Berlinale
Schafe töten

Schafe töten

Originaltitel
Killer of Sheep
Regie
Charles Burnett
Darsteller
Jack Drummond, Eugene Cherry, Angela Burnett, Charles Bracy, Kaycee Moore, Henry G. Sanders
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
1977
Länge
83 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Fast 30 Jahre brauchte Killer of Sheep ins Kino...
Stan (Henry G. Sanders) lebt mit seinen Kindern und seiner Frau in Los Angeles. Seinen anstrengenden Job im Schlachthof empfindet er als notwendiges Übel, um die Familie zu ernähren. Je mehr tote Schafe er ausweidet, umso mehr schottet er sich von seiner Außenwelt ab. Einzig das Familienleben scheint ihm Halt und Zuflucht zu geben. Stan ist ein sensibler Träumer, der sich jedoch beharrlich weigert, sein Geld durch unlautere Geschäfte zu verdienen. Seine Frau bemerkt seine Unzufriedenheit, fühlt sich ihr gegenüber aber machtlos. Der Sohn ist gerade in einem schwierigen Alter. Er wird erwachsen, muss langsam auch Verantwortung übernehmen, seine jüngere Schwester genießt ihr Kindsein noch.
"Killer of Sheep" war Charles Burnetts Abschlussarbeit an der UCLA. Gedreht wurde der Streifen 1977 an einem Wochenende. Dem 1944 in Mississippi geborenen Regisseur standen dafür gerade 10.000 Dollar zu Verfügung. Der dokumentarische Stil, die ungeschliffenen Dialoge und körnigen Schwarzweißeinstellungen verdeutlichen eindrucksvoll, warum Burnett als das aggressive afroamerikanisches Sprachrohr Amerikas angesehen wird.

Er berichtet von rauen Versteckspielen auf Steinpisten, zeichnet Familienbilder und erzählt vom Alltag, der harten, alltäglichen Arbeit sowie den Sorgen seiner Figuren. Dabei gibt es viele Einstellungen, in denen er die Figuren nur anschneidet, fast so, als wollte er zeigen, dass er auch mit seinem Film nur einen Ausschnitt zeigt. Er verweigert dem Zuschauer, alles zu zeigen. So gibt es eine Szene, in der Stan mit einem Freund am Tisch sitzt. Im Hintergrund ist Hundegebell zu hören, doch die Kamera bleibt unbeirrt auf den Tisch gerichtet. Burnett kann die Stille aushalten. Er erzählt am meisten, wenn die Figuren gar nichts sagen. Unterstützt wird das Ganze von den harten Schnitten und der musikalischen Untermalung. Diese war der Grund, dass der Film erst nach 30 Jahren seine Weltpremiere feiern durfte. Die ungeklärten Musikrechte sorgten dafür, dass die Verleiher abwinkten. Charles Burnetts "Killer of Sheep" ist eine eindrucksvolles Produkt des schwarzen amerikanischen Filmschaffens.
Heike Maleschka/Filmreporter.de
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2024