20th Century Fox
Roberto Blanco bei der Synchronarbeit an "Rio 2 - Dschungelfieber")
Solange man Neider hat...
Interview: Roberto Blancos Erfolgsgeheimnis
Seit beinahe 60 Jahren steht Roberto Blanco auf der Bühne. Auch heute kennt jeder den Sänger und Entertainer. Nicht anders verhält es sich mit seiner Stimme. Die machte auch auf Hollywood-Produzenten Eindruck, die den Schlagersänger 2011 für eine Sprechrolle im Animationsfilm "Rio" besetzen. Weil das gut so klappt, ist Roberto Blanco auch in der Fortsetzung "Rio 2 - Dschungelfieber" mit von der Partie. Im Gespräch mit Filmreporter.de spricht der 76-Jährige über das Geheimnis seines Erfolges und verrät, was ihm der Begriff Heimat bedeutet.
erschienen am 2. 04. 2014
20th Century Fox
Blancos Charakter Rafael in "Rio 2 - Dschungelfieber"
Der innere Rhythmus von Roberto Blanco
Ricore Text: Herr Blanco, wie war es für Sie, als Sänger mit bewegten Bildern zu arbeiten?

Roberto Blanco: Für die Synchronisation braucht man einen inneren Rhythmus. Da ich Sänger bin, war das für mich nichts Neues. Insofern ging es wunderbar und schnell vonstatten.

Ricore: Hat es beim ersten Mal so gut geklappt, dass Sie gerne beim zweiten Teil dabei sein wollten?

Blanco: Ja, ich wollte gerne wieder dabei sein und hoffte, dass Rafael nicht stirbt. Es hat mir großen Spaß gemacht. Der Film war toll. Ich habe mir den ersten Teil schon mehrere Male angeschaut - im Flugzeug, im Fernsehen, in Hongkong, in Deutschland. Sie können sich nicht vorstellen, wo ich diesem Film nicht schon begegnet bin. In Kuba habe ich gesehen, wie er auf dem Schwarzmarkt verkauft wird. Er war sehr erfolgreich, alle Kinder kennen ihn.

Ricore: Aufgrund welcher Eigenschaften hat man Sie wegen der Rolle angesprochen?

Blanco: Entschuldigen Sie, weil ich eben Roberto Blanco bin (lacht). Warum gibt man einem Brad Pitt oder einem George Clooney bestimmte Rollen. Man dachte, dass die Rolle zu mir passt und ich hab mich darüber gefreut.

Ricore: "Rio 2 - Dschungelfieber 3D" handelt davon, wie die Vögel ausziehen, um ihre Heimat zu finden. Sie haben in vielen Ländern gelebt. Was bedeutet Ihnen der Begriff 'Heimat'?

Blanco: Sehr viel. Ich hatte das Glück, mehr als eine Heimat gehabt zu haben. Ich bin in Tunesien geboren. Nach einem Monat sind meine Eltern nach Frankreich gereist. Als es in Europa wegen des bevorstehenden Krieges zu brodeln begann, riet der kubanische Botschafter meinem Vater, aus Paris wegzugehen. Er sagte, in Europa würde bald etwas passieren. Als mein Vater ihn fragte, wohin er gehen sollte, sagte er: 'Geh in den Libanon. Das ist ein neutrales Land und sicher.' So gingen meine Eltern nach Libanon, wo ich im Internat landete und religiös erzogen wurde. Später lebte ich einige Zeit in Spanien. Ich habe also viele Kulturen kennengelernt. Meine erste Heimat ist Libanon. Spanien ist meine zweite Heimat. Meine dritte Heimat ist Deutschland.
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Roberto Blanco sorgt gerne für gute Stimmung
Feuertaufe von Joséphine Baker
Ricore: Mit welchem dieser Länder identifizieren Sie sich am meisten?

Blanco: Ich habe immer gesagt: 'Ich bin Europäer und Deutschland ist mein Wohnzimmer.'

Ricore: Stimmt es, dass Sie Ihre Gesangskarriere bei Joséphine Baker begonnen haben?

