Universal Pictures (UPI)
Vince Vaughn
"Meine Frau wurde während der Dreharbeiten schwanger!"
Interview: 533-facher Vater Vince Vaughn
In "Der Lieferheld - Unverhofft kommt oft" spielt Vince Vaughn einen Verlierer, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt bis er erfährt, dass er der biologische Vater von 533 Kindern ist. Im wahren Leben sieht das ganz anders aus. Vaughn ist ein gefragter Hollywoodstar, verheiratet und glücklicher Vater einer Tochter und eines Sohnes. Ohnehin habe er mit seinen Filmrollen nicht allzu viel gemein, verrät Vaughn im Interview Filmreporter.de, und findet, dass man als guter Schauspieler nicht unbedingt über die gleichen Erfahrungen verfügen muss wie die Filmfigur.
erschienen am 5. 12. 2013
Constantin Film
Vince Vaughn in "Der Lieferheld - Unverhofft kommt oft"
Berlin ist eine tolle Stadt
Ricore Text: Ist es nicht angenehm, dass die Interviews zu "Der Lieferheld" in Berlin stattfinden, während Sie hier gerade "Business Trip" drehen?

Vince Vaughn: Ja, das ist großartig. Berlin ist sowieso eine tolle Stadt. Ich habe sehr viel Spaß hier. Ich musste für den Film viel laufen, also trainierte ich im Tiergarten. Das ist wirklich ein schöner Park. Ich liebe die Bäume mit dem schönen Herbstlaub.

Ricore: Haben Sie auch ein paar Worte Deutsch gelernt?

Vaughn: Ein paar Sachen habe ich aufgeschnappt. Man sagt hier "Toi, toi, toi", wenn man jemandem Glück wünscht.

Ricore: "Der Lieferheld" ist das Remake des kanadischen Films "Starbuck". Wieso haben Sie sich für die Rolle entschieden?

Vaughn: Ich habe mich sehr darauf gefreut, mit Ken Scott zu arbeiten, der wieder das Drehbuch geschrieben hat und auch schon bei "Starbuck" Regie führte. Es gibt viele Filmemacher, die gleichermaßen Dramatik, Komödie und Spannung beherrschen und das stimmig in einem einzigen Film zusammenführen können. Und jetzt arbeiten wir ja schon wieder zusammen.

Ricore: Fiel es ihnen leicht, sich in die Situation von David Wozniak hineinzuversetzen?

Vaughn: Seine Situation ist völlig verrückt. Und dann erfährt er auch noch nahezu gleichzeitig, dass seine Freundin von ihm schwanger ist, was auch nicht geplant war. Sie erwartet von ihm, dass er sein Leben endlich organisiert und ein verantwortungsvoller Vater wird. Dabei ist er bereits durch die Samenspende vor über 20 Jahren der biologische Vater von über 500 Kindern.

Ricore: Sie sind vor kurzem selbst zum zweiten Mal Vater geworden. Hat das Ihre Rolle beeinflusst?

Vaughn: Ehrlich gesagt, war es sogar so, dass meine Frau während der Dreharbeiten zu "Der Lieferheld" schwanger wurde. Aber ich denke nicht, dass man als Schauspieler unbedingt ähnliche Erfahrungen braucht, um eine Rolle gut zu spielen. Als Eltern hat man natürlich Ängste in Bezug auf das Leben seiner Kinder, damit spielen viele Filme. Das schwierige an der Elternschaft sind die Fehler, welche die Kinder machen könnten. Natürlich macht jeder Fehler und manchmal wird einem das Herz gebrochen, das beinhaltet ja das Erwachsen werden. Aber Eltern würden diese Dinge gerne überspringen. Das mochte ich so an David, dass er sich plötzlich so für seine Kinder einsetzt und versucht, ihnen zu helfen. Dennoch kann man nur versuchen, jemanden sanft in eine Richtung zu schubsen, aber man keine Entscheidungen für seine Kinder treffen.

