Walt Disney Studios Motion Pictures
Robert Redford in "Elliot, der Drache 3D"
Mit Arbeit lebendig bleiben
Interview: Robert Redford voller Tatendrang
Runde 80 Jahre ist Robert Redford seit dem 18. August 2016, doch leiser will die Hollywood-Ikone und leidenschaftlicher Förderer des von großen Studios unabhängigen (independent) Films noch lange nicht treten. Im Gegenteil: Als Schauspieler dreht er gerade richtig auf. In dem wunderbaren Kinderfilm "Elliot, der Drache 3D" mimt er einen alten Mann, der Kindern die wahre Geschichte von einem in den Wäldern wohnenden Drachen erzählt. Im Gespräch mit Filmreporter.de spricht der sympathische Filmemacher über seine Kindheit, seine kreative Energie und sein künstlerisches Vermächtnis.
erschienen am 28. 08. 2016
Walt Disney Studios Motion Pictures
Robert Redford in "Elliot, der Drache 3D"
Geschichten als wesentlicher Bestandteil der Erziehung
Ricore Text: Mr. Redford, was reizt Sie an dem Kinderfilm "Elliot, der Drache"?

Robert Redford: Die Idee, mit dem Stoff zurück in meine Kindheit zu gehen, in der das Geschichten-Erzählen wesentlicher Bestandteil meiner Erziehung war. Ich wuchs in einem Arbeiterklasse-Milieu auf, in dem es nicht viel zu tun gab. Geschichten hielten einen am Leben. Außerdem was das eine Möglichkeit, die Welt als etwas Größeres anzusehen als die, in der wir lebten. Das übt eine große Faszination auf mich aus.

Ricore: Waren Sie ein fantasievolles oder eher bodenständiges Kind?

Redford: Angesichts der Umstände, in denen ich aufwuchs, musste ich notgedrungen einen Sinn für Realität entwickeln. Eine Möglichkeit, sich der Wirklichkeit zu entziehen, wahren Geschichten, die man sich im Kopf ausmalte, sie niederschrieb oder zeichnete. So wurde ich Maler. Als Kind habe ich immer die Geschichten gezeichnet, die in meinem Kopf herumspukten. Das hielt mich aufrecht. Damals neigte sich der Zweite Weltkrieg zwar langsam dem Ende zu, dennoch war es eine düstere Zeit. Geschichten hielten einen am Leben. Das hat mich geprägt. Irgendwann stellte ich fest, dass das Erzählen von Geschichten meine Rolle im Leben sein wird.

Ricore: Es heißt, Sie hätten während der Dreharbeiten zu "Elliot, der Drache" in Neuseeland einem Pferd das Leben gerettet. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Redford: Wir befanden uns auf dem Weg zum Drehort, als wir unterwegs ein Pferd sahen, das an einem Zaun festgebunden war. Am nächsten Tag stand es noch immer da, am übernächsten ebenfalls. Irgendwann sagte ich, dass niemand auf das Pferd aufpasst. Offenbar wurde es zurückgelassen, damit es stirbt. Ich stieg aus dem Auto, band es los und gab ihm zu fressen. Dann sind wir weitergefahren. Ich hoffe, es hat überlebt.

Ricore: Zuletzt waren Sie öfters vor der Kamera zu sehen. Planen Sie, bald wieder Regie zu führen?

Redford: Es stehen zwei Projekte an, die für Frühjahr 2017 geplant sind. Im Moment befinde ich mich in einer Phase, in der ich gerne vor der Kamera stehe.
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Robert Redford am SET von "Elliot, der Drache 3D"
Robert Redford: Ich mache einfach weiter
Ricore: Sie werden bald 80 Jahre alt. Spüren Sie eine neue Lebenskraft?

Redford: Ich mache einfach weiter. So hielt ich es mein Leben lang: weitermachen und neue Sachen ausprobieren. Die Tatsache, dass ich immer sportlich aktiv war, hat auch auf mein Leben abgefärbt. Ich fand es immer aufregend, neue Sachen auszuprobieren, weil ich dadurch aktiv und am Leben bleibe.

Ricore: Ihr kleiner Darsteller-Kollege Oakes Fegley wurde in einem Interview gefragt, ob er Sie kenne. Seine Antwort: Robert Redford gründete das Sundance Institut.

Redford: (lacht) Wow! Das ist schockierend. Ich bin überrascht. Ich hätte gedacht, dass er im Fernsehen den einen oder anderen meiner Filme gesehen hat. In seinem Alter schon das Sundance Institute zu kennen, ist eine tolle Sache. Ich hatte keine Ahnung, wie bekannt das schon auf der Welt ist.

Ricore: Welchen Stellenwert messen Sie selbst dem Sundance Institute in Ihrer Karriere bei?

