Michael Domke/Ricore Text
Rachel McAdams bei Photocall zu "Für immer Liebe" in München
'Ich bin kein Gewohnheitsmensch'
Interview: Rachel McAdams sucht Herausforderungen
Können Sie sich die bildhübsche Rachel McAdams als unscheinbares Mädchens vorstellen? In Richard Curtis "Alles eine Frage der Zeit" spielt die 34-Jährige ein Mauerblümchen. Sie verkörpert in der romantischen Komödie eine junge Frau, für die der Protagonisten durch die Zeit reist, um ihr Herz zu erobern. Im Interview mit Filmreporter.de verrät McAdams, ob sie selbst in die Vergangenheit reisen würde und welche Momente in ihrem Leben sie gerne noch mal erleben würde. Außerdem erzählt sie uns, warum sie als Kind für Ralph Macchio schwärmte und heute nicht Hüte, sondern Regisseure sammelt.
erschienen am 22. 10. 2013
Universal Pictures
Rachel McAdams und Domhnall Gleeson in "Alles eine Frage der Zeit"
Traumfrau: schön, klug, verständnisvoll?
Ricore: Sie spielen in "Alles eine Frage der Zeit" die Traumfrau eines jeden Mannes: schön, klug, verständnisvoll.

Rachel McAdams: Sind Sie schon der Freundin von Regisseur Richard Curtis begegnet? Sie ist eine der wunderbarsten Frauen, die ich je gesehen habe. Ich musste also einem großen Vorbild gerecht werden. Ich habe es zumindest versucht, bin wohl aber nicht einmal annähernd an sie herangekommen.

Ricore: Wie haben Sie sich auf eine Figur vorbereitet, die ein großer Fan von Kate Moss ist?

McAdams: (lacht). Ich habe das Werk von Mario Testino studiert [Modefotograf, zu dessen Models auch Moss gehörte; Anm. der Redaktion]. Außerdem habe ich mich viel mit Richard über diesen Aspekt unterhalten. Er ist der eigentliche Fan von Kate Moss. Er hat es mir aber nicht erzählt, sondern seine Freundin (lacht).

Ricore: Was würden Sie in Ihrem Leben ändern, wenn Sie die Möglichkeit hätten, in die Vergangenheit zu reisen?

McAdams: Ich hätte Angst, etwas zu verändern, weil sonst alles durcheinander geraten würde. Darum geht es ja auch im Film. Ich würde vielleicht die Art und Weise verändern, wie ich bestimmte Charaktere gespielt habe. Manchmal wache ich ein Jahr nach einem Film auf und denke mir: 'Jetzt hab ich's verstanden'. Schauspieler haben oft dieses Gefühl. Sobald die Szene im Kasten ist, möchten sie sie noch einmal drehen. Das ist neurotisch.

Ricore: Schwelgen Sie gedanklich gerne in der Vergangenheit?

McAdams: Ja, das tue ich tatsächlich. Ich bekenne mich schuldig. Die Erinnerung ist manchmal ein schöner Ort, den man besuchen kann. Der Grund, wieso es so viele Filme über Zeitreisen gibt, liegt daran, dass es eine verführerische Idee ist.

Ricore: Haben Sie Richard Curtis gefragt, warum im Film nur Männer die Fähigkeit besitzen, in der Zeit zu reisen?

McAdams: (lacht) Der Film fing mit einem lustigen kleinen Scherz an, der sich dann weiterentwickelte. Ich schätze an diesem Film vor allem die Tatsache, dass der Zeitreise-Aspekt sehr einfach gehalten wird. Es ist kein aufwendiges und ernstes Science-Fiction-Element. Vor diesem Hintergrund war es einfach, sich von diesem Thema zu entfernen, was für die Handlung des Films notwendig war.

Ricore: Welche Momente in Ihrem Leben würden Sie gerne noch einmal erleben?

McAdams: Die Zeit mit meiner Familie oder als ich auf dem College war. Vielleicht auch die Zeit, als ich das erste Mal als Kind in einem Shakespeare-Stück auftrat.
Universal Pictures
Domhnall Gleeson, Rachel McAdams und Regisseur Richard Curtis am Set von in "Alles eine Frage der Zeit"
Rachel McAdams' magischer Moment
Ricore: Haben Sie nach diesem Auftritt gewusst, dass Sie Schauspielerin werden wollen?

McAdams: Ja, es war ein magischer Moment. Es fühlte sich einfach richtig an.

Ricore: Können Sie sich noch an die Rolle erinnern?

McAdams: Ich war etwa zwölf Jahre alt und spielte in "Mittsommernachtstraum" eine Fee. Sie hatte nicht einmal einen Namen (lacht).

Ricore: Demnächst wird man Sie als Deutsche in Anton Corbijns "A Most Wanted Man" sehen? Wie war es, eine Deutsche zu spielen?

McAdams: Das war sehr interessant. Ich mochte es, Deutsch in einem englischsprachigen Film zu sprechen. Der Dialekt war lustig. Wir drehten in Hamburg, einer schönen Stadt, die viel Charakter hat. Sie war nicht nur für die Handlung elementar, sondern hat auch wesentlich zur Atmosphäre des Films beigetragen. Bis jetzt habe ich nur Auszüge gesehen, die sind aber großartig. Anton ist ein Visionär.

