StudioCanal Germany/Kurt Krieger
"Die kleine Hexe" Karoline Herfurth auf der Premiere (2018)
Interview: Karoline Herfurth "Die kleine Hexe"
Das neckische Lachen der kleinen Hexe ist ansteckend. Karoline Herfurth verzaubert in der Rolle mit ihren Fröhlichkeitsausbrüchen die kleinen Zuschauer und zaubert ein Lachen auf die Gesichter der Eltern. Sie trägt die farbenfrohe, witzige und poetische Verfilmung des Kinderbuchklassikers "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler, die den Geist der Vorlage ins neue Jahrtausend transportiert. Den liebevoll animierten, weisen Raben an ihrer Seite, der lehrt ohne zu belehren, spricht Axel Prahl.
erschienen am 8. 02. 2018
StudioCanal Germany/Kurt Krieger
Rabensprecher Axel Prahl und 'kleine Hexe' Karoline Herfurth auf der Premiere (2018)
Auf eigene Stärken vertrauen
Ricore Text: Frau Herfurth, Hexe oder Prinzessin, was wollten Sie als Kind gerne sein?

Karoline Herfurth: Das weiß ich nicht mehr so genau. Meine Eltern haben mich glücklicherweise bestärkt, Ich selbst zu sein und meinen Stärken zu vertrauen.

Ricore Text: Mochten Sie damals die Abenteuer der kleinen Hexe?

Herfurth: Das Märchen wurde mir früh vorgelesen, mich verbinden mit ihr starke emotionale Erinnerungen. Das Buch gehört zur deutschen Kulturgeschichte, ebenso wie Pippi Langstrumpf hat sie die Herzen von Millionen erobert. Es war mir eine Ehre, ihr Gestalt zu geben. Andererseits hatte ich ganz schön Bammel.

Ricore Text: Glauben Sie an übernatürliche Phänomene?

Herfurth: Wir sind alle Kinder der Vernunft. Ich bin nicht gläubig oder religiös aufgewachsen. Doch auch wissenschaftlich geprägte Menschen können bestimmte Dinge nicht erklären. Wieso wird ein Knie gesund, wenn ein Mensch seine Hand auflegt? Ich glaube an solche Energien und Fähigkeiten, für die Frauen früher als Hexen verbrannt wurden.

Ricore Text: Sind Sie abergläubig?

Herfurth: Vor der Kinotournee zu "SMS für dich" hatte sich eine Fledermaus in meiner Wohnung verirrt. In den folgenden Tagen sah ich auf Wandmalereien und anderswo ständig Fledermäuse. Das war mir ein bisschen unheimlich, auch wenn sich das bescheuert anhört.

Ricore Text: Wie haben Sie die kleine Hexe in sich gefunden?

Herfurth: Die Zeichnungen des Buches waren eine Inspirationsquelle. Sie erzählen viel von ihrem Charakter, wie sie lacht, guckt oder läuft. Ich habe, was ich selten mache, vor dem Dreh ihre Bewegungen geübt. Ich hatte das Gefühl, ich muss vorher in diese Haut schlüpfen und kann mich nicht erst im Lauf des Drehs einfühlen. Ein Kind zu spielen, birgt ja viele Gefahren. Man kann albern oder überzogen wirken. Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, was sie kindlich macht. Das ist vor allem ihrer Impulsivität geschuldet.

Ricore Text: Hat Ihnen die vergrößerte Nase bei der Verwandlung geholfen?

Herfurth: Obwohl sie nur 3mm größer ist, musste ich mich umgewöhnen. Jeder kennt seine Proportionen genau, ich bin beim Spiel oft mit den Händen an die Nase gestoßen.
StudioCanal Germany/Kurt Krieger
Karoline Herfurth mit Fans der kleinen Hexe (2018)
Karoline Herfurth: wichtig zu wissen, wo die Grenzen sind
Ricore Text: Wie lange haben Sie in der Maske gesessen?

