Tatjana Niezel/Ricore Text
Daniel Brühl
Ewiger Nachwuchsschauspieler?
Starfeature: Daniel Brühl in der Schublade
Obwohl ihm schon im Jahr 2001 mit "Good Bye, Lenin!" und "Das weiße Rauschen" der Durchbruch gelingt, wird Daniel Brühl immer wieder als Nachwuchstalent bezeichnet. Diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein. Im Gegensatz zu anderen Kollegen, denen eine große Zukunft prophezeit wurde, hat Brühl den Status des verheißungsvollen Talents erfolgreich hinter sich gelassen. Heute zählt er zu den gefragten Darstellern im deutschsprachigen Raum.
erschienen am 7. 11. 2010
Verleih
Hannah Herzsprung und Daniel Brühl in Alain Gsponers "Lila, Lila"
Mit "Das weiße Rauschen" (2001) beginnt der Hype. Die Rolle des jungen Abiturienten ist an sich nichts Neues für Brühl, weder zum ersten noch zum letzten Mal spielt er den leicht naiven Helden, der an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht - so auch in "Schule" und "Die fetten Jahre sind vorbei". Nach der Auszeichnung als bester Nachwuchsdarsteller beim Bayerischen Filmpreis bekommt er von den Medien erstmals das Label des aufstrebenden Stars verpasst. In der Schublade wird er noch jahrelang bleiben. So auch 2003, als er mit "Good Bye, Lenin!" dem breiten Publikum bekannt wird, und sich auch international einen Namen macht. Etliche Auszeichnungen sind Anerkennung für seine Darstellung der charismatischen Hauptfigur Alexander Kerner, der seiner kranken Mutter zuliebe nach der Wende den Fortbestand der DDR vortäuscht.
Ottfilm
Daniel Brühl mit viel Wut in "Elefantenherz"
In die Jahre gekommener Jungstar
In der Folge wird Brühls Name stets mit dem Begriff Shooting Star oder Nachwuchsstar gekoppelt. Gewiss, es gibt Schlimmeres, als in diese Schublade gesteckt zu werden. Dass selbst der Spiegel etwas holprig den "31-jährigen Jungstars" bemüht, ist Beleg dafür, wie sehr sich dieses Image manifestiert hat. Natürlich mag ein Schauspieler in diesem Alter den Großteil seiner Karriere noch vor sich haben. Doch wird damit nicht Brühls Leistungen gerecht, das Label spiegelt wohl eher die jugendliche Erscheinung des Schauspielers

Seit Jahren wirkt der Wahlberliner in internationalen Produktionen wie "Der Duft von Lavendel" (2004), "Die Gräfin" oder Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" (beide 2009) mit. In dem Oscar prämierten Thriller "Das Bourne Ultimatum" (2007) steht Brühl ebenfalls auf der Besetzungsliste, bei den Filmfestspielen in Cannes 2006 ist er mit Regisseur Tim Burton Jurymitglied des Kurzfilmprogramms. In den vergangenen Jahren steht Brühl mit internationalen Größen wie Brad Pitt, Steve Buscemi oder Matt Damon vor der Kamera. Die Liste der deutschen Kollegen, die ihre Vita mit vergleichbaren Einträgen schmücken, ist kurz. Zudem gilt Brühl als Publikumsmagnet, Filme mit dem 32-jährigen sind kein Kassengift.
Verleih
Daniel Brühl in: Salvador
Anarchistischer deutscher Katalane
Angesichts dieser Leistung verbieten sich Bezeichnungen wie Nachwuchsstar oder Shootingstar, der gebürtige Spanier hat seine Klasse über die Jahre immer wieder bestätigt. Brühl ist Sohn einer Katalanin und glühender Anhänger des FC Barcelona. Ob Katalane oder Spanier, die Tatsache, dass Brühl iberisches Blut in sich hat und fließend spanisch spricht, ist seiner Karriere förderlich. Für die Hauptrolle in "Salvador - Kampf um die Freiheit", der Geschichte des spanischen Anarchisten Salvador Puig Antich, wurde Brühl mit dem Goya, dem spanischen Filmpreis, ausgezeichnet.

2010 ist Brühl wieder mal mit seinem Freund Jürgen Vogel auf der Leinwand zu sehen: Das Drama "Die kommenden Tage" ist in einer düsteren Zukunft angesiedelt - einer nahen Zukunft, die recht realistisch wirkt. Der Schauspieler verkörpert Aussteiger Hans, der sich nach einer Enttäuschung in die Berge zurückzieht. Im realen Leben denkt Brühl nicht an den Rückzug - ganz im Gegenteil. Als Darsteller ist er 2010 an der Produktion von acht Filmen beteiligt. Und als Nachwuchsstar sollte Daniel Brühl jetzt wirklich nicht mehr bezeichnet werden. Seine Zukunft hat längst begonnen.
erschienen am 7. November 2010
Zum Thema
Daniel Brühl hat sich durch seine Rollenwahl früh den Ruf eines ambitionierten Charakterdarstellers gesichert. Dabei beweist er eine souveräne Uneitelkeit und stellt seine Figuren mit ungeheurer Leinwandpräsenz dar - und das ohne Schauspielausbildung. Salvador - Kampf um die Freiheit". Seine internationalen Produktionen umfassen "Die Gräfin" von Julie Delpy sowie Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds".Benedict Cumberbatch im Biopic "Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt" zu sehen. Im..
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