Ricore: Nachdem Sie in Berlin [in Brian de Palmas "Passion"; Anm. der Redaktion] und Hamburg gedreht haben, müssten Sie sich ja mittlerweile bestens mit den Deutschen auskennen...

McAdams: Ich kriege nicht genug von Deutschland und auch mein Deutsch wird langsam besser. In München bin ich bereits zum dritten Mal, war aber nie außerhalb der Hotels. Wenn Sie also Vorschläge haben, was ich mir an Sehenswürdigkeiten ansehen soll, wär ich Ihnen dankbar (lacht).

Ricore: Sie haben im Verlauf Ihrer Karriere mit vielen großen Regisseuren zusammengearbeitet. Mit Brian de Palma, Woody Allen, Terrence Malick, um nur einige zu nennen. Sind Sie eine Sammlerin guter Regisseure?

McAdams: (lacht) Ja, das ist meine neue Sammelleidenschaft. Früher sammelte ich Hüte, heute Regisseure. Nein, ich nutze einfach meine Chance. Bei Terrence liegen immer so viele Jahre zwischen den Filmen. Als er mich fragte, habe ich nicht lange gezögert. Ich bin sehr glücklich, die Chance zu haben, mit so vielen Autorenfilmern zusammenzuarbeiten. Als nächstes spiele ich eine kleine Rolle in einem Film von Wim Wenders.

Ricore: Was ist für Sie wichtiger, die Rolle in einem Film oder der Film als Ganzes?

McAdams: Das ist die ultimative Frage, mit der ich mich auch immer herumquäle. Früher dachte ich, dass die Rolle am wichtigsten ist und zum Teil denke ich das immer noch. Aber das ist nur meine Meinung. Am meisten interessiert mich die Vision des Regisseurs.
Universal Pictures
Rachel McAdams in "Alles eine Frage der Zeit"
Alles außer Horrorfilme
Ricore: Wie wichtig ist es Ihnen, nicht auf einen Rollentyp festgelegt zu werden?

McAdams: Das ist für mich das Wichtigste. Ich bin kein Gewohnheitsmensch und fühle mich gerne außerhalb meines Elements. Ich fühle mich besser, wenn ich nicht genau weiß, was ich tue. Vielfalt ist das der Schlüssel. Ich will alles ausprobieren, bis auf Horrorfilme.

Ricore: Gibt es eine Rolle, die Sie gerne spielen würden, aber noch nicht gespielt haben?

McAdams: Das ist schwer zu sagen. Es ist sehr schwer, komplexe weibliche Hauptfiguren zu finden. Und wenn es welche gibt, dann existiert darum ein harter Konkurrenzkampf.

Ricore: Stimmt es, dass Sie mal für Ralph Macchio aus "Karate Kid" schwärmten?

McAdams: Ja, das stimmt. [lacht]. Das ist allerdings schon eine Weile her. Ich liebte diese Filme einfach und fand ihn so träumerisch. Ich war so eifersüchtig auf Elisabeth Shue [spielt Elli Mils in "Karate Kid"; Anm. der Redaktion]. Sie hat ihn abgeschossen, und ich habe nie verstanden, warum. [lacht]

Ricore: Was macht den perfekten Mann für Sie aus?

McAdams: Ich habe nicht genug Zeit, um das genau zu erklären [lacht].

Ricore: In "Alles eine Frage der Zeit" werden einige Witze über Ihre Haare gerissen. Wie lange haben Sie mit Richard Curtis gestritten, bis sie sich auf einen Look einigen konnten?

McAdams: Wir hatten tatsächlich einige Haar-Gespräche. Manchmal wollen die Menschen, dass man wie das Mädchen von nebenan aussieht. Deshalb bin ich Richard dankbar, dass er mitgemacht hat.

Ricore: 2006 nahmen Sie sich eine Auszeit vom Filmgeschäft. War das vor dem Hintergrund des Filmmottos 'Lebe den Tag, als wäre es dein letzter' eine gute oder schlechte Entscheidung?

McAdams: Ich sollte wahrscheinlich sagen, dass es keine schlechte Entscheidung war. Aber wenn man sich eine so lange Auszeit nimmt, wird man plötzlich für zwei Jahre zurückgeworfen. Im Filmgeschäft ist es schwer, das Motto des Films zu umzusetzen, weil man immer präsent sein will. Man hat fast das Gefühl, dass man den ganzen Tag arbeiten muss, um oben zu bleiben und neue Engagements zu bekommen. Für mich hat das allerdings nie gut funktioniert. Ich brauche ein bisschen Zeit zwischen den Charakteren, um runterzukommen. Außerdem interpretiert man ja das Leben, und wie soll man das tun, wenn man nicht wenigstens ein bisschen das normale Leben lebt?

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 22. Oktober 2013
Zum Thema
Im Alter von vier Jahren beginnt Rachel McAdams mit dem Eiskunstlaufen. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr betreibt sie den Sport. Mit zwölf steht die Kanadierin erstmals auf der Bühne eines Kindertheaters. Bald verfolgt sie den Plan, die Schauspielerei zum Beruf zu machen. Den Anstoß dazu gibt der Lehrer, der die Theatergruppe an ihrer Schule leitet. Nach vier Jahren Studium erwirbt sie 2001 einen Theater-Abschluss an der York University in Toronto. Hot Chick - Verrückte Hühner". Nach dem Durchbruch..
2024