20th Century Fox
Chris Evans
Chris Evans Regeln des Filmgeschäfts
Interview: Das ist wie eine Droge
Gut zwanzig internationale Film- und Fernsehrollen - nicht schlecht für einen 25-jährigen Schauspieler aus Boston. Trotzdem kannte man Chris Evans bisher eher als den Anspielpartner berühmter Stars wie Scarlett Johansson ("Voll gepunktet") oder Kim Basinger ("Final Call"). Erst sein Part als Johnny Storm in der Comic-Verfilmung "Fantastic Four" brachte die Wende: Evans hat nun eigene Fans - und einen neuen Film: In "Sunshine" von Kultregisseur Danny Boyle ("Trainspotting") spielt er einen Raumfahrer, der unsere sterbende Sonne neu entzünden soll. Wir trafen Evans in Los Angeles.
erschienen am 21. 04. 2007
20th Century Fox
Sunshine
Ricore: Mr. Evans, in "Sunshine" spielen sie einen Astronauten, der mit seinen Kollegen sechzehn Monate lang auf engstem Raum in einem Raumschiff auf dem Weg zur Sonne eingeschlossen ist. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?

Chris Evans: Ich wurde ganz normal zu einem Casting eingeladen und wollte bei dem Film einfach gern mitmachen. Wenn Danny Boyle Regie führt, braucht man nicht lange zu überlegen.

Ricore: Was zeichnet ihn denn als Regisseur besonders aus?

Evans: Er weiß, wie man Dinge schön in Szene setzt. Sein visueller Stil ist einzigartig. Außerdem versteht er es, mit Schauspielern umzugehen. Er ist ein Fan von ausgiebigen Proben und kann sehr detailliert erklären, was er haben möchte.

Ricore: Wie hat er Sie auf Ihre Rolle vorbereitet?

Evans: Um ein Gefühl des engen Zusammenlebens ohne Privatsphäre herzustellen, steckte er alle Schauspieler zwei Wochen lang in ein Studentenwohnheim. Ohne jeden Komfort. Auch unsere Tage waren durchgeplant: Wir übten in Flugsimulatoren, machten Parabelflüge zur Simulation von Schwerelosigkeit und bekamen Besuch von Forschern, die uns die wissenschaftlichen Aspekte der Geschichte erklärten.
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Raumschiff in Danny Boyles "Sunshine"
Ricore: Ihre Karriere steht an einem kritischen Punkt: Sie haben in einigen recht erfolgreichen Filmen mitgespielt, gehören aber noch nicht zu Hollywoods Oberliga. Könnte Ihre Rolle in "Sunshine" der Wendepunkt sein?

Evans: Gut möglich. Was meine Karriereplanung betrifft, verlasse ich mich allerdings voll und ganz auf meine Manager und Agenten. Die können am besten entscheiden, was ich tun soll und was nicht. Das Filmgeschäft folgt so komplexen Regeln, dass man das Spiel lange gespielt haben muss, um es wirklich zu verstehen.

Ricore: Sie selbst sind doch bereits als Teenager in den Beruf eingestiegen...

Evans: Ja, ich habe mit etwa fünfzehn Jahren mit Theater angefangen und mich dann immer stärker für die Schauspielerei interessiert. Deshalb habe ich nach dem High-School-Abschluss ein Praktikum bei einer Castingfirma in New York gemacht - und so die Branche genauer kennen gelernt.

Ricore: Wann kamen die ersten bezahlten Schauspielaufträge?

Evans: Etwa zwei Monate nachdem ich mir meinen ersten Agenten zugelegt hatte. Ich hatte viel Glück. Genauso oft wurde ich allerdings bei Castings abgelehnt. Aber da muss man durch.

Ricore: Wie schafft man es, mit den ständigen Absagen fertig zu werden?

Evans: Indem man sich an das umwerfende Gefühl erinnert, das sich einstellt, wenn man eine Rolle tatsächlich bekommt. Das ist wie eine Droge. Man nimmt die Durststrecken in der Hoffnung auf sich, diesen Kick zu bekommen.
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Szene aus "Sunshine"
Ricore: Sind Sie inzwischen in einer Position, wo Ihnen Drehbücher einfach so ins Haus flattern?

