Jean-François Martin/Ricore Text
Ethan Hawke (Venedig 2006)
Ethan Hawke über sein Regiedebüt
Interview: Widerlicher Gier nach Ruhm
erschienen am 2. 09. 2006
The Hottest State
Ricore: Mr. Hawke, Sie zeigen bei den Filmfestpielen in Venedig erstmals die filmischen Umsetzung Ihres eigenen Debütromans, und das, obwohl viele Schriftsteller doch eigentlich der Meinung sind, eine Kinoversion würde ihrem Werk nur schaden.
Ethan Hawke: Kann ich natürlich verstehen, aber andererseits merkt man einem guten Drehbuch an, wenn es auf einem Buch basiert. Die Rollen sind dann wesentlich differenzierter, feiner ausgearbeitet, voller Details.
Ricore: Sie schildern in Ihrem Roman die frische Liebesbeziehung eines jungen Pärchens. Wie war es für Sie, nach über einem Jahrzehnt wieder in die Story einzutauchen?
Hawke: Ich hatte während des Filmens ständig das Gefühl, dass es gar nicht meine Geschichte ist. Aber gerade deswegen wollte ich diesen Film drehen, ich wollte als gereifter junger Mann zurückblicken auf diese Sturm- und Drangzeit, auf die ganz persönliche Geschichte. Ich habe das Buch 21-jährig geschrieben. Mit zunehmendem Alter wollte ich die Geschichte immer wieder überarbeiten, sie kam mir immer unvollständig vor. Ich denke, dieser Film ist der unbewusste Versuch, einen reiferen Blick auf die Geschichte zu werfen.
Ricore: Das ist Ihnen gelungen?
Hawke: Ich denke schon.
Ricore: Spielen Sie auch mit?
Hawke: Ich habe eine kleine Rolle, ja.
Ricore: Warum spielen Sie nicht die Hauptrolle?
Hawke: Das wollte ich lieber jemand anderem überlassen. Mit dem 25-jährigen Nachwuchstalent Mark Webber habe ich einen Glückgriff gelandet. Er hat mich inspiriert, diesen Film zu realisieren. Heutzutage wollen so viele junge Schauspieler einfach nur berühmt werden, dass ich diese Gier nach Ruhm regelrecht widerlich finde. Als ich Schauspieler wurde, zählte das Talent. Ruhm brachte das Schicksal weil du gut warst, nicht weil du es auf Teufel komm raus wolltest. Die Vorbilder meiner Generation waren die Robert De Niros, die gerade wegen ihres herausragenden Talents nicht nötig hatten, Interviews zu geben. Das fanden wir cool! Die meisten jungen Schauspieler heutzutage spielen dagegen Rollen, um auf der Titelseite von Magazinen zu landen. Mark Webber ist das genaue Gegenteil - und das fand ich erfrischend.
Ethan Hawke: Kann ich natürlich verstehen, aber andererseits merkt man einem guten Drehbuch an, wenn es auf einem Buch basiert. Die Rollen sind dann wesentlich differenzierter, feiner ausgearbeitet, voller Details.
Ricore: Sie schildern in Ihrem Roman die frische Liebesbeziehung eines jungen Pärchens. Wie war es für Sie, nach über einem Jahrzehnt wieder in die Story einzutauchen?
Hawke: Ich hatte während des Filmens ständig das Gefühl, dass es gar nicht meine Geschichte ist. Aber gerade deswegen wollte ich diesen Film drehen, ich wollte als gereifter junger Mann zurückblicken auf diese Sturm- und Drangzeit, auf die ganz persönliche Geschichte. Ich habe das Buch 21-jährig geschrieben. Mit zunehmendem Alter wollte ich die Geschichte immer wieder überarbeiten, sie kam mir immer unvollständig vor. Ich denke, dieser Film ist der unbewusste Versuch, einen reiferen Blick auf die Geschichte zu werfen.
Ricore: Das ist Ihnen gelungen?
Hawke: Ich denke schon.
Ricore: Spielen Sie auch mit?
Hawke: Ich habe eine kleine Rolle, ja.
Ricore: Warum spielen Sie nicht die Hauptrolle?
