Walt Disney Studios Motion Pictures
Sonya Kraus im Synchronstudio
Alles andere als glamourös
Interview: Sonya Kraus bleibt gelassen
An einem knallig heißen Sommertag erwartet mich eine glänzend gelaunte Sonya Kraus zum Interview in dem Berliner Luxushotel. Die blonde Moderatorin trägt ein langes Sommerkleid, das auf blauem Grund bunte Blumen zieren. Ein echtes Schnäppchen, wie sie im Interview verrät. Überhaupt machen wir im Gespräch die Erfahrung, dass Sonya Kraus mit einer Barbiepuppe höchstens das perfekte Äußere gemein hat. Die Mutter zweier Kinder ist gänzlich unkompliziert. Tatjana Niezel hat für Filmreporter.de anlässlich ihrer Synchronarbeit an "Ich - Einfach unverbesserlich 2", Leben und Liebe nachgefragt.
erschienen am 4. 07. 2013
UPI Media
Ich - Einfach unverbesserlich 2 (3D)
Was steht an? Kuppelshow, Johann Lafer und Führerscheintest...
Ricore Text: Was sind ihre aktuellen Projekte?

Sonya Kraus: Zum einen mache ich ja die Sat.1-Kuppelshow "Tierisch verliebt". Anfang Juli werde ich mit meinem Spezl Johann Lafer, der mich Nicht-Köchin passioniert als Assistentin anfragt hat, fürs ZDF in einer Abendshow grillen. Und am 18. Juli läuft auf Sat.1 "Der große Führerscheintest", auch eine Primetimeshow. Mir ist also nicht langweilig.

Ricore: Kommen sie bei diesen ganzen Terminen auch mal zu sich selbst zwischendurch?

Kraus: Ich versuche selbst vor der Kamera zu mir selber zu kommen. Zur Ruhe komme ich allerdings tatsächlich sehr selten. Ich bin ein wuseliger, unsteter Geist, deshalb fällt es mir manchmal schwer, zur Ruhe zu kommen. Bei mir zu Hause ist ja auch ein Irrenanstalt - ich hab fünf Jungs! Einen großen, einen kleinen, einen winzigen und dann noch zwei Hunde. Das heißt seit beinahe drei Jahren keine Nacht durchschlafen. Ruhen kann ich ja auch, wenn ich im Sarg liege.

Ricore: Wie organisieren Sie denn ihren Alltag mit fünf Jungs?

Kraus: Organisationsapparat

Kraus: Ich habe den großen Luxus, dass meine Mutter mit uns im Haus wohnt, also Oma eins. Oma zwei betreut heute den großen und den kleinen Terroristen. Seit Kind Nummer zwei habe ich auch noch ein Au-pair-Mädchen. Obwohl die eher Mittelding zwischen sechstem Kind und Hilfe ist (lacht). Dann gibt es väterlicherseits auch noch einen tollen Opa. Die werden alle nach einem ganz strikten Plan eingesetzt. Und zum Glück habe ich einen Krabbelstubenplatz für meinen Zweijährigen.

Ricore: Und wenn doch mal etwas Unvorhergesehenes passiert?

Kraus: Das ist immer schlecht. Meistens bedeutet das ja, dass jemand krank ist. Dann ist zu Hause Quarantäne, also Baby weg vom Kleinkind. Oft stecken wir uns alle gegenseitig an. Da muss man dann eben umplanen. Deshalb sage ich immer, haltet euch eure Omas bzw. eure Mütter warm, wenn Familienplanung ansteht. Der Grund, warum so viele an der Kindererziehung verzweifeln ist ja, dass wir historisch gesehen erst seit einem Augenzwinkern nicht mehr in großen Sippen oder Dorfgemeinschaften leben. Da hat sich ja jeder mitgekümmert.

Ricore: War es schwer, an den Krabbelgruppenplatz zu kommen?

