UIP
Dennis Hopper in: Land of the Dead
Dennis Hopper über politische Subversivität in den USA
Interview: Nie eine großartige Rolle?
Mit "Easy Rider" traf Dennis Hopper ins Herz einer rebellischen Generation. Seither spielte er in mehr als 140 Filmen mit, war drogenabhängig, fünf Mal verheiratet und hat vier Kinder mit vier unterschiedlichen Frauen gezeugt. Mittlerweile ist der einstige Rebell 69 Jahre alt und zumindest privat handzahm. Beruflich wird er nie Ruhe geben. Anlässlich des dritten Teils von George A. Romeros Kult-Reihe "Zombie" besuchten wir den Ausnahmeschauspieler bei den Dreharbeiten in Toronto.
erschienen am 3. 09. 2005
UIP
Dennis Hopper in "Land of the Dead"
Ricore: Mr. Hopper, in einem Zombie-Film vermutet man eigentlich keine Hollywood-Legende. Was gab den Auslöser?

Dennis Hopper: Regisseur George A. Romero. Ich mag die politischen Querverweise in seinen Arbeiten, für mich ist er ein wandelnder Meilenstein der Filmgeschichte. Unsere Karrieren entwickelten sich anfangs sehr ähnlich. Wir arbeiteten zeitgleich an "Easy Rider" und "Die Nacht der lebenden Toten". Beide Filme bescherten uns damals unabhängig voneinander den Durchbruch. Nach Romeros Film war Halloween nicht mehr dasselbe. (lacht)

Ricore: Fast 35 Jahre später ist Romeros politische Subversivität immer noch aktuell. Ihre teils unsympathisch wirkende Rolle soll nichts anderes darstellen als einen typischen Republikaner.

Hopper: Symbolisch betrachtet mag das vielleicht stimmen, andererseits möchte ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Kaufman, meine Rolle, macht illegale Dinge und ist extrem bösartig. Ich will hier nicht unbedingt Querverweise zu den Republikanern ziehen.

Ricore: Und doch haben politische Filme seit Bushs Widerwahl Hochkonjunktur.

Hopper: Es gibt in Amerika derzeit eine starke konservative und eine starke liberale Bewegung, die sich beide eifrig im Filmgeschäft betätigen. Ich will das nicht negativ werten, vielleicht ergeben sich daraus ja ein paar interessante Filmstoffe. Zwangsläufig sind Filme fast immer politisch, auch wenn man es nicht vermutet. Ich war zum Beispiel kürzlich der Erzähler einer Dokumentation, die sich mit dem Phänomen des Pornofilms "Deep Throat" beschäftigt. Sogar dieser Stoff erwies sich als hochpolitisch, die Freizügigkeit des Films löste vor mehr als dreißig Jahren politische Kontroversen aus. Der Hauptdarsteller, der 250 Dollar für seinen Auftritt bekam, wurde ins Gefängnis gesteckt, die eigentlichen Drahtzieher blieben auf freiem Fuß und verdienten mehr als 600 Millionen Dollar. Ob Romero in seinem Film offensichtlicher Stellung bezieht, bleibt seine Sache. Ich habe auf die Machart des Films nur wenig Einfluss.

Ricore: Und das, obwohl Sie der erste wirkliche Star in Romeros Zombie-Filmen sind? Bislang vertraute er eher auf unbekannte Gesichter.

Hopper: Ich würde mich selbst nicht als Star bezeichnen, eher als eine vom Glück gesegnete Person, die über die Jahre all das machen konnte, was sie wollte. Ich liebe meinen Job - mehr aber auch nicht. Auch John Leguizamo, der eine der Hauptrollen spielt, ist für mich kein Star, sondern einer der besten Jungschauspieler seiner Zeit. Wir beide hatten ja vor zwölf Jahren schon einmal das Vergnügen miteinander. In einem Film, auf den keiner von uns stolz ist: "Super Mario Bros.". (lacht) Ein Alptraum war das!
UIP
"Ich hatte noch nie eine großartige Rolle und warte bis heute darauf"
Ricore: Bei "Land of the Dead" haben Sie ein besseres Gefühl?