Blanco: Ja, das stimmt.

Ricore: Wie kam es dazu?

Blanco: Mein Vater war ein großer Fan von Joséphine Baker. Er war Varieté-Künstler und Joséphine Baker war damals einer der größten Stars der Welt. Zu Beginn meiner Gesangskarriere hatte ich einen Gala-Auftritt in Wiesbaden. Nachdem ich gesungen habe, klopfte es an meiner Garderobe. Man sagte mir, dass mich jemand sprechen will. Plötzlich sehe ich Joséphine Baker und Peter Kreuder, den berühmten Komponisten und Pianisten, vor mir. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Wir kamen ins Gespräch, wobei wir uns auf Französisch unterhielten. Sie sagte, dass sie in Deutschland eine kleine Tour mache und fragte mich, ob ich sie nicht begleiten möchte. 'Aber', sagte sie, 'du hast noch viel zu lernen.' Das war ein großer Sprung in meiner Karriere. Es war toll.
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Roberto Blanco spricht Vogel Rafael in "Rio 2 - Dschungelfieber")
Roberto Blancos Visitenkarte: Gute Laune
Ricore: Sie standen immer für die gute Laune - und sind damit in Deutschland bis heute erfolgreich. Sind die Deutschen empfänglich für Spaß oder kompensieren sie damit nur ihren Ernst?

Blanco: Wenn zehn Boutiquen das Gleiche verkaufen, dann ist das nichts Besonderes. Kommt eine Boutique hinzu, die plötzlich etwas Anderes und Neues verkauft, dann werden die Menschen neugierig. So ähnlich war das bei mir. Ich habe ein südamerikanisches Temperament, meine Songs haben einen südamerikanischen Touch und ich bin grundsätzlich positiv eingestellt. Darüber hinaus hob ich mich als Farbiger immer von anderen Entertainern ab. Als ich anfing mit Peter Frankenfeld in der ARD zu singen, war ich der einzige farbige Sänger in der Sendung. Die Menschen klebten damals regelrecht am Fernseher. Die Sendungen waren Straßenfeger. Vico Torriani [Schweizer Schlagersänger; Red.] sagte nach so einer Sendung einmal zu mir: 'Ich glaube, ich habe die falsche Hautfarbe.'

Ricore: Erfolg bringt aber auch viele Neider auf den Plan.

Blanco: Natürlich hat man auch Neider, wenn man erfolgreich ist. Aber jemand sagte mir einmal: 'Herr Blanco! Je mehr Neider Sie haben, umso mehr Erfolg haben Sie. Schauen Sie also zu, dass Sie viele Neider haben.' Ich glaube, ich bin in Deutschland noch immer etwas Besonderes, das oft kopiert, aber nie erreicht wurde. Ich freue mich, dass ich bei den Menschen ankomme. Das Andere und Neue hat eine treibende Kraft. Davon lebe ich seit 60 Jahren.

Ricore: Sie haben auch den Mut, sich neue Fangruppen zu erschließen - wie man 2011 bei ihrem Auftritt mit Sodom auf dem Wacken Open Air Festival sehen konnte.

Blanco: Ja, das war eine tolle Sache. Der Auftritt war Teil einer Kampagne gegen Alzheimer. Man hatte mich gefragt, ob ich ein Video machen würde, das die Menschen über die Krankheit aufklärt. Ich sagte gerne zu. Die Idee war, dass ich mit der Heavy Metal Band Sodom auf deren Konzert auftrete, ohne das Publikum vorher darüber zu informieren. Ich war sehr nervös. Diese Fans mit langen Haaren, laut grölend und sich wild bewegend, war ich nicht gewohnt. 'Oh mein Gott', dachte ich nur. Dann trat ich auf die Bühne und fing an, "Ein bisschen Spaß muss sein" im Heavy-Metal-Stil zu singen. Die Reaktionen des Publikums wurden mit einer verstecken Kamera aufgenommen. Nach dem Auftritt schrien alle nach einer Zugabe. Verrückt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. April 2014
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