Michael Winter/Ricore Text
Kostja Ullmann auf dem Roten Teppich von "Rubinrot"
Neugierig auf fremde Kulturen
Interview: Reiselustiger Kostja Ullmann
Kostja Ullmann verkörpert den wohl extravagantesten Charakter von "Rubinrot", der Adaption des ersten Romans von Kerstin Giers "Liebe geht durch alle Zeiten"-Trilogie. Er stellt einen Aristokraten dar, der als Geist durch das moderne London spukt und ein ums andere Mal der Protagonistin des Fantasy-Abenteuers über den Weg läuft. Im Interview mit Filmreporter.de spricht der 28-Jährige über Eitelkeit, Reiselust und seine Zusammenarbeit mit Hollywoodgrößen wie Philip Seymour Hoffman und Willem Dafoe.
erschienen am 14. 03. 2013
Concorde Film
Kostja Ullmann ein bunter Vogel in "Rubinrot"
Ricore: Ihr Charakter in "Rubinrot" ist ein Fragment. Wird er in der Fortsetzung ausgebaut? Kostja

Ullmann: Ja, das wird er. Ein nächster Teil ist angedacht. Dann wird die Rolle ein bisschen größer. Auch wenn sie in "Rubinrot" ganz klein ist, hat es großen Spaß gemacht, sie zu spielen. Ich konnte mich darin schön austoben.

Ricore: Sie haben es angedeutet. Aufgrund der aufwendigen Produktion sind die Ängste sicher groß, dass der Film nicht genug einspielt.

Ullmann: An so große Projekte wagen sich eher die Amerikaner ran. Ich habe den Film aber bereits sehen können. Auch die Deutschen können es. Gerade die Spezial-Effekte sind großartig. Da brauchen wir uns nicht zu schämen.

Ricore: Kann es sein, dass Sie Ihre Rolle an Mozart aus "Amadeus" angelegt haben?

Ullmann: (lacht) Die Figuren ähneln sich tatsächlich. Die schrille Perücke und das Kostüm gehen in diese Richtung. Trotzdem habe ich ihn ein bisschen anders angelegt. Die Parallelen kommen mit dem Kostüm, die Perücke und die Schuhe mit Absätzen. Die waren damals sehr trendy.

Ricore: Die Figur ist sehr exaltiert und extrovertiert und entspricht eigentlich nicht Ihrem Charakter. Sie sind von Natur aus ein eher ruhiger Typ.

Ullmann: Es ist immer eine Herausforderung, etwas zu spielen, das man nicht selber ist. Dabei ist es eine Gratwanderung, einen solchen Charakter nicht zu übertrieben zu spielen, damit er am Ende funktioniert. Ich denke, das habe ich ganz gut hinbekommen.

Ricore: Wie nähern Sie sich einem Charakter, der Ihnen von der Charakteranlage völlig fremd ist?

Ullmann: Hilfreich ist, wenn man bestimmte Accessoires zur Verfügung hat. Das war im Fall von James der Fall. Ich hatte zum Beispiel ein Schnieftüchlein und einen Fächer, die es mir leicht gemacht haben, in die Rolle hineinzufinden. Ein Interpretations-Leitfaden war auch die Vorlage, die ich berücksichtigen musste, da eine riesige Fangemeinde von "Rubinrot" bedient werden musste. Insofern brauchte ich mir beim Drehen nicht viele Gedanken darüber machen, wohin die Rolle geht. Es war von Anfang an klar, wie sie funktioniert. Trotzdem war es mir wichtig, dass ich bei all dem meinen eigenen Ansatz nicht vernachlässige.

Ricore: Brauchen Sie grundsätzlich Accessoires, um sich Ihre Rolle anzueignen?

Ullmann: Nein, aber sie erleichtern einem die Arbeit extrem. Wenn ich die Rolle des James mit normalen Straßenklamotten gespielt hätte, dann wäre ich anders an sie herangegangen. Mit den Accessoires habe ich mich auch entsprechend anders verhalten. Als ich die Stöckelschuhe anzog, hat sich meine Art zu gehen geändert. Im Kostüm war meine Haltung ganz anders als sonst. Die Accessoires erleichtern es einem, sich ein bisschen von einem selbst zu entfernen und in einen anderen Charakter zu schlüpfen.
Michael Winter/Ricore Text
Nachwuchsstars Josefine Preuß und Kostja Ullmann ("Rubinrot")
Ricore: Wie lange mussten Sie für die Rolle in der Maske sitzen?

Ullmann: Am Anfang dauerte es ungefähr eine Stunde. Mit der Zeit haben wir uns eingespielt und es ging schneller von der Hand. Irgendwann waren wir bei einer Schminkzeit von einer halben Stunde.