Kraus: Ich habe eine großartige Freundin. Quasi frisch entbunden, als der große Kleine gerade sieben Tage alt war, schleifte sie mich dorthin und sorgte dafür, dass ich den Antrag ausfüllte. Durch das gute Zureden meiner Freundin, deren Tochter auch in der Gruppe ist und weil ich immer wieder aufgetaucht bin, haben wir den Platz bekommen. Als die Leiterin hörte, dass ich beim Fernsehen bin, hat sie sich ziemlich erschrocken, denn sie selbst besitzt keinen Fernseher und sagte, du weißt aber schon, dass das jetzt nichts damit zu tun hatte, dass du irgendwie so bekannt bist (lacht).

Ricore: Fühlen sie sich denn als Star?

Kraus: Jetzt sitze ich hier ja lustig mit euch im Luxushotel, aber heute Morgen um viertel nach sechs habe ich noch schnell einen Gurkensalat gemacht, eingepackt und mitgegeben. Und wenn ich heute Abend nach Hause komme, bringe ich erst die Kinder ins Bett und dann fahre ich in die Krabbelstube, um die Küche zu putzen. Total glamourös.

Ricore: Fällt Ihnen die Kindererziehung schwer oder leicht?

Kraus: Beides. Ich denke, dass man intuitiv agieren muss. Ich setze ganz viel auf die Herzensbildung meiner Kinder und versuche das, was meine Mutter mir mitgegeben hat weiterzugeben. Man kommt aber an Grenzen. Leider gibt es in der Schule ja nicht das Lehrfach Kindererziehung. Während ich früher also begeistert Krimis las, beschränkt sich meine Lektüre nun auf "Gelassen durch die Trotzphase", "Die Elterntrickkiste" oder "Jedes Kind kann Regeln lernen". Momentan lese ich gerade "Das glücklichste Kleinkind der Welt". Denn mein Kleiner ist zwar zuckersüß, aber der ist so trotzig. Er hat mein Temperament und den Willen seines Vaters geerbt, das ist eine sehr explosive Mischung.
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Szene aus "Ich - Einfach unverbesserlich 2 (3D)"
Hysterische Momente mit Sonya Kraus
Ricore: Kann man sich denn auf solche Ratgeberbücher verlassen?

Kraus: Ich in in keinster Weise beratungsrestistent. Es gibt wirklich tolle Tipps, die ich aber natürlich nicht alle stur befolge. Oftmals versuche ich auch nur, mich damit zu beruhigen. Mittlerweile weiß ich ja auch, dass es noch schlimmer kommen kann. Es gibt Kinder, die sich den Kopf am Boden aufschlagen. Da bin ich mit Kratzen, Beißen und Hauen bei einem Tobsuchtsanfall noch gut bedient.

Ricore: Nehmen sie solche Rollen wie in "Ich - Einfach unverbesserlich 2" auch für ihre Kinder an?

Kraus: Nein. Mir macht das so viel Spaß. Meine Kinderseele sprüht Funken, wenn ich so eine bekloppte Alte wie die Shannon synchronisieren darf. Die ist peinlich und nicht auszuhalten, das macht einfach Freude.

Ricore: Ist ihnen die Ähnlichkeit zwischen Shannon und ihnen aufgefallen?

Kraus: (lacht). Die Haarfarbe und die Figur nehme ich gerne für mich, aber nicht die Zahnstellung! Für mich ist auch jede Anfrage von einem Studio ein riesiges Kompliment, denn normalerweise arbeite ich ja visuell und so habe ich die Möglichkeit, auch mal mit meiner Stimme zu arbeiten.

Ricore: Fällt es ihnen leicht zu synchronisieren?

Kraus: Natürlich bin ich nicht so professionell wie ein echter Synchronsprecher. Die hohe Kunst ist das Timing. Aber mit einem guten Synchronregisseur und ein bisschen technischer Fummelei läuft das Bombe.

Ricore: Hören sie ihre eigene Stimme gern?

Kraus: Anfangs, als ich beim Fernsehen angefangen habe, als ehemaliges Model, war das Arbeiten mit der Stimme wie ein schwarzes Loch. Doch dann habe ich ein freiwilliges Praktikum beim Radio gemacht. Da habe ich viel über Kontrolle und Stimme gelernt. Das hilft mir bis heute und hat mir auch viel Selbstvertrauen gegeben.