Ricore: Früher haben sie ernstere Rollen gespielt, jetzt sieht man sie meist in Komödien. Eine bewusste Entscheidung?

Vaughn: Als ich jung war, habe ich einige Charakterrollen gespielt. Ich wollte einfach immer nur Schauspieler sein. Als Jon Favreau "Swingers" schrieb, wollten wir einfach nur eine Geschichte erzählen. Wir wussten nicht, dass der Film so erfolgreich werden würde. Der Film gab mir viele Chancen. Jetzt bin ich erfolgreich mit Komödien, obwohl ich nie ein Stand-Up-Komiker war. Mein Agent, der mich zu jener Zeit vertrat, hatte viele Komödienschauspieler, so ergab es sich, dass ich ebenfalls Rollen in dem Bereich bekam. Und das ist das Schöne an der Zusammenarbeit mit Ken Scott, dass ich hier beide Seiten ausleben kann. Die komödiantische und die dramatische.
Constantin Film
Cobie Smulders und Vince Vaughn in "Der Lieferheld - Unverhofft kommt oft"
Vince Vaughn: "Nicht auf Teufel komm raus witzig zu sein"
Ricore: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rollen vor?

Vaughn: Wenn ich mich auf eine Rolle oder Szene vorbereite, ist es wichtig, dass ich das Geschehen verstehe, aber der Rest ergibt sich daraus, dass ich einfach nur versuche, ehrlich zu sein, zu fühlen was vorgeht. Das kann durch das Spiel meines Partners beeinflusst werden. Bei Der Lieferheld waren manche Momente einfach so emotional, dass man als älterer Mensch die Situation einfach verstand.

Ricore: Sie haben mit Ihrer Frau zwei Kinder, jetzt sind Sie für einen Monat in Berlin zum Drehen. Wie regeln Sie das?

Vaughn: Ich war noch nie ohne meine Tochter. Eine Zeit lang habe ich weniger gearbeitet und als ich wieder anfing nahm ich sie und meine Frau einfach mit. Aber mein Sohn ist noch zu klein für den Flug, deswegen musste ich sie für die Dreharbeiten zu "Business Trip" zu Hause lassen. Das ist hart, aber lustigerweise ist meine Filmfigur ebenfalls von seiner Familie getrennt. Zum Glück gibt es Skype. Trotzdem vermisse ich meine Familie sehr, denn meine Frau und ich kümmern uns allein um die Kinder und jetzt bleibt alles an ihr hängen.

Ricore: Hat das Vatersein ihr Verhältnis zur Schauspielerei verändert?

Vaughn: Insgesamt verändert sich doch im Lauf des Lebens die Sicht auf einige Dinge, man erweitert ständig seinen Horizont. Vielleicht hat das Vatersein dazu geführt, dass ich Dinge auf emotionaler Ebene anders verstehe.

Ricore: Was möchten Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben?

Vaughn: Ich wünsche mir, dass sie sich selbst so lieben, wie sie sind. Dass sie anderen Menschen gegenüber fair sind und dass sie etwas finden, was sie wirklich tun wollen, was sie mit Leidenschaft erfüllt.

Ricore: Wie sehr improvisieren Sie beim Dreh?

Vaughn: Ich versuche immer möglichst ehrlich in einer Szene zu sein und probiere unterschiedlichste Dinge. Aber ich versuche nicht auf Teufel komm raus witzig zu sein.

Ricore: Meistens spielen Sie sympathische Typen. Sind das nur unterschiedliche Nuancen Ihrer selbst?

Vaughn: Jeder hat doch unterschiedliche Seiten und als Schauspieler ist man es gewohnt, diese für eine Rolle abzurufen. Aber eigentlich gibt es nicht so viele Gemeinsamkeiten zwischen mir und meinen Rollen. Ich bin komplett anders als David. Ich bin sehr organisiert und viel zielstrebiger als er. Ich achte darauf, Verantwortung zu übernehmen. Aber beim Schauspielen geht es doch genau darum, dass es eben nicht so aussieht als würde man spielen. Ich versuche ein Stück weit zu meiner Rolle zu werden.
Constantin Film
Vince Vaughn in "Der Lieferheld - Unverhofft kommt oft"
Es gibt kein Klubhaus...
Ricore: Was mochten Sie an David?