Evans: Ja, auch wenn ich einen Großteil dieser Angebote nicht spielen möchte. Es sind nicht unbedingt Rollen, in denen ich mich gerne sehe.

Ricore: Sie haben in der Vergangenheit in vielen Action- und Mainstream-Filmen mitgespielt und dabei nicht die tiefgründigsten Charaktere dargestellt. Besteht nun die Gefahr, auf solche Rollen reduziert zu werden?

Evans: Nun, man wird zu Beginn einer Karriere eben in den Rollen besetzt, in denen man sich offenbar gut schlägt. Mit etwas Talent gelingt es dann hoffentlich irgendwann, den Kreis der Stereotypen zu durchbrechen und auch in anderen Rollen besetzt zu werden. Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg.

Ricore: Werden Sie, nach dem Erfolg von "Fantastic Four", inzwischen auf der Straße erkannt?

Evans: Nein. Ich weiß auch nicht warum, aber es ist nun mal so. Vielleicht liegt es an meinen Bart, der ziemlich üppig wächst, aber selbst wenn ich ihn stutze, bekomme ich auch nicht mehr Reaktionen.

Ricore: Im Internet gibt es dagegen mehrere Websites, die sich mit Ihrer Person beschäftigen. Kümmern Sie sich um Ihre Fans?

Evans: Manchmal fülle ich Fragebögen aus, die mir zugeschickt werden. Das mache ich gerne, denn einige der Fans sind ja wirklich nett und mit Leidenschaft bei der Sache. Aber im Regelfall halte ich mich eher zurück. Es gibt auch Menschen, die zu obsessiv sind und gefährlich werden können.
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Danny Boyle in Berlin
Ricore: Sprechen Sie jetzt aus Erfahrung?

Evans: Nein, bisher hatte ich noch keine Erlebnisse, die mir Angst gemacht haben. Aber man hört solche Geschichten immer wieder. Also bin ich lieber von Anfang an vorsichtig.

Ricore: Wie gehen Sie damit um, dass Fans intime Details aus Ihrem Privatleben erfahren wollen?

Evans: Ich versuche es zu akzeptieren. Als Schauspieler muss man bis zu einem gewissen Maß damit umgehen können, dass Fans ein Interesse an deiner Person haben. Ich verrate auch private Dinge, denn ich möchte mich für das mir entgegengebracht Vertrauen bedanken und auch etwas zurückgeben. Aber vieles geht mir auch zu weit: Ob ich zum Beispiel eine Beziehung habe oder nicht, das ist nun wirklich meine Privatangelegenheit.

Ricore: Man hört, Sie wollen auch selbst Regie führen...

Evans: Ja, aber wohl nicht vor meinem dreißigsten Lebensjahr. Es kann also noch etwas dauern. Ich bräuchte wohl auch einen guten Drehbuchautor, der meine Ideen zu Papier bringt. Ich würde das auch gerne selbst übernehmen, habe aber nicht genug Vertrauen in meinen Schreibstil.

Ricore: Gehen Sie gerne Risiken ein?

Evans: Beruflich auf alle Fälle. Privat bin ich auch kein Langweiler, allerdings eher für Risiken zu haben, die ich kalkulieren kann. Was nun aber nicht heißen soll, dass ich noch nie Fallschirmspringen war.

Ricore: Wie halten Sie Ihren Körper fit?

Evans: Ich versuche fünf Mal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen, spiele Basketball, Football und Tennis. Ich mag die Herausforderung.
erschienen am 21. April 2007
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Christopher Robert Evans wird am 13. Juni 1981 in Sudbury im US-Bundesstaat Massachusetts geboren. Nach diversen Fernsehserien hat er seinen Durchbruch mit der Comicverfilmung "Fantastic Four". Mit den "Captain America"- und "Marvel's The Avengers"-Reihen bleibt er dem Genre treu. Abseits von Begabt - Die Gleichung eines Lebens" und Bong Joon-hos furiosem Science-Fiction-Thriller "Snowpiercer" zu sehen.
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