20th Century Fox
Auf der New Yorker Premiere: Sandra Bullock und Melissa McCarthy ("Taffe Mädels")
Fahne hoch für lustige Frauen
Interview: Sandra Bullock mag Melissa McCarthy
Frauen sind nicht komisch? Von wegen! In "Taffe Mädels" beweisen Sandra Bullock und Melissa McCarthy das Gegenteil. In Paul Feigs Komödie verkörpern sie zwei ungleiche Polizistinnen, die Jagd auf einen Drogenboss machen. Dabei erleben sie so manche Turbulenzen. Zu dem Buddy-Movie der etwas anderen Art hat Filmreporter.de die beiden Schauspielerinnen getroffen und Sandra Bullock sowie Melissa McCarthy zu "Taffe Mädels", Komik, Improvisation, Waffen und den Terror-Anschlag in Boston befragt.
erschienen am 2. 07. 2013
20th Century Fox
Sandra Bullock ist mit derben Charaktere bekannt geworden
Vom Drehbuch gefesselt: Sandra Bullock und Melissa McCarthy
Ricore: Wie viele Szenen wurden in "Taffe Mädels" improvisiert und wie viel stand bereits im Drehbuch?

Melissa McCarthy: Ich bin der Meinung, dass eine Komödie etwas Lebendiges sein soll. Ohne ein großartiges Drehbuch und runde Charaktere kann man die Komik aber nicht aufbauen. Insofern braucht man eine gesunde Mischung.

Sandra Bullock: Dem stimme ich zu. Wenn man eine Geschichte erzählt, dann muss diese im Drehbuch gut konstruiert sein. Drehbuchautorin Katie Dippold hat etwas geschrieben, das uns beide von Anfang an gefesselt hat. Wir sahen die Charaktere bereits im Skript. Anders sieht es aus bei der Stand-up-Comedy. Auch hier braucht es zwar eine Geschichte, trotzdem ist die Form freier. Auf dem Set von "Taffe Mädels" war es eine Kombination beider Welten, ein großartiges Buch und die Möglichkeit, damit zu spielen.

Ricore: Sie haben am Set offenbar gut harmoniert, das merkt man dem Film an.

Bullock: Aus der Art und Weise, wie wir uns ansehen, können Sie sehen, dass eine Verbindung zwischen uns besteht (lacht).

McCarthy: Genau. Wenn wir uns zuzwinkern, dann meinen wir das ernst (lacht).

Bullock: Es kommt selten vor, dass zwischen Schauspielern eine tiefere Verbindung entsteht. Das war bei uns zum Glück der Fall - sowohl auf der schauspielerischen als auch auf der komödiantischen Ebene. Auch wenn sich unsere Stile stark unterscheiden, haben wir uns immer in der Mitte getroffen. Es passte zu dem, was für den Film verlangt wurde.

Ricore: Mrs. McCarthy, Sie spielten eine der Hauptrollen in "Brautalarm", der sich in den letzten Jahren zu einem kulturellen Bezugspunkt entwickelt hat. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

McCarthy: Ich glaube, "Brautalarm" war einfach überfällig. Die meisten Schauspielerinnen im Film waren bereits befreundet. Wir machten einfach nur das, was uns selbst zum Lachen bringt. Zum Glück hat Judd, Kristen und Annie die Möglichkeit gelassen, so zu schreiben, wie sie es für witzig hielten. Hinzu kam, dass der wunderbare Paul Feig Regie führte. Viele Frauen konnten sich mit dem Film identifizieren. Ähnlich ist das bei "Taffe Mädels". Als Sandie und ich zum ersten Mal zusammen spielten, wussten wir sofort, dass der Film funktionieren würde. Die Frauen sind trotz ihrer Macken echte Menschen. Wir wollten keine bekloppte Polizistinnen darstellen, die sich im Auto um einen Lippenstift prügeln. Solange man sich im Bereich des Realistischen bewegt, kann man sich gut mit den Figuren identifizieren. Bei mir ist das jedenfalls so.

Bullock: "Brautalarm" wirkte so, als wäre der Film nicht zensiert worden. Es wurde einem nicht vorgemacht, wie Frauen reden und sich verhalten sollen. Man zeigte das, was man glaubte, wie Frauen wirklich sind. Das führte zu mehr Spaß auf der Leinwand. In "Taffe Mädels" ist das ähnlich. Meine Figur flucht wie ein Lkw-Fahrer. Es gibt die allgemeine Auffassung, dass Frauen sich nicht so verhalten. Doch, das tun sie, verdammt (lacht).
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Wird immer populärer: Melissa McCarthy auf der "Taffe Mädels"-Premiere
Schusstraining mit der Bostoner Polizei
Ricore: Haben Sie sich für Ihre Rollen speziell vorbereiten müssen und haben Sie die Stunts selbst gemacht?

