespielt, dass es zu Zeiten Jesu ja überhaupt kein Papsttum gab und auch kein Zölibat. Er hat damals zu Petrus doch nur gesagt "du bist der Stein, auf dem ich meine Kirche baue" und nicht "bau in Rom den Vatikan, und ach ja, wenn jemand anders denkt, Inquisition ist das Mittel der Wahl". Auf diese Widersprüche legen wir den Finger. Es gibt aber bestimmt auch Leute, welche die Komik zu brav finden. Es gibt immer das eine oder das andere Extrem. Aber ich bin ja Diener des Buches und das Buch hat einen ernsten Kern. Obwohl ich selber nicht religiös bin, habe ich mich ernsthaft damit auseinander gesetzt. Deswegen empfinde ich die Kernbotschaft, den Leuten Halt und die Möglichkeit der Selbstreflektion zu geben, den Menschen das Leben zu vereinfachen und ihnen die Angst vorm Tod zu nehmen, als wichtig.

Ricore: In dem Film wird eine Liebschaft zwischen Jesus und Maria Magdalena behauptet. Glauben Sie, dass Jesus ein erotisches Leben hatte?

Fitz: Ja, warum denn nicht? Wie kommen die Leute denn darauf, dass er das nicht hatte?

Ricore: Weil er Gottes Sohn ist!

Fitz: Der Sinn der Enthalsamkeit ist ja nicht, weil Sex böse ist, sondern weil man seine Energien woanders sammeln soll. Jesus wurde zur Ikone. Jesus wurde zur Ikone. Dadurch gerät die menschliche Seite etwas in den Hintergrund. Aber natürlich hatte Jesus auch private Wünsche, Dass er die hinten anstellen muss, ist klar. Genau das wird in dem Film thematisiert: Die Entscheidung, ob man eine reingewaschene Figur sein will oder ob man sein privates Glück suchen darf. Aber es wäre doch kein Verbrechen, wenn Jesus eine Frau gehabt hätte (lacht). 'Oh nein, jetzt ist er beschmutzt.' Das wäre ja auch latent frauenfeindlich.

Ricore: Außerdem wird das Thema Wiedergeburt angesprochen. Widerspricht sich diese Ansicht nicht mit dem christlichen Glauben?

Fitz: Wir behaupten das ja nicht explizit, sondern deuten nur an. Der Film stellt generell die Frage, was mit den anderen Religionen ist. Warum denken wir denn, der christliche Glaube sei die Wahrheit? Und wie kommen wir dazu, den Glauben in Indien als Bullshit abzutun? Wenn es einen Gott gibt, steht er für alle Formen des Glaubens.

Ricore: Glauben Sie an die Wiedergeburt?

Fitz: Nein.
Warner Bros.
Florian David Fitz ist Hauptdarsteller, Drehbuahautor und Hauptdarsteller in "Jesus liebt mich"
Ricore: Wie feiern Sie Weihnachten? Gehen Sie in die Kirche?

Fitz: Früher war es bei uns so, dass wir abends immer in die Christmette gegangen sind. Unser Pfarrer war immer froh, dass die Kirche an dem Abend mal voll ist. Man war immer erst gegen 1:15 Uhr draußen. Außerdem hat es den Abend so zerrissen. Um 22:00 Uhr fing mein Vater an, mit den Füßen zu scharren. Deswegen machen wir es mittlerweile so, dass meine Eltern mit den Kindern in den nachmittäglichen Kindergottesdienst gehen und währenddessen bereiten mein Schwager, meine Schwester und ich das Weihnachtsfest vor.

Ricore: Ginge in einer Woche die Welt unter, was würden Sie noch unternehmen?

Fitz: Die Frage höre ich nicht zum ersten Mal (lacht). Am 21. Dezember 2012 soll ja bekanntlich die Welt untergehen. Ich denke ja, die Majas haben sich getäuscht. Die hatten einfach keinen Stein mehr übrig, auf die sie ihren Kalender weiterführen konnten. Die dachten sich bestimmt, bis 2012 ist es ja noch eine Weile, das reicht schon. Also bis jetzt ging die Welt noch nie unter. Wir wissen zwar, irgendwann passiert es. Doch dann ist es ein längerer Prozess. Es wird heiß und die Sonne verglüht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es uns bis dahin gar nicht mehr gibt. Falls die Welt aber doch bald untergeht, würde ich nichts anders machen als jetzt. Ich würde mir nicht denken, ich muss noch unbedingt nach Thailand fliegen. Warum auch? Warum sollte ich plötzlich anfangen, irgendwas zu machen? Ich hab zum Beispiel noch nie eine Auster gegessen oder eine Zigarre geraucht. Aber ich will auch keine Zigarre rauchen.

Ricore: Können Sie etwas zu künftigen Filmprojekten sagen?

Fitz: Ich habe gerade eine Familienkomödie mit dem Titel "Da geht noch was" abgedreht - lustigerweise wieder mit Henry Hübchen, diesmal als mein Vater. Im kommenden Frühjahr drehe ich wahrscheinlich einen Film mit Vanessa Jopp. Das wird ein Improvisationsfilm, bei dem wir nur unsere Figuren erarbeiten und nicht wissen, was mit uns passiert. Das wird sehr spannend!

Ricore: Es heißt, Sie würden auch an einem Projekt mit Matthias Schweighöfer arbeiten? Stimmen die Gerüchte?

Fitz: Ihr Journalisten findet auch alles raus (lacht). Ja, an den Gerüchten ist was Wahres dran. Es ist nur sehr schwierig, dass wir beide uns mal zusammenfinden. Er promotet gerade seinen Film, ich promote meinen. Wir müssen sehen, dass wir uns mal treffen. Aber es gibt zumindest schon eine Grundgeschichte, die wir beide gut finden und gerne machen möchten.

Ricore: Sie schreiben auch zusammen das Drehbuch?

Fitz: Ja, vermutlich schon. Das wird auf jeden Fall was Eigenes.

Ricore: Und sie spielen auch beide die Hauptrollen?

Fitz: Ja.

Ricore: Wie sieht es mit "Doctor's Diary" aus. Ist ein Kinofilm geplant?

Fitz: Ich kann mir gut vorstellen, dass das irgendwann passiert. Die Frage ist nur, wie lange das dauert. Aber wir sind alle in Kontakt und würden das auf jeden Fall gerne machen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 19. Dezember 2012
Zum Thema
Nach seinem Abitur 1994 geht Florian David Fitz erst mal nach Boston, Massachusetts, wo er Schauspiel und Musik studiert. Zu dieser Zeit schreibt er Musikstücke, Quartette, Quintette und ein Musical über Kaspar Hauser. 1998 zieht er nach dem Abschluss für ein Engagement nach New York. Später führt ihn eine Theaterrolle zurück nach Europa, genauer gesagt in seine Heimatstadt München. Ab 1999 geht’s mit Fernseh- ("Der Bulle von Tölz", "Das Psycho-Girl") und ersten Filmrollen ("Ice Planet",..
Marie (Jessica Schwarz) hat einfach kein Glück mit Männern. Als sie einen Zimmermann aus Palästina namens Jeshua (Florian David Fitz) kennenlernt, scheint sich das Blatt zu wenden. Jeshua ist unglaublich zuvorkommend und aufmerksam. Allerdings hat er einige merkwürdige Eigenschaften, die Marie stutzig machen. Florian David Fitz' romantische Komödie "Jesus liebt mich" basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von David Safier.
2024