Basis Filmverleih
Transit

Transit

Originaltitel
Transit
Regie
Angela Zumpe
Kinostart:
Deutschland, am 30.09.2010 bei Basis-Film Verleih
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2010
Länge
80 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Rebellische Jugend gegen die konservative BRD
Das Jahr 1968 ist eine Periode des Tumults - nicht nur im geteilten Deutschland. In der gesamten sogenannten Westlichen Welt begehrt die Jugend gegen den Mief und die verkrusteten Moralvorstellungen der Elterngeneration auf. Während einige Radikale sich gewaltsam den idealen Staat und die ideale Gesellschaftsform erkämpfen wollen, wählen andere einen gemäßigten Weg um ihrer Protesthaltung Ausdruck zu geben. Sie verlassen die Bundesrepublik Deutschland (BRD), um in der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ihr Glück zu finden.

Unter den enttäuschten Jungen ist auch der damals 21-jährige Reinhard Zumpe. Auch er bekennt sich zum Sozialismus und nimmt damit auch eine Haltung gegen seinen konservativen Vater, einen evangelischen Pfarrer, ein. Der Kontakt zur Familie bricht ab, wenige Monate später ist Reinhard tot. Sein Freitod gibt viele Rätsel auf. Was waren seine Beweggründe, als er die Bundesrepublik verließ, was ist ihm im Osten wiederfahren? Das sind die Fragen, die Reinhards Schwester Angela Zumpe 40 Jahre nach seinem Ableben interessieren. Für ihren Dokumentarfilm "Transit" begibt sich die Regisseurin auf Spurensuche nach ihrem Bruder. Sie begegnet Menschen, die wie Reinhard damals in den Osten gingen und fragt sie nach den Gründen für ihre Entscheidung.
Reinhard Zumpe kehrt wenige Monate nach seiner Auswanderung, kurze Zeit vor seinem Tod wieder in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) zurück, wo er sich aus dem vierten Stock eines West-Berliner Mietshauses in die Tiefe stürzt. Angela Zumpe interessiert sich in ihrem Film nicht nur für die Beweggründe ihres Bruders den Freitod als letzten Ausweg zu wählen, sie möchte auch andere Lücken aus dem Leben ihres Bruders schließen. Wo ist Reinhard in der DDR gewesen und wann ist er warum zurückgekehrt? "Irgendwie ist er wieder nach West-Berlin zurückgekommen", so die Regisseurin. Doch was hat ihn dazu getrieben, das ist eine weitere von vielen Fragen, der sie nachgeht.

Von ihren Eltern konnte sie keine Auskünfte erwarten. Diese waren nicht nur fassungslos über die Entscheidung ihres Sohnes, nach seinem Selbstmord war Reinhard, wie Zumpe sagt, "ein regelrechtes Tabuthema für meine Eltern. Erst Jahrzehnte später, nach ihrem Tod, konnte ich wieder unbefangen an Reinhard denken...". Ein lückenloses Bild über die wenigen Monate der Abwesenheit ihres Brudes kann die Regisseurin zwar nicht zeichnen, auch nicht ob sein Freitod politische oder persönliche Gründe hatte. Doch eine Ahnung von dem Gefühl, das die Idealisten nach der Begegnung mit dem verheißungsvollen Land erschlichen hatte, ergibt sich allemal. Es ist das Gefühl der Enttäuschung, die sich mit der Erkenntnis einstellte, die eigenen Ideale und Visionen mit der Wirklichkeit nicht vereinbaren zu können. Sie hätte sich gewünscht, dass ihr Bruder in der DDR glücklich war, so Zumpe. "Dass er seinem Leben so kurz nach seiner Übersiedlung ein Ende setzte, lässt etwas anderes vermuten".
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Galerie: Transit
In ihrer Dokumentation "Transit" begibt sich Regisseurin Angela Zumpe auf die Spur ihres 1969 verstorbenen Bruders. Dieser ging wenige Monate zuvor...
2024