McCarthy: Wir haben selbst getanzt (lacht). Nein, ich habe mit einem Bostoner Polizisten das Schießen trainiert. Es ging nicht um das Abfeuern einer Waffe, sondern darum, wie man die Waffe richtig hält. Ich wollte wie eine Polizistin wirken, die aussieht, als müsse sie jeden Tag mit einer Waffe umgehen. Sandie hat schon einige Filme gemacht, in denen sie eine Waffe benutzen musste. Sie war sehr gut darin. Ich habe viel von ihr gelernt.

Bullock: Polizisten haben einen untrüglichen Instinkt, was den Gebrauch von Waffen angeht. Man kann das nicht auf Anhieb lernen. Außerdem hat jeder seinen eigenen Stil und es gibt unterschiedliche Waffentypen. Das Schöne beim Drehs war, dass wir auf dem Set Respekt vor den Waffen hatten. Wir nahmen sie nicht in die Hand, bevor man uns nicht versichert hatte, dass sie nicht geladen sind. Die Gefahr ist groß, dass man als Schauspieler im Laufe der Dreharbeiten nachlässig wird. Ganz nach dem Motto: Es ist doch nur ein Film. Fakt ist: Es sind Waffen, vor denen man Respekt haben und wissen muss, wie man damit umgeht.

Ricore: Sind an Ihnen Polizistinnen verloren gegangen?

Bullock: Es erfordert viel Gespür für Menschen, um als Polizist oder Feuerwehrmann zu arbeiten. Es ist eine Berufung. Ich weiß nicht, ob ich genug Talent dafür hätte. Ich wäre die erste, die in einem Notfall reagieren würde. Aber ich glaube nicht, dass ich den Instinkt dieser Leute habe.

McCarthy: Ich habe in der Familie viele, die im Justizsystem arbeiten. Insofern war ich bemüht, alles richtig zu machen, damit sie mich nicht anrufen und mir Vorwürfe machen. Ich habe einen großen Respekt vor Menschen, die sich dafür entschieden haben, andere zu beschützen.

Ricore: Mrs. McCarthy, wie viel haben Sie bei diesem und anderen Filmen für Ihr Regiedebüt "Tammy" lernen können?

McCarthy: Ich habe versucht, jede gute Idee und jede intelligente Technik zu klauen, die ich bei anderen Regisseuren gesehen habe. Immerhin hatte ich die Möglichkeit, mit Leuten wie Judd, Paul und Seth zusammenzuarbeiten. Man lernt immer kleine Dinge hinzu und trotzdem geht man mit dem Gefühl ans Set, dass man nichts weiß. Man versucht einfach nur, das Beste zu geben.
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Komische Buddies: Sandra Bullock und Melissa McCarthy in "Taffe Mädels"
"Paul Feig liebt die Frauen"
Ricore: Was zeichnet Paul Feig als Regisseur aus? Er hat sich einmal mehr als Spezialist für Frauen-Komödien erwiesen...

McCarthy: Paul liebt die Frauen und ist überzeugt, dass sie wirklich lustig sind. Er ist sehr klug auch sehr witzig. Er ist sehr aufgeschlossen und teamorientiert.

Bullock: Paul macht Filme über Frauen, ohne dass sie wie Frauengeschichten aussehen. Er erzählt von menschlichen Abenteuern und Reisen.

Ricore: Mrs. Bullock, hat die Zusammenarbeit mit Melissa McCarthy Sie zu einer besseren Improvisationskomikerin gemacht?

Bullock: Ich bezweifle, dass ich auf diesem Gebiet jemals Melissas Level erreichen werde. Es war schön, im gleichen Umfeld zu arbeiten wie Melissa, Paul und die restliche Besatzung. Die Komödien, in denen ich bisher mitwirkte, waren immer sehr kontrolliert. Man hatte ein Skript und hätte die gesamte Studiohierarchie abklappern müssen, wollte man auch nur eine Zeile daran ändert. Bei "Taffe Mädels" brauchte es einige Tage, bis ich merkte, wie frei ich sein kann. Es war sehr befreiend, aufregend und inspirierend, manchmal aber auch ein bisschen beängstigend.

Ricore: "Taffe Mädels" spielt in Boston, wo am 15. April dieses Jahres der Terroranschlag während eines Marathons stattfand. Ist eine Sondervorführung des Films in der Stadt geplant?

Bullock: Paul hat tatsächlich von einer Sondervorführung in Boston gesprochen. Es herrscht dort ein großes Gemeinschaftsgefühl und es ist schön, die Hilfe und die Heldentaten zu sehen, die dort nach dem Anschlag stattgefunden haben. Es gibt so viele Menschen, die anderen Menschen helfen, die sie nicht kennen.

McCarthy: Der Vorfall hat die beste Seite von Boston an die Oberfläche gebracht. Es gibt dort Wärme und ein Gemeinschaftsgefühl. Das ist sehr inspirierend.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 2. Juli 2013
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