Netflix Media, Limbo Films
Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten ("Bardo, False Chronicle of a Handful of Truths", 2022)

Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten

Originaltitel
Bardo, False Chronicle of a Handful of Truths
Regie
Alejandro González Inárritu
Darsteller
Daniel Giménez Cacho, Griselda Siciliani, Ximena Lamadrid, Íker Sánchez Solano, Hugo Albores, Andrés Almeida
Kinostart:
Deutschland, am 17.11.2022 bei Netflix
Genre
Komödie
Land
Mexiko
Jahr
2022
Länge
154 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Zu langes, selbstverliebtes Drama von Inárritu
Der mexikanische Journalist und Dokumentarfilmer Silverio Gacho (Daniel Giménez Cacho) lebt seit zwei Jahrzehnten in den USA. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern in der Vergangenheit wie und Gegenwart ist zu seinem Lebensthema geworden.

Vor einer Preisverleihung kehrt er in seine Heimat zurück. Dort trifft er alte Weggefährten und Freunde und natürlich seine Eltern und Geschwister. Aber auch viele, die er zum Objekt seiner Berichterstattung machte. Während er sich in den USA willkommen wähnt, werden die Menschen aus Mittelamerika an der Grenze abgewiesen. Zugleich drängen durch den Aufenthalt verdrängte Ängste und der Schmerz über die Fehlgeburt seiner Frau (Griselda Siciliani) wieder in sein Bewusstsein.
Die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen zu Beginn des epischen Dramas. Das deutet bereits der Titel an. Bardo ist im tibetischen Buddhismus ein Zwischenzustand des Geistes zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Für den Regisseur ein seelischer Zustand beim Schweben zwischen Leben und Tod, in dem der von Daniel Giménez Cacho gespielte Silverio sein Leben Revue passieren lässt. Bezüge zur eigenen Biografie Alejandro González Inárritus, zwischen Hollywood und seiner mexikanischen Heimat sind unübersehbar. Silverio ist das Alter Ego des Filmemachers und der Film ein Spiegel seiner Suche nach der eigenen Identität sowie seiner Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Ruhm und Ehre in einer banal-oberflächlichen Unterhaltungsindustrie.

Inárritu will mehr als eine Selbstreflektion. Seine in grandiose Bilder verpackte Beschreibung eines Zwischenzustands gibt Denkanstöße zum ambivalenten mexikanisch-amerikanischen Verhältnis und zum Verständnis beider Länder als Einwanderungsländer. Die Überlegungen sind universell und können auch als vernichtender Kommentar zur These vom Ende der Geschichte verstehen werden. Panta rhei, alles fließt, nichts kommt zum Stillstand.

Das hat der Zuschauer schnell kapiert. Iñárritu ist Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Cutter in einer Person. Er dreht immer neue Schleifen in dem viel zu langen, in sich selbstverliebten Films. Nach verheerenden Kritiken nach der Uraufführung in Venedig, in denen er als 'selbstgefälliger' oder gar 'narzisstischer' Filmemacher bezeichnet wird, schneidet er 22 Minuten heraus. Den Gesamteindruck kann die Kürzung leider nicht ändern.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Der mexikanische Journalist Silverio lebt seit 20 Jahre in den USA. Eine Reise in seine alte Heimat spülen lange verdrängte Ängste wieder an die...
 
Realität und Traum verschwimmen in dem epischen Drama.
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Daniel Giménez Cacho in "Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten" ("Bardo, False Chronicle of a Handful of Truths", 2022)
2024