Ricore: Verbringen Sie auch privat viel Zeit vor dem Spiegel?

Ullmann: Ich glaube schon, dass ich eine gewisse Eitelkeit habe. Auch wenn es sich in Grenzen hält, achte ich auf mein Äußeres. Morgens aufstehen und gleich aus der Tür gehen ist bei mir nicht drin. Ich brauche da schon etwas Zeit.

Ricore: Trotzdem sind Sie bestimmt froh, dass die Schmink-Kultur und die Perückenmode des 18. Jahrhunderts vorbei ist.

Ullmann: (lacht) Oh ja. Man hat sich damals auch extrem mit Parfum eingesprüht, um nicht zu stinken. Ich bin da doch etwas reinlicher.

Ricore: Vier Drehtage von "Rubinrot" fanden in London statt. Haben auch Sie dort gedreht?

Ullmann: Nein, ich habe ausschließlich in Deutschland gedreht. Ich finde es beeindruckend, wie präsent die Stadt im Film ist, obwohl nur vier Tage dort gedreht wurde.

Ricore: Mit England verbindet Sie Ihre Mutter, die dort aufgewachsen ist. Heute leben Ihre Eltern in Spanien. Besuchen Sie sie oft?

Ullmann: Ja, zu Weihnachten bin ich immer bei ihnen. Wenn ich einige Tage frei habe, versuche ich, runterzufliegen. Außerdem sind meine Eltern oft in Deutschland. Wir sehen uns also relativ häufig.
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Kostja Ullmann auf dem Roten Teppich von "Rubinrot"
Ricore: Interessieren Sie sich für fremde Kulturen?

Ullmann: Ja, ich liebe es zu reisen. Das liegt auch daran, dass meine Eltern mit mir und meiner Schwester früher oft gereist sind. Wir haben viel auf der Welt gesehen. Für mich gibt es nichts schöneres, als sich die Zeit zu nehmen und ein neues Land zu erkunden. Asien zum Beispiel finde ich wahnsinnig interessant, aber auch Südamerika. Es gibt so viele Länder, die ich gerne entdecken will. Ein großer Traum von mir ist, durch Indien zu reisen. Doch dafür will ich mir Zeit nehmen, mindestens drei, vier Monate.

Ricore: Sie waren noch nicht dort?

Ullmann: Nein, noch nicht. Ich war aber schon in Sri Lanka, wo Verwandte von mir Leben. Eines Tages werde ich sicher auch nach Indien reisen.

Ricore: Beruflich ist ihre nächste Station jedenfalls Hollywood. In "A Most Wanted Man" spielen Sie an der Seite von Philip Seymour Hoffman und Willem Dafoe. Was sind Ihre Eindrücke?

Ullmann: Es war unglaublich, bei den Dreharbeiten dabei gewesen zu sein. Philip Seymour Hoffman ist einer der genialsten Schauspieler, die es zurzeit gibt. Es war interessant zu sehen, wie genau er seine Rolle einstudiert und sie auf den Punkt genau spielt. Es herrschte eine unglaubliche Energie im Raum, wenn er bei der Arbeit war. Über Willem Dafoes Schauspielkünste braucht man sich auch nicht zu streiten. Er war sehr locker. Beim Mittagessen hat er sich schon mal neben einem auf die Bank gesetzt und ein entspanntes Gespräch geführt. Es sind super sympathische Menschen, die ihren Job wahnsinnig gut beherrschen.

Ricore: Gab es Ihrerseits Hemmschwellen ihnen gegenüber?

Ullmann: Am Anfang schon. Ich hatte Riesenrespekt vor ihnen und hab sie zunächst nicht angesprochen. Dann hat Philip Seymour Hoffman uns zum Essen eingeladen, und zwar in Daniels Restaurant, der auch im Film mitspielt, um uns kennenzulernen. Es war sehr beeindruckend und hat uns sehr geholfen. Das wusste er auch.

Ricore: Streben Sie auch eine internationale Karriere an wie Daniel Brühl?

Ullmann: Ich sage immer, es kommt wie es kommen soll. Wenn es so kommen sollte, dann würde ich mich sehr darüber freuen. Internationale Produktionen machen insofern mehr Spaß, weil man sich aufgrund des größeren Budgets mehr Zeit nehmen kann und man mit tollen Schauspielern zusammenarbeiten kann. Andererseits arbeite ich auch in Deutschland gerne. Es gibt auch hier wunderbare Schauspieler und mittlerweile auch viele tolle Möglichkeiten. Grundsätzlich freue ich mich über gute Rollen. In welcher Produktion ich sie spiele, ist relativ egal. Von mir aus auch in Bollywood (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 14. März 2013
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