Concorde Filmverleih
Der menschliche Makel
Von der Bedeutung der Hautfarbe
Feature: Die Farbe der Lüge
Ein Film, zwiegespalten wie seine Hauptfigur. Coleman Silk (Sir Anthony Hopkins) ist ein alternder Universitätsprofessor, der es weit gebracht hat. Vor allem wenn man bedenkt, dass er eigentlich schwarzer Abstammung ist und es in den 40er Jahren nur dank seiner Hellhäutigkeit nicht von der damals üblichen Rassendiskriminierung betroffen war. Coleman ist so hellhäutig, dass man ihn ohne weiteres für einen weißen, intellektuellen Juden halten kann. Als er sich als junger Mann bei der Armee einschreibt, muss er ein Feld mit seiner Rassenzugehörigkeit ankreuzen. Coleman kreuzt "weiß" an, von da an beginnt sein Aufstieg durch die sozialen Schichten. Als Schwarzem wäre dieser niemals möglich gewesen.
erschienen am 11. 12. 2003
Concorde Filmverleih
Ungleiches Paar: Sir Anthony Hopkins und Nicole Kidman in: Der menschliche Makel
Heute sieht sich der Mittsechziger ausgerechnet mit der Anschuldigung konfrontiert, zwei schwarze Studenten beleidigt zu haben. Coleman steckt in einem klassischen Dilemma: Die Anschuldigung, ohnehin nur dem falschen Sprachverständnis weniger belesener und neidischer Kollegen entsprungen, könnte er leicht widerlegen, wenn er nur seine wahre Identität aufdecken würde. Aber Coleman zieht es vor, Stillschweigen zu bewahren und von der Uni verwiesen zu werden. Als seine Frau am Schock über die Entlassung stirbt, sucht Coleman den Schriftsteller Nathan Zuckerman (Gary Sinise) auf, er bittet ihn, aus Rache an seine Kollegen ein Buch über seine Erlebnisse zu schreiben - und so mit der Verlogenheit des Universitätsbetriebes und der Gesellschaft selbst abzurechnen.

In einem großen Dilemma steckt aber nicht nur Coleman Silk, sondern auch der Film. "The Human Stain" basiert auf dem Bestseller des amerikanischen Autors Philip Roth und - um es vorwegzunehmen - ist durchaus sehenswert. Hauptdarsteller Anthony Hopkins, der wie ein guter Wein im Alter immer besser zu werden scheint, füllt die Geschichte mit seiner zurückhaltenden und dennoch ausdrucksstarken Performance. Aber die schwarze Abstammung will man selbst dem Ausnahmetalent Hopkins nicht so recht abnehmen. Vor allem, nachdem man Coleman in einigen Rückblenden als aufwachsenden hellhäutigen Afro-Amerikaner zu sehen bekommt, der auch in seine schwarze Familie nicht hineinpassen will. Der junge Coleman hält bereits in seiner Jugend seine Abstammung streng geheim. Als er seine weiße Freundin bei der ersten Familieneinladung mit seiner schwarzen Identität schockt, wird diese von Wentworth Miller überzeugend gespielt. Nur will man nicht so recht glauben, dass später eben jener Coleman aus ihm wurde, den Hopkins verkörpert - weil sich die beiden nicht nur vollkommen unähnlich sehen, sondern auch vollkommen anders sprechen.
Ein farbiger Anthony Hopkins in: Der menschliche Makel
Nicht zuletzt durch das Problem der Hautfarbe, dass die Buchvorlage thematisieren kann, ohne selbst von der Problematik betroffen zu sein, hat sich "Der menschliche Makel" schon bald den Ruf der Unverfilmbarkeit eingehandelt. Regisseur Robert Benton belehrt die Kritiker und Schwarzseher allerdings eines Besseren: Er raubt dem subtilen und doch bissigen Plot von Philip Roth zwar seine Dreckigkeit, packt ihn dafür aber in klare und einnehmende Bilder.

Neben Anthony Hopkins kann sich Benton mit Nicole Kidman auf eine weitere Darstellerin verlassen, die mit ihrer Präsenz alle Schwächen des Films vergessen lässt. Sie spielt eine vereinsamte, unbelesene und von ihrem Ex-Mann bedrohte White-Trash-Putzfrau, die Coleman auf seine alten Tage verführt und mit ihm eine Viagra-gestützte Affäre beginnt. Zwei Menschen, die beide mit ihren Schicksalen nicht so recht klar kommen, die eigentlich aus völlig unterschiedlichen Klassen stammen - und sich dennoch gegenseitig stützen, Gesellschaft leisten und helfen können. Kidman kann seit einiger Zeit machen was sie will - sie wählt immer die richtigen Rollen in den richten Filmen. So hinterlässt "Der menschliche Makel" letztlich zwar nicht den Eindruck eines makellosen Filmereignisses. Aber mit seiner höchst ironischen Geschichte und seinen brillanten Hauptdarstellern ist er schon jetzt ein ernsthafter Aspirant für die Oscar-Verleihung im kommenden Frühjahr.
erschienen am 11. Dezember 2003
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Robert Benton kann sich bei seiner Bestseller-Verfilmung auf ein breites Staraufgebot stützen. Coleman Silk (Sir Anthony Hopkins) lebt seit vielen Jahren als angesehener Universitätsprofessor. Doch der 71-Jährige hat einen kleinen Makel, er ist afroamerikanischer Herkunft, auch wenn man ihm das nicht ansieht. Coleman hat seine Herkunft seit langem verleugnet. Eine angeblich rassistische Bemerkung von seiner Seite lässt seine Lebenslüge und sein Lebensglück zugleich kollabieren. Philip-Roths..
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