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Filmkritik zu Yves Saint Laurent - 10.05.2014 14:06

War es ein Zufall, dass das Kinopublikum hauptsächlich aus Damen jenseits der 60 bestand? Für sie waren die im Film gezeigten Modeschauen offenbar reine Nostalgie, wie man am Gemurmel bei der Mondrian-Kollektion und den das Popcorntütengeraschel übertönenden Ausrufen \"Das waren noch Mannequins, keine Models!\" und \"Ihm verdanken wir den Hosenanzug!\" feststellen konnte. Im Film verspricht Saint-Laurents Lebensgefährte den Journalistinnen einen Blick hinter die Kulissen der Haute Couture. Leider blieb er dem Kinopublikum versagt, und die Modenschauen hinterließen das Gefühl, in alten vergilbten Journalen zu blättern (unterstützt durch die Sepia-Farben). Wunderschön, aber irgendwie unverbindlich. Um die Nostalgie zu bremsen und wohl auch um junges Publikum zu gewinnen, nehmen die homosexuellen Szenen einen immer breiteren Raum ein - YCL schien auf seine Homosexualität und seine Drogenabhängigkeit (lebenslange Folge der medizinischen Behandlung eines Nervenzusammenbruchs in jungen Jahren) reduziert zu werden, was der Magie dieses Mannes und seiner Bedeutung für die Geschichte der Mode nun wirklich nicht gerecht wird. Sehenswert ist der Film aber allemal - schon dank des überragenden Pierre Niney in der Titelrolle.


Filmkritik zu Philomena - 19.03.2014 13:05

Will man Judi Dench in einer weiteren Glanzrolle sehen, hier ist der Film! Hinreißend in ihrer konsequenten Naivität und Wahrhaftigkeit, bestens kontrastiert vom intellektuellen Journalisten einer anderen Generation. Die beiden Protagonisten spielen ihre Rolle sehr aktiv, stellen den Inhalt des Films durchweg in sehr überzeugender Weise dar. Offenbar war die kath. Kirche in Irland in diesem Punkt eine Art Ersatzstaatsgewalt, die mit konservativ-katholischen Regeln über elementare bürgerliche Positionen entschieden hat. Das wirft die Frage über Zwangsadoptionen in Irland damals und heute auf. Antiklerikal, am Ende überspitzt, alt-testamentarisches Sündenbild, zu plakativ in der Herzlosigkeit der ältesten Sr. Hildegard. Auflösung wäre gefragt gewesen, indem etwa die jüngere oder mittlere Schwesterngeneration am Ende bekennt, an diesem Schweigekartell mitgewirkt zu haben und schließlich ihr Versagen eingesteht.


Filmkritik zu Jane Eyre - 12.12.2011 06:33

diesen Film habe ich sehr genossen. Feine Inszenierung, ruhige Einstellungen, typische Inselfarben. Der Film kommt mit wohltuender Distanz daher, nicht zu pathetisch, nicht kitschig. Na ja, nicht so selbstverständlich, geht es doch um große Gefühle, um eine beinahe ausweglose Liebesgeschichte im puritanischen England der Königin Victoria. Im Kontrast zur reduktiven Klarheit sind die psychodramatischen und die schaurigen Elemente recht stark betont. Überwiegend imponierend die junge australische Newcomerin Mia Wasikowska, stark begleitet von Judy Dench, Michael Fassbender, Jamie Bell. Werde in den Tagen "zwischen den Jahren" mal bei Charlotte Bronte nachlesen...


Filmkritik zu Il Divo - Der Göttliche - 16.05.2009 23:28

Zu Beginn der neunziger Jahre geht er auf seine 7. Amtszeit als Ministerpräsident zu: Giulio Andreotti, seit vier Jahrzehnten an der Macht in Italien, unaufhaltsam, unergründlich, gelassen, ohne Respekt vor nichts und niemandem. Er ist jetzt um die 70 und eigentlich ein Fall für die Gerontologen. Während in Rom alle schlafen, arbeitet er jedoch Tag und Nacht, schreibt Bücher, führt ein mondänes Leben leben und - betet. „Ich rede mit dem Pfarrer, der wählt, Gott aber nicht.“ Seine treuen Wähler - darunter auch so mancher Mafioso - erhalten Audienz, er bietet ihnen kleine Geschenke an, gibt den treu sorgenden Padrone. Die Ermordung des Journalisten Pecorelli oder des Bankiers Sindona scheint ihm nicht so sehr den Schlaf zu rauben als der Mord an Aldo Moro. Als Familienmensch gibt sich dieser Politiker kaum zu erkennen, das könnte ja zu Emotionen verführen. Andreotti wird von Toni Servillo ganz hervorragend darstellt. Die Musik ist in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit das belebende Element der ausgezeichneten Regiearbeit des sehr jungen Paolo Sorrentino.


