Universal Pictures
Julia Robert: "Vor ihren Augen" (Secret in Their Eyes, 2015)
'Wo liegt der Sinn im Unglücklich-Sein?'
Interview: Vor den Augen Julia Roberts'
Ewige "Pretty Woman" Julia Roberts mit dem wunderschönen Lächeln? Von wegen! Dass die Oscar-Preisträgerin auch düster und abgründig kann, das zeigt sie aktuell in ihrem neuen Film "Vor ihren Augen". In dem Remake des argentinischen Thrillers "In Ihren Augen" spielt sie eine FBI-Agentin, deren Tochter von einem Triebtäter auf brutale Weise ermordet wird. Filmreporter.de hat mit der 48-Jährigen gesprochen und sie zu Themen wie starke Frauen, Familie und Älterwerden befragt.
erschienen am 19. 06. 2016
Universal Pictures
Julia Robert in "Vor ihren Augen" (Secret in Their Eyes, 2015)
Es ist generell schwer Filme zu machen
Ricore Text: Frau Roberts, mit Ihnen und Nicole Kidman gibt es in "Vor ihren Augen" gleich zwei starke Frauenfiguren zu sehen. Sind die Zuschauer bereit für so viel Frauenpower auf der Leinwand?

Julia Roberts: Das ist Teil der aktuellen Diskussion um Gleichberechtigung, finden Sie nicht? Zu dieser Entwicklung zählt auch die Tatsache, dass Frauen in Filmen als starke Persönlichkeiten und nicht nur als Charaktere dargestellt werden. Um ihre Frage direkt zu beantworten: Meiner Meinung nach kann es nicht genug Frauenpower im Film geben.

Ricore: Ist es einfacher, Filme mit starken Frauenfiguren zu drehen, wenn Julia Roberts mitspielt?

Roberts: Es ist generell schwer Filme zu machen. Es muss einen größeren Unterstützer-Geist geben. Ich finde, wir sollten freundlicher mit Filmen umgehen. Filme werden heutzutage viel zu schnell geschreddert. Ich wünsche mir wieder etwas mehr Unterstützung in Hollywood.

Ricore: Ihr Charakter erleidet im Film einen schweren Schicksalsschlag. Wie lange tragen sie solche düsteren Rollen mit sich herum?

Roberts: Bis die letzte Klappe fällt und ich das Set verlasse. So sehr man sein Herzblut in eine Rolle steckt, so sehr ist letztlich doch alles nur Schauspielerei. Am Ende steigt man mit dem Ehemann und den Kindern in ein Auto und genießt das gemeinsame Abendessen.

Ricore: Es heißt, Ihre Rolle war ursprünglich eine männliche Figur.

Roberts: Ja, das stimmt. Neuland ist das aber nicht. Im Lauf meiner Karriere wurden mir schon einige Male Männerrollen angeboten. Die ich aber abgelehnt habe. Diese hier war einfach großartig.

Ricore: Als Kameramann fungierte Ihr Ehemann Daniel Moder. Macht das Ihre Arbeit am Set leichter oder schwerer?

Roberts: Danny ist für mich eine Inspirationsquelle. Er hat eine makellose Arbeitsmoral. Er gibt mit immer ein Gefühl der Sicherheit. Ich kann ihm vertrauen. Er ist der sicherste Hafen in meinem Leben. Er ist mein liebster Mensch auf dem Planeten und ich liebe es, Zeit mit ihm zu verbringen.
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Julia Robert: "Vor ihren Augen" (Secret in Their Eyes, 2015)
Julia Roberts: Ich liebe Thriller
Ricore: Die Dreharbeiten fanden in Los Angeles statt, also dort, wo Sie mit Ihrer Familie wohnen. Macht auch das die Arbeit angenehmer?

Roberts: Es war ein absolutes Plus. Es ist schade, dass es keine Steuervorteile gibt, immer zu Hause zu arbeiten (lacht).

Ricore: Sie haben schon in einigen Thrillern mitgespielt. Wie gefällt Ihnen dieses Genre?

