DCM, Master Mind
Koji Yakusho und Arisa Nakano in "Perfect Days" (2023)

Perfect Days

Originaltitel
Perfect Days
Regie
Wim Wenders
Darsteller
Miyako Tanaka, Koji Yakusho, Long Mizuma, Tokio Emoto, Soraji Soraji Shibuya, Aoi Iwasaki
Medium
Digital (download)
Im Handel ab
29.03.2024 bei DCM (Delphi Filmverleih)
Kinostart Deutschland
Perfect Days
Genre
Drama
Land
Japan, Deutschland
Jahr
2023
FSK
ab 0 Jahren
Länge
125 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Extras: Originalsprache: Japanisch mit dt. UT • Synchronisierte deutsche Fassung
Ruhige Charakterstudie von Wim Wenders
Hirayama (Kōji Yakusho) ist im Stress, was ihm keiner anmerken soll. Sein junger Kollege Takashi (Tokio Emoto) kommt wieder einmal zu spät. Hirayama muss die hervorragend ausgestatteten Toiletten im Zoo und im Zentrum von Tokio lange alleine putzen. Akribisch, systematisch und gründlich geht er vor, jeder Handgriff scheint seit Jahren eingeübt. Kein Wort fällt.

Selbst in der Pause, die er jeden Tag an einem Imbiss im selben Park verbringt, kommt selten eine Silbe über seine Lippen. Dafür redet Takashi, er ist ein Plappermaul und nimmt den Übergangsjob auf die leichte Schulter.

An den Abenden zieht sich Hirayama in sein kleines Appartement zurück. Er liest, hört Musik. Mit dem einfachen Leben ist er zufrieden. Aus dem Gleichgewicht könnte er durch die Ankunft seiner Nichte Niko (Arisa Nakano) kommen, die von zu Hause ausgerissen ist und ihn an zerrissene Familienbande erinnert.
Der gesamte Film ruft auf den Schultern von Kōji Yakusho, der sein gesamtes Spektrum an Mimik und Gestik einsetzt, um dem geheimnisvollen älteren Durchschnittsmann zu spielen. Dabei setzt er passend zum zurückhalten Charakter seiner Figur auf leise Töne, kleine Gesten und kleinste Veränderungen im Gesichtsausdruck. Bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 wird er dafür mit dem Preis als bester Schauspieler geehrt.

Wim Wenders feiert in seiner Charakterstudie das einfache Leben, mit dem Menschen ihren Frieden gemacht haben und glücklich sind. Nur einmal gibt es einen kurzen Augenblick der Verwunderung und aufkommenden Unbehagens bei Hirayama, als er einen kleinen Jungen aus einer Toilette befreit und sich die Mutter nicht mal bedankt.

Wieder einmal wird ihm klar, er gehört zu den Unsichtbaren, die den Betrieb am Laufen halten, über die aber viele die Nase rümpfen. Er macht trotzdem seine Arbeit. Mehr als ein Zufall ist sicher auch das unterschiedliche Arbeitsethos zwischen dem pflichtbewussten Hirayama und dem egozentrischen Hallodri Takashi, den es regelmäßig ins Tokioter Nachtleben zieht, das Wenders in seinem Spätwerk aber eher beiläufig zeigt.

Die Ausflüge in die schrille Nacht sind die einzigen Szenen, in denen das Tempo des Films anzieht. Wenders bleibt bei seinem Stil, er erzählt in langen, ruhigen Einstellungen, die dem Zuschauer Zeit geben, sich auf die Bilder und die Figuren einzulassen. Der Einfluss des dokumentarischen Erzählstils ist nicht zu leugnen, auch wenn die Toiletten niemals schmutzig sind.

Untermalt wird die Szenerie wie immer bei ihm mit einem exquisit zusammengestellten Soundtrack mit Ohrwürmern von Lou Reed, Van Morrison oder Patti Smith.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
DCM, Master Mind
Koji Yakush in "Perfect Days" (2023)
2024