Ricore: Sie scheinen mit Selbstvertrauen auf die Welt gekommen zu sein.

Kraus: Viele meinen immer, ich sei so wahnsinnig taff. Aber das liegt nur daran, dass ich echte und unechte Probleme unterscheiden kann. Mich haut so schnell nichts aus der Bahn. Aber das heißt ja nicht, dass ich glaube, ich sei unverbesserlich.

Ricore: Auf welche Unwichtigen Probleme lassen sie sich dennoch gerne ein.

Kraus: Solche hysterischen Momente, wenn ich mal wieder meine Schlüssel, ein Handy oder ein Ladekabel suche. Oder wenn ich gerade alle meine Quittungen endlich sortiert habe und nahe am Nervenzusammenbruch am Boden sitze und dann stürmen meine zwei Hunde herein und fegen alles durcheinander, was ich in zwei Stunden schön gestapelt, aber leider noch nicht abgeheftet habe. Da flippe ich kurz aus, aber dann denke ich, ach, das ist so nebensächlich.
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Szene aus "Ich - Einfach unverbesserlich 2 (3D)"
Furchtbares Date als Teenager
Ricore: Was ist die Botschaft in "Ich - Einfach unverbesserlich 2"

Kraus: Jeder kann sich ändern und hat eine zweite Chance verdient. Gru ist ja eigentlich auch ein Verbrecher. Und wenn wir alle zusammenhalten können wir die Welt retten.

Ricore: Was mögen sie an Animationsfilmen?

Kraus: Die Detailversessenheit. Und auch den Charme der Figuren. Gru ist ja nun wirklich ein hässlicher Kauz, ein echter Antiheld, aber das macht ihn so sympathisch. Aber bei den Kids, vor allem bei der Keinen, denke ich immer, ach, hast du nicht doch noch Energie für ein Mädchen? Aber die Chancen bleiben ja auch beim dritten Versuch fitfty-fifty, von daher habe ich das ad acta gelegt.

Ricore: Ihre Filmfigur Shannon und Gru treffen sich zu einem Blind Date. Hatten sie selbst schon mal eins?

Kraus: Ich hatte noch nie ein Blind Date und ich fand daten auch immer fürchterlich. Keiner meiner Freunde hat mich erobert, indem wir uns mal gedatet haben und uns zu einem hübschen Essen trafen. Der Weg zu meinem Herzen verlief immer eher hintenrum und dann seitlich überholt. Meistens wurden enge Freunde irgendwann zu meinen Freunden.

Ricore: Und normale Dates?

Kraus: Ich erinnere mich, wenn ich tatsächlich mal ein Date hatte, dann gingen bei mir schon vorher die Alarmglocken an, was das wohl für ein Typ ist. Ich war so skeptisch, dass da eigentlich nie einer eine Chance hatte.

Ricore: Gab es auch schreckliche Erlebnisse.

Kraus: Im zarten Teenageralter hatte ich mal ein ganz furchtbares Date. Ich trug schon damals gerne Miniröcke. Und als ich von der Toilette kam, so völlig tagverträumt wie man als Teenie ist, schwebte ich zurück zu meinem Flirt und dachte nur, wow, du musst heute verdammt gut aussehen. Alle starren dich an. Nach einigen Sekunden griff mein Date beherzt, nicht an meinen Po, sondern an meinen Rockbund und zog die Klopapierschleppe raus. Danach wollte ich nur noch heim.
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Sonya Kraus im Synchronstudio
Sonya Kraus hat keine Zeit für Mode-Sperenzchen
Ricore: Oh je.

Kraus: Ja. Und man glaubt es nicht, wie vielen Frauen ich seitdem schon Klopapier vom Absatz gezuppelt hab oder von der Hose. Denn da achte ich mit Argusaugen, ob nicht bei irgendjemandem etwas hängt oder klebt.

Ricore: Beruflich tragen Sie ja die schönsten Kleider. Freuen sie sich bereits auf die Berliner Fashion Week?

Kraus: Eher nicht. Für solche Sperenzchen habe ich einfach keine Zeit mehr.

Ricore: Mögen Sie einen deutschen Designer besonders gerne?

