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Leonardo DiCaprio
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In seiner Schauspielkarriere machte er schon viel durch. So kämpfte er beim Untergang des Riesendampfers "Titanic" ums Überleben, lief als jüngster Hochstapler der Geschichte dem FBI davon und erkundete die paradiesischsten Plätze Südostasiens. Doch eigentlich ist Leonardo DiCaprio ein bodenständiger Mensch. Statt mit Affären bringt ihn sein soziales Engagement in die Schlagzeilen. In unserem Interview zu seinem Dokumentation "11th Hour - 5 vor 12" erzählt er von seiner Überzeugung als Umweltschützer, was in dieser Hinsicht getan werden muss und von den Gerüchten einer zweiten Karriere als Politiker.
erschienen am 17. 11. 2007
Warner
11th Hour - 5 vor 12
Ricore: Leo, Dein neuer Film "11th Hour - 5 vor 12" ist ein Hilferuf unseres Planeten Erde. Wann wurde Dein Interesse dafür geweckt, die Welt zu retten?

Leonardo DiCaprio: Schon als Kind habe ich mir oft Naturdokumentationen im Fernsehen angeschaut. Ich habe schon immer die Biologen für ihre Arbeit bewundert. Sie hinterließen einen enormen Eindruck bei mir. Ich denke, zu dem Zeitpunkt wurde mein Interesse für den Umweltschutz geweckt.

Ricore: Was war der Auslöser für Dein aktives Engagement?

DiCaprio: Vor etwa zehn Jahren lernte ich Al Gore kennen. Er klärte mich über die Klimaveränderungen auf und was diese Veränderungen für die Menschheit bedeuten würden. Damit jagte er mir ziemlich viel Angst ein. Also entschied ich, eine aktivere Rolle in diesem Bereich zu übernehmen.

Ricore: Was tust Du selbst für den Umweltschutz?

DiCaprio: Seit etwa fünf Jahren fahre ich ein Hybridauto. Ich habe Solarkollektoren auf dem Dach meines Hauses und bemühe mich, lokal hergestellte Produkte auf öffentlichen Märkten zu kaufen. Ich fühle mich als Teil einer großen Entwicklung, die viele Menschen derzeit durchmachen. Was die Menschheit dringend braucht, ist ein Umdenken im Umgang mit unserem Planeten.

Ricore: Was halten Deine Fans davon, dass Hollywoodstar Leonardo DiCaprio ihnen den grünen Daumen entgegenstreckt?

DiCaprio: Bisher habe ich nur positive Reaktionen bekommen. 18, 19-Jährige sprechen mich direkt darauf an und fragen, was sie tun können, um zu helfen. Für eine saubere Umwelt zu kämpfen versorgt die Menschen mit einer bedeutungsvollen Aufgabe. Dadurch verstehen sie, dass es dort draußen tatsächlich noch einen Gemeinschaftssinn gibt.

Ricore: Du scheinst eine ganz andere Lebensphilosophie zu vertreten als viele deiner Kollegen. Den Hiltons, Lohans und Richies scheint es ziemlich egal zu sein, was mit Mutter Erde passiert.

DiCaprio: Wir sind alle Konsumenten. Und nun muss ich einmal klarstellen, dass ich das Konsumverhalten nicht verteufeln will. Ich möchte nur deutlich machen, dass wir mit jedem Einkauf eine Stimme abgeben. Wir wählen sozusagen mit unserem Geld. Macht das Sinn? Wenn du Dir im Vorfeld Gedanken darüber machst, wofür du Dein Geld ausgibst, und es nicht für irgendwelche unnötigen Dinge aus dem Fenster wirfst, dann ist das schon mal ein ganz guter Anfang.

Ricore: Meinst du, dass Umweltschutz ein politisches Problem ist?

DiCaprio: Das ist es sicherlich. Zunächst müssen wir die verantwortlichen Menschen ändern, um Hilfe für unsere Umwelt zu bekommen. Wir werden von einem Präsidenten regiert, der nie wirklich viel für die Umwelt getan hat.
Warner
Leonardo DiCaprio in "11th Hour - 5 vor 12"
Ricore: Warum engagierst Du Dich nicht in der Politik und stellst Dich für ein Amt zur Wahl?

DiCaprio: (lacht) Ich habe keinerlei Bestrebungen, in die Politik zu gehen.

Ricore: Was sagst Du Kritikern, die behaupten: Auf der einen Seite fliegt er in seinen Privatjets durch die Gegend, auf der anderen predigt er für die Umwelt.

DiCaprio: Ich habe kein Problem mit Kritiken an meiner Person. Übrigens versuche ich mit öffentlichen Maschinen zu fliegen, so oft ich kann. Aber das ist eigentlich nicht der Streitpunkt um den es hier geht. Wir wollen den Menschen ja nicht vorschreiben, wie sie ihr Leben zu leben haben.

Ricore: Sie unterstützten Kerry, als er sich für die Präsidentschaft bewarb? Wer ist Ihr Favorit für 2008?

DiCaprio: Noch habe ich mich für niemanden entschieden. Um ehrlich zu sein, habe ich bisher noch keinen Kandidaten entdeckt, der sich ausreichend für den Umweltschutz engagiert.

Ricore: Haben Sie jemals darüber nachgedacht, Ihren Job aufzugeben und sich gänzlich dem Umweltschutz zu widmen?

DiCaprio: Wäre ich kein bekannter Schauspieler, hätten Filme wie "11th Hour - 5 vor 12" wahrscheinlich keine Chance, jemals gemacht zu werden. Deshalb denke ich, dass ich meiner bisherigen Karriere treu bleiben werde und versuche, mehr solcher Filme zu machen.

Ricore: Sagen Sie uns bitte die Wahrheit zu dem Gerücht, dass Sie manche Szenen des Films in der Garage Ihrer Mutter gedreht hätten.

DiCaprio: Das stimmt. Wir haben in der Garage meiner Mutter gearbeitet. Das ganze war ein "low budget"-Unternehmen. Mein gesamter Verdienst in dieser Sache geht an gemeinnützige Organisationen.

Ricore: Wie viel des Interesses an der Umwelt ist ein kurzlebiger Trend?

DiCaprio: Diese Gefahr besteht immer. Womöglich ist das alles nichts weiter, als Werbung für unseren Planeten. Aber das ist cool, damit kann ich leben.
erschienen am 17. November 2007
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Seinen ersten Fernsehauftritt hat der nach dem italienischen Maler Leonardo Da Vinci benannte Schauspieler mit fünf Jahren. Seitdem ist er mit Unterbrechungen regelmäßig in TV-Serien und Spielfilmen zu sehen. Um seine Karriere voranzutreiben, schlägt ihm sein damaliger Agent vor, einen anderen Namen anzunehmen. Dies lehnt seine Familie jedoch ab. Den Durchbruch schafft Leonardo DiCaprio mit der Darstellung eines behinderten Teenagers in "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa". Diese Rolle bringt..
Mit seiner Dokumentation "The 11th Hour" wagt sich Produzent und Erzähler Leonardo DiCaprio an ein ernsthaftes Thema: Er erzählt von Umweltschmutzung, Naturkatastrophen, dem Ursprung allen Übels - und möglichen Heilsmethoden. Das Ergebnis ist gelungen - und gerade deshalb so schockierend.
2024