Hopper: Dieser Film wird etwas ganz besonderes, das habe ich im Gefühl. Romeros Arbeitsweise ist faszinierend. Er ist wie eine Vaterfigur, die von allem eine konkrete Vorstellung hat und sich um jeden kümmert. Auch John Leguizamo übertrifft sich dieses Mal selbst. Es wird mit Sicherheit eine der besten Rollen, die er je gespielt hat.

Ricore: Und Sie?

Hopper: Ich spiele einen Typen, der sich seine eigene Stadt erbaut hat und wirklich alles und jeden darin kontrolliert. Ich organisiere alles und trage die Verantwortung.

Ricore: Sind Sie ein Fan von Horrorfilmen?

Hopper: Klar, ich mag es, wenn ich dermaßen erschrecke, dass es mich von meinem Sitz reißt. Ist doch ein tolles Gefühl, auch von der schauspielerischen Seite. Immerhin habe ich so etwas noch nicht gedreht.

Ricore: Ist die kreative Vielfalt auch der Grund, warum Sie nun erwägen, festes Mitglied einer Sitcom zu werden?

Hopper: Nein, um ehrlich zu sein, mache ich das nur wegen meiner Familie. Mein Schwiegersohn produziert diese Serie für Matt LeBlanc, den die meisten aus "Friends" kennen dürften. Ich soll einen Vater in meinem Alter spielen, der ein zweijähriges Kind hat. Derzeit wird das Drehbuch geschrieben, erst danach gebe ich mein endgültiges OK. Vielleicht macht es ja sogar Spaß. Zumindest wird es eine Herausforderung, einmal wöchentlich vor einem Live-Publikum lustig wirken zu müssen.

Ricore: Sie haben in den letzten fünfzig Jahren in mehr als 140 Filmen gespielt. Sind Sie rückblickend zufrieden?

Hopper: Ich hatte noch nie eine großartige Rolle und warte bis heute darauf. Ich könnte noch nicht einmal konkretisieren, auf was ich warte, aber man merkt wohl beim Lesen, ob eine Rolle grandios ist oder nicht. Aber so etwas bekomme ich nicht angeboten. Gut, ich habe in einigen wunderbaren Filmen mitgespielt, und meine Rolle als Frank Booth in David Lynchs "Blue Velvet" habe ich sehr genossen. Aber wirklich grandiose Rollen? Die bekommt in meinem Alter nur Sir Anthony Hopkins.
erschienen am 3. September 2005
Zum Thema
Geboren in Kansas, feierte der Sohn eines Farmers gleich zu Beginn seiner Filmkarriere große Erfolge an der Seite von James Dean in "... denn sie wissen nicht, was sie tun" und "Giganten". Schon damals galt er als mürrisch und stur. Er zeigte keinen Respekt vor Produzenten und wurde immer öfter als Rebell bezeichnet. Keiner wollte ihm mehr einen Job anbieten. Rollenangebote blieben aus. Das Image des Hollywoodrebells wurde Dennis Hopper seitdem nicht wieder los. 1969 gelang ihm mit dem..
Blutrünstige Untote regieren die Welt. Einige wenige Menschen können sich in einer urbanen Trotzburg verschanzen. Hinter dem Schutzwall droht der ultimative Angriff der Zombies. Die zum qualvollen Leben erweckten Toten sind hungrig nach Menschenfleisch, sie planen die finale Schlacht. Die Menschen beauftragen eine Truppe von Söldnern, für ihr Überleben zu kämpfen. 37 Jahre nachdem Regisseur George A. Romero mit dem Kultstreifen "Die Nacht der lebenden Toten" Horrorgeschichte schreiben durfte,..
2024