Herfurth: Am Anfang waren es zweieinhalb Stunden, relativ schnell wurden es eineinhalb. Ich habe während der Verwandlung geschlafen und geschnarcht - ich musste ja zurückgelehnt durch die Nase atmen.

Ricore Text: Verstehen Sie jetzt Menschen, die ihre Nase operieren lassen?

Herfurth: Ich würde lieber daran arbeiten, mit mir zufrieden und glücklich zu sein, als mich operieren lassen. Auch wenn es nicht immer leicht wäre.

Ricore Text: Wer hat sich das charakteristische, ansteckende Lachen der kleinen Hexe ausgedacht?

Herfurth: Das ist mein normales Lachen. Der Regisseur wollte, dass ich noch mehr lache. Die kleine Hexe ist ebenso oft traurig, das ist gut ausbalanciert. Die anderen Hexen sind zu ihr oft gemein, aber niemals richtig bedrohlich. Für die Kinder ist das ganz wichtig, dass die gruslige Stimmung aufgelöst wird.

Ricore Text: Die kleine Hexe wird von den älteren Hexen gemobbt und hilft gemobbten Kindern. Was würden Sie Kindern und Eltern raten, die in dieser Situation sind?

Herfurth: Sie sollten sich professionelle Hilfe suchen. Ich finde Mobbing furchtbar, schon als Kind konnte ich es nicht ertragen. Und gegenüber dem Cybermobbing wäre ich heute ebenso hilflos wie die meisten Betroffenen.

Ricore Text: Wie lief die Zusammenarbeit mit Axel Prahl?

Herfurth: Wir haben uns nie am Set gesehen. Beim Spiel habe ich mir Axel mit Liebe im Herzen vorgestellt. Er hatte den Text vorher eingesprochen, der am Set wiederum von einem anderen Schauspieler gesprochen wurden.

Ricore Text: Wäre es ein Kompliment, wenn Ihnen ein Mann sagen würde, sie sind total süß als kleine Hexe?

Herfurth: Natürlich, das wollten wir ja erreichen. Wenn er mir dabei über den Kopf tätschelt, wäre ich konsterniert. Aber nicht zwingend belästigt. Durch die Metoo-Debatte macht sich heute hoffentlich jeder Gedanken über Tabus und zum Überschreiten der Grenzen seines Gegenübers. Es ist aber auch wichtig zu wissen, wo meine Grenzen sind und wie ich diese anzeige. Die Diskussion zeigt Frauen, dass sie gesetzt werden dürfen. Und Männern, was sie nicht mehr dürfen. Aber eigentlich geht es in der ganzen Diskussion um andere Themen.
StudioCanal Germany/Kurt Krieger
Karoline Herfurth auf der Premiere (2018)
Wo sollen Kinder lernen, dass es anders geht?
Ricore Text: Um die Rolle der Geschlechter in der modernen Gesellschaft und Macht?

Herfurth: Die strukturellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern beschäftigen mich seit Beginn des Bachelor-Studiums vor gestrichen zehn Jahren. Je älter ich werde, umso mehr wird mir bewusst, wie drängend das Problem ist. Die traditionell gewachsenen Geschlechterrollen müssen aufgebrochen und modernisiert werden. Zuvor müssen sie in den Fokus der Wahrnehmung und der Selbstwahrnehmung rücken. Damit zum Beispiel der Arbeitsmarkt nicht länger Paare geschlechtsspezifisch aufteilt und sie in traditionelle Rollenbilder drängt, wenn sie Eltern werden.

Ricore Text: Was kann der Einzelne tun?

Herfurth: Ich habe mich vor zehn Jahren noch über die Gendersprache lustig gemacht. Heute bin ich glücklich, dass alle Professoren sie benutzen. Ich fühle mich dadurch viel selbstverständlicher zugehörig. Es ist aber noch ein weiter Weg, diese Ungleichheiten zu ändern, weil das Thema auch vielen Menschen unangenehm ist.

Ricore Text: Weil es auch ein soziales Problem ist, traditionelle Frauenberufe werden mieser bezahlt als die der Männer?