Filmkritik zu Stilles Chaos - 15.02.2009 20:54

Ein ungeheuer anrührender Film, der einen in ständiger Spannung hält, da diese Art, Trauer nicht zu verarbeiten und nicht einmal zuzulassen, als extrem "chaotisch" empfunden wir. Man erwartet ständig den großen Zusammenbruch. Die Spannung löst sich in einer reichlich heftigen Sexszene, die wohl dem Regisseur stimmiger vorkam als den Zuschauern (und einen an der FSK zweifeln läßt, die diese Szene für Jugendliche ab 12 geeignet fand). Leider hat der Regisseur auch nicht den Mut zur Stille: Die ergreifendsten Momente werden durch eine erschreckend banale Filmmusik geradezu "zugemüllt" - schade. Trotz allem: Unbedingt anschauen! CC


Filmkritik zu Pazar - Der Markt - 26.01.2009 02:06

Ben Hopkins nennt ihn "eine tragische Handelskomödie". Wir sahen darin eher eine wunderbar menschliche Geschichte, trotz aller kulturellen Brüche, die wir als Zuschauer ja selber hinein bringen. Was wissen wir schon von dem Leben in der Osttürkei? Ein naiver Klein-Schwarz-Händler lebt von der Beschaffung all der vielen Dinge, die sich seine Kunden so wünschen. Er verspricht und hält, bis er mit seiner ihn allzeit beherrschenden Sehnsucht auf das große Glück über sich selbst stolpert: er missbraucht das Vertrauen einer Ärztin - für das örtliche Krankenhaus soll er Impfstoff für Kinder besorgen - und legt das Geld erst mal für sich an, um endlich einen kleinen Laden zu öffnen. Seine wunderschöne, mit dem dritten Kind schwangere Frau ist stolz auf ihn und glaubt an ihn. Wenn da nicht die lokale Mafia wäre, die ihn aufmerksam beobachtet und auf Schritt und Tritt verfolgt... In wunderbaren Bildern kommt diese Erzählung daher, eine Mixtur aus orientalischem Märchen und moderner Tragikomödie. Auf jeden Fall ein gelungenes Zusammenspiel in der Entstehung des Filmes: deutsch-britisch-türkisch-kasachischen Koproduktion, der Regisseur ein Engländer, die Produzentin iranisch-stämmig, die Schauspieler aus der Türkei.


Filmkritik zu Die Klasse - 23.01.2009 02:33

Sehr beeindruckt war ich von "Die Klasse". Vor allem scheint mir in diesem Film die Synchronisation erstaunlich gelungen. Ich bin keine Fachfrau für Jugendslang, aber die Sprache erschien mir sehr authentisch! Auch ohne eigentliche Handlung war der Film sehr spannend. Aber im Grunde deprimierend: Da ist dieser Lehrer voller Ideale, der mit einer Problem-Klasse kämpft und sich aufreibt, aber im Grunde von seinem Stoff nicht allzuviel vermitteln kann. Kein Wunder, daß er ab und zu die Nerven verliert und sich dadurch selbst angreifbar macht. Und trotzdem muß man den Film (und den Lehrer) positiv sehen: Es ist ein Kampf gegen die Resignation. C. C. Ninia


Filmkritik zu Buddenbrooks - 23.01.2009 02:32

Von den "Buddenbrooks" scheinen alle begeistert zu sein. ich frage mich nur, ob sie das Buch gelesen haben. Letztendlich muss sich der Film doch an der Vorlage messen lassen. Und Thomas Mann ohne Sprache und ohne Ironie, nur auf die Handlung zurückgenommen, wird zum ziemlich belanglosen, leicht melodramatischen Bilderbogen (unterstützt durch reichlich verwendete und höchst überflüssige Ansichten des Holstentors). Die Dialoge glänzen nicht gerade durch Sprachwitz, die Personen sind entweder total überzeichnet oder schlicht langweilig. Vom Charme des Buches ist wirklich nichts zu spüren. Und statt der Wagnerschen "Leitmotive", die Thomas Mann so wunderbar eingesetzt hat, wird eine wirklich erschreckend banale Filmmusik eingesetzt. Man kann nur hoffen, dass der Film wenigstens eines bewirkt - dass nämlich viele Leute das Buch lesen. Cl. C.

2024