Barbara Mayr/Ricore Text
William Moseley
William Moseley will hoch hinaus
Interview: "Ich will nicht das Narnia-Kind sein"
William Moseley beschließt schon mit zehn Jahren, Schauspieler zu werden. Er besucht unzählige Vorsprechen, bis ihm schließlich der große Wurf gelingt. Nach einem 18-monatigem Casting wird der zarte Knabe für das Walt-Disney-Epos "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia" engagiert. Im Juli 2008 kämpft er im zweiten Teil der Saga "Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia" erneut gegen das Böse. Mit uns sprach der hübsche Brite über sein 350-Pfund-Auto und seine Zukunftspläne als Regisseur.
erschienen am 26. 07. 2008
Barbara Mayr/Ricore Text
William Moseley
Filmreporter.de: Die Pressetournee für "Prinz Kaspian" ist fast beendet. Sind Sie froh, diesem Öffentlichkeitszirkus zu entkommen?

William Moseley: Ja, irgendwie schon. Es ist schräg: Du drehst sieben Monate einen Film, dann wartest du sieben Monate darauf, dass er fertig wird, und wieder ein halbes Jahr später sprichst du dann darüber. Ich bin jetzt auf jeden Fall bereit für mein nächstes Projekt. Ich freue mich, wieder am Set zu sein.

Filmreporter.de: Was ist Ihr nächstes Projekt?

Moseley: Es ist ein Independent-Film namens "Ironclad" über die Magna Carta. Bei "Die Chroniken von Narnia" war ich immer einer der ältesten Darsteller, jetzt werde ich einer der jüngsten sein. Jonathan English führt Regie, er hat vorher "Minotaur" gemacht.

Filmreporter.de: Alle kennen Sie jetzt als Peter Pevensie aus "Die Chroniken von Narnia", davon müssen Sie sich erst einmal befreien…

Moseley: Ja, genau. Aber man weiß ja nie, was aus der eigenen Karriere wird. Du machst und planst die Dinge, aber du weißt vorher nie, wie sie sich entwickeln.

Filmreporter.de: Verwechseln viele Fans Sie mit ihrem Alter Ego Peter Pevensie?

Moseley: Bei Premieren schreien sie manchmal "Peter! Peter! Peter!". Aber das macht nichts. Es ist mein zweiter Vorname und mein Vater heißt auch so.
Walt Disney
Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia
Filmreporter.de: Ihr Vater ist Kameramann. Hat er Ihre Liebe zum Film geweckt?

Moseley: Ich glaube nicht. Alles fing damit an, dass ich mit zehn Jahren zu einem Vorsprechen ging. Ich hatte vorher noch nie geschauspielert, aber mir hat das sehr gefallen. Und die Leute haben mich darin bestärkt, dass ich das, was mir so viel Spaß macht, weiter mache. Da wusste ich, dass ich Schauspieler werden will. Fünf Jahre später war die Castingagentin von damals auf der Suche nach Schauspielern für "Narnia". Da hat sie sich an mich erinnert und mich zum Vorsprechen eingeladen. Darüber bin ich sehr glücklich und dankbar.

Filmreporter.de: Es hat 18 Monate gedauert, bis Sie die Rolle bekamen.

Moseley: Ja, das war sehr zermürbend und nicht einfach. Es haben sich tausende Kinder und Jugendliche auf die Rollen beworben. Aber wir haben das alles durch gestanden und sehen das im Nachhinein auch etwas entspannter.

Filmreporter.de: Sie und Anna Popplewell haben für die Harry-Potter-Verfilmungen vorgesprochen und haben keine Rolle bekommen. Sie mussten also auch schon mit Misserfolgen umgehen.

Moseley: Das stimmt. Im Alter zwischen zehn und 15 Jahren war ich bei sehr vielen Vorsprechen. Für fünf oder sechs Rollen war ich unter den letzten zwei und habe die Rolle dann nicht bekommen. Das ist schon hart, wenn du dein Bestes gibst und es trotzdem nicht schaffst. Aber "Narnia" war natürlich das größte Projekt, für das ich gecastet wurde.

Filmreporter.de: Anna ist drei Mal durch die praktische Führerscheinprüfung gefallen. Was ist mit Ihnen?

Moseley: Ich habe sie bestanden, aber erst beim zweiten Anlauf.
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Anna Popplewell und William Moseley
Filmreporter.de: Haben Sie sich schon ein Auto gekauft?

Moseley: Ja, einen Ford Fiesta im Wert von 350 Pfund.

Filmreporter.de: Wieso?