Herfurth: Das ist ein wichtiger Teilaspekt. Geschlechterrollen werden früh geprägt und heutzutage durch die Industrie noch extremer. Ich glaube, dass alle Kinder pink, rosa und Glitzer mögen. Aber die Jungen müssen grau, blau und grün tragen. Und auch manche Kinderbücher von heute regen mich auf. Ärzte sind darin immer Männer, Krankenschwestern Frauen. Kranke Kinder werden von Mama gepflegt während die Papis erst nach der Arbeit Zeit dazu haben. Wo sollen Kinder lernen, dass es anders geht? Oder auch, wenn man sich alte Filme anschaut. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Frauen darin fast moderner waren als zum Beispiel jetzt "Sex in the City". Darin geht es doch hauptsächlich darum, wann Mr. Big Carry endlich heiratet und welche Schuhe sie dabei trägt. Eine Journalistin nannte dieses Frauenbild 'Cinderalla mit Gleitmittel'. Das finde ich eine schöne Umschreibung.

Ricore Text: Kann man denn Verhaltensmuster verordnen, so wie die Drogenbeauftragte der Bunderegierung gerade gefordert hat, in Filmen weniger zu rauchen?

Herfurth: Da scheiden sich so die Geister in meinem Kopf. Grundsätzlich finde ich es nicht falsch, dafür ein Bewusstsein zu schaffen. Und der Film, ein wie ich finde sehr politisches Medium, da es die Werte und Überzeugungen vieler Menschen prägt, ist dafür der richtige Ort. Es wäre daher falsch, wenn in Kinderfilmen viel geraucht wird. Aber bei Filmen, die 16 Jahren zugelassen sind, bin ich mir unsicher. Erziehung heißt doch nicht, Kindern eine Straße aus Watte zu bauen. Sondern ihnen Lederschuhe anzuziehen, damit sie sicher laufen können.

Ricore Text: Wieviel Zeit haben Sie noch zum Lesen?

Herfurth: Weihnachten habe ich viel gelesen, nachdem ich keine Lust mehr auf die Welle immer neuer Serien mehr hatte.

Ricore Text: Was empfehlen Sie?

Herfurth: Ich lese gerne seichte Krimis, ich liebe die Kluftiger-Romane. Es gibt nichts Entspannenderes für mich als ein Puzzle mit 1.000 Teilen, dazu Tee mit Honig und ein Hörspiel der Romane mit der Stimme von Christian Berkel. Hört sich mega spießig an, aber ich liebe es.

Ricore Text: Ist Ihr zweiter Film schon in Vorbereitung.

Herfurth: Ja. Ich will noch nicht zu viel verraten, aber es wird auf jeden Fall lustig, dramatisch und emotional.

Ricore Text: Danke für das Gespräch.
erschienen am 8. Februar 2018
Zum Thema
Die kleine Hexe (Kinofilm)
Ihr neckisches Lachen und ihre Fröhlichkeit stecken an. Karoline Herfurths kleine Hexe verzaubert mit ihrem Lachen die jüngsten Zuschauer und sie zaubert ein Lachen auf das Gesicht ihrer Eltern. Die farbenfrohe, witzige und poetische Verfilmung des Kinderbuchklassikers von Otfried Preußler transportiert den Geist der Vorlage ins neue Jahrtausend. Künstlerisch ist der Film State of the Art und braucht keinen Vergleich zu scheuen.
Bereits an der Waldorfschule in Berlin sammelt Karoline Herfurth Bühnenerfahrung. Diese kommt ihr bei ihren späteren Projekten immer wieder zugute. Bereits zu dieser Zeit übernimmt sie erste Rollen in Fernsehfilmen, ihr Kinodebüt folgt im Jahr 2000 mit "Crazy". Ist sie hier noch in einer Nebenrolle zu sehen, so ergattert Karoline ein Jahr später bereits ihre erste Kinohauptrolle in "Mädchen Mädchen!". Karoline Herfurth ist heute eine gefragte Schauspielerin. Der Begriff "Nachwuchsdarstellerin"..
2024