Vater-Sohn-Konflikt im Vordergrund
Ricore TExt: Herr Fitz, Sie haben auch am Drehbuch von "Da geht noch was" mitgeschrieben. Wie kamen Sie dazu, sich eine Vaterrolle auf den Leib zu schreiben?
Florian David Fitz: Conrad war bereits Vater, als ich in den Prozess des Drehbuch-Schreibens einstieg. Die Geschichte stand in groben Zügen bereits fest. Der Grund, wieso ich mitgeschrieben habe, lag nicht daran, dass ich unbedingt einen Vater spielen wollte. Mich interessierte vielmehr der Vater-Sohn-Konflikt, den ich etwas in den Vordergrund stellte. Ich fragte mich, was es bedeutet, in einer so verkrusteten Familie zu leben. Was heißt es, wenn man verdrängte Probleme wiederaufrollen muss?
Ricore: Was macht eine Familie zu einer glücklichen Familie? Oder anders gefragt, wann ist eine Familie verkrustet?
Fitz: In "Da geht noch was" ist das relativ deutlich.
Henry Hübchen verkörpert das Zentralgestirn in der Familie. Der Vater hat einen sehr starken Charakter. Obwohl er politisch links steht, hat er sehr traditionelle Einstellungen. Sein Sohn macht sich komplett unabhängig und möchte nichts von ihm wissen. Er strebt nach oberflächlichen Dingen, bis ihm klar wird, dass sich seine Handlung auf seinen Vater bezieht. Er möchte ihm etwas beweisen. Der Film verdeutlicht, wie viel unser Handeln mit unseren Eltern zu tun hat.
Ricore: Andererseits zeigt der Film, dass man die Fehler der Eltern wiederholt.
Fitz: Ja, Conrad hat einen Sohn, dem er zwar alle Möglichkeiten geben will, ihn aber genauso vernachlässigt, wie er selber vernachlässigt wurde. Man ist in denselben Mustern gefangen wie die Eltern. Das macht einen ihnen gegenüber etwas milder.
Ricore: Sind eigene Erfahrungen in das Drehbuch eingeflossen?
Fitz: Klar, letztlich ist man ein sehender, fühlender und denkender Mensch. Es fließen immer eigene Erfahrungen in die Filmarbeit ein. Hinzu kommt, was ich in meinem Leben von anderen mitbekomme. Wenn ich mich nur aus meinem eigenen Leben inspirieren lassen würde, dann wären die Geschichten wahrscheinlich langweilig.
Ricore: Eine Lehre, die man aus dem Film ziehen kann ist: Der Mensch ist nicht fehlerlos, egal wie alt er ist. Wird man nie weise?
Fitz: Weisheit bedeutet, Einsicht in die eigene Dummheit zu haben (lacht). Nein ich hatte einfach das Gefühl, dass in den Fehlern der Figuren ein komödiantisches Potenzial liegt. Es geht um drei Menschen, die in einem Haus zusammenwohnen, ohne zusammen sein zu wollen. Zudem reizte mich die Frage, wie es wohl sein würde, wenn ein erwachsener Mann plötzlich wieder in seinem Jugendzimmer liegt, während die Frau im Urlaub wartet. Und schließlich mochte ich das Moment der Spiegelung, etwa wenn sich der Opa plötzlich mit dem Enkel versteht und ihm zeigen kann, was er bei seinem Sohn verpasst hat. Dabei merkt wiederum der Vater, dass er seinen Sohn vernachlässigt hat. Ich glaube schon, dass die Figuren etwas daraus lernen und es Veränderung geben kann. Sicher kann sich der Mensch nicht von Grund auf ändern. Er kann aber Einsichten gewinnen, erkennen, dass in seinem Leben etwas falsch gelaufen ist.