Roberts: Ich liebe Thriller. Ich liebe spannende Geschichten. Ich liebe es, sie zu schauen und sie zu lesen. "Vor ihren Augen" ähnelt ein wenig "Der Feind in meinem Bett". Man weiß, es wird etwas passieren. Es ist alles ruhig, doch irgendwann wird irgendwas passieren.

Ricore: Sie sehen im Film ungeschminkt, fast verwahrlost aus. Empfanden Sie es nicht als Risiko, eine solche Rolle zu spielen, da in Hollywood das Glamouröse eine wichtige Rolle spielt?

Roberts: Was mein Aussehen im Film angeht, hatte ich keinerlei inneren Kämpfe auszutragen. Meine Aufgabe war es, einen gebrochenen Menschen zu spielen. Ich glaube nicht, dass die Menschen denken werden, ich sollte besser aussehen. Die Figur strahlt eine schwer erträgliche Leere aus und es war meine Verantwortung, diese darzustellen.

Ricore: Wie wichtig ist es für Sie, neben großen Studioproduktionen hin und wieder auch kleinere Filme zu drehen?

Roberts: Ich versuche, unterschiedliche Sachen zu machen. Einfach um meiner kreativen Impulse willen. Dabei lasse ich mich von meinen Instinkten leiten und davon ob ich mich zu einer bestimmten Rolle hingezogen fühle. Nehmen Sie zum Beispiel die Szene, in der Parkgarage. Darüber kann nicht genug gesprochen werden. Wie Chiwetel Ejiofor durch den Raum geht und dann schockiert zu mir zurückkommt. Das ist die Essenz der Story.

Ricore: Mit Nicole Kidman hatten Sie nur wenige gemeinsame Szenen. Wie war die Zusammenarbeit?

Roberts: Stimmt, es waren nicht genug Szenen. Nicole ist nicht nur talentiert, sondern auch ein Charakter von Format. So wunderschön sie ist, so gütig und wundervoll ist sie als Mensch.
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Julia Robert: "Vor ihren Augen" (Secret in Their Eyes, 2015)
Regie? Nein danke...
Ricore: Ein weiterer Film, mit dem Sie derzeit im Kino zu sehen sind, ist "Money Monster" von Jodie Foster. Möchten Sie nicht auch irgendwann hinter die Kamera treten?

Roberts: Nein. Ich habe zu Hause einige, die ich jeden Tag für die Schule fertig machen, die ich sauber halten, füttern und glücklich machen muss. Das ist genug Regie bei einer großen Produktion (lacht).

Ricore: Und was sagen die Kinder dazu, wenn die Mama mal nicht zu Hause ist, während sie Filme dreht?

Roberts: Wenn ich beruflich unterwegs bin, dann gibt es zu Hause noch immer Danny. Aber ich mag den Gedanken, dass ich ein wichtiges Element in der Familie bin. Bei "Money Monster" war ich nicht lange weg. Es gab Tage, an denen ich unterwegs war, dann kamen Tage, an denen ich frei hatte. Meine Tochter spricht von "Im August in Osage County" als 'düstere Zeit'. Es war der erste Film, wegen dem ich eine längere Zeit nicht zu Hause war.

Ricore: Sie sind kürzlich 48 Jahre alt geworden. Wie fühlen Sie sich damit?

Roberts: Mein letzter Geburtstag war der schönste, den ich seit langer Zeit hatte. Ich spielte den ganzen Tag Mahjong. Mit der Zeit fragt man sich einfach: 'Worin liegt der Sinn darin, wegen irgendetwas nicht glücklich zu sein?' Ich sehe keinen Sinn darin zu sagen: Oh mein Gott, ich bin 48 Jahre alt'.

Ricore: Welchen Ratschlag würden Sie ihrem jüngeren Selbst geben?

Roberts: Nimm von niemandem Ratschläge, selbst wenn sie so aussehen wie du?

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 19. Juni 2016
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