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Große Vögel, kleine Vögel

Große Vögel, kleine Vögel

Originaltitel
Uccellacci e uccellini
Regie
Pier Paolo Pasolini
Darsteller
Totò, Ninetto Davoli, Femi Benussi, Umberto Bevilacqua, Renato Capogna, Alfredo Leggi
Kinostart:
Deutschland, am 10.12.1969 bei
Genre
Komödie
Land
Italien
Jahr
1966
FSK
ab 16 Jahren
Länge
91 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Perfekt inszenierte Filmparabel über den Glauben
Der Anblick der zwei Gestalten ist wirklich sonderbar. Ein Vater (Totò) im schwarzen Anzug und elegantem Regenschirm. Sein Sohn Ninetto (Ninetto Davoli) gibt sich mit seiner kurzen Lederjacke und den enger Hosen eher lässig. Merkwürdig ist auch die Ziellosigkeit, mit der die beiden durch die Straßen streifen. Doch sie bewegen sich zielstrebig voran, als wäre das Spazieren gehen Ihr Ziel.

Nach einigen zufälligen Begegnungen verlassen sie die bebaute Gegend und begeben sich auf eine kleine Landstraße. Hier gesellt sich ein sprechender Rabe zu den Reisenden. Anfangs bietet die Gesellschaft des Vogels eine nette Abwechslung in der Einöde. Im Laufe der Zeit beginnen seine Fragen jedoch immer störender zu werden. Um sich besser verständig zu machen, erzählt der Rabe die Geschichte von den kleinen und den großen Vögeln. Eine Parabel vom heiligen Franziskus und seiner religiösen Berufung, den Spatzen und Falken das Evangelium zu predigen.
Regisseur und Drehbuchautor Pier Paolo Pasolini erzählt seine Geschichte auf dem Matthäus-Evangelium. Mit leichtem Humor räsoniert er über die Stützen der Gesellschaft: der Kirche und die anderen Institutionen der gesellschaftlichen Macht. Pasolini machte keinen Hehl aus seiner linken politischen Gesinnung. Die Fabel von den großen und kleinen Vögeln ist zugleich Karikatur und Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Strukturen Italiens. Jedoch erspart sich der Filmemacher den erhobenen Zeigefinger.

Die mit leichter hand inszenierte Komödie erinnert in ihrer Optik an Charlie Chaplins Filme, nicht zuletzt dank dem genialen Schauspiel des Altmeisters der italienischen Komödie, Totò. Tanzeinlagen und dokumentarische Szenen von der Beisetzung des italienischen Kommunistenführers Palmiro Togliatti lockern die die Rahmenhandlung auf. Pasolini spielt gerne mit den Klischees der Filmbranche. So werden Vorspann und Abspann der Komödie vorgesungen. "Große Vögel, kleine Vögel" ist eine tiefgründige, und zugleich aberwitzige Beobachtung der italienischen Gesellschaft der 1960er Jahre.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
2024