Sturz ins Leere

Sturz ins Leere

Originaltitel
Touching the Void
Regie
Kevin Macdonald
Darsteller
Ollie Ryall, Nicholas Aaron, Brendan Mackey, Richard Hawking, Simon Yates, Joe Simpson
Kinostart:
Deutschland, am 29.04.2004 bei Kinowelt Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 29.04.2004 bei Pathé Films
Genre
Dokumentarfilm
Land
Großbritannien
Jahr
2003
FSK
ab 12 Jahren
Länge
106 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Joe Simpson (Brendan Mackey) und sein Freund Simon Yates (Nicholas Aaron) wollen das menschlich Mögliche neu definieren. 1985 besteigen sie als erste die Westwand des 6.356 Meter hohen Siula Grande in den peruanischen Anden. Die Bergsteiger beginnen ihr Abenteuer unter gefährlichsten Bedingungen. Eine Art Pulverschnee, eine Besonderheit der Anden, erschwert den Aufstieg beträchtlich. Nach dreieinhalb Tagen haben sie es dennoch geschafft den bislang unbestiegenen Gipfel zu erklimmen. Wer es nach oben geschafft hat, kommt auch wieder herunter. So lautet eine Bergsteigerwahrheit und so denken auch sie. Doch die wahren Probleme liegen erst vor ihnen. Das Gas für die Kocher geht ihnen aus, sie benötigen am Tag jedoch vier bis fünf Liter Flüssigkeit, um nicht zu dehydriern. Dazu muss der Schnee geschmolzen werden, ihn nur zu essen, reicht einfach nicht, die Männer würden beim essen zu sehr abkühlen. Das bleibt aber nicht die einzige Katastrophe. Während Joe versucht, mit seinem Eispickel Halt zu finden, stürzt er ab. Sein Kniegelenk ist zerschmettert. Auf solch einer Gewalttour gleicht ein derartiger Unfall einem Todesurteil. Doch Simon gibt nicht auf, er lässt seinen Gefährten nicht allein auf dem Berg zurück. Ohne sich selbst zu sichern, bindet er beide Seile zusammen und lässt Joe den Abhang herunter. Die Wetterbedingungen sind schlecht, es schneit und die Sicht ist miserabel. Die zweite Katastrophe bleibt nicht aus. Joe stürzt über einen verborgenen Abhang und bleibt hilflos in der Luft hängen. Simon weiß nicht, was ertun soll. Eine volle Stunde hält er das Seil, bis sein Stand instabil wird. Um selber zu überleben, muss er eine schwere Entscheidung treffen. Er schneidet das Seil durch und sein Freund Joe fällt in die Tiefe. Simon seilt sich ab und erkennt, das Joe in eine Gletscherspalte gefallen sein muss. Er hält seinen Freund für tot. Im Basislager machte er sich die größten Vorwürfe, Joe im Stich gelassen zu haben. Währenddessen kämpft Joe, der den Sturz wie durch ein Wunder überlebt hat, um sein Überleben.
Ware Geschichten sind oft nicht nur die dramatischsten, sondern auch die Unglaubwürdigsten. Joe Simpson hat seine Erlebnisse in einem Buch festgehalten, hierauf basiert die Dokumentation von Kevin Macdonald. Die Entscheidung über das Erlebte ein Buch zu schreiben, traf Joe Simpson erst lange nach seiner Rückkehr aus den Anden. Die Öffentlichkeit reagierte geschockt über die Tatsache, dass Yates das Seil durchgeschnitten hatte. Das Buch sollte Simon entlasten. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Versuche, das Abenteuer zu verfilmen. Tom Cruise war für die Hauptrolle im Gespräch. Regisseur Kevin Macdonald entschied sich schließlich für eine Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm. Mit Brendan Mackey und Nicholas Aaron wurden Darsteller gefunden, die den Extrembergsteigern ähnlich sahen, damit die feine Balance zwischen Fiktion und realen Szenen gehalten werden konnte. Für die drei Drehabschnitte musste das Filmteam teilweise schwere Strapazen hinnehmen. Die dünne Luft am Siula Grande machte der gesamten Crew zu schaffen. Simpson und Yates kamen wegen der Dreharbeiten das erste Mal an den Schauplatz der Tragödie zurück, was für beide eine emotionale Prüfung bedeutete.
Julia Stoll, Filmreporter.de
2024