Redford: Es ist Teil dessen, woran ich immer geglaubt habe: Eine Plattform schaffen, auf der Nachwuchs-Filmemacher die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln. Auf der sie gehört werden und ihre Arbeit einem breiteren Publikum präsentieren können. Es sollte sich nicht gegen die Filmindustrie und nicht gegen die Academy richten. Es ist eine Erweiterung.

Ricore: Sie erwähnen das, weil Sie wegen des Sundance Institutes immer wieder als Hollywood-Rebell beschrieben wurden.

Redford: Es wurde von Anfang an falsch verstanden. Erstens, weil es in Utah und nicht in Hollywood gegründet wurde. Ich wurde als Aufrührer betrachtet, der Los Angeles attackiert. Dabei war es vor allem eine Kostenfrage. Das Grundstück in Utah war das einzige, das ich mir leisten konnte. So etwas wäre in einer urbanen Umgebung zu teuer geworden. Außerdem dachte ich, dass es interessant wäre, die Sache in einer Naturlandschaft aufzuziehen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Menschen überzeugen konnte, dass ich gute Absichten hatte.
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Robert Redford in "Elliot, der Drache 3D"
Das hätte ich mir nie erträumen lassen!
Ricore: Haben Sie am Anfang an die Erfolge des Instituts und des Festivals geglaubt?

Redford: Das hätte ich mir nie erträumen lassen. Als wir anfingen, dachten wir, dass die Sache scheitern würde. Niemand interessiert sich für den Independentfilm, dachten wir. Wir hatten damals ein Kino in Park City, in dem die Filme gezeigt werden konnten. Auf dem Programm standen etwa 30 Filme, 12 bis 14 davon waren Dokumentarfilme. Ich dachte, ich müsste draußen vor dem Kino die Menschen in die Säle locken. Wie ein Türsteher vor einem Striplokal.

Ricore: Ein schönes Bild: Robert Redford verführt die Menschen zum Kinobesuch.

Redford: Es dauerte etwa vier, fünf Jahre, bis die Sache richtig ins Rollen kam. Im Zuge der Globalisierung in den 1990er Jahren konnten wir auch Filme und Filmemacher aus anderen Ländern lancieren. So fing die Sache an zu wachsen. Heute kommen jährlich an die 70.000 Menschen nach Park City, um sich die Filme anzuschauen. Während die Stadt selbst immer kleiner wird, werden wir immer größer.

Ricore: In den letzten Jahren hat es auch einige Entwicklung hinsichtlich der Akzeptanz von Schwulen und Lesben gegeben. Früher war das anders. Am Anfang ihrer Karriere spielten Sie in "Verdammte süße Welt" einen schwulen Schauspieler. Riskierten Sie damit nicht Ihre Zukunft als Schauspieler?

Redford: Vermutlich schon. Ich machte den Film, weil es etwas Neues und die Rolle einfach großartig war. Ich dachte, das würde einige Menschen überraschen. Ich legte den Charakter nicht schwul an, er war vielmehr bisexuell. Darüber habe ich mich mit den Filmemachern intensiv unterhalten, die ihn ursprünglich als komplett homosexuell konzipiert hatten. Ich sagte, dass ich nicht interessiert sei, ihn eindimensional zu zeigen. Er sollte vielschichtiger sein. Pakula [der Produzent des Films; Red.] und [Regisseur Robert] Mulligan mochten die Idee, und so wurde es dann umgesetzt. Wir alle liebten die Rolle. Außerdem mochte ich die Zusammenarbeit mit Natalie [Wood].

Ricore: David Lowery, der Regisseur von "Elliot,der Drache" präsentierte seinen Vorgängerfilm "The Saints - Sie kannten kein Gesetz" ("Ain't Them Bodies Saints") auf dem Sundance Film Festival. Kamen Sie dadurch in Kontakt?

Redford: Ja, der Film lief auf unserem Festival. Ich mochte ihn sehr. Ich fand ihn gut gemacht. David erzählte darin eine sehr intime Geschichte. Er weckte mit dem Film meine Neugier und wir verbrachten einige Zeit miteinander. Bei "Elliot, der Drache" durfte ich bei der Gestaltung meines Charakters mithelfen. David war diesbezüglich sehr aufgeschlossen. Das erlaubte mir, ihn besser kennenzulernen. Das hat zur Folge, dass wir einen weiteren Film mit dem Titel "The Old Man and the Gun" zusammen machen werden. Er handelt von der wahren Geschichte eines Mannes, der Banken ausraubt und jedes Mal erwischt wird. Der Grund, wieso er trotzdem immer wieder auf Raubzüge geht? Er liebte es zu fliehen. Insgesamt etwa 17 Überfälle hat er begangen. Eine großartige Geschichte und sie ist wahr.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 28. August 2016
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