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Asia Filmfest 2005
Hühnerväter, Goblins und Polizeigötter
Asia Filmfest 2005
Am Sonntag, dem 23. Oktober 2005 ging das Asia Filmfest 2005 in München zu Ende. Vom 27. bis 30. Oktober geht es in Frankfurt im Kinopolis Main-Taunus in die zweite Runde. Mit 25 Filmen aus Fernost und einer Retrospektive für Hongkongs Actionmeister John Woo nahm das Programm an Vielfalt und Umfang gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich zu.
25. Okt 2005: Beim 2. Asia Filmfest trieben die Veranstalter Armin Schmidt und Manuel Ewald ihren Expansionskurs voran: doppelt so viele Filme, zwei Tage länger, mit Frankfurt eine neue Stadt auf dem Tourplan und große Pläne für die Zukunft. Dazu eine Kurzfilmrolle sowie eine Retrospektive für John Woo ("Mission: Impossible 2"), der mit seinen "Heroic Bloodshed"-Filmen den Stil des Hongkong-Actionkinos entscheidend geprägt hat. Thomas Gaschler, Intimus und Autor des Buchs "Woo", hielt einen profunden Vortrag über Biographie und Werk des Regisseurs, dessen Filme wie "The Killer" und "Bullet in the Head" nicht nur bei Cineasten Kultstatus genießen.

Die Premieren sollten die Filmvielfalt Asiens spiegeln, blieben aber weitgehend auf Varianten der populären Genres Action, Komödie und Horror festgelegt. Die Spannbreite reichte vom 8-Minüter, der rabiat das Bollywood-Biz glossierte bis zur asiatischen Version des Klassikers "Spuren im Sand": "Tokyo Godfathers" (Kinostart 17.11.2005), dem einzigen Anime im Programm. Hohen Arthausansprüchen genügten nur das herbe Landschaftsgedicht "Kekexili - Mountain Patrol" (Kinostart 8.12.2005) und Shinya Tsukamotos Memento Mori "Vital", mit dem der Japaner weiter in der Weltliga des Kunstkinos spielt. Weit mehr Platz bekamen Trash und Exploitation, von denen immerhin der Thailändische Vollgas-Splatstick "Sars War" (DVD-Start 20.12.2005) Mitternachts-Spaß in höchster Vollendung bot.

Während der schwache "Azumi 2" und der zähe "The Great Yokai War" als Eröffnungs- und Abschlussfilm enttäuschten, fanden sich zwischendurch genügend Entdeckungen, etwa im Asia Fokus: Das aufwühlende Kriegsdrama "Taegukgi" (Kinostart kurzfristig auf unbestimmt verschoben), das man als koreanische Antwort auf "Saving Private Ryan" bezeichnen könnte, begeisterte als handwerklich erstklassiges Kinoereignis mit Massenappeal. Oder das Schauerstück "Marebito" (bereits auf DVD erschienen) von "Ju-on: The Grudge"-Regisseur Takashi Shimizu, der in finsteren Bildern das obskure Grauen H.P. Lovecrafts beschwört.

Dem Bollywood-Hype Rechnung trug man mit dem indischen Oscar-Beitrag "Black", der, obwohl ohne die obligatorischen Musicalnummern, hemmungslos manipulativ auf die Tränendrüse drückte. Ein Wagnis, immerhin. Zu oft verließ man sich nämlich auf vermeintlich sichere, anspruchslose Unterhaltung, wie etwa Miike Takashis "The Call" (Kinostart: 3.11.2005), der im Fahrwasser von "The Ring" viele Schocks, aber wenig Esprit bereit hielt.

Dafür ragten gleich drei schräge Komödien heraus, neben "Survive Style 5+" und "Citizen Dog" ganz besonders "Kamikaze Girls", ein Rokoko-Popmärchen auf den Spuren von Jane Austens "Emma", der mit Poesie und Kreativität Walzer tanzt. Am liebsten von Johann Strauß.
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2024