Hawke: Das wollte ich lieber jemand anderem überlassen. Mit dem 25-jährigen Nachwuchstalent Mark Webber habe ich einen Glückgriff gelandet. Er hat mich inspiriert, diesen Film zu realisieren. Heutzutage wollen so viele junge Schauspieler einfach nur berühmt werden, dass ich diese Gier nach Ruhm regelrecht widerlich finde. Als ich Schauspieler wurde, zählte das Talent. Ruhm brachte das Schicksal weil du gut warst, nicht weil du es auf Teufel komm raus wolltest. Die Vorbilder meiner Generation waren die Robert De Niros, die gerade wegen ihres herausragenden Talents nicht nötig hatten, Interviews zu geben. Das fanden wir cool! Die meisten jungen Schauspieler heutzutage spielen dagegen Rollen, um auf der Titelseite von Magazinen zu landen. Mark Webber ist das genaue Gegenteil - und das fand ich erfrischend.
Verleih
Ethan Hawke am Set von The Hottest State
Ricore: Was macht Sie glücklich: Das Schreiben oder die Schauspielerei?
Hawke: Kreativität im Allgemeinen! Ich mag es zu schreiben, wenn ich das Verlangen habe, etwas Bestimmtes mitzuteilen. Und die Schauspielerei kann mir wahnsinnig viel persönlich geben, wenn ich mit den richtigen Leuten arbeite. Die Herausforderung sehe ich überall, man muss es nur im richtigen Moment anpacken.
Ricore: Wann ist es Zeit für ein neues Buch?
Hawke: Ich sitze bereits seit ein paar Jahren daran! Aber ich schreibe sehr langsam...
Ricore: Viele Zuschauer mochten "Before Sunset", die Fortsetzung Ihres früheren Kultfilms "Before Sunrise". Da haben Sie am Drehbuch mitgearbeitet. Planen Sie einen dritten Teil?
Hawke: Ich habe den tiefen Wunsch, insgesamt fünf Teile zu drehen, die in den 1920er, 30er ,40er, 50er und 60er Jahren der Protagonisten angesiedelt sind. Es währe ein gewaltiges Werk über die Wertvorstellungen von Frau und Mann.
Ricore: Sie wurden bereits zweimal für den Oscar nominiert. Hat Sie das verändert?
Hawke: Wie denn, wo ich die Statue noch nicht einmal bekommen habe! Ruhm ist ohnehin vergänglich. Er ist es nicht wert, mich dadurch verändern zu lassen. Die Nominierung hat mir allerdings wieder einmal gezeigt, warum ich meinen Job wirklich mache.
Ricore: Wir hören?
Hawke: Aus Liebe, Mann, aus Liebe zur Sache!
Hawke: Kreativität im Allgemeinen! Ich mag es zu schreiben, wenn ich das Verlangen habe, etwas Bestimmtes mitzuteilen. Und die Schauspielerei kann mir wahnsinnig viel persönlich geben, wenn ich mit den richtigen Leuten arbeite. Die Herausforderung sehe ich überall, man muss es nur im richtigen Moment anpacken.
Ricore: Wann ist es Zeit für ein neues Buch?
Hawke: Ich sitze bereits seit ein paar Jahren daran! Aber ich schreibe sehr langsam...
Ricore: Viele Zuschauer mochten "Before Sunset", die Fortsetzung Ihres früheren Kultfilms "Before Sunrise". Da haben Sie am Drehbuch mitgearbeitet. Planen Sie einen dritten Teil?
Hawke: Ich habe den tiefen Wunsch, insgesamt fünf Teile zu drehen, die in den 1920er, 30er ,40er, 50er und 60er Jahren der Protagonisten angesiedelt sind. Es währe ein gewaltiges Werk über die Wertvorstellungen von Frau und Mann.
Ricore: Sie wurden bereits zweimal für den Oscar nominiert. Hat Sie das verändert?
Hawke: Wie denn, wo ich die Statue noch nicht einmal bekommen habe! Ruhm ist ohnehin vergänglich. Er ist es nicht wert, mich dadurch verändern zu lassen. Die Nominierung hat mir allerdings wieder einmal gezeigt, warum ich meinen Job wirklich mache.
Ricore: Wir hören?
Hawke: Aus Liebe, Mann, aus Liebe zur Sache!
erschienen am 2. September 2006
Zum Thema
The Hottest State (Kinofilm)
Nach Vorlage seines Debütromans "The Hottest State" präsentiert der charismatische Schauspieler Ethan Hawke sein lang erwartetes Regiedebüt. Auch zehn Jahre nach Buchveröffentlichung hat das Beziehungspsychogramm nichts von seiner Leichtigkeit eingebüßt. Mit der Wahl seiner Hauptdarsteller erteilte Hawke dem Schönheitswahn Hollywoods eine Absage. Er besetzte in den Hauptrollen zwei junge Gesichter mit Ecken und Kanten.
