Salzgeber & Co. Medien
Vaterlandsverräter

Vaterlandsverräter

Originaltitel
Vaterlandsverräter
Regie
Annekatrin Hendel
Darsteller
Paul Gratzik, Sascha Anderson, Renate Biskup, Gabriele Dietze, Philipp Etzel, Ernstgeorg Hering
Kinostart:
Deutschland, am 20.10.2011 bei Salzgeber & Co. Medien
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2011
FSK
ab 0 Jahren
Länge
102 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Dokumentation über einen umstrittenen Künstler
In "Vaterlandsverräter" hat sich Regisseurin Annekatrin Hendel der schwierigen Aufgabe gestellt, das Porträt eines Mannes zu zeichnen, der sich strikt weigert über ein wichtiges Kapitel seines Lebens Auskunft zu geben. Der Schriftsteller Paul Gratzik arbeitete seit Anfang der 1960er Jahren als IM für das Ministerium der Staatssicherheit der DDR, doch vor der Kamera möchte er über diese Funktion nicht sprechen. Und doch ist ein ganzer Film über Gratzik entstanden.

Es ist das Porträt eines Menschen, der sich von der Gesellschaft abgesondert hat und in der Uckermark "knienden Herzens ein seliges Ende erwartet" (Gratzik). Gemeinsam passieren Hendel und Gratzik die Stationen eines wechselhaften Lebens, wobei die Regisseurin auch das alltägliche Leben des Schriftstellers in den Fokus rückt. Neben Gratzik lässt Hendel auch Freunde, Kollegen, seine Kinder und sogar eine verflossene Liebe zu Wort kommen. Das Ergebnis ist nicht nur das das Portrait eines widersprüchlichen Menschen, den man gleichzeitig "verfluchen und gern haben muss" (Presseheft), sondern auch das einer ganzen Epoche.
Die im Presseheft apostrophierte Beschreibung eines Menschen, den man gleichzeitig mögen und verfluchen muss, untermauert die künstlerische Intention der Regisseurin und das ästhetische Programm der Dokumentation. Annekatrin Hendel ging es nicht um die Enthüllung einer verborgenen oder verschwiegenen Wahrheit oder der detaillierten Verstrickung eines Menschen und Künstlers in einem politischen Netzwerk. Erst rechtwollte sie ihr Porträt nicht mit einer Anklage dieses Menschen, seinen Lebensentscheidungen und Weltanschauungen verbinden.

Der im Titel definierte Vorwurf darf nicht wörtlich verstanden werden, sondern muss als Wiedergabe einer Allgemeinmeinung verstanden werden. Hendel rückt in "Vaterlandsverräter" einen Menschen ins Bild, der durch und durch zerrissenen und in Widersprüchen zu Hause ist. Sie zeigt einen Künstler, der "Geschichte wohl nie harmonisch erfahren" und die Energien seines Lebens und seiner Kunst aus der Entzweiung der Dinge gewonnen hat" (Hendel).
Willy Flemmer, Filmreporter.de
 
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Vaterlandsverräter
2024