Concorde Film
Diane Kruger ist in "Seelen" ein kaltherziges Alien
'Ich fühl mich wohl in meiner Haut'
Interview: Entspannte Diane Kruger
In "Seelen" schlüpft Diane Kruger in eine ungewohnte Rolle. Sie spielt in der Adaption des gleichnamigen Romans von Stephenie Meyer einen eiskalten Bösewicht. Zudem sei das die Roll einer 'Alten", verriet die 36-Jährige Filmreporter.de im Interview. Über das Älter werden macht sich die gebürtige Deutsche mit Wohnsitz in Paris jedoch noch keine Sorgen. Im Gegenteil, sie sieht darin sogar einen Vorteil für sich. Außerdem sprachen wir mit Diane Kruger über Trends, ihr Verhältnis zu ihrer Katze und ihre 'megapeinliche' Begegnung mit Don Johnson.
erschienen am 18. 06. 2013
Concorde Film
Außerirdische Diane Kruger in "Seelen"
Ricore: In "Seelen" erleben wir mal eine ganz andere Diane Kruger. Diesmal sind Sie eine der Bösen. Hat es Spaß gemacht, einen Bösewicht zu spielen?

Diane Kruger: Ja, es hat sehr viel Spaß gemacht. Ist auch für mich mal was anderes gewesen.

Ricore: "The Host" wird in den USA schon jetzt als ein zweites "Twilight" gefeiert. Stephenie Meyer hat das Skript zum Film geschrieben. Sind Sie auf der Suche nach jugendlichen Fans?

Kruger: (lacht). Ach, ich hätte nichts dagegen, wenn mir ein paar knackige Teenager hinterherlaufen würden und ich zur Abwechslung auch mal zum 'Coole Kids Club' zählen dürfte. Aber ich spiele ja eher die 'Alte' im Film.

Ricore: Ist es schon so weit, dass eine 36-Jährige in Hollywood als 'alt' bezeichnet wird?

Kruger: Ganz so schlimm ist es nicht. Und ich muss zugeben, dass ich mich in meiner Haut im Moment total wohlfühle. Die Welt scheint mir offen zu stehen. Ich kann mich über zu wenig Arbeit nicht beklagen.

Ricore: Glauben Sie, dass sich das mal ändern wird?

Kruger: Vielleicht mit 45 oder 50. Und ich verrate Ihnen mal, was mir am älter werden noch gefällt. Es fällt mir heute wesentlich leichter, auch mal nein zu sagen. Heute vertraue ich meinen Instinkten mehr, meiner weiblichen Intuition. Wenn mir etwas nicht gefällt, dann sage ich etwas. Ich habe keine Angst vor Widerrede.

Ricore: Stimmt es, dass gerade in Hollywood von Frauen erwartet wird, eher still und leise zu bleiben?

Kruger: In Hollywood haben immer noch viele Menschen Angst vor starken Frauen. Sie wollen, dass eine Frau nett und sanft ist. Aber das ist totaler Bullshit. Das ist nicht realistisch. Ich mache das nicht mehr mit. Lieber arbeite ich nicht.

Ricore: Wie bitte?

Kruger: Ja, das meine ich ernst. Ich klettere lieber mit meinem Freund auf einen Vulkan. Das haben wir gerade in Chile gemacht. Das Leben hat so viel zu bieten.
Concorde Film
Diane Kruger ringt in "Seelen" mit Saoirse Ronan
Ricore: Würden Sie sich als eine Frau bezeichnen, die gerne das Kommando angibt?

Kruger: Ja, ich bin gerne Anführerin. Und ich kann auch ein bisschen 'bossy' sein. Fragen Sie mal meine Katze.

Ricore: Ihre Katze?

Kruger: Ja, der versuche ich seit geraumer Zeit Manieren beizubringen. Leider vergeblich. Sie schläft bei mir im Bett, das ist ja noch okay. Aber dann marschiert sie am frühen Morgen über mein Kopfkissen. Das ist wiederum nicht okay.

Ricore: Waren Sie eigentlich jemals Fan eines Trend?

Kruger: Diesen Twilight-Wahn hab ich nicht mitgemacht. Aber ich war früher ein absoluter "Dirty Dancing"-Fan. Ich war total begeistert davon. Oh, und ich war früher total verschossen in Don Johnson.

