Rosenhügel

Rosenhügel

Originaltitel
Rózsadomb
Regie
Mari Cantu
Darsteller
Ági Szirtes, Anna Szandtner, Imre Csuja, András Fekete, Tamás Dunai, Miklós Székely B.
Kinostart:
Deutschland, am 03.03.2005 bei Progress Film-Verleih
Genre
Drama
Land
Ungarn, Deutschland
Jahr
2004
FSK
ab 6 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Im Jahr 1956 bricht in Ungarn ein Aufstand gegen die kommunistische Regierung aus. Die 10-jährige Panka (Naomi Rózsa) und ihr kleiner Bruder Mischka (Abel Fekete) sind die Kinder des Parteifunktionärs Gabor (Péter Andorai), der während der Unruhen zu den Revolutionären übertritt. Bis zum Ausbruch der Bürgerbewegung haben die Kinder ein wohlbehütetes Dasein in einer luxuriösen Villa auf dem Rosenhügel, dem Privilegiertenwohnviertel der Budapester Nomenklatur geführt. Der Ausbruch der Bürgerbewegung bricht wie ein Wolkenbruch über Mischka und Panka herein. Das Leben der beiden gerät durch die Unruhen völlig aus den Fugen. Eines Tages kehrt der geliebte Vater nicht nach Hause zurück. Mutter Teresa (Erika Marozsán) schickt die Dienstmädchen fort und quartiert sich mit den Kindern im Haus des Personals ein. Gemeinsam vergraben sie Gabors Waffensammlung im Garten. Und dann taucht auch noch ein Panzer mit sowjetischen Soldaten auf. Mischka und Panka sind über die konfusen Ereignisse verwirrt. Sie sind noch zu klein, um die Zusammenhänge zu verstehen. Sie glauben, dass ein geheimnisvolles Schreiben Schuld an ihrer familiären Misere ist. Hätten sie Gabor doch bloß nicht den Brief mit dem Foto der blonden Frau verheimlicht.
Der russische Parteichef Nikita S. Chruschtschow (1894-1971) prangert im Februar 1956 die Politik Stalins öffentlich an. Damit löst er eine immer mächtiger werdende Protestwelle im gesamten Ostblock aus. Im Sommer 1957 demonstrieren polnische Arbeiter gegen das kommunistische Regime. Die rebellische Stimmung gegen die totalitäre kommunistische Staatsgewalt schwappt auch ins benachbarte Ungarn über. Im Oktober kommt es zu den ersten Studentenunruhen. Immer mehr Bürger schließen sich den jungen Akademikern an, bis sogar Soldaten, Polizisten und Mitglieder des Staatsapparats die Demonstrationen gegen die stalinistisch ausgerichtete Regierung unterstützen. Doch die Aufbruchsstimmung hält nur eine Woche. Dann greift die Sowjetunion ein, ihre Truppen schlagen den ungarischen Volksaufstand mit militärischen Kräften nieder.

Mari Cantu schildert die Ereignisse aus der Sicht zweier Kinder, deren Vater auf dem Budapester Privilegiertenwohnviertel Rosenhügel wohnt. Hier leben von der kommunistischen Regierung hoch angesehene "Genossen" in großbürgerlichen Villen, deren großzügige Parks vom Militär bewacht wurden. Obwohl die Unruhen von 1956 eine zentrale Rolle in dem Drama spielen, steht das alltägliche Leben der Protagonisten im Vordergrund. Als Vorlage dient Cantu die Erinnerung ihres Vaters. Der war bis 1956 ein bedeutender Politiker im ungarischen Staatsapparat. Während der Revolte stellte auch er sich gegen die stalinistische Politik. Die Phantasie und Ahnungslosigkeit der Kinder kreiert eine ganz andere Sicht auf die damaligen Aufstände. Die Härte der Widerstände wird durch ihre Augen gemildert, die Aufstände nicht ins Bild gesetzt. Die Kinder - und damit auch die Zuschauer - erfahren nur indirekt und zwischen den Zeilen von den politischen Vorgängen. Vielmehr geht es hier um die exemplarische Biographie eines hohen Funktionärs, der versucht seine Ideale, seine Verantwortung für die Gesellschaft und seine Familie und nicht zuletzt seine Integrität wieder zu erlangen.
Viola Wich/Filmreporter.de
2024