Kraus: Michalsky mag ich sehr. Oder Talbot Runhof. Und Ella Singh für diese großartigen Galakleider. Ich kenne ja auch viele. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass es ewig lang her ist, dass ich mal durch eine Modezeitschrift geblättert habe.

Ricore: Fehlt ihnen das?

Kraus: Nein, überhaupt nicht. Denn was ich an vielen Zeitschriften, entschuldigen sie, dass ich schimpfe, saudoof finde ist, da blättert man durch und sieht etwas, was man wirklich toll findet und dann sieht man, dass die Handtasche 3.296 Euro kosten soll. Ich frage mich dann, welcher Vollidiot sich so etwas kauft. Dann macht mir Mode keinen Spaß, denn ich bin eine passionierte Schnäppchenjägerin. Ich denke, dass man sich auch sehr günstig gut kleiden kann und dann macht mir Mode Spaß.

Ricore: So denken ja nicht alle.

Kraus: Dieses Handbag-Fechten finde ich furchtbar. Ich kann es nicht haben, wenn Frauen sich über ihre neusten Handtaschen unterhalten. Wie bei Männern und Autos.

Ricore: Was ist das teuerste Kleidungsstück, das sie besitzen?

Kraus: Hm...(überlegt). Bestimmt irgendein Abendkleid. Aber das ist für mich ja auch Arbeitskleidung. So etwas trage ich, wenn ich Galas moderiere. Gerne bucht man mich ja auch so, dass ich im ersten Teil diese Farbe trage und dann die und vielleicht nochmal umziehen. Da sind durchaus teure Stücke dabei, aber die erwirtschaften sich dann auch selbst. Im Moment sitze ich hier in 15 Euro aus Thailand.

Ricore: Und Schuhe?

Kraus: Ich habe mir früher mal für 220 D-Mark meine ersten Gucci-Schuhe gekauft. Und ich gebe zu, für Schuhe habe ich immer noch einen Faible, aber trotzdem gebe ich keine 400 Euro für Schuhe aus. Da möchte ich lieber im Super-Sale etwas trüffeln, das macht mir viel mehr Freude. Und einmal habe ich mir in New York eine Strass-Handtasche gekauft und ich glaube, die hat echt 350 Dollar gekostet [an dieser Stelle ist durchaus Stolz in ihrer Stimme zu hören].

Ricore: Wenn man ihren Namen googelt, kommt gleich als erster Vorschlag Sonya Kraus Brust. Stört sie das?

Kraus: Brust? Ach ich dachte, es würde Füße kommen. Sagen wir mal so, vor zwei Schwangerschaften war ich genervt. Aber nach zwei Schwangerschaften inklusive sieben Monate Molkereibetrieb und fast nicht mehr vorhandenen Brüsten bin ich jetzt sehr sehr geschmeichelt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 4. Juli 2013
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Eigentlich will Sonya Kraus Balletttänzerin werden - was sie zwischen 1977 und 1987 auch ersnthaft betreibt. Weil sie aber bereits als Teenager die zulässige Höchstgröße überschreitet, wechselt die gebürtige Frankfurterin (a. Main) vierzehnjährig den Berufswunsch und beginnt mit 15 Jahren zu modeln. Tagelang in der Ferne zu sein, macht ihr nichts aus. Später arbeitet sie fürs Fernsehen.

Heute ist die 1,77 Meter große Blondine von den deutschen Bildschirmen nicht mehr wegzudenken. Gerne..
Gru hat sein Leben als Verbrecher aufgeben. Er verbringt seinen Alltag jetzt als bodenständiger Familienvater mit seinen Adoptivtöchtern Margo, Edith und Agnes. Gru hat genug damit zu tun, Verehrer abzuwimmeln und Kindergeburtstage zu planen. Dazu kommt, dass ein neuer Schurke sein Unwesen treibt. Deshalb wird Gru von Lucy gebeten, ihr beim Kampf gegen das Böse zu helfen. Lucy ist die beste Agentin einer Geheimorganisation und noch dazu äußerst sympathisch. Gru kann das Angebot nicht ablehnen..
2024