Ricore: Don Johnson?

Kruger: Ja, ich habe seine Musik geliebt. Zu seinem Song "Tell it like it is" wurde ich das erste Mal geküsst. So etwas vergisst ein Mädchen nicht. Ich habe das Lied übrigens auch noch heute auf meinem Telefon als Melodie.

Ricore: Heute sind Sie berühmter als Don Johnson. Haben Sie ihn mal kennenglernt?

Kruger: Ja, hab ich. Das war megapeinlich. Es war kürzlich bei einer Oscar-Party. Da hat Quentin Tarantino ihn mir vorgestellt. Und raten Sie mal, was ich getan hab, als er mir gegenüberstand?
Jean-François Martin/Ricore Text
Diane Kruger (Cannes 2007)
Ricore: Keine Ahnung...

Kruger: Losgeheult wie ein kleines Schulmädchen. Es war so schlimm, dass Don weggehen musste. Mein Freund hat mir danach gesagt, dass ich keinen Drink mehr bekäme.

Ricore: Das ist eine wirklich lustige Anekdote. Ihr Freund scheint sich gut um Sie zu kümmern. Wie geht es Ihm denn im Moment so?

Kruger: Joshua ist der glücklichste arbeitslose Schauspieler, den man derzeit in Hollywood finden kann. Er ist Mr. Hausmann im Moment. Ich genieße das sehr.

Ricore: Sie gelten als Stilikone. Wie wichtig ist Ihnen Mode?

Kruger: Das ist mehr eine Erfindung der Medien, glaube ich. Ich kümmere mich mehr um meine Arbeit denn um meine Garderobe. Ich folge keinen Trends, und ich will auch kein Trendsetter sein. Ich liebe Mode, und ich trage, was ich mag, Mehr ist da nicht.

Ricore: Hollywoods Elite-Damen müssen fast alle auf Diät machen. Wie gehen Sie damit um?

Kruger: Ich bin kein großer Freund von Diäten. Ich esse gesund und moderat. Außerdem bewege ich mich gerne in Mutter Natur. Wandern ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.

Ricore: Warum sehen wir Sie nie in einem deutschen Film?

Kruger: Das ist eine gute Frage, ich kann das auch nicht beantworten. Ich kriege einfach keine guten Angebote aus Deutschland. Es ist schon total komisch. Ich habe noch nicht einmal einen Agenten in Deutschland. Aber ich würde gerne mal einen deutschen Film machen.

Ricore: Ist Kino für Schauspielerinnen in Europa besser?

Kruger: Die Rollen für Frauen sind in Europa interessanter, komplexer, tiefgründiger und realistischer. Ich verbringe die Hälfte meiner Zeit immer noch in Frankreich. Ich liebe das Leben dort.

Ricore: Danke für das Gespräch.
erschienen am 18. Juni 2013
Zum Thema
Diane Kruger wird als Diane Heidkrüger im niedersächsischen Algermissen geboren. Als Kind macht sie die Aufnahmeprüfung für die Guillaume Canet. Die Ehe wird fünf Jahre später geschieden. Nach diversen Rollen in kleineren Filmen ist sie 2004 als Helena in Wolfgang Petersens Kriegsepos "Troja" zu sehen. Es folgen Auftritte in großen internationalen Produktionen wie "Inglourious Basterds" und "Unknown Identity". Seit 2006 ist Kruger mit dem Schauspieler Joshua Jackson liiert. Kruger pendelt..
Seelen (Kinofilm)
In einer nicht fernen Zukunft wird die Menschheit nahezu vollständig ausgelöscht. Außerirdische haben sich der Körper der Menschen bemächtigt und deren Bewusstsein unterdrückt. Einige wenige Überlebende kämpfen einen aussichtslos scheinenden Kampf um das Überleben der Menschheit. Zu der Gruppe gehört auch Melanie (Saoirse Ronan). Als diese von einer außerirdischen Seele okkupiert wird, ist sie nicht bereit, aufzugeben. Gefangen in ihrem Körper, kämpft sie mit dem Bewusstsein des Eindringlings..
2024