Tobis Film
Ein ganzes Leben (2023)

Ein ganzes Leben

Originaltitel
Ein ganzes Leben
Alternativ
A Whole Life
Regie
Hans Steinbichler
Darsteller
Stefan Gorski, Ivan Gustafik, Maria Hofstätter, Gerhard Kasal, Andreas Lust, Wolfgang Oliver
Kinostart:
Deutschland, am 09.11.2023 bei TOBIS Film
Kinostart:
Österreich, am 10.11.2023 bei TOBIS Film
Kinostart:
Schweiz, am 09.11.2023 bei Praesens-Film
Genre
Drama
Land
Deutschland, Österreich
Jahr
2023
FSK
ab 12 Jahren
Länge
115 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Fast epischer Heimatfilm von Hans Steinbichler
Als kleiner Bub (Ivan Gustafik) ist er er - das unwillkommene Kind aus der Stadt einer verstoßenen Verwandtschaft, eine Waise, zum Arbeiten auf dem Hof des Bauern Hubert Kranzstocker (Andreas Lust) verdammt. Später pachtet er selbst einen Hof mi beeindruckendem Blick auf die Berge, hier will Andreas Egger (Stefan Gorski) mit seiner großen Liebe Marie (Julia Franz Richter) Kinder groß ziehen und alt werden.

Um über die Runden zu kommen, heuert er beim Bau der ersten Seilbahn an, die reiche Städter ins Tal locken soll. Die harte Arbeit im steilen Gelände fordert immer wieder Todesopfer. Unter ihnen ist Marie, die einen Lawinenabgang nicht überlebt, bei dem auch Egger verschüttet wird. Niemals wird geklärt, ob eine Sprengung den Abgang auslöste.

Unter den Nazis wird Egger spät zum Volkssturm eingezogen und von der Roten Armee gefangen genommen. Die Entbehrungen in Sibirien steht er nur durch die Erinnerungen an Marie durch. In den 1950er Jahren kehrt der versehrte Egger (jetzt August Zirner) zurück in eine Welt, die ihm längst fremd geworden ist.
Der Schweizer Regisseur Hans Steinbichler ("Hierankl") hat sich des Romans von Robert Seethaler angenommen. Er legt einen fast episch angelegten Heimatfilm vor. Der erzählt von der ersten Ankunft des Protagonisten als Kind in dem Dorf, setzt den Schwerpunkt auf die Liebesgeschichte des jungen Erwachsenen und die Veränderungen in den 1920er Jahren und führt bis zu dessen Tod im hohen Alter.

Ein erfülltes Leben, obwohl vorbestimmt durch den Platz, an den er gestellt wurde. Die Struktur des Romans mit vielen Zeitsprüngen in Vor- und Rückblenden gibt Steinbichler auf. Er folgt Eggers Leben geradlinig, was die Chance bietet, nahe an dessen Gefühlswelt anzudocken. Unterstützt wird dies durch die Arbeit mit besonderen Linsen. Immer wieder hat der Zuschauer durch ihren Einsatz das Gefühl, er sieht Egger zu und gleichzeitig ist scharf im Bild, was der gerade sieht.

Beibehalten wurde die grundlegende Charakterisierung der Hauptfigur, einem einfachen Mann mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Er ist ein wenig stoisch, aber zufrieden mit dem Glück, das er vor der Haustür findet. Sein Schicksal wird eingebettet in die gesellschaftlichen Veränderungen, durch die Öffnung für den Tourismus ändert sich das Leben auf den Almen und im Dorf grundlegend.

Der Blick zurück glorifiziert nie das einfache, archaische Leben der Vergangenheit. Bei diesem unverkrampften Blick zurück beweist Steinbichler erneut, dass er sich der Kraft der Bilder bewusst ist. Seine grandiosen Berglandschaften sind nie kitschig, sondern eher bedrohlich und abweisend und zugleich einladend für den Menschen, der mit den Naturgewalten leben muss.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Tobis Film
Stefan Gorski in "Ein ganzes Leben" (2023)
2024