Freunde der deutschen Kinemathek
Die Vogelpredigt

Die Vogelpredigt oder Das Schreien der Mönche

Originaltitel
Die Vogelpredigt oder Das Schreien der Mönche
Alternativ
St. Francis Birds Tour
Regie
Clemens Klopfenstein
Darsteller
Max Rüdlinger, Polo Hofer, Mathias Gnädinger, Lukas Klopfenstein, Sabine Timoteo, Clemens Klopfenstein
Kinostart:
Deutschland, am 14.07.2005 bei Freunde der Deutschen Kinemathek
Genre
Drama
Land
Schweiz, Italien
Jahr
2005
Länge
88 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Clemens Klopfensteins Werk ist voller Selbstironie
Zwei ältere Schauspieler (Polo Hofer und Max Rüdlinger) brechen auf. Sie verlassen Bern, um sich auf den Weg nach Italien zu machen. Dort hat sich ihr ehemaliger Regisseur (Clemens Klopfenstein) im steinigen Umbrien niedergelassen. Ihre Reise ist lang und beschwerlich. Doch die Mühen - so hoffen die Mimen - werden sich lohnen. Ihre Visite ist in der Tat kein Anstandsbesuch. Im Gepäck haben sie die Idee für das erfolgreiche Fortsetzungswerk eines früheren gemeinsamen Filmprojektes. Um den Deal perfekt zu machen, fehlt allerdings nur noch die Zustimmung des Regisseurs. Dieser zeigt sich jedoch nicht sonderlich begeistert, hat vielmehr eigene Ideen. Er befindet sich inmitten einer spirituellen Lebensphase, ist zum Eremiten mutiert und beschäftigt sich überwiegend mit Askese und Konsumverzicht. Obwohl ihr Wille stark und ihre Vorsätzen gut waren, werden Max und Polo umgestimmt. Bald finden sie sich in einer Mönchskutte verhüllt auf dem Weg zu den sybillinischen Wäldern, wo die Proben für einen franziskanischen Film namens "Die Vogelpredigt" stattfinden sollen. Doch kaum ist der Wald erreicht, merken Max und Polo, dass sie mutterseelenallein sind. Die Odyssee nimmt ihren Lauf.
"Die Vogelpredigt" ist eine filmische Selbstreflexion. Schauspieler Polo Hofer und Max Rüdlinger spielen sich selbst - sogar Regisseur Clemens Klopfenstein schlüpft in die Rolle eines gleichnamigen Filmemachers. Dieses Werk ist jedoch nicht nur deshalb in erster Linie ein Film über das Filmemachen. Hinter der Handlung verbergen sich deutliche Seitenhiebe auf die Filmindustrie und die übermäßig bürokratisierte Schweizer Filmförderungspraxis. Autoren- und Mainstreamkino prallen in der Handlung aufeinander und münden in gespielte Diskussionen. Realität und Fiktion fließen deutlich ineinander. Selbstironisch lässt der Regisseur seinen Protagonisten freien Lauf, wenn sie über ihren allzu künstlerisch ambitionierten Regisseur ablästern. Auch die verwendete Aufnahmetechnik zeugt von einer ausgesprochen regen Zitierlust. Die verwackelten Aufnahmen im Wald und eine überraschend schaurige Handlungswende erinnern wohl nicht ganz zufällig an "Blair Witch Project".
Vincenzo Panza/Filmreporter.de
2024