Vaughn: Er ist einfach ein netter Typ mit einem großen Herz. Und er hat diese Verbindung zu anderen. Auf der anderen Seite gibt es viele Leute in seinem Leben, die ihm sagen wollen, was er zu tun hat. Es ist als sagten sie, wir mögen dich ja, aber wenn du dieses oder jenes tust, mögen wir dich noch lieber. So etwas habe ich zum Glück nicht erlebt.

Ricore: Haben Sie sich am Anfang ihrer Karriere mit seltsamen Jobs über Wasser gehalten.

Vaughn: Also ich bin nicht zu einer Samenbank gegangen. Ich war u.a. Rettungsschwimmer und arbeitete in einem Boxclub.

Ricore: Mussten Ihre Eltern Ihnen einmal aus der Klemme helfen?

Vaughn: Meine Eltern waren immer für mich da und einmal mussten mir sie tatsächlich aus der Klemme helfen. Ich war verhaftet worden. Als Jungs haben wir immer viel Quatsch angestellt. Mit 14 Jahren hielten wir es für eine tolle Idee, in einem Maisfeld mit Feuerwerkskörpern zu spielen. Und das ist nun wirklich der blödeste Ort um Raketen abzuschießen. Natürlich haben wir auch versucht, uns gegenseitig abzuschießen. Zum Glück ist nichts passiert. Meine Eltern hatten natürlich eine andere Vorstellung davon, wie ich meine Zeit verbringen sollte.

Ricore: Wie sehr nehmen Sie selbst Einfluss auf das Leben ihrer Kinder?

Vaughn: Einerseits möchte man natürlich für seine Kinder da sein und ihnen viel mitgeben. Anderseits muss man ihnen Raum lassen, damit sie eigene Fehler machen und aus denen lernen können. Nur so können sie erwachsen werden. Genauso geht es mir manchmal mit Freunden, die an einer Beziehung hängen, von der man weiß, dass es nicht gut gehen wird. Aber manchmal hilft es nicht, ihnen das zu sagen, sondern sie müssen ihre eigene Lektion lernen.

Ricore: Wer sind Ihre Freunde, Hollywoodstars wie Owen Wilson, mit dem Sie auch oft zusammen arbeiten?

Vaughn: Ich habe zwei sehr enge Freunde, die ich schon seit Anfang 20 kenne. Natürlich lerne ich bei der Arbeit großartige Leute kennen, aber ich hänge nicht in diesen Hollywood-Social-Groups rum. Es gibt kein Klubhaus.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 5. Dezember 2013
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Das ist der Alptraum eines jeden Mannes! Zu erfahren, dass man durch seine anonyme Spende nicht nur unzählige Kinder gezeugt hat, sondern die nun auch Kontakt aufnehmen wollen. Im Fall von David Wozniak (Vince Vaughn) beläuft sich die Summe der biologischen Kinder auf stolze 533. Einige der längst erwachsenen Kinder wollen nun erfahren, wer ihr biologischer Vater ist. Ken Scott inszeniert das Remake seines Films "Starbuck" mit einem glänzend aufgelegten Vince Vaughn in der Hauptrolle.
Lange Zeit galt Vince Vaughn als Hollywoods heißester Junggeselle. Scharen junger, ungebundener und schöner Frauen buhlten um sein Interesse. Dabei tat sich Vaughn anfangs schwer, in der Filmbranche Fuß zu fassen. Erst 1996 kam der Durchbruch. Mit seinem Freund Jon Favreau spielte er in der Komödie "Swingers" die Hauptrollen. Danach gab es für den Anführer der sogenannten Into the Wild" besonders stolz. Zum Luke und Owen Wilson, Ben Stiller, Will Ferrell, Steven Carell und Jack Black. Oft..
2024