Moseley: Ich wollte einfach nicht so viel Geld dafür ausgeben und die Versicherung ist auch billig. Außerdem: Wie sähe das denn aus, wenn ich in meiner Heimatgegend mit einem Porsche oder so herumfahren würde? Die anderen würden mich auslachen und sagen: "Uh, da ist das Narnia-Kind". Das wäre mir peinlich. Zur vollständigen Erfüllung des Klischees müsste ich dann nur noch eine Hollywood-Mütze aufsetzen. Ich spare mein Geld lieber, ich will mir eine Wohnung in London kaufen.

Filmreporter.de: Zieht es Sie nicht nach Amerika?

Moseley: Nein. Ich habe schon acht Monate lang in Los Angeles gelebt und gemerkt, dass das nichts für mich ist. Direkt am Meer in Santa Monica hat es mir schon gefallen. Aber London ist eine gute Investition. Und meine Schwester könnte mit mir wohnen.

Filmreporter.de: Wo wohnen Sie im Moment? Bei ihren Eltern?

Moseley: Momentan lebe ich eigentlich nirgendwo richtig, immer aus dem Koffer. Ich bin wahrscheinlich der glamouröseste Obdachlose überhaupt.

Filmreporter.de: Ist es bei Ihrer Art zu leben, möglich, eine Beziehung einzugehen?

Moseley: Ja. Das kann schon funktionieren, egal, wie die Umstände sind. Früher blieben die Leute auch zusammen, wenn einer im Krieg war und sie sich jahrelang nicht gesehen haben.
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William Moseley mit Ritter
Filmreporter.de: Haben Sie denn eine Freundin?

Moseley: Es gibt jemanden, aber darüber werde ich Ihnen nichts erzählen. Sie ist auf jeden Fall keine Schauspielerin, das fände ich auch nicht gut. Unter meinen Freunden ist auch kein Schauspieler, mein bester Freund ist gerade als Maschinenbauer in Shanghai.

Filmreporter.de: Ist es schwer für Sie herauszufinden, ob es eine Frau ehrlich mit Ihnen meint?

Moseley: Ach, man kann die Leute durch ihre Körpersprache recht gut einschätzen, die verrät sehr viel. Wenn man sich dumm anstellt und sich die Leute aussucht, die einen ausnutzen wollen, kann das natürlich passieren. Man muss den Menschen richtig in die Augen schauen und sehen, wie sie den Blick erwidern. Dann bekommt man einen Eindruck davon, wer einem gegenübersteht. Ich kann mich auch glücklich schätzen, ein ziemlich bodenständiges Umfeld zu haben. Wenn man von vertrauenswürdigen Personen umgeben ist, kann man die nicht Vertrauenswürdigen schnell erkennen.

Filmreporter.de: Haben Sie die privaten Schauspielstunden in New York weitergebracht?

Moseley: Absolut. Dreieinhalb Monate hatte ich meinen eigenen Coach. Das war meine Idee, ich dachte: "Warum nicht besser werden?" Ich habe dann einen anderen Coach in Los Angeles gefunden, der auch sehr gut war. Es ist ja nicht anders als bei Sportlern. Ein Sprinter hat auch einen Coach, der ihn schneller macht.

Filmreporter.de: Wie sind Sie mit dem Druck beim Dreh umgegangen?

Moseley: Unterschiedlich, manchmal war er hilfreich und manchmal nicht. In den Kampfszenen hat er mir geholfen, dann war es eine positive Art von Druck. Den konnte ich gut in Energie umwandeln. Manchmal war er aber auch hinderlich. Zum Beispiel, wenn man eine Szene schnell abdrehen muss. Weil die Sonne gleich untergeht, es gleich regnen wird oder man erst in einer Woche an den Drehort zurückkommt. Man muss eben lernen, angemessen mit dem Druck umzugehen.
Walt Disney
Development Art aus dem Setdesign von "Prinz Kaspian von Narnia"
Filmreporter.de: Was hilft Ihnen, sich in Szenen hineinzudenken?

Moseley: Musik ist sehr gut. Am Set ist immer viel los. Auch wenn man ein Buch liest wird man dauernd von jemandem angesprochen. Da sage ich dann: "Hey, lasst mir bitte fünf Minuten, ich muss mich auf die Szene konzentrieren." Aber wenn man Musik hört ist es, als wäre man in einer anderen Welt. Man sitzt da, hört Bob Dylan und kann sich danach wieder voll konzentrieren. Das ist eine gute Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Andrew Adamson hat auch Musik benutzt, um uns in die richtige Stimmung zu versetzen. Als ich mich im Film bereit für den Kampf mit Miraz mache, spielte er Jesus Walks ein. Da fühlte ich mich wie Rocky, das war sehr cool.

Filmreporter.de: Was ist Ihre Lieblingsszene?

Moseley: Das ist eine ganz kleine. Als ich mit Georgie so da sitze und mich frage, warum Aslan nicht kommt um mir zu helfen. Sie dreht sich zu mir und sagt: "Vielleicht müssen wir ihm zuerst etwas beweisen." Das ist für meinen Charakter ganz entscheidend. Danach verändert sich Peter und stellt sich dem Kampf mit Miraz, um das Leben von Tausenden zu retten. Als wir das drehten, ging es mir nicht so gut. Ich stand unter großem Druck und fühlte mich tatsächlich so ähnlich wie Peter. Die Szene und das Arbeiten mit Georgie wirkte richtig therapeutisch. Georgie und ich fühlten uns da sehr verbunden.

Filmreporter.de: Lässt Andrew Adamson Improvisation am Set zu?

Moseley: Nein, man kann nicht wirklich improvisieren. Wenn man eine Zeile kritisiert, nennt er einem 50 Gründe, warum sie gut ist. Es ist also ziemlich unmöglich mit Andrew über den Text zu diskutieren.

Filmreporter.de: Wie ist denn die Beziehung zu Andrew? Macht man nur seinen Job oder kommt man sich auch näher?

Moseley: Die Beziehung ist schon sehr persönlich, im ersten Film vielleicht noch mehr als im zweiten. Im zweiten Teil musste sich Andrew um zu viele Dinge kümmern. Er ist ein Genie, aber er konnte nie richtig abschalten. Sogar beim Essen hat er immer über den Film geredet. Für uns war es ein bisschen schwer, weil der Kontakt nicht mehr so eng war wie wir es kannten. Er war so damit erfüllt, diesen wunderschönen Film zu machen.

Filmreporter.de: Was raten Sie jungen Leuten, die Schauspieler werden wollen?

Moseley: Man muss fest entschlossen sein und darf nicht aufgeben. Es gibt immer wieder Rückschläge, aber danach muss man sich wieder aufrappeln, weiter machen und weiter an sich arbeiten. Natürlich nur, solange es einem Freude macht. Aber solange es das tut, sollte man weitermachen.
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William Moseley
Filmreporter.de: Ihre Kollegin Anna hat ein Studium angefangen. Wäre das auch etwas für Sie?

Moseley: Ich denke nicht, das ich dazu geeignet bin. Ich bin froh, dass ich meinen Schulabschluss in der Tasche habe. Wegen der Dreharbeiten musste ich ein Jahr wiederholen, weil ich so lange weg war. Das war mir auch sehr wichtig. Wenn ich irgendwann herausfinde, dass die Schauspielerei doch nichts für mich ist, werde ich vielleicht doch noch studieren.

Filmreporter.de: Ist es schwer, Freundschaften und Beziehungen aufrecht zu halten, wenn man so viel unterwegs ist?

Moseley: Es ist schon schwer, besonders weil ich nicht bei Facebook bin. Die meisten meiner Freunde sind da, aber ich mag das nicht. Ich halte es auch für gefährlich, besonders für Kinder. Das ist ein System, das sehr stark in die Privatsphäre eindringt. Man kann so viel über Menschen herausfinden, die man gar nicht kennt. Ich finde das beängstigend. Ich schreibe lieber E-Mails oder telefoniere.

Filmreporter.de: Würden Sie gerne einmal Regie führen?

Moseley: Ja, da würde ein Traum für mich wahr werden. Ich müsste dafür aber ein Projekt finden, das mich bewegt und mit dem ich mich sehr verbünden fühle. Vielleicht müsste ich dafür selbst etwas schreiben, etwas, wofür ich eine große Leidenschaft besitze. Stanley Kubrick ist mein Lieblingsregisseur. Ich mag Filme, in denen es mehrere Realitäts-Ebenen gibt, wie es auch ein bisschen bei "Narnia" der Fall ist. Es gibt eine Vermischung von Realität und Fantasiewelt. "Science of Sleep ‑ Anleitung zum Träumen" und "Being John Malkovich" sind auch so. Ich mag Filme, über die man nach dem Anschauen noch weiter nachdenkt. Deshalb liebe ich Stanley Kubrick so sehr. "2001 - Odyssee im Weltraum" habe ich bestimmt schon zehn Mal gesehen, und "Shining" auch schon vier oder fünf Mal, die sind einfach großartig. Es gibt darin so viele brillante Aufnahmen, so etwas würde ich auch gerne einmal machen.

Filmreporter.de: Vielen Dank für das angenehme Gespräch.
erschienen am